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Wochenblatt für WM-ruf, Tharaud, Nt-ffen, Sievenlehu und die Umgegenden. Sechster Jahrgang Freitag, den 9- Januar 18^6. 2. Mil König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Rebacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bin diiskr Zellfchrtst «Uchtinl all- Zr-iiag- ->»- Rumm,r. Der Preis für Le» Wcrlcljohrgan, drträgk 1» Sfqr. Säwmlliche Königt. Pssiämtir dt« Jnlanves nebnitn Bestcllungen vorauf an. Btka»nrniach»ngen, welche in» nächsten Stück erscheinen fetten, w„» ven ln WilSbruf bi« Montag Abends 7 Uhr, in Tharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr und IN Nossen di« Mittwoch Vormittags II Uhr angenommen. Auch können di« Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Derlongcn durch die Peft «n den Druckort befördert werden, sodaß sie in der nächsten Rümmer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adresse» : ,,an dio Redaction dcS Wochenblattes in WilSbruf," ,,an die Agentur deS Wochenblattes in Tharand," und „an die Wo chenblatts - Expedition in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buckbruckercibesitzer Klinkicht jun. Aufträge und Be- ltellungen an. cklwoige Beiträge , welche der Tendenz Les Blattes entsprechen, satten stets mit großem Dank' angenommen werden. Die Redaktion. Ein Brief, den unsre modernen Hausfrauen nicht hinter den Spiegel stecken sollten. Ein solcher ist bei Otto Klemm in Leipzig er schienen, und zwar aus des genialen Volks- und Lieblingsdichtcrs deutscher Nation, G. A. Bür- gcr's Papieren. Derselbe ist an seine eigne un ordentliche und pflichtvergessene Frau, das soge nannte „Schwabenmädchcn," Elise geb. Hahn, gerichtet, die sich ihm selbst angctragcn hatte und deren Aufführung sür ihn eine endlose Quelle des bittersten Kummers geworden. In diesem jetzt erst zum Vorschein gekommenen Briefe führt er ihr ihre Pflichtvcrgesscnhcit und alle ihre Untugen den so eindringlich zu Gcmüthe, und liefert damit ganz unwillkürlich einen so getreuen Spiegel des zerstrcuungsvollen Lebens unter unsren jetzigen Weltdamen aus dem Mittelstände, daß wir allen Männern, die mit solchem Hauskreuz geplagt sind, gar nichts Besseres rathen können, als sich obigen Brief zu kaufen und ihren lieben Ehehälften vor- zulcsen. Vielleicht fruchtet er bei ihnen mehr, wie bei Madame Elise Bürger, die trotz des Briefes sich gleich blieb, so daß Beide darauf geschieden wurden. Diese Elise ist ja nicht mit der berühmt ge wordenen Molly, Bürgers zweiter Gattin, zu verwechseln, welcher der Dichter seine „Freu den- und Trauerlicdcr" widmete. Bürger lebte bekanntlich zehn Jahre lang in einer höchst un glücklichen Ehe mit der Schwester seiner Molly, für welche er den Zunder der glühcnsten Leiden schaft in seiner Brust trug, als er mit jener vor den Altar trat. Nach dem 1784 erfolgten Tode seiner Gattin ward Molly ein Jahr später vor der Welt Bürgers Frau, nachdem sic es nach dessen eignem Gcständniß und mit Einwilligung der unglücklichen Schwester vor Gott langst gewesen. Doch nur ein Jahr lang sollte sich Bürger ihres auch von der Welt anerkannten Besitzes erfreuen. Nach vier Jahren der Trauer und des Kummers um den Tod des geliebten Wesens kam Bürger ein Gedicht eines Schwabcnmadchens, das, wie es schien, von der Schönheit der Gedichte Bürgers