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Jener aber sprang 'mit einem wilden Satze ihm nach und packte ihn trotz seiner überlegenen Körperstärke voll vor der Brust. „Elender Bube!" rief er. „Die Lüge steht Dir auf der Stirn, mt der Lu mich erniedrigen und Dich erhöhen wolltest, denn sicher dachtest Du beim Aussiuneu derselben noch an Beförderung. Sie soll Dir werden, aber au den Galgen!" „Herr Komnierzienrath," stammelte Mathies leichenblaß, „wahr und loahrhasüg, was ich sagte, habe ich —" „Hinaus Elender!" rief kaum seiner Sinne mehr mächtig, der Komnierzienrath. „Fort, mir aus den Augen, verruchter Bube Du! Bezichte mich, beschuld'ge wen Du willst; nur nach der Reinheit mei- oer Tochter strecke Deine schmutzige Hand nicht aus, sie taste mir nicht an, sonst giebt es einen zweiten Mord hier zu beklagen, und der Ver nichtete bist Du!" Er gab dem Anderen damit einen Stoß vor die Brust, daß die ser rückwärts gegen die Thür taumelte. Sie sprang auf, und Mathies stand mit geballten Fäusten und zähneknirschend auf dem Korridor. In seiner Erregung fiel ihm das nnvermuthete Oeffnen der Thür, die er vorhin fest zugezogen, nicht auf, so wenig wie er daran dachte, den Gang entlang zu blicken, ob Jemand da sei. Er würde sonst die ani den Zehen davonschleichende Gestalt des Büreaudieners Jonas ge sehen und auffällig bemerkt haben, daß derselbe das Taschentuch an die Stirn gedrückt hielt, als wenn er dort einen empfindlichen Stoß bekommen hätte. Aber Mathies sah in diesem Augenblick nur seinen Gegner. Ein ! grünliches Funkeln brach ans seinem Blick, wie aus einem Schlangen- ! äuge, und unter diesen Blick erbebte selbst der Mann, der ihn hinaus- gestoßen hatte. Seine Lippen bewegten sich, als wenn er eine Belei digung, Drohung oder Verwünschung ausstoßen wollte — aber kein Wort kam daraus hervor. Er schüttelte nur die Faust gegen seinen ehemaligen Brotherrn, trat zurück, versetzte der Thür einen Tritt, daß sie schallend in's Schloß fiel und entfernte sich eiligst über Treppe s und Hof nach den Ställen. Etwold sank aber jetzt kraftlos in einen Sessel. Er seufzte tief, s und schwer, indem er murmelte: „Um einen Todfeind reicher!" 3. Kapitel. Eine wichtige Entdeckung. Die Feststellung der Person des Ermordeten hatte auch mit Hülfe j des gesammten Etwöld'scheu Hauspersonals nicht bewerkstelligt werden können. Man hatte sie Alle an Jenen herantreten lassen, aber Keiner gab ein Erkennungszeichen. Jetzt war es Neubert, welcher darauf aufmerksam machte, daß! unter Denjenigen, die dem Fräulein gefolgt waren, sich auch eine Per- ! sönlichkeit befunden hatte, von der man mit einigem Rechte sagen könnte, daß sie von Gott gezeichnet sei. Dieser Fleisch und Blut gewordene j Franz von Moor habe bei seiner zufälligen Besichtigung des Leichnams ! durch eine zuckende Bewegung ein unzweideutiges Erkennungszeichen gegeben, diese Bewegung aber sogleich wieder unterdrückt und sich scheu umgesehen, ob man sie irgendwo bemerkt habe. „Schlauer Weise," vollendete Neubert, „schlug ich sofort mein Auge zu Boden, sah aber unter den verschleierten Wimpern hervor, wie Jener von dem Ergebniß seiues Umblicks sehr befriedigt fchien. Er entfernte sich von dem Thalorte und läßt sich hier nun nicht mehr blicken. Ich forschte so unter der Hand nach ihm und erfuhr, daß er allgemein unter dem Spitznamen „der rothe Mathies" bekannt sei und Herrn Etwold als Kutscher gedient habe. Wegen seiner anarchistischen Prinzipien von diesem entlassen, will er heute noch in's Ausland gehen." „Das wäre!" sagte der Kommissar. „Ich glaube, das sind Ver dachtsmomente genug, um den Burschen einen Besuch auf seinem Zim mer abzustatten. Er wird jetzt gerade mit dem Packen seines Koffers beschäftigt sein. Was meinen Sie, Soltmann?" „Ganz Ihrer Meinung, Herr Kommissar," erwiderte dieser. „Ge hen wir aber nur Einer hinauf, um es recht unauffällig zu mache». Der Bursche darf durch Niemanden von unferem Kommen avisirt werden. Man tritt ohne anzuklopfen herein und thut als ob man sich j in der Thüre geirrt habe. Sein erneuertes Erschrecken oder seine Gleich- s giltigkeit sprechen schon dann genug für oder gegen ihn, um ihn uns zu verrathen." Neubert, als der erste Entdecker der neuen Spur, erhielt den Auf- ! trag hierzu, und die unauffällige Weife, in der er sich desselben entle- s digte, machte ihm alle Ehre. Man hätte ihn überhaupt einen eben- bärtigen Rivalen Sottmanns nennen können, wenn nicht schon ihr Al tersunterschied einen solchen Vergleich unmöglich gemacht hätte. Jener war ein junger Mann in den Zwanzigern, und Neubert zählte bereits fünfzig Jahre. Klein, fchmächtig, grauköpfig, mit einem spitzen Gesicht, erinnerte er in nichts an den schlanken, schön gewachse nen Soltmann mit dem vollen blühenden Gesicht, den lebhaften dunk len Augen und dem wohlgepflegten Schnurrbart. Neubert war bart los, wenigstens glatt rasirt, und statt der flotten Kravatte a la, L^ron, welche dem ausdrucksvollen Kopfe feines jüngeren Kollegen einen ide alen Anstrich verlieh, trug er eine weiße Binde, was ihm bei seiner sonstigen Unscheinbarkeit das Ansehen eines Kirchendieners gab. Soviel zur Charakteristik der beiden Männer, welchen in unserem Roman noch große Aufgaben Vorbehalten sind. Soltmann stand am Anfänge feiner Karriere, Neubert am Ende derselben. Zwischen Bei den herrschte das schönste Einverständniß, weshalb man sie auch mei stens gemeinschaftlich operiren ließ. Während Neubert noch nach den Räumlichkeiten des Hauses und auch ganz nebenher nach dem Zimmer des rothen Mathies forschte, befand sich Etwold schon auf dem Wege nach demselben. Er blickte dabei scheu um sich, wie um von Niemanden gesehen zu werden. Nach einem solchen Austritt und einer solchen Behandlung des rothen Mathies konnte dies auch wohl kaum anders sein, wußte der Komnierzienrath doch nicht, ob nicht Jemand sie belauscht oder Mathies schon erzählt hatte, was zwischen ihnen vorgefallen war. Warum ließ er den Mißhandel ten aber nicht rufen — warum suchte er ihn auf, der stolze unnahbare Mann, der selbst für Seinesgleichen nicht immer zu sprechen war. Ge dachte er vielleicht Mathies durch Geld zum Schweigen über das zu bestimmen, was er gesehen haben wollte? Wer weiß es! Etwolds Antlitz hatte in diesem Augenblick einen finsteren, vergrämten, ja, einen recht menschenfeindlichen Ausdruck. Wenig benutzte Gänge und ein alle Thüren erschließender Haupt schlüssel ermöglichten ihm, ungesehen bis vor das Zimmer des rothen Mathies zu gelangen, welches weiter hinten auf demselben Füget lag wie die Büreaux. Hier erinnerte nichts mehr an die Pracht des Vorderhauses. Die Wände waren weiß getüncht und kahl, die kleinen auf den Hof hinaus gehenden Fenster bestanden aus Scheiben von grünlichem Glas und waren zum Theil mit Papier verklebt; die Decke war niedrig, der Fußboden ausgetreten und unsauber. (Fortsetzung folgt.) Theater. Am Donnerstag den 29. Oktober wird, wie wir erfahren haben, ein Benefiz für Fräul. Marie Uhle stattfinden. Wir können nicht umhin, auf die Leistungsfähigkeit von Fräul. Uhle hinzuweisen, da mir ja so oft Gelegenheit fanden, das naive und wieder auch senti mentale Auftreten von ihr zu bewundern. Zu ihrem Benefiz hat Fräul. Uhle das neu einstndirte Jntriguen-Lustfpiel „Die drei Staats verbrecher" von Schweitzer gewählt, und wünschen wir ans vollem Herzen der Benefiziantin ein recht volles Haus, da sie wohl in der kurzen Zeit ihres Hierseins die Herzen aller Kunstliebhaber für sich enthusiasmirte. 360-380,000 Mark sind gegen sichere Hypothek zus. o. getheilt langjährig feststehend auf Güter und Zinshäuser sof. o. später auszuleihen. Zinsfuß: auf Güter 4°/»—4^"/«, auf Häuser 4 V»-4Vs°/o- Bezügliche Ge suche sub kapital 56 an Haassnstvio L Voller iu I^viprix zur Weiterbeförderung erbeten. Schönes weißes Erfurter Tellerkraut liegt zum Verkauf in Limbach No. 13. Lu Ks lialts mein ^ro88«8 ul8 sssillk, 83tin-vuek6886, iVlerveilleux 6lo. bs8t6U8 öMpkvblon; lang bkväbrtL (juaUtätsn, 8öllr billig. 6. 8. kllmarkt blo. 18, partsrrv L I. Ltago. 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Hafer 140-145 Mk. — Aus dem Markte: Hafer pro Hektoliter 7 Mk. — Pf. bis 8 Mk. — Pf. Kartoffeln 3 Mk. 60 Pf. bis 4 Mk. - Pf. Butter 1 Kilo gramm 2 Mk. 60 Pf. bis 3 Mk. — Pf. Hen pro Centner 3 Mk. 80 Pf. bis 4 Mk. 40 Pf. Stroh pro Schock 28—32 Mk.