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Segen den Unsinn der Hamsterei. „Nur wenn wir den Realitäten ganz stark ins Auge sehen, werden wir sie meistern können", — und diese „Wirklichkeiten", auf die der kommissarische Reichswirt, schaftsminister Dr. Schacht in seiner hochbedeutsamen Weimarer Rede hinwies, hat er eigentlich schon in dem gar nicht allzu drastischen Satz zusammengefaßt: „Das deutsche Volk Weitz, daß es sich heute in einem ver- längertenKriege befindet, nur daß er mit sehr viel heimtückischeren Mitteln geführt wird." Dr. Schacht hat in seiner Weimarer Rede dafür gesorgt, daß auch von diesem „verlängerten Kriege" jene Teile des deutschen Volkes unterrichtet wurden, die davon wirklich noch nichts wissen oder sich davor die Ohren zuhielten. Laut und deut lich hat Dr. Schacht gesprochen und ebenso laut und deut lich gesagt: „Wir werden uns ganz zweifellos den Niemen enger schnallen müssen, — aber zum Ver- zagtsein ist absolut kein Grund vor handen." Schon als Reichsbankpräsident ist Dr. Schacht nie ein Schönfärber gewesen. Nicht dem Ausland, geschweige denn dem Inland gegenüber. Man hat ihn draußen ost und heftig wegen der devisenpolitischen Maßnahmen an gegriffen, die er verordnen mußte, um das A und O seiner ganzen Haltung zu erfüllen: die Stabilerhaltung der deutschen Währung. Aber man hat ihm im Ausland auch das Zeugnis nicht versagt, datz seine Mitteilungen über die deutsche Wirtschaftslage und Zahlungsfähigkeit weder zu pessimistisch noch zu optimistisch seien, sondern eben „die fest ins Auge gefaßten Realitäten" zur Darstellung bringen. Im Inland weiß man dies auch; man weiß, daß er die Dinge so sieht, wie sie sind, und nicht so, wie er sie sich wohl wünschen oder wegwünschen mag! Und datz er auch unverhohlen ausspricht, was er sieht! Damit tut er aber auch nur das, was des deutschen Volkes Höchst verantwortlicher Führer Adolf Hitler immer getan hat nnd tut: den Realitäten ganz stark ins Auge sehen. Und sie dem ganzen deutschen Volk vor Augen stellen! — Durch das deutsche Land geht die Sorge um einen gewissen Teil unserer Rohstoffeinsuhr aus dem Ausland, die uns durch unsere Devisennot und durch die Erschwerung unserer Ausfuhr abgesperrt wird. Es fällt Dr. Schacht gar nicht ein, die Berechtigung dieser Sorge bestreiten zu wollen, also Unerfreuliches, aberTatsächliches, zu beschönigen. Sondern er sagt ganz offen: „Jawohl, wir sind mit Rohstoffen durchaus nicht ausreichend versorgt!" Und ebenso offen spricht er es aus: „Jawohl, wir werden uns auch ganz zweifellos einrichten müssen, daß wir die Devisen, die wir besitzen oder die wir noch bekommen werden, auch in erster Linie sachgemäß für die Rohstoffe verwenden, die wir brauchen!" Aber gerade weil Dr. Schacht nicht den geringsten Schleier vor diese Dinge zieht, darf man seinen Mit teilungen auch glauben, die er über den Erfolg unserer Anstrengungen zur Bekämpfung und Überwindung dieser Nohstoffnöte macht. Auch hier ist er wieder nach der „schwarzen Seite" hin von größter Osfenheit: Alle die von der sogenannten Ersatzstoffindustrie erzeugten Roh stoffe und Halbfabrikate „sind letzten Endes Dinge, die selbstverständlich teurer sind, als wenn wir die aus ländischen Rohstoffe aus der Natur entnehmen". Aber sie sind deswegen nicht minderwertiger und — brauchen auch nicht in alle Ewigkeit teurer zu bleiben. Einst hat die Welt auch nur den Chilesalpeter gekannt und den Rüben zucker als „Ersatzstoff" bezeichnet, — aber hier wie dort ist durch den deutschen Erfindergeist alles völlig nm- gestaltet worden. Jetzt färbt die ganze Welt mit künst lichem Indigo und Krapp, und von den früheren Riesen- Pflanzungen der natürlichen Farbmittel blieb fast nichts mehr übrig. Ähnliches kann auch mit der Erzeugung von anderen „Ersatzstoffen" geschehen, die auf- und auszubauen die deutsche Devisennot erzwingt. Und wenn man von dem „verlängerten Krieg" spricht, dann darf man vielleicht gerade in diesen wirtschaftlichen Zusammenhängen an ein anderes Wort erinnert: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge." Das ist zwar nicht ganz richtig, aber doch mindestens znr Hälfte. Noch einmal sei es gesagt: Gerade weil Dr. Schacht die dunklen Seiten unserer Rohstoffnot weder ver birgt noch mit einem optimistischen Anstrich aufhellen will, darf man ihm nun auch unbedingt Glauben schenken, wenn er darauf verweist: Trotz Rohstoffknappheit „sind wir mit F e r t i g w a r e n in den Lägern so reichlich versorgt, daß msbesondere die Konsumenten der breiten Maste sich gar keine Sorgen zu machen brauchen! „Wir haben genug zum Anziehen und wir haben genug zum Esten und Trinken!" Dazu tritt die ebenko glaub hafte Versicherung Dr. Schachts, daß unsere Ersatzrohstoff- industrie in Deutschland ganz außerordentliche Fortschritte auf den verschiedensten Gebieten gemacht hat. Wir Deutsche leben heute in einem „verlängerten Krieg; das wissen wir ebenso wie das andere, daß wir nämlich infolgedessen auch „den Riemen enger schnallen müssen". Aber wir wissen drittens, daß „zum Ver- zagtsein absolut kein Grund vor handen ist". Kurze poliiische Nachrichien. Die Wiener Polizei verhaftete 300 Mar xisten, die im Verdacht stehen, einen Aufruf verbreitet zu haben, der vom „Sozialrevolutionären Ausschuß", der aus Kommunisten nnd Sozialdemokraten besteht, aus- gearbeitet worden ist. In dem Aufruf wurden den Ätarristen Anweisungen für den von der Regierung auf gehobenen Staatsfeiertag am 12. November (Republikgründungstag) gegeben. * Das Verordnungsblatt des österreichischen Bundes ministeriums für Landesverteidigung veröffentlicht eine Liste von Auszeichnungen, die an Offiziere und Sol daten des Bundesheeres verliehen wurden, die sich im Lause der Unruhen dieses Jahres durch tapferes Verhalten hervorgetan haben. Insgesamt wurden 1155 Auszeichnungen verliehen. , Der deutsche Gesandte Graf Adelmann von Adelmannsfelde Hal an den Gräbern der deutschen Soldaten, die während des Weltkrieges in den Brüsseler Lazaretten ihren Verletzungen erlegen sind, einen mit den Farben des neuen Reiches geschmückten Kranz niedergelegt. Im Anschluß daran begab sich der Gesandte an das Denkmal für die im Deutsch-Französischen Kriege gefallenen Krieger, wo er gleichfalls einen Kranz nieder legte. tzauslür-Plakelfe des Wmlerhrlfswerks für den Monat Rovember. Jeder Volksgenosse muß die Plakette bis zum 10. November erworben haben und sie als Zeichen seiner Mitarbeit am Winter hilsswerk an seine Haustür befestigen. Auch die alien Einmarkstücke sollen verschwinden. Die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels hatte kürzlich in einer Eingabe an den Reichs- finanzminister angeregt, im Zuge der Münzreform die Verwechslungs Möglichkeiten zwischen den einzelnen Münzen dadurch zu beseitigen, datz die Wert angabe größer gestaltet wird, nnd außer den Dreimark stücken auch die orderen alten Münzen aus dem Verkehr gezogen werden. Der Neichssinanzminister hat jetzt mit geteilt, daß er die Klagen über Verwechslungsmöglich keilen zwischen den alten Einmarkstücken und den neuen Zweimarkstücken nicht für berechtigt halte. Die erhebliche Gewichtsdifferenz zwischen den beiden Münzen, die andersartigen Münzbilder und die sehr verschiedene Form der beiden Geldstücke wirkt sich so aus, daß bei der A u f m er k s a m k e i t, die im Verkehr mit Geld erwartet werden muß, Verwechslungen nicht möglich seien. Im übrigen würden auch die alten Einmarkstücke in abseh barer Zeit eingezogen werden. Da ein Geldstück nicht nur an der ausgeprägten Wertbezeichnung, sondern vielmehr in erster Linie an der ganzen Form erkannt werde, erfüllten die auf den neuen Zwei- und Fünfmarkstücken angebrachten Wertzahlen ausreichend ihren Zweck. ArmLemngssolöaien erhalten das Ehrenkreuz. Der Reichsminister des Innern weist in Beantwortung verschiedener Anfragen daraus hin, datz die in seinem Erlaß vom 15. Oktober 1934 enthaltene Anweisung, wonach Armie rungsarbeiter das Ehrenkreuz nicht erhalten können, da sie im Sinne des Absatzes 1 zur Ziffer 3 der Durchführungs verordnung keine Kriegsdienste geleistet haben, auf die Är- mierungs s o l d a 1 e n keine Anwendung findet. Diese waren im Gegensatz zu den Armierungsarbeitern zur Wehrmacht ein- gezogen und sind daher bei der Verleihung des El, renkreuzes zu b e r ü ck s i ch t i g e n. Sie können auch das Frontkämpserkreuz erhalten, sosern die Voraussetzungen dazu erfüllt sind. Das deutsche Buch. Das deutsche Buch, das gute Buch, Es hat in allen Landen In gutem Ruf und gutem Ruch Von jeher schon gestanden. In aller Welt ward's anerkannt, Und mancher kluge Richler Hat uns einmal das Volk genannt Der Denker und der Dichter. Das deutsche Buch, zu Ehren kam's An mehr als einer Stelle, Und wer sich drein vertiefte, nahm's Als wahre Volkstums Quelle. Wo sich's als reiner Quell ergoß, Trank man in vollen Zügen Die Schönheit, Weisheit, die draus flo Mit geistigem Vergnügen. Doch zeig« die Quelle sich getrübt, Wie's manches Mal gewesen, So werde scharf Kritik geübt: „Dies Buch sollst du nicht lesen!" Man braucht ein Krittler nicht zu sein Und öder Worteklauber Und darf doch sagen: „Immer rein Sei, was du liest, und sauber!" Wir wollen, fern von Schmutz und Schund, Zu Schönem uns bekennen Und unser Buch zu jeder Stund' Ein edles Volksgut nennen. In gutem Buch sind aufbewahrt Des Volkes heil'ge Güter, Von deutschem Wesen, deutscher Ari Zeugt es als Hort und Hüter. Das gute deutsche Buch, es gilt Nicht bloß für eine Woche, , Es sei ein Bild, es ist ein Bild, Ein Abbild der Epoche. Wer unsre Zeit versteh'» will, such' Irrtum zu überwinden, E> wird im guten oeulscheu Buch De,, rich.'gen Weg schon finden! Die Zusammensetzung des österreichischen Staatsrater. Amtlich werden die Listen der auf Vorschlag der Bundesregierung vom österreichischen Bundespräsidenten ernannten Mitglieder der Vertretungskörper der neuen Verfassung, und zwar des Staatsrates, des Kulturrates und des W i r t s ch a ft s r a t e s ver öffentlicht. Am stärksten interessieren die Namen des Staatsrates, da dieser das wichtigste Organ innerhalb dieser Vertretungskörper darstellt. In politischen Kreisen wird die neue Liste der Mitglieder des Staatsratcs lebhaft besprochen. Während die einen einen gewissen Erfolg des Heimatschußes feststcllen zu können glauben, meinen die anderen, daß der Heimatschutz doch stark in der Minderheit geblieben sei. Es wird jetzt bekannt, daß von den 50 Staatsräten nur 14 dem Heimatschutz angehören, während es 20 aus gesprochene Mitglieder der alten Christlich-Sozia len Partei im Staatsrat gibt. Auch der übrige Teil der Staatsräte kann den Christlich-Sozialen zugerechnet werden. Mfenseim in einer Schwarenfabrik. Verdacht der Brandstiftung. — Ungeheurer Schaden. In der Holzwarenfaürik Fertig in Buchen (Baden) wurde bei Nacht ein Brand entdeckt, der sich in ganz kurzer Zeit zu einem Riesenseuer entwickelte. Sofort nach Entdeckung rückte die Feuerwehr mit Motor spritzen an, ferner etwa 200 Mann vom Arbeitsdienstlager Buchen, die die Löscharbeiten tatkräftig unterstützten. Ob wohl die Arbeiten infolge der großen Rauchentwicklung stark behindert wurden, konnten wenigstens das große Holzlager, das Maschinenhaus und andere Gebäude gerettet werden. Es besteht derVerdacht der Brandstiftung. Die Fabrik beschäftigt zur Zeit nur 150 Arbeiter und war auf das modernste eingerichtet. Der Schaden ist un geheuer groß. An dem Wiederaufbau wird mit der größten Beschleunigung herangegangen werden, so daß die Möglichkeit vesteht daß vor Eintritt des Winters der Betrieb wieder ausgenommen werden kann. Schwerer StraßenbahnMsammenstoß. Auf der Vorortstrecke Düsseldorf-Natingen ereignete sich in der Nähe von Nath auf einer eingleisigen Strecke ein folgenschwerer Zusammen st oß zwischen zwei Straßenbahnzügen. Hierbei wurden die Straßenbahnsührer der beiden aufeinanderstotzenden Wagen schwer verletzt. Von den zahlreichen Fahrgästen trugen ungefähr 25 leichtere Verletzungen davon. Die Ursache dürfte darin zu suchen sein, daß der eine Wagen einen Kreuzungspunkt durchfuhr, in der Annahme, datz ein an der Kreuzung stehender Dienstwagen der fahrplan mäßige Slraßenbahnzug war. Der Zusammenbruch des sswjeiruWchen NeischSeschasfungspIanes. Die schuldigen Beamten werden gemaßregelt. Der sowjetrussische Fleischbeschaffungsplan ist bisher nur zu 62 Prozent erfüllt worden. Besonders schlecht sind die staatlichen Wirtschaften ihren Ver pflichtungen nachgekommen. Die Hauptsleischlieferanten, die Ukraine, Sibirien und Weißrußland, haben bisher in manchen Ortschaften nur 20 bis 30 Prozent des Planes erfüllt. Alle Mahnungen der Partei und der Regierung in dieser Hinsicht haben nichts gefruchtet. Die Partei- und staatlichen Organistttionen sollen zur Verant wortung gezogen werden. Die schuldigen Beamten werden ihrer Ämter enthoben und gerichtlich abgeurteilt. MbeMe Tumultszenen beim Abschluß der Lhikagoer Weltausstellung. Die große Weltausstellung in Chikago wurde geschlossen. Die Ausstellung führte die Bezeich nung „Das Jahrhundert des Fortschritts". Leider endete diese Schau mit einem ungeheuren Tumult, der durch sogenannte Andenkenjäger hervorgerusen wurde. Als gegen Mitternacht die Pforten der Ausstellung ge schlossen werden sollten, und die Besucher aus den Hallen gewiesen wurden, rottete sich eine ungeheure Menschen menge zusammen. Mit Gewalt wurde der Eingang er zwungen und schreiend und johlend durchzogen die Nasenden den riesigen Park. Sämtliche Buden wurden von den Andenken- jägern in Trümmer geschlagen, kein Brett blieb heil. Bald entspannen sich wüste Prügelszencn um die gestohlenen Sachen. Immer mehr steigerte sich der Wahnsinn der Massen. Die AlkoholvorrSte der Erfrischungs lokale wurden geraubt, und es entwickelte sich ein tolles Gelage. Betrunkene Männer, Frauen und sogar Kinder brannten Feuerwerk ab und durchstreiften unter wider lichem Gegröhle das Gelände, sie zerschlugen Stühle und Tische, die Trümmer wurden ins Wasser geworfen. Massenwahn. Frauen stürzten in wilder Raserei in die Blumen hallen und stahlen die wertvollen Gewächse. In den Theatern stürzte sich die toll gewordene Menschen menge auf die Kulissen und auf die Tänzer und riß ihnen die Kleider vom Leibe, überall lagen Fetzen von Kostümen herum. Blutende Frauen und Männer lagen schreiend am Boden, während die wahnsinnige Meute über sie hinmeg stampfte. Erst nach großen Schwierigkeiten gelang es der Polizei, die Ruhe wiederherzustcllen. Den Abschluß der Ausstellung sollte ein Feuerwerk bilden, wegen dieser unerhörten Vorfälle fand dieses nicht statt. Es ist sehr bedauerlich, daß diese großartige Aus stellung so unglücklich endete. Insgesamt 48 MMgncn Menschen sind auf der Ausstellung gewesen und haben 60 Millionen Dollars ausgegeben. Weitere lOO Millionen wurden von den Besuchern der Stadt ausgegeben.