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Nein, es bedars wirklich keines politischen Scharf sinns oder sonstiger hoher Geistesgaben, um zu merken, daß die gleichzeitige Veröffentlichung von französischen Anweisungen an die Truppen, sich für die Abstim- mungszeit im Saargebiet zu einem etwaigen Einmarsch in dieses Land bereitzuhalten, eine abgekartete Geschichte ist. Die beiden Pariser Zeitungen „Malin" und besonders „L'Oeuvre" verfügen über beste Beziehun gen zum Auswärtigen Amt am Quai d'Orsay und daß die Londoner „Times", wo diese Meldungen gleichfalls und gleichzeitig mit jenen beiden französischen Blättern erschienen, sozusagen das englische Regierungs organ sind, dürfte nicht ganz unbekannt feint Und gerade infolgedessen — weil es sich hier eben nicht um belie bige oder gar um oppositionelle Zeitungen handelt — ist das gewaltige Aufsehen an sich schon verständlich, das diese Nachrichten in Europa erregt haben. Aber aus dem selben Grunde erklärt cs sich auch, warum diese Mitteilung nun besonders in Deutschland wie ein Donnerschlag wirkt. Und jener Grund verhindert es auch, den „Bc- ruhigungspillen" irgendwelches Vertrauen zu schenken, die man nun von Paris aus zu spenden ver sucht. Wirkungen können sie schon deswegen nicht erzielen, weil die Pariser halbamtliche Kommentierung — das Wesentliche jener Meldungen über militärische Vorberei tungen gar nicht bestreitet; infolgedessen hatte der „Malin" ganz recht, als er in seinen Mitteilungen auch gleich sagte, er habe „ein Dementi nicht zn befürchten". Es ist auch gar keins erfolgt! Außerdem ist die übrige Presse als Chor in die Melodie.eingefallen, die ihr der. „Malin", „L'Oeuvre" und die „Times" vorgeblasen baden, übrigens mag bei dieser Gelegenheit, da man von einem „SA.-Putsch in das Saargebiet hinein" fabelt, wieder einmal voran erinnert werden, daß ein Pariser „Timcs"-Korrcspondcnt — übrigens ein Polnischer Jude — es vor einem Jahr gewesen ist, der die Märchen von den deutschen Durchmarschplänen durch die Schweiz in die Welt gesetzt hat. In London leugnet man „höheren Orts" auch gar nicht, daß die Meldungen über die Bereitstellung französischer Truppen an der Grenze des Saargebietes richtig sind, aber — man sei fran- Zösischerseits der Ansicht, daß die Nachricht „allzu präzise" versaßt seil Also auch die „Times" brauchen „kein De menti zu befürchten". Ein sonderbares Licht — das darf man als Deutscher Wohl sagen — werfen diese militärischen Vorbereitungen an der Grenze denn doch aus die „L o h a l i t ä 1 F r a n k- reichs" in der Abstimmungsfrage, nachdem Barthou, der verstorbene französische Außenminister, noch Anfang Juni d. I. feierlich erklärt hatte, keinen Wert auf die Sorge für die Ordnung im Saargebiet zu legen, wenn die deutsche Regierung sich jedes Eingriffs in die Ab stimmungsfreiheit enthalte. Läßt es sich mit einer wirk lichen „Loyalität", läßt es sich überhaupt mit dem Ver sailler Vertrag vereinbaren, wenn diese Abstimmung nicht „frei" erfolgt, sondern unter dem sogenannten „Schutz" fremder Truppen?! Daß bei solchen militärischen Kräften vor allem die beiden an derSaarfrage interessiertenMächte ausgeschlossen sind, dürfte man doch auch in Paris wissen. Ebenso weiß man dort, warum das Saarstatut ausdrück lich bestimmt, daß durch restlose Ausschöpfung aller an der Saar heimischen Kräfte, also durch eine wirkliche Saar Polizei, dort für die Sicherheit, Ordnung und insbesondere für die Abstimmungssreiheit gesorgt werden soll. Der Sinn und Zweck all dieser Bestimmungen ist völlig eindeutig: Losgelöst von jedem Druck von außen her soll der Saarländer die Entscheidung über die Zu kunft seines Gebietes treffen. Und die Möglichkeiten aus zuschöpfen, die man im Saargebiet felbst für die Lösung jener drei Aufgaben besitzt, — ja, das allerdings hat die Saarregierung ebensowenig verstanden wie ihr hoher Auftraggeber, der Völkerbund. Deshalb mutet es — übrigeus auch im Ausland — wie ein schlechter Witz an, wenn man in Paris halbamt lich erklären läßt, Frankreich werde sich lediglich „an seine inlernationalen Verpflichtungen halten" und Truppen „zwecks Polizei-Maßnahmen (!)" ins Saargebiet nur ent- fenden, wenn die dortige Regierungskommission das aus drücklich fordere. In dieser Regierungskommission sitzt übrigens kein Reichsdeutscher, wohl aber ein Franzose! Außerdem hat sie nichts Durchgreifendes getan — wollte sie es mit Absicht nicht tun? —, um sür alle, wirklich für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Wir brauchen es uns nicht zu eigen zu machen, was selbst im Ausland, nämlich dort, wo man diesen neuen aufreizenden Zwischenfall bei der Saarentscheidung scharf verurteilt, mit nicht mehr mißzuvcrstehender Deut lichkeit ausgesprochen wird: Wenn die französischen Mili tärs „nur auf Forderung der Saarregierung" einrücken lassen wollen, jetzt aber schon die nötigen Vorbereitungen dazu treffen, dann müsse doch Mister Knox selbst, Prä sident dieser Regierung, seine Hand in diesem gefährlichen Spiel haben! An einen „bevorstehenden nationalsozia listischen Putsch" glaubt im nichtfrauzösischcn Ausland kein Mensch. Träfe man aber schon jetzt im Elsaß und in km Aon an unsere Menü Reichsminister Sr. Goebbels über die MWen der jungen Generation. Reichsminister Dr. Goebbels sprach am Donners, tag über alle Sender zur deutschen Jugend. Die Rede wurde von den Gefolgschaften der Hitler-Jugend durch Gemeinfchaftscmpfang ausgenommen. Reichsminister Dr. Goebbels erklärte einleitend, daß es ihm eine besoldete Freude sei, vor der Jugend zu sprechen, weil er sich selbst jung genug fühle, um wie zu Gleichgesinnten und Gleichgestellten zu sprechen. Er fuhr dann fort: „Es ist in der Lat eine ganz neue Jugend, die hier emporwächst, und ihr alle könnt stolz darauf sein, in ihren Reihen mitzumarschieren. Was sie von der Jugend, vor allem der Vorkriegszeit, unter scheidet und vor ihr auszeichnet, das ist die Auf gewecktheit ihres Geistes, die wache Spannkraft, die aus ihren Augen leuchtet, die Tatbereitschaft, die in ihrem Marschtritt mitklingt, die Tapferkeit, mit der sie das Leben nimmt, wie es ist, die Offenheit ihres Charakters, die jeder Duckmäuserei abhold ist, die Klarheit ihrer Auffassungen und die Unsenti Men talität im Begreifen unseres deutschen Schicksals. Diese Tugenden sollen ewiges Erbgut einer sich stets er neuernden deutschen Jugend sein. Wenn ihr dazu noch das Wunder fertigbringt, sie zu paaren mit einer edlen und stolzen Bescheidenheit, die Achtung vor dem Alter und Respekt vor der Leistung in sich schließt, dann seid ihr in der Tat die würdigen Nachkommen der Gene ration, die den Krieg durchkämpst und die deutsche Revo lution zum Siege geführt Hal. Eines dürft ihr nie vergessen: Nicht jeder, der älter ist als ihr, mutz deshalb ein Reaktionär sein! Und nicht jeder, der etwas kann, verdient deshalb den Spott und die Verachtung derer, die noch jung sind und deshalb etwas lernen müffen. Ihr wißt ja selbst aus eurer eigenen Erfahrung, daß es manchmal Jungens von 16 Jahren gibt, bei denen man nur bedauert, daß sie keine Glatze und keinen Vollbart haben; ebenso gibt es natürlich auch Grauköpfe, in deren Brust ein Herz schlägt, das genau so jung ist wie das eure. Sie gehören zu euch und fühlen sich auch als zu euch ge hörig. Und wenn sie euch manchmal mit gutem Rat ent gegentreten, so horcht wohl auf, denn sie haben eine lange Lebenserfahrung hinter sich, aus der sie die Berechtigung schöpfen können, ench auf diesem oder jenem Gebiet Weg weiser zu sein. , Die Weltgeschichte fängt nicht erst mit euch an, sondern sie wartet nur darauf, von euch fortgesetzt zu werden." „Ich kann", so sagte der Minister, „es Wohl begreifen, daß ihr euch manchmal mit euren Ettern und Lehrern nicht ganz versteht; aber das beruht ja nicht nur darauf, daß sie euch nicht verstehen, sondern auch darauf, daß ihr sie nicht versteht. Ich habe mich deshalb vor allem darüber gefreut, daß seit langer Zeit schon in euren Kreisen die Debatten über Kirchen- und Konfessions fragen verstummt sind. Denn das sind keine Probleme, die von euch gelöst werden müssen, und es genügt schon, wenn die Erwachsenen sich darüber nicht einig werden. Ihr Jungens und Mädels habt so viele andere Auf gaben, die euch selbst betreffen, unmittelbar zu lösen, daß ihr getrost noch einige Jahre warten könnt, um euch in diese Diskussion hincinzumischen. Vielleicht sind bis dahin auch die Erwachsenen unter sich einig geworden. Ich möchte in diesem Zusammenhang all die vielen Hunderttausende von jungen Menschen, die aus den konfessionellen Verbänden in die Hitler-Jugend herübergekommen sind, auf das herzlichste in unseren Reihen begrüßen. Ihr müßt alle dafür sorgen, daß sie in unseren Gruppen und Fähnlein vollends aufgehen; sie sollen eure wahren und echten Kameraden werden und dürfen nicht fürchten müssen, daß das, was ihnen vom Elternhaus heilig und unantastbar ist, in euren Reihen irgendwie geschmälert wird. Echte Kameradschaft zu hatten ist immer das wunderbare Vorrecht der Juaend Lothringen militärische Vorbereitungen gegen einen an geblich am Tage nach dem 13. Januar 1935 beabsichtigten Putsch, obwohl doch die sogenannten Deckungstruppen in ein paar Stunden marschbereit sein könnten, dann, so sagt ein Verner Blatt, „sieht das so aus, als w o l l e man das Saargebiet vor der Abstimmung besetzen; aber seit der Abstimmung in Oberschlesien ist die Welt sehr miß trauisch gegen eine Abstimmung .unter dem Schutz der Bajonette geworden." Dr. Pr. gewesen. Der Klassendünkel, der unter erwachsenen Menschen manchmal direkt lächerliche Blüten treibt, ist Gott sei Dank bei jungen Menschen ganz unbekannt. Ihr würdet nur mitleidig lächeln, wenn man euch zumutcn wollte, daß ein Jungarbeiter mit einem Gymnasiasten nicht im gleichen Glied marschieren dürfe. Ihr seid alle zusammen eine große deutsche Jugendgemeinschaft. Eure Organisation zählt Millionen von Mitgliedern. Daß in diesem Niesenkörper manchmal auch Fehler und Mängel unterlaufen, das ist ganz selbstverständlich. Es wäre ein Wunder, wenn es sich anders verhielte. Aber die Erwachsenen sollen nicht nur eure wenigen Fehler, sondern sie sollen auch eure vielen Tugenden sehen. Ich weiß, daß euer Reichsjugendführer auf das ernsteste bestrebt ist, etwa auftauchende Fehler und Mängel sofort und rücksichtslos zu beseitigen. Eltern und Erzieher aber müssen, wenn sie ehrlich und unvoreingenommen sind, zu geben, daß sein Werk eine große deutsche Hoffnung ver wirklicht hat: Die Einigung unserer Jugend !" „Niemand ist", so erklärte Dr. Goebbels, „euch Jungens und Mädels gram darüber, wenn ihr in frischer und ungebundener Daseinslust die jungen Jahre eures Lebens nach Kräften ausznkosten und nutzbar zu machen versucht. Aber hinter jeder Ungcbundenheit muß Zucht, Ordnung und Disziplin stehen. Als ich am Sonnabendabend des Nürnberger Partei tages euer Zeltlager besuchte, habe ich mit eigenen Augen fcststeüen können, wie weit ihr es schon in dieser Be ziehung gebracht habt. Da herrschte kein Prunk, ver gebens suchte man nach den großen Luxuswagen, die euch in der Emigrantenpresse angedichtei werden. Alles war einfach, klar, spartänischund diszipliniert. Ein gleiches Beispiel eurer inneren Ordnung habt ihr am Anfang dieses Jahres in der großangelegten Durch führung des Rcichsberufswettkampfes abgelegt. Ein gleiches Beispiel bietet auch eure Organisation des Land dienstes und der Landhelfe» Es ist ein paar Wochen da stand morgens, alZ ich .vi-' Dienst aing, vor meinem Ministerium unter den wartenden Men schen ein kleiner Jungvolkpimpf von zehn Jahren. Dieser Junge trat ganz unvermittelt an mich heran uni fragte mich, ob er mich einmal persönlich in einer dringen- den Angelegenheit sprechen könne. Dieser Junge sah mick so bittend an, daß ich ihn mit ins Haus hineinnahm, unü dort erzählte er mir nun die kleine und doch so erschüt ternde Tragödie seines Lebens. Sein Vater hatte bei unvorsichtigem Hantieren mit der Pistole einen tödlicher Schuß erhalten, seine Mutter lag schwer krank und gänz- lich verlassen zu Hause, und er selbst hatte nun versucht, durch Verlaus von Postkarten und Abzeichen am Tag, ein paar Groschen zu verdienen, damit er seinen noH jüngeren Geschwistern etwas zu essen nach Hause bringe« könnte. Bis ihm schließlich ein Schupomann seine War« beschlagnahmte, weil er keinen Gewerbeschein besaß. Waß wollte der Junge von mir? Geld, Fürsprache, Protek tion, Unterstützung? Nein, nichts von alledem! Er wollt« nur einen Gewerbeschein! Muß man eine solche Jugend nicht lieben? Muß man nicht täglich und stündlich bestrebt sein, ihr zu helfen und, wo man ka»n, das Leben zu erleichtern, das ohnehin schwer genug ist? Die Besserwisser sagen: Das ist ein Einzelfall! Und doch hat der Einzelfall feine höhere Bedeutung. Es ist ein Einzelfall, an dem sich der herbe und phrasenlose Heroismus einer deut schen Jugend abwandelt, die hinter uns steht und einmal an unsere Plätze treten soll. Ihr Eltern und Lehrer mögt in diesen Jungens und Mädels nicht nur die vorlauten Naseweise sehen, die reden, ohne gefragt zu sein, sondern auch die kommen- den Männer und Mütter unseres Volkes, denen wir doch einmal unsere ganze Zukunft anvcrtrauen müffen. Wenn sie in diesen Wochen und Monaten an euch herantreten und um Heime bitten, in denen sie sich versammeln können, sorgt mit dafür, daß sie sie be kommen; denn es ist besser, sie dienen in diesen Heimen nach bestem jugendlichen Vermögen der Nation und ihren Aufgaben, als daß sie taten- und hoffnungslos auf den Straßen herumlungern." Dr. Goebbels schloß seine Rede mit den Worten; „Einmal wird auch an uns alle die Stunde herantreien, da wir das Schlachtfeld des Lebenskampfes verlassen müssen. Wenn unsere Augen sich dann schließen, wollen wir wissen, was aus dem Werk werden soll, das wir begonnen haben. Eure starken Hände müssen es dann hatten und tragen, auf daß es in guter Hut sei von Geschlecht zu Geschlecht!"