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Dß^^ E^/ II^G^SW^MUZV ^TS s ks AUD 4 FZU UU»I WlhWMsürVllsllul^ WrM, Wi, Ziedkilltd« Md die UNWidri. Amtsblatt für die Kgl. AmLshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. 45. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementprcis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Montags undDonnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rr. 81. Freitag, den 9. October 1883. .. r . » cn . . Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige Herbstjahrmarkt wird Donnerstag, den 13. u"d Freitag, den 16. Detober abgehalten. Wilsdruff, am 26. September 1885. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. DageSgeschichte. Berlin. Se. Maj. der Kaiser wird dem Vernehmen nach Mitte dieses Monats oder in der zweiten Hälfte desselben aus Baden- Baden wieder in Berlin eintreffen. Wie aus Baden-Baden gemeldet wird, hat derselbe bei dem jetzt wieder eingetretenen schönen Wetter seine täglichen Spazierfahrten wieder ausgenommen und auch zu Wa gen einen Ausflug in die Umgegend gemacht. Die Wahl des Regenten von Braunschweig wird wahrschein lich am 19. October stattfinden und die Wahl auf den Prinzen Alb recht von Preußen fallen. Aus Warschau wird berichtet: In der Nacht vom 2. ans 3. October seien in verschiedenen Stadttheilen strenge Haussuchungen vor genommen, 40 Personen verhaftet, darunter die Universitätspro fessoren Dr. Habszewicz und Archangielski und viele Studenten. Als Grund dieser Maßregel gelten nihilistische Umtriebe. In der Stadt herrscht Aufregung. Den „Times" wird aus Wien gemeldet: In Friedrichsruh wurde ein Abkommen geplant, nach welchem Rußland auf die Ent thronung des Fürsten Alexander von Bulgarien verzichtet und die Ver einigung Bulgariens mit Ostrumelien unter folgenden Bedingungen anerkennt: beide Länder behalten einen Herrscher, bekommen aber we der eine gemeinsame Verfassung noch eine gemeinsame Verwaltung; der Pforte wird Garantie für die Zahlung des bulgarischen Tributs geleistet; die Suzerünetät des Sultans bleibt bestehen; der Furst von Bulgarien regiert Ostrumelien als sein Generalgouverneur; der Kom mandeur der ostrumelischen Truppen wird vom Sultan ernannt. In Frankreich sind die Wahlen in sehr hohem Maße das Politische Barometer und wenn nicht alles trügt, bedeuten die am letz ten Sonntag in Frankreich stattgehabten Deputirtenwahlen namhafte Erfolge der monarchischen Parteien und einen in die Augen springen den Niedergang der republikanischen Staatsidee. Die Monarchisten, d. h. die Vonapartisten, Orleanisten und Legitimisten, welche bisher in der französischen Deputirtenkammer nur ohngesähr 80 Sitze inne hatten, haben am letzten Sonntag gegen 90 Sitze gewonnen. Wohl stehen noch eine bedeutende Anzahl Stichwahlen aus, aber diese wer den den Monarchisten keine 60 Wahlsitze entreißen und dieselben dürf ten von jetzt an in der französischen Volksvertretung mindestens 198 Stimmen inne haben. Und dieser Erfolg der Monarchisten fand nach der ersten Anwendung der Listenwahlen statt, welche das Wahlrecht republikanischer gestalten sollte!?! — Diese Thatsache beweist, daß nicht die Form, nicht die Phrase, nicht die Rechthaberei dauernden Einfluß haben können, sondern einfach die gemeinsame Politische That, Klugheit und Mäßigung. Von der letzteren haben sich aber die fran zösischen Republikaner gerade in den letzten Jahren weit entfernt, selbst in fünf verschiedene Parteien und Gruppen gestaltet, imponiren die Republikaner nicht durch einheitliche Macht, zanken und befehden sich lieber gegenseitig wegen der Echtheit ihres Republikanismus und Wen so selbst dem Volke das Schwankende der republikanischen «taatsverfassung. Weiter begehen die republikanischen Parteien in Frankreich fortwährend den Fehler, daß sie in ihren Ministern keine Autorität, keinen bedeutenden Staatsmann aufkommen lassen wollen, "kil sie stets hinter demselben einen späteren „Diktator" oder gar „Imperator" wittern und hat ein Minister sich einmal redlich bemüht, etwas Gutes zu leisten und es passirt einmal ein Unglück, was seinen guten Plan durchkreuzt, werfen sie ihn wie einen Hallunken oder Ein- lmtspinsel vom Ministerstuhl herab, wie sie es mit Ferry anläßlich °er Tonkin-Affaire gelhan haben. Freilich werden die Wahlerfolge er monarchischen Parteien noch lange nicht die Republik in Frankreich gefährden, denn die Republikaner bleiben immer noch in einer bedeu- enden Mehrheit und die Monarchisten sind unter sich auch in min- oeftens drei Parteien gespaltet, Orleanisten, Legitimisten und Bonapar- Nen, von denen nur die Orleanisten und Legitimisten sich zu einer äs uugung neigen, während die Vonapartisten sich im entscheidenden Augenblicke gegen die übrigen Monarchisten wenden würden. Jmmer- Mn werfen diese Wahlerfolge der Monarchisten doch den Schatten zu- unstiger Ereignisse in Frankreich ziemlich deutlich voraus. Falls die - "AAedenheit, fei sie eine politische, eine wirthschaftliche oder soziale, " Frankreich unter der republikanischen Regierung in den nächsten fahren wächst und die Republikaner ihre Uneinigkeit weiter treiben, w wachsen auch die Stimmen für die Monarchisten und für einen neuen politischen Umsturz in Frankreich. Das politische Rechenexempel für die französischen Republikaner wäre daher sehr einfach zu begreifen, wenn sie es beherzigen und ihr Vaterland vor neuen Katastrophen be wahren wollen. Spanien kann endlich erleichtert aufathmen, denn eine offizielle Bekanntmachung besagt, daß die Cholera-Epidemie in Madrid ver schwunden und in den Provinzen in bedeutender Abnahme begriffen ist; es werden daher auch keine amtlichen Cholerabulletins mehr ver öffentlicht. Die Seuche hat Heuer im Lande der Kastanien in runder Summe 95,000 Menschen dahingerafft, eine furchtbare Verlustziffer, die sich nur dadurch mit erklären läßt, daß die unwissende Menge, gerade wie in Sicilien, die Aerzte als „Giftmischer" vielfach angriff, die Desinfektionsmittel verbrannte und sich überhaupt den sanitären Anweisungen und Maßregeln der Regierung nach Kräften widersetzte. Unter solchen Umständen darf es daher nicht Wunder nehmen, daß die Cholera rapid um sich griff und eine solche ungeheure Zahl von Opfern erheischte. Im Dorfe Vistabella unweit Madrid fand in der vergangenen Woche ein Hochzeitsfest mit dem üblichen Gelage statt, an dem 77 Personen theilnahmen. Gleich nach genossenem Mahle erkrankten sämmtliche Gäste, von denen 17 noch cim selben Tage starben, wäh rend die übrigen 60 noch heute in Lebensgefahr schweben. Eine an gestellte Untersuchung ergab dann, daß das Essen vergiftet war und soll der Urheber dieses Massenmordes ein von der Braut zurückge wiesener Anbeter derselben sein. Rom, 4. October. In Palermo starben gestern 70 Personen an der Cholera, in den übrigen infizirten Provinzen kamen 12 Eho- leratodesfälle vor. — 6. October. Die Nachrichten über die Cholera lauten: „In der Provinz Palermo sind gestern 163 Personen erkrankt und 61 gestorben, davon in der Stadt Palermo 135 erkrankt und 41 gestorben, in den Provinzen Massa, Modena und Parma je 7 Per sonen erkrankt und gestorben. Vaterländisches. — Ueber einen Krebsschaden unserer Zeit, über die unsolide Concurrenz, stellt ein gutinformirter Correspondent der „Leipziger Zeitung" sehr beherzigens'werthe Betrachtungen an. Nachdem er be klagt hat, daß gegenüber der erdrückenden Concurrenz häufig auch der „solide Verkäufer mit machen" muß, wenn er nicht seine Existenz voll ständig auf das Spiel setzen will, — berichtet er einige Beispiele, aus denen wir der Originalität halber erwähnen, daß ein Leipziger Handlungshaus Kaffee bei Entnahme von Pfund zu Engrospreisen, von 5 Pfund ab aber noch billiger verkauft. Der Verfasser fährt dann fort: Die große Concurrenz namentlich im Handelsstande aber hat ihre Gründe noch hauptsächlich in dem Andrang der Arbeitskräfte zu ihm. Daß die sogenannten distributiven Gewerbe sich von Jahr zu Jahr überfüllen, ist schon längst statistisch nachgewiesen. Es greifen eben zu viele Hände zum Merkurstab anstatt zu Pflug und Spaten, Axt und Hammer, Kelle und Richtscheit, man handelt lieber, als daß man in der Werkstelle sein Brod verdient. Es drängen sich Elemente zum Handelsstand, die demselben niemals zur Ehre gereichen können. Wenn heute durch Inserat ein „junger Mann" für Contor oder Laden, ein Agent, ein Geschäftsreisender oder auch nur ein Schreiber für ein Geschäft gesucht wird, gehen Meldungen dazu zu Hunderten ein, wäh rend es mit dem Angebot nach Zahl und Beschaffenheit schlecht be stellt ist, wo man städtische oder ländliche Handarbeiter oder einen tüchtigen Werkführer für irgend ein Gewerbe verlangt. Mühten sich denn eigentlich unsere Schulen darum seit Jahrzehnten so emsig, Schulbildung, wenigstens das Schreibenkönnen, auszubreiten, damit jeder Hansnarr sich einbilde, seine Lebensaufgabe müsse nur schlechter dings in Schreiben und Rechnen bestehen, uud daß er glaubt, ein rechtschaffenes Handwerk oder Feldarbeit seien unter seiner Würde oder übersteige seine Körperkräfte? Manche etabliren sich ohne einen Pfennig Geld in der Tasche, oder weil sie gerade keine Stelle haben oder keine passende finden können. Nun geht der Schwinde! los, da wird an Maß und Gewicht abgezwackt, Altes für neu verkauft, Halb- verdorbenes wieder aufgefrischt, geschönt, gemanscht und gefälscht. Dort fabrizirt man Kunstwolle, Kunstwein, Kunstbutter, Kunstkaffee, meist bestimmt, für ächte Waare in den Handel gebracht zu werden. Das nennt man heutzutage concurriren! Concurrenz, oder mit anderem Worte Wetteifer, muß sein, die soll nicht fortgeläugnet oder gar ab geschafft werden; Concurrenz ist die Mutter des Fortschrittes und die