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phischer und historischer Werke hatte viel zu dieser Wandlung beige- getragen. Mochte in dem Geschick des Einzelnen Vieles auch noch so unklar und verworren sein; in dem Entwicklungsgänge der Völker, wie der ganzen Menschheit, zeigte sich doch Licht und Harmonie. Der Einzelne hat kein ausschließliches Recht auf Frieden und Glück; er muß sich diese Güter erringen, mühsam erwerben, dann sind sie sein eigen und bleiben ihm, wenn auch Alles rings um ihn zerbricht. — Diese Gedanken bürgerten sich immer mehr in seinem Innern ein und beschwichtigten die heftigsten Verzweiflungsstürme, die immer wie der zurückehren wollten. Doktor Eschenburg lernte allmählig mit der Welt völlig abschlie ßen und eine große, stille Resignation kehrte in seine Seele ein. — Nur noch ein heftiger, namenloser Schmerz stand ihm bevor — der Abschied von der Geliebten. Wie gerne hätte er ihr diese schwere Stunde erspart und ihr schriftlich Lebewohl gesagt; aber sie bestand auf einem letzten Wiedersehen. Nun bedurfte er doch all' seine Seelenkräfte und feiner Selbstbe herrschung, um sich und der Geliebten dies Scheiden auf ewig nicht zu erschweren. Und als Helene in seiner Zelle erschien, als er das theure, heißgeliebte Mädchen in seinen Armen hielt, da war alles hin weggewischt, was er sich mühsam in den Tagen schwerer Prüfung auf gerichtet. . . . Wie ein Frühlingshauch, der Plötzlich tausend Blüthen zeitigt, so fuhr es über seine Brust, und weckte darin die Lust und das Verlangen zu neuem Leben. — Vergessen waren alle Gedanken der Resignation, die seinerm Innern solch' tiefen Frieden gebracht, die Sehnsucht von dieser Welt noch nicht zu scheiden, durchwogte seine Adern, und ein wilder, namenloser Schmerz, daß diese Stunde voll unendlicher Seligkeit nie mehr wiederkehren sollte, zerkrampfte sein Herz. Er brach in Thränen aus und zu gleicher Zeit hätte er doch laut aufjauchzen können, denn Helene war noch einmal sein; er hielt sie in seinen Armen und an ihrer Brust schien all' sein Schmerz und Wehe leise zu ersterben. „Martin, ich komme nicht, Dir Lebewohl zu sagen", begann He lene mit leiser, tiefbewegter Stimme. „Was vermöchte unsere Seelen noch zu trennen. Wir gehören uns auf ewig an. In der Stunde, wo man von Dir den Tribut fordert, scheide ich aus dem Leben, das ist mein fester Entschluß und dann sind wir im Jenseits wieder vereint, um uns nie wieder zu trennen." —Sie hatte immer leiser gesprochen und wie sie auch ihre Festigkeit zu bewahren gesucht, jetzt erstickten doch Thränen ihre Stimme; sie vermochte nicht weiter zu reden. „Meine einzige, rheure Helene! Wie habe ich eine solche Liebe verdient!" preßte Eschenburg mühsam hervor. Einen Augenblick schie nen die Worte der Geliebten, einen Freudenschauer durch seine Brust zu schicken. Er hätte laut aufjubeln mögen; aber dann kehrte schon eine ruhigere Besinnung zurück. „Ich wußte, daß in Deinem Herzen dieser Entschluß reifen würde", setzte er nach einem tiefen Athemzuge hinzu, „aber ich darf nicht Dein junges Leben mit hinabziehen. Das wäre die schwerste Schuld, mit der ich aus der Welt gehen würde." „Du willst es mir nur nicht gönnen, daß ich mit Dir vereint den Himmel suche", klagte Helene. „Nein, Helene", entgegnete Eschenburg und dennoch fest. „Habe Dank für Deine grenzenlose Liebe, die mir selbst in den Tod folgen will; aber Du darfst um meinetwillen das Dasein nicht wegwerfen, Du mußt warten, bis meine Unschuld an's Licht kommt." „Um dann noch fürchterlichere Qualen zu erdulden, als ich be reits durchgemacht!" ries Helene schmerzlich aus. „Wenn Du von der Erde geschieden, dann giebt es auf dieser Welt für mich kein anderes Glück mehr, als Dir zu folgen." Eschenburg fühlte wohl, daß aus Helene nicht eine aufwallende, wieder vorübergehende Verzweiflung sprach, daß sie zu jenen festen, unbeugsamen Seelen gehörte, die ihren Entschlüssen die That folgen lassen. Hatte sie ihm doch in dieser schweren Prüfungszeit die Treue und Unerschütterlichkeit ihres Charakters bewiesen. — Von Freund Overkamp wußte er, wie sehr man sich von allen Seiten bemühte, Helene zu bewegen, daß sie ihn aufgebe, deun es erregte den allge meinsten Anstoß, daß die stolze Patriziertochter an einem Mörder so leidenschaftlich festhielt. Weder Verwandte noch Freunde hatten etwas über sie vermocht und sie war von der guten Gesellschaft endlich als eine Verlorene gemieden worden. In dem Wesen Helenens lag keine krankhafte Schwärmerei und Ueberschwenglichkeit; um so tiefer mußte Eschenburg von einer Liebe berührt werden, die ihm überall' hin, selbst in das dunkle Reich des Todes folgen wollte. Mochte das Geschick immerhin seine schärfsten Pfeile auf ihn abgeschossen haben, der Besitz dieses großen, hingeben den Herzens war doch ein Glück, das ihn mit Allem versöhnen mußte und Licht und Sonnenschein über die letzten schweren Stunden warf. Die beiden Liebenden berührte nicht mehr die düstere Gegenwart; für sie öffneten sich bereits die Pforten des Himmels und ein neues Sein von Frieden und Harmonie breitete sich vor ihren sehnen den Augen aus. Wie viel hatten sie sich noch zu sagen und wie wenig kam über ihre Lippen! Sollten sie doch auf ewig Abschied nehmen von der Welt, und wie sie auch nach Fassung rangen, der Schmerz und das grenzenlose Wehe wollten sie doch überwältigen. Helene vermochte es noch immer nicht zu fassen; war es denn möglich, daß ein solch' furchtbares Schicksal den Geliebten erreichen könnte! . . . Der Gedanke, daß er unschuldig den Tod leiden sollte, nagte jetzt, wo die Entscheidung wirklich an ihn herantrat, schärfer als je an ihrem Herzen. Die Hoffnung, ihn dennoch zu retten schwand immer mehr. Alle öffentlichen Aufforderungen waren vergebens ge wesen. Wohl trafen eine Menge Anzeigen ein, daß 'man da oder dort die beschriebene Persönlichkeit gesehen habe; aber bestimmte That- sachen, die weitere Schritte ermöglich hätten, stellten sich nirgends heraus. Der räthselhafte Mensch blieb auf noch räthselhaftere Weise verschwunden. — Vielleicht hatte den Elenden der Tod erreicht, oder war es ihm gelungen, sich völlig unkenntlich zu machen und in irgend einem verschollenen Winkel zu halten. Jedenfalls war Thormählen nach Amerika gegangen und dies ausgedehnte Land gab hinreichende Gelegenheit genug, ihn für immer allen Forschungen zu entziehen. Zuweilen irrte wohl durch die Seele Helenens der Gedanke, dem Geliebten zur Flucht zu verhelfen, um ihn wenigstens das schrecklichste Schicksal zu ersparen; aber sie wies diesen Gedanken immer wieder von sich. Jetzt, als die ihr bewilligte Stunde abgelaufen war, vertraute sie ihm an, mit welchen Plänen sie sich getragen. „Warum soll ich Dir nicht bekennen", entgegnete Eschenburg, „daß die unausrottbare Lebenslust in mir Aehnliches geweckt! aber ich würde durch die etwaige Flucht nur eine Schuld eingestehen und eine Feigheit beweisen, die doch mein Dasein auf immer vernichtete." Helen schwieg; sie mußte ihm Recht geben und wagte nicht, ihm verlockendere Bilder vorzuführen, die sich zuletzt als trügerisch erwiesen. Nun galt es, zu scheiden, auf immer zu scheiden — und eS war ihnen doch, als ob alle Seelenkräfte sie verlassen wollten, die st aufrecht erhalten. — Der tiefste, namenloseste Schmerz bohrte st Beider Herzen ein . . . „Leb' wohl, Helene! . . sagte Eschenburg leise und WM aus seinen Armen lassen, während er sie nur noch fester hielt bedankt für Deine Treue, für Deine Liebe, die mein Herz bis letzten Augenblick durchsonnt . . . Denke, daß von Dir gelikb werden, ein Glück war, das Alles aufwiegt. Wohl war unser L« träum kurz; aber er hat in wenigen Monden mehr Blüthen in gezeigt, als bei Anderen ein ganzes Leben vermag. In der § grenzenlosem Reich, wo alle Geister sich begegnen, sehen wir! wieder." — Helene vermochte nicht zu antworten. Sie preßte den M einzigen Mann noch einmal an ihre Brust, senkte ihre Blickte in is Augen, als wolle sie sein Bild auf ewig behalten. „Leb' wohl! Leb' wohl!" Die Thüre schloß sich hinter ist! sah den Geliebten nicht mehr und es vergingen ihr die Sinne. (Fortsetzung folgt.) Landwirlhschnftliches. Der Einfluß der Wälder auf Klima und Volksw» Ueber den Einfluß der Wälder auf das Klima hat zuerst eine bayw forstlich-meteorologische Station eingehende Untersuchungen angest und Preußen, Elsaßlothringen, Frankreich, die Schweiz, Italien» andere Länder sind bald dem guten Beispiele gefolgt. Die höchst teressanten Ergebnisse finden sich jetzt in Petermann's Mütheilu"! von A. Wojeikow folgendermaßen zusammengefaßt. Während! wärmeren Jahreszeit zeigt sich in der Waldreglon im Vergleiche den ganz nahen waldlosen Bezirken: 1. die Luft» und Bodentcniper^ niedriger; 2. die Schwankungen geringer; 3. die relative Feucht^ größer. Eine Tabelle veranschaulicht, daß überall von einer Wah oberfläche im Freien 2 bis 3 Mal so viel verdunstet, als im Wst Namentlich ist dabei auch der durch die dichtstehenden Bäume ver^ teile Windschutz im Spiele, was bisher zu wenig beachtet wurde. die Frage der Erhaltung der vorhandenen Feuchtigkeit in Lust Boden sind somit die Akten geschlossen. Hinsichtlich der viel uwsn tenen Frage über den Einfluß der Bewaldung auf die Niedersch^ Regen, Schnee rc., hat der Verfasser nach sorgfältiger Prüfung licher Beobachtungen die Ueberzeugung gewonnen, daß eine starkes Wirkung der Wälder ans das Klima unleugbar ist, und dieselbe etwa an der Waldgrenze aufhöct, sondern sich auf die weiteren M bungen je nach Ausdehnung, Art und Lage des Walddistriktes, erM Verfahre nun auch offenbar der Wald mit dem fallenden Nieders«^ haushälterisch und vermehre diesen sogar, so seien doch immerhin w"" Gegenden zu trocken, um Wälder zu tragen. Andererseits seien lichte Wälder und solche, welche aus Bäumen mit wachsartige»" > Verdunstung schwächenden Ueberzuge bestehen, wohl im Staust' trockenerem Kluna auszuhalten. Die Erfahrungen in den südrW^ Steppen, nord- und südamerikanischen Prärien bewiesen auch, daß^ dings mancher bisher waldlose Boden aufgeforstet werden könne. dies mahnt von Neuem Gesetzgebung und Regierung dringend, Schutz der bestehenden und Anpflanzung neuer Wälder angelegt" st zu lassen. Denn der Wald ist eine Hauptgrundlage des NalM^ Halles; mit der Baumlosigkeit hängen eng zusammen Gewitter, Versiegen der Quellen, Ueberschwemmungen, Abnahme, Versals Verschlammung von Flüssen, Benachtheiligung der Flußschifffahüst der auf Wasserkraft angewiesenen Gewerbe, schwerer Eisgang, fröste, Mißwachs, verregnete Ernten, also — Gesundheit, Lebt" , Wohlfahrt der Bevölkerung. Kurzsichtige, Oberflächliche weist" diesen Angaben natürlich Üebertreibungen, „Bangemachereien" st) wer jedoch offenen, unbefangenen Siunes einen Blick in die reichen) literatur oder auch nur in die zahlreichen, daraus geschöpften ^, schriflen thut, wird sicherlich die Begründung solcher Mahnrufe Das Rupfen der lebenden Gänse zum Zweck der Fe" ,, winnung ist nicht nur eine arge Thierquälerei, sondern mit Schaden an Geldeswerth für den Eigenthümer des gerupften verbunden. Nach angestellten Versuchen steht nämlich derFederg"") durch das dreimalige Rupfen der Gänse, der sich auf 50 bis 80 N""/ im Werth von 40 bis 50 Pfg. beläuft, nicht im Verhältniß Verbrauch von Futter, um die abgerupften Federn zu ersetzen- H Loth Federn gleicht einem Verlust von 1 Kg Fleisch und Fett. gerupfte Gänse liefern bedeutend mehr Fleisch und Fett und e"' viel Federn. . Aufbewahrung der Eier. Frau Dr. Müller empfiehlt ^« „Dresdner Blättern für Geflügelzucht" die Anwendung von Die Eier werden durch Waschen gründlich gereinigt und da""« Vasilin eingerieben. Beim Kochen trennt sich dasselbe leicht v"" ' Schale. Will man sicher gehen, wiederholt man das EinreibeO einigen Monaten, verwendet auch Vasilin, worin 2—3 Proz. säure durch Kochen aufgelöst ist. So aufbewahrte Eier sE.x über ein Jahr gut erhalten und wie frische schmecken. Betresst? Vasilins, welches manchem der Leser unbekannt sein wird, theist") Folgendes mit: Vasilin ist ein Mineralfett, gewonnen durch Desti") aus den Rückständen des amerikanischen Petroleums und ist bei"! raffin verwandt, welches aber einen höheren Schmelzpunkt hat- ! Vasilin zeichnet sich aus durch außerordentliche Haltbarkeit und A Indifferenz. Es ist absolut säurefrei, wird nie ranzig, ist voüu"- geruch- und geschmacklos und von großer Geschmeidigkeit und lE Vertragbarkeit, wie Vermischungsfähigkeit. Seine Verwendung E) sich auf medizinische (Salben), kosmetische (Pomaden), technisch' gewerbliche Zwecke. Vernichtung der im Stalldünger befindlichen UnkA samen. Als ein sehr beachtenswerthes Mittel, wenigstens eine")) der im Stalldünger befindlichen Unkrautsamen zu vernichten, bezeA Dr. Stebler, den Dünger häufig umzustechen und anzufeuchten, W»", viele Samen zur Wasseraufnahme veranlaßt werden und vels"5 Noch besser ist die Verarbeitung des Mistes zu Kompost, der H feucht zu halten und umzustechen ist. Viele Unkrautsamen, name,^ die hartschaligen, sind sehr widerstandsfähig; man thut daher stest? mit Ünkrautsamen durchsetzten Dünger nur da anzuwenden, wo d", treffenden Unkräuter nicht schaden. Stammen die Samen aus iE Wiesenfutter, so bringe man den Dünger auf den Acker, UMS' Dünger von unreiner Streu auf Wiesen. / Dresden, 24. August. (Getreidepreise.) An der Börse: pro) Kilogramm: Weizen, inl. weiß 175—180 M., Weizen, gelb 170^ Mk., fremder Mk. Korn 145—149 Mk., Gerste 150—M Hafer 148—152 Mk.— Auf dem Markte: Hafer pro Hektoliter'« 60 Pf. bis 8 Mk. 40 Pf. Kartoffeln 4 Mk. 80 Pf. bis S« 30 Pf. Butter 1 Kilogramm 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. HO Pst » pro Centner 3 Mk. 40 Pf. bis 4 Mk. —Pf. Stroh pro Schock 25—2"'!