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schon wieder auf dem Schiffe sein, und so willfahrte ich ihm end lich; wußte ich doch aus eigener Erfahrung, wozu uns Alle die Liebe zu treiben vermag. Die Operation war schnell beendet, und ich sehe noch das überglückliche Gesicht, mit dem sich der Seemann sogleich im Spiegel betrachtete. Er wußte mir nicht lebhaft genug zu danken u. wollte mir sogleich ein Goldstück in die Hand drücken, das ich nicht annahm, denn die naive Freude des gutmüthigen Burschen hatte mich recht erheitert." Helene hatte mit lebhaftem Interesse auf die Erzählung gehört. Zeigte sie nicht wieder den Charakter des theuren Mannes von seiner liebenswürdigsten Seite, und lieferte sie nicht solgeich einen Lichtschim mer, der das Dunkel aufhellte? — Vor ihrem lebhaften Geiste be gann sich bereits Alles aufzuklären. Wenn nun dieser Matrose mit Katharina in irgend einer Verbindung stünde und in ihm der Mörder zu suchen wäre? Mit ganz anderen Empfindungen nahm Doktor Overkamp die Mittheilungen des Freundes auf. Durch seinen Kopf schwirrte der häßliche Verdacht, daß Eschenburg diese Geschichte plötzlich erfunden habe und durch seine Frage, ob er die Instrumente an jenem Morgen benutzt, dazu gebracht worden sei. Wohl hatte er früher, an der Wahrheitsliebe des Doktors nicht zweifeln dürfen; aber konnte der Freund nicht jetzt eine ganz andere Sehnsucht empfinden, sich zu ret ten, jetzt, wo das Leben wieder Werth für ihn gewann?! — Dennoch hielt es Overkamp für seine Freundespflicht, ihm den Ausweg nicht abznschneiden, vielmehr nach Möglichkeit zu eröffnen und deshalb fragte er von Neuem: „Was ist aus den Instrumenten geworden? Du hast sie gewiß Deiner Wirthschafterin zum Reinigen gegeben?" Eschenburg tappte nicht so rasch zu, wie der Anwalt erwartet hatte, denn er sagte nach kurzem Nachsinnen: „Nein, ich wollte es thun; aber da brachte der Postbote Deinen Brief, Helene, und nun weiß ich nicht mehr, was ich gethan und nicht gethan. Ich befand mich wenige Minuten später auf dem Wege zu Dir, nur von dem Gedanken erfüllt, Dich zu sehen und Dir zu sagen —" Hast Du vor Deinem Weggange noch mit Katharina gesprochen?" fragte der Anwalt weiter. „Vielleicht, ich weiß es nicht. Ich kann Dir nur wiederholen, ich habe von diesem Äugenblicke an alle Besinnung verloren." „Hat Katharina keinen näheren Verkehr gehabt? Hier allein ließe sich vielleicht irgend eine Spur verfolgen." „So viel ich weiß, hielt sie sich sehr zurück. Ich habe wenigstens nie bemerkt, daß sie Besuch erhalten hätte", war Eschenburgs Antwort. „Jedenfalls müssen wir den Matrosen zu entdecken suchen, damit ist viel gewonnen", bemerkte Helene; „meinen Sie das nicht auch?" wandte sie sich zu Overkamp, der ihre Ansicht bestätigte, obwohl er ihre Zuversicht nicht theilte. Ein leises Klopfen des Gefängnißwärters an der Thüre zeigte ihnen an, daß die bewilligte Frist bereits abgelaufen sei, und nach wenigen Minuten war Doktor Eschenburg wieder allein in seiner Zelle. - Helene Heldström hatte jetzt eine Aufgabe und verfolgte mit der ihr eigenen Besonnenheit und Festigkeit ihr Ziel. Sie erließ in allen Zeitungen Aufforderungen und versprach dem Matrosen, der an dem und dem Tage sich bei Doktor Eschenburg zu einer kleinen Operation eingefunden, eine hohe Belohnung, wenn er sich melden und sein Zeug- niß ablegen wollte, ebenso Demjenigen, der etwas Näheres über den Matrosen angeben könne, dessen Personalbeschreibung beigefügt wurde, so weit sich Eschenburg auf den Matrosen zu erinnern vermochte. Doch Alles blieb vergebens. Helene beharrte indeß dabei, daß der Schlüssel zu den geheimnißvollen Vorgängen jenes Morgens darin zu suchen sei, daß dem früheren Verkehr Katharinas sorgfältig nach geforscht werden müsse. — Doktor Overkamp theilte freilich nicht ihre Ansichten; aber er mochte ihr auch nicht widersprechen und gewährte ihr bereitwilligst diejenige Unterstützung, die sie beanspruchte. Katharina war aus Holstein gebürtig, und ihrer Mutter, einer armen Wittwe, der Nachlaß der Ermordeten ausgehändigt worden. Helene beschloß, Frau Elwers aufzusuchen; vielleicht erfuhr sie von derselben manches Nähere. Doktor Overkamp hatte so zweifelmüthig die Achseln dazu gezuckt, daß sie ihn nicht mit ihrer Absicht bekannt machte, sondern die Reise nur in Begleitung ihrer Tante antrat, die sich mit gewohnter Resignation in ihr Schicksal fand. Nach einer halbtägigen Fahrt war das kleine holsteinische Dorf erreicht. Die Tante blieb im Krug zurück und Helene trat den Weg zu der Wittwe allein an, um die Frau nicht einzuschüchtern und sie um so eher zum Reden zu bringen. Das Herz der jungen Patri zierin schlug unruhiger, als sie die Schwelle des kleinen Häuschen über schritt. Ihr war es, als stünde sie damit vor irgend einer Entschei dung, als würde sie hier endlich einen Faden finden, der sie in diesem düsteren Labyrinth zurechtführte. Mutter Elwers saß in ihrem niedrigen Stübchen und spann. Sie begrüßte die Fremde ohne Verlegenheit und mit jener ruhigen Höflichkeit, der man in Holstein immer begegnet. Helene erkannte so fort, daß es dieser nüchternen, besonnenen Frau gegenüber einer weit läufiger Einleitung nicht bedürfe, und sie machte dieselbe sogleich mit dem Zweck ihres Erscheines bekannt. Frau Elwers fuhr doch mit der Schürze über ihre Augen, als Helene den Namen ihrer Tochter aussprach und die schmerzliche Ver gangenheit berührte. „Die arme Katharina! Es war mein einziges Kind und so kreuzbrav und gut!" Dann hatte sie sich wieder gefaßt. „Ja, da kann ich Ihnen nichts sagen," entgegnete sie als Helene ihre Frage wiederholte und die Gründe angab, warum ihr die richtige Beantwortung derselben von solcher Wichtigkeit sei. „Ich weiß nicht, ob Katharina einen Geliebten gehabt, ich glaub's nicht, denn sie hielt sich gar sehr zurück." Ohne Bedenken fügte sie sich in den Wunsch der Fremden, ihr den Nachlaß der Tochter zu zeigen, und sie führte Helene in eine Kam mer, wo die Sachen Katharina's in einer Truhe sorgfältig aufgespei chert waren. „Die Schriften hat meine Tochter hier in den Kasten gehabt", meinte Frau Elwers und holte ein Handschuhkästchen hervor, das wirklich mit Briefen und allerhand Papieren gefüllt war. Die Briefe waren von der eigenen Mutter und von einigen Freundinnen und enthielten nichts, was nur irgend auf ein Verhältniß mit einem Manne anspielte. In den anderen Schriften hatte Katharina Gedichte und Lebensregeln abgeschrieben, die einen tieferen Sinn verriethen und zu gleich eine Bildung, wie sie Helene von dem einfachen Mädchen doch nicht erwartet hätte. Enttäuscht legte Fräulein Heldström die Papiere wieder in den Kasten zurück, nachdem sie ihren Inhalt sorgfältig geprüft. „Hier ist auch noch das Kleid, das sie an dem Unglückstage ge tragen hat", sagte jetzt die Wittwe und holte ein blutbeflecktes Ge wand aus der Truhe hervor. Es war ein einfaches, dunkelgraues tragen worden. In der Schachtel war die Adresse eines bekE Hamburger Juweliers eingeklebt, bei dem sicher der Schmuck go-' „Wo haben Sie es?" drängte Helene. ! „Es ist mit da!" sagte Frau Elwers und kramte vom der Truhe eine Pappschachtel hervor, die in der That neben eiil^ anderen Schmucksachen eine schwere goldene Brosche enthielt. Sie^( ganz das Ansehen, als ob sie noch niemals oder nur sehr wenigs Wollenkleid, und wie es die alte Frau jetzt emporhielt, zittertet Rechte, und als sie der Blutflecken wieder ansichtig wurde, brat ' in ein heftiges Schluchzen aus, und nun flossen ihre ThränE reichlicher. Auch Helene vermochte sich einer tiefen Bewegung nicht wehren; dennoch überwand sie das Gefühl des Grauens und das Kleid in die Hände. Dort an dem oberen Theile befand sich «c der kleine Einschnitt, der die Stelle anzeigte, wo die tödtliche W' hindurchgedruugen war. „Man sollte es kaum meinen, daß sie daran gestorben",^' Frau Elwers, ihreThränen trocknend, „es muß ein ganz kleines^ ser gewesen sein. Ich lass' den Rock, wie er da ist, wenn ich ihn«', gar nicht ansehen kann, ohne daß sich das Herz im Leibe drehen will." Helene behielt noch immer das Kleid in den Händen. ihr wurden die entsetzlichsten Empfindungen geweckt. Wurde ihr^s beim Anblick des blutbefleckten Gewandes die fürchterliche That voDj gegenwärtig. Wer hatte sie begangen? — Wem war dies arme, liche Geschöpf ein Hinderniß gewesen, das er ans dem Wege zu men gesucht? War jeder Versuch, dies dunkleRäthsel zu lüften,^ vergebens! — Wie sie noch darüber sann und grübelte, fuhr^ Hand fast unwillkürlich in die Tasche des Kleides. Sie war leer^ auf dem Boden entdeckte sie ein kleines, zusommengeknittertes Papier. Hastig zog es Helene hervor und entfaltete es. Sie hatte R- einen Freudenschrei zu unterdrücken. Da war, was sie so sehiM und mit solcher Ausdauer gesucht. — Auf dem Zettel standen nur mit Bleistift und beinahe völlig wischt die folgenden Zeilen: „Ich muß Dich morgen noch einmal sehen. Ich bring'-Dir Brosche mit, die Dir schon gefallen wird, und ich hab noch eine E andere Ueberraschung für Dich: aber das sag' ich noch nicht, wirst schon sehen. Dein Heinrich." „Hier in dem kleinen Briefchen ist von einer Brosche die Wi wandte sich voll Aufregung Helene zur Wittwe, „haben Sie in Nachlaß Ihrer Tochter einen solchen Schmuck gefunden?" „Ich weiß nicht, in einem kleinen Schächtelchen war so ein» nes gelbes Dings, und meine Nachbarin sagte, das sei wirklich^ echtem Gold." worden. „Wollen Sie mir die Brosche verkaufen?" fragte Fräulein ström, „Ihr Besitz ist mir von Wichtigkeit und Sie können j»" Preis fordern." „Ich weiß ja doch nicht, was das Ding werth ist", meinte die E „So viel ich davon verstehe schätze ich die Brosche auf Thaler aber ich zahle ihnen gern dafür zweihundert Thaler." Frau Elwers wollte ihren Ohren nicht trauen. Das ihre Begriffe und Verhältnisse eine so große Summe, daß sie E kaum zu fassen vermochte. „Nein, Fräulein Heldström, das kaB nicht annehmen, das ist zuviel", sagte sie bestürzt. „Nehmen Sie das Geld getrost. Mir ist die Brosche sehr voll", und ohne Zögern griff Helene in ihre Börse und zäW' Wittwe die Summe in Kassenscheinen auf. . Nachdem sie dann von der freudig überraschten Frau E, genommen, reiste Helene, den Zettel und die Brosche in derN' mit ihrer Tante auf der Stelle nach Hamburg zurück. Am andern Morgen suchte Helene den Juwelier auf, legte'^ den Schmuck vor und fragte, ob er sich noch des Käufers der M erinnern könne. „O, ganz gut", war die Antwort, „es war ein Steuerman»" einem amerikanischen Packet - Dampfschiff. Ein blonder stäE Mensch, mit einem hübschen freundlichen Gesicht und einem ErMs im Kinn. Er sah sehr lustig und übermüthig aus." Die Beschreibung stimmte so ziemlich mit der Martin's „Hatte er eine Warze auf der rechten Backe?" fragte Helenes und harrte in größter Spannung auf die Antwort. „Da hab' ich nicht einmal darauf geachtet", antwortete der^ schmied, „aber es kann wohl möglich sein." „Hat Ihnen der Steuermann den Namen gesagt?" fragte weiter, obwohl sie kaum die Hoffnung hatte, eine bejahende zu erhalten. „Ja, warten Sie, damit kann ich dienen", entgegnete der JE „der Mann gab mir zugleich eine goldene Busennadel zur Rep»^ ein Steinchen ist ihm herausgefallen und deshalb fragte ich Namen und notirte ihn in meinen Büchern, und da fällt mir ei^ Mensch hat die Busennadel noch nicht abgeholt." Der Goldschmied schlug seine Bücher auf. „Richtig, Stetig Heinrich Thormählen, und die Nadel ist wirklich noch nicht zE fordert und bezahlt worden." Nun glaubte Helene schon endlich viel gewonnen zu hE Mit diesen Angaben mußte sich doch der Verbleib des MatE, mitteln und beweisen lassen, daß die Wirthschafterin mit Heinrich s mählen in näherer Beziehung gestanden, und dieser Mensch alE Mörder sei. Auf ihren Wunsch beschrieb der Juwelier noch s" ganz genau die Persönlichkeit des Steuermannes, auf die er sÄ sehr gut zu besinnen wußte. (Fortsetzung foS Brause-Limonade-Bonvons sind das neueste ErzeU welches die weltberühmte Firma: Gebrüder Stollwerck in in den Handel gebracht hat. Bisher hat man mit den von Firmen empfohlenen sog. Limonade-Pulvern rc., welche nebenb^» theurer waren, schlimme Erfahrungen gemacht; statt dem erfrisE Getränke konnte man nur eine gewöhnliche Limonade mit dckft Herstellen. Die seit Kurzem in allen Stollwerck'schen ChocolH'I Bonbons-Niederlagen vorrälhigen Brause-Limonade-Bonbons! sprechen in jeder Beziehung dem Erfrischungsbedürfnisse und sich sicher für immer in Nachfrage halten. Zum Preise von 1 erhält man in einer gesälligen Schachtel 10 Bonbons (mit Estronen-, Himbeer-, Kirschen- rc. Geschmack) die es ermöglich^ sonders bei heißer Jahreszeit innerhalb 1 Minute sich ein erfrischendsten Brause-Limonade zu fertigen. Man wirft einen». Bonbon in ein Glas, zerstößt ihn, gießt Wasser unter bestä^H Umrühren zu und ein brausendes Glas Limonade ist fertig, gemein erfrischend und kühlend wirkt und nur 10 Pfg. kostet^ versäumen daher nicht, unsere Leser auf diese wirklich emp^ werthen Brause-Limonade-Bonbons aufmerksam zu machen.