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schiffe wirklich nicht mehr in Kronstadt anlegen dürfen, ist gar nicht abzusehen. Die Schädigung des Handels wird eine kolossale sei». Das sind allerdings böse Zahlen, aus denen sich die Statistik über das Klima von Westafrika zufammensetzt. Führt man die dortigen außergewöhnlichen Verhältmsfe auf unsere europäischen Ver hältnisse zurück, so erhält man annähernd das Resultat, daß von 1000 eingewanderlen Weißen im Jahre etwa 6—800, also fast sterben. Die Fieber sind es, die die Europäer nicht vertragen können. Vaterländisches Wie in Sachsen der nationale Gedanke gewaltigen Boden gefun den hat und die ehemaligen „Particularisten" in gute, begeisterte Deut sche umgewandelt hat, das zeigt so recht die Betheiligung unseres en geren Vaterlandes an der Festgabe zum Kanzlerjubiläum. Wäbrend in Bayern im Ganzen 169,800 M., in Württemberg gar nur 85,000 M. aufgebracht worden, sind bei uns 228,703 M. gesammelt worden, eine Summe, deren Werth ein nm so höherer ist, als sie aus lauter freiwilligen Beiträgen zufammenfloß. — Auf der Generalversammlung des sächsischen Landesverbandes der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, die in Meißen am 9. und 10. Mai stattfand, hielt der Direktor Dr. Liev aus Leipzig einen Vortrag über „Volksfeste und Volksbildung", dem wir die nach stehende interessante Bemerkung über die Turnfeste entnehmen: Ein Turnfest ist ein Volksfest, weil jeder ein Turner sein kann, den seine Glie der auf den Festplatz tragen, ein Sängerfest darum, weil so ziemlich jeder seine Stimme — kostenfrei mitbringt, wenn sie auch nicht immer prächtig geschult ist. Ja selbst die Friedensmanöver unserer Armeen gelten der Menge darum als etwas Vollsfestliches, weil wir ein eigenes Heer haben; der Gedanke an das gemeinsame Vaterland, gleichwie der Gottesgedanke bindet viele in gehobenem Gefühle zusammen, die sonst achtlos aneinander vorübergehen, ohne sich eines Blickes zu würdigen. Was das viele Festseiern antrifft, welches von gewisser Seite gegen die Volks feste als Vorwurf erhoben wird, meinte der Redner: „Wir müssen vorläufig die Feste nehmen, wie sie fallen, indem wir es als ein erfreuliches Zeichen der Zeit ansehen, dah unser Volk in den letzten 30 I ihren wieder ein wenig „sestwüthiger" geworden ist, daß es sich der Lustbarkeiten seiner Vorfahren erinnert, daß es, bald hier, bald dort, bald so, bald anders, den bürger lichen Kalender benutzt, um die Gedenktage der Vergangenheit und den Glauben an die Helden der Gegenwart aufzufrischen, daß es vor Allem — seine fröhlichen deutschen Sonntage sich nicht nehmen läßt. Kann man nicht aber doch des Guten darin zu viel thun? Der Einzelne vielleicht, wenn er des Spruches uneingedenk wird: Tages Arbeit, Abends Gäste, sau're Wochen, frohe Feste, ein großes Volk, als Ganzes betrachtet, wohl kaum. Denn wie Niemand seinen Geburtstag feiern kann, ehe er geboren ist, so giebt es auch kein wahres Volksfest, wenn nicht zuvor ein fröhliches Volk ist; und wie der Einzelne, welcher in ein Examen geht, die meiste Hoffnung hat, es gut zu absolviren, wenn er dreist und gottesfürchtig vor seine gestrengen Richter hintritt, so hat auch ein Volk die meiste Aussicht, die großen Prüfungen, welche ihm die Weltgeschichte auserlegt, glücklich und glänzend zu bestehen, wenn es ihnen mit ungetheilter und freudiger Zuversicht begegnet, — also ein festfröhliches Volk!" — Trotz der anhaltenden ungünstigen Erwerbs- und Verkehrs verhältnisse in den Vereinigten Staaten hat doch die Auswanderung aus Böhmen nach Nordamerika neuerdings wieder breitere Bahnen ergriffen. Im Monat April pafsirten nach ungefährer Schätzung 5000 Emigranten den Bahnhof Reichenbach i. V. Weit höher wird die Zahl voraussichtlich im laufenden Monat sich gestalten. Mit jedem Eger zuge fast treffen größere oder kleinere, mitunter bis 60 und mehr Köpfe zählende Gruppen dort ein, die ihre Reise über Leipzig-Bremen nach dem transatlantischen Continente fortsetzen. Unter diesen Gruppen pflegen alle Altersstufen vom Säugling bis zum Greis vertreten zu fein. — Am 1. Dezember diefes Jahres soll wieder eine allgemeine deutsche Volkszählung stattfinden. Die ersten Vorbereitungen dazu haben bereits unter Leitung des Direktors des statistischen Amtes in Berlin, Professor Böckh, begonnen und werden auch behufs der allge meinen Feststellungen betreffend die Zählung selbst und die Zählkarten daselbst fortgesetzt. In Berlin selbst dürfte die Arbeit wohl etwas größer fein als im Jahre 1880; höchst wahrscheinlich wird sich die dortige Bevölkerungszahl auf 1,300,000 stellen und also um 200,000 Köpfe feit 1880 gestiegen sein. — Für das nächste Jahr ist wieder eine Alpenturnfahrt ge plant, welche Heuer wegen des Turnfestes unterbleiben muß. Mit den Vorbereitungen zu dieser 4. Turnfahrt hat Herr Direktor Bier schon begonnen. Die Turner sollen diesmal über Prag und Wien nach Graz, Triest und ferneren sonnigen Gestaden geführt werden. Das letzte Unternehmen der Art ergab, obgleich noch im letzten Augenblicke über 100 Theilnehmer sich durch die Cholerasurcht abhalten ließen, dennoch einen Reingewinn von 1130 M., nachdem die Summe von 500 M. schon für kranke und verunglückte Eifenbahnbedienstete abge geben war. Nächstes Jahr wird hoffentlich Niemand von Cholera surcht sich abhalten lassen. — In der Nacht zum 8. ds. verunglückte tödtlich durch Herein brechen der Kohle auf dem frhrl. v. Burgk'schen Segengottesschachte der in Wilmsdorf ansässige Bergarbeiter Karl August Beier. Der im 57. Lebensjahre und nach 38jähriger Dienstzeit aus dem Leben gerufene Verstorbene wird von seiner Wittwe mit ihren 6 erwachsenen Kindern schmerzlich beweint. — Oschatz. Die Gewerbeausstellung findet hier vom 21. Mai bis 7. Juni statt. Die Zahl der Aussteller ist bis auf 170 ge stiegen. Bon diesen gehören ca. 120 der Stadt Dresden, die übrigen der näheren und wetteren Umgebung an. Außer Oschatz und acht in der Nähe liegenden Dörfern werden noch vertreten sein: Connewitz- Leipzig, Chemnitz, Dresden, Döbeln, Greiz, Gohlis-Leipzig, Großröhrs dorf, Leipzig, Lindenau-Leipzig, Meißen, Mügeln, Offenburg, Pitos- Maroth (Ungarn), Riesa, Rathenow. — Ein seltener Fall ist am 11. dss. beim Schwurgericht zu Leip zig vorgekommen. Die Verhandlung erlitt dadurch eine seltsame Un terbrechung, daß der Vertheidiger dreier Angeklagter, Hr. Rechtsan walt G. H. durch sein Verhalten die Zeugen und Angeklagten derar tig beeinflußte, daß sich der Gerichtshof schließlich auf Antrag des Staatsanwaltes veranlaßt sah, demselben die Vertheidigung zu entzie hen. Die ganze Verhandlung mußte vertagt werden und wird wohl nun erst in nächster Schwurgerichtsperiode stattfinden. Der Vorgang wird selbstverständlich in juristischen Kreisen sehr besprochen. — Am Montag Nachmittag wurde in Glauchau die Familie M. durch einen recht beklagenswerthen Unglücksfall in tiefe Trauer versetzt. Zwei ihrer Kinder, ein Mädchen von 8 Jahren und ein Knabe von 3 Jahren wollten nach dem nahe gelegenen Dorfe Rothen bach in die Milch gehen. Unweit der Stadt, an einem Kreuzwege, begegnet ihnen einen Lastwagen. Das Mädchen springt kurz vor den Pferden über die Straße, der Knabe will der Schwester folgen, kommt aber dabei unter den Wagen und findet einen schnellen aber schreckli chen Tod. — Eine schreckliche That ist dieser Tage in einem Anfalle von Geistesstörung von einer Frau in Neu-Oelsnitz begangen worden. Während der Abwesenheit ihres Mannes zur Controlversammlung stürzte sich dieselbe in einen Teich, nachdem sie zuvor ihre 2jährige Tochter hineingeworfen hatte. Das 5jährige Söhnchen, welches das Loos seines Schwesterchens theilen sollte, konnte noch rechtzeitig ent fliehe». Die Leichen von Mutter und Kind wurden alsbald aufge funden. — Ein seltener Unfall hat sich kürzlich in der Wohnung des Handarbeiters Kötz in Borna zugetragen, indem die fast 4jährige Martha Kötz von ihrer 7jährigen Schwester, welche mit ihr das Bett getheilt hatte, unabsichtlich dadurch, daß sie im Schlafe auf das Kind zu liegen gekommen, erstickt worden ist. — Vom Landgericht Chemnitz wurde jüngst ein Gutsbesitzer aus Ursprung bei Stollberg, welcher seine Jauchengrube nur mangel haft zugedeckt gelassen hatte, sodaß in dieselbe kürzlich ein 5jähriger Knabe fallen und darin den Tod finden konnte, wegen fahrläfsiger Tödtung zu 1 Monat Gefängniß vei»rtheilt. — In tiefe Trauer wurde die Familie des Gutsbesitzer Päßler in Gosel bei Crimmitschau versetzt. Eine blühende Tochter im Alter von 20 Jahren, die schon längere Zeit die Braut des Rittergutsver walters auf Frankenhausen war, ertränkte sich am Sonntag in einem hinter dem Gut ihrer Eiteru befindlichen ganz seichten Wasserloche. Der Verlobte der Unglücklichen, der am anderen Morgen, von einer Reise zurückkehrend, den Unglücksfall erfuhr, gerieth in eine an Wahn sinn grenzende Verzweiflung, und an derselben Stelle, wo man die Braut todt herausschaffte, fand man auch ihn, doch waren die Wieder belebungsversuche hier von Erfolg. Leider wird an seinem vollstän digen Aufkommen gezweifelt. Die Ursache zu dem Unglück ist fami liärer Natur, und spricht man namentlich davon, daß der Vater des Bräutigams gegen die Verbindung Beider gewesen ist. — Ein furchtbarer Schlag traf die Familie des Kaufmanns Kretzschmar in Königstein am Freitag Mittag 12 Uhr, als ein Ge witter tobte. Frau Gretzscymar war eben am Mittagstisch beschäftigt die Speisen zu vertheile», als ein Blitzstrahl ihrem Leben ein Ende machte. Außer dem Gatten saßen 5 Kinoer, von denen das älteste 12 Jahre ist, um den Tisch. Das Entsetzen, den Schmerz, kann man sich denken! Ein Knabe wurde noch an den Beinen verletzt. Der Blitz hatte den Weg durch die Esse und den geheizten Ofen genommen. Vermischtes. Die Bank von Monako feierte ein trauriges Jubiläum: Das fünf zigste Menschenleben in dieser Saison, seit Dezember 1884, ist ihr zum Opfer gefalle». Der Unglückliche erhängte sich in einem Hotel zimmer. Er soll 300,000 Lire im Spietsaal verloren haben. * Hitze der Sonne. Der durch feine früheren Arbeiten über die Temperatur der Sonne bereits wohlbekannte Professer Ericson hat jüngst eine Reihe von neuen Untersuchungen über diesen Gegenstand ausgeführt, wobei er sich des sogenannten Sonnen-Pyrometers bediente. Als Endresultat seiner Arbeiten gelangte er zu dem enormen Werthe von 1,700,404 Grad Celsius für die Temperatur unserer Sonne. * Zur Nachahmung. In der Volksschule zu Neustadt bei Koburg soll von jetzt ab Unterricht in der Obstbaumzucht beginnen, zu welchem Zwecke die Stadtgemeinde ein ziemlich großes Areal zur Verfügung gestellt hat. Eine weitergehende Absicht ist, auch die Mäd chen der Oberklassen mit Blumen- und Gemüsezucht bekannt zu machen. * Tragische Unterbrechung einer Tauffeierlichkeit. Dieser Tage feierte die Einwohnerfamilie des Herrn R. in Fordon (Kr. Brom berg) Kindtaufe. Einige Gäste wollten tanzen, der Festgeber wollte diefes aber nicht zulassen, worauf Einer sagte: „Warte, Du sollst heute noch kochen und braten," dann entfernten sie sich. Gegen Morgen um 3 Uhr schritten sie (es waren ihrer drei) zur Ausführung ihrer Drohung. Zunächst mußte einer sehen, ob Alle schliefen, dann wurde das Haus in Brand gesteckt. Die Frau vermochte nur sich und ihren Kindern das nackte Leben zu retten. Sie wollte noch zurück ins Haus, um ihren Mann zu retten,aber als sie hinein wollte, schlugen ihr schon die Flammen ins Gesicht; sie konnte ihren Mann nicht retten und er verbrannte. Einer der Brandstifter ist verhaftet. * Rohe That. Am 28. April Abends 9 Uhr wurde bei Falken berg (Bay-rn) von einem äußerst rohen Burschen von Josephshof (bei Reuth), Namens Hecht, eine schreckliche That verübt. Derselbe befand sich mit seiner Braut, einer Bauerntochter Weiß von Oedwal- Persreuth, und dem Vater derselben auf dem Heimwege von Hohenwald, wo für die Brautleute, die sich schon als Ehegatten fühlten und bereits V» Jahre in Amerika zusammen verlebt hatten, ein kleines Anwesen angekauft werden sollte. Der Vater des Mädchens fand aber den Preis zu hoch, weshalb der Ankauf unterblieb, worüber der Bräutigam höchst ungehalten mar. Den Vorschlag der Braut, ein anderes ver käufliches Anwesen zu besichtigen, lehnte derselbe mit rohen Aeußerungen ab. Auf dem Heimwege, nicht weit unter Falkenberg, gab die Braut ihrem Bräutigam zu verstehe», daß sie nach den Erlebnissen dieses Tages gesonnen sei, das Verhältniß zu lösen. Darüber gerieth der selbe so in Wuth, dnß er einen wuchtigen Stein ergriff und damit auf den Vater des Mädchens, der sich wahrscheinlich an dem Wort wechsel betheiligte und welchen Hecht überhaupt die Ursache dieses Ausganges zufchrieb, so lange einhieb, bis er bewußtlos und zu Tode getroffen zu Boden sank, worauf sich seine Wuth gegen seine Braut richtete, welche auf den Knien um Erbarmen für ihren Vater gefleht und ihr Leben für feiniges angeboten hatte. Er versetzte ihr mehrere lebensgefährliche Stiche mit einem Messer und floh. Das bedauerns« werthe Mädchen schleppte sich trotz ihrer schweren Verwundungen nach Hause und wurde sofort in ärztliche Behandlung genommen. Es besteht einige Hoffnung, dieselbe am Leben zu erhalten. Ihr Vater wurde noch lebend auf dem Platze gefunden, verschied aber auf dem Heimwege. * Aus New-Jork wird gemeldet: Eine große Fabrik, welche einen ganzen Häuserkomplex zwischen Columbiaplace, Atlantic-avenue, Hicks-street und State-street etnnahm, ist am 5. d. M. Plötzlich einge stürzt. Von den 500 Arbeitern, welche sich in der Fabrik befanden, wurden mindestens 15 getödtet und 24 schwer verletzt. Als Grund des Einsturzes wird angegeben, daß bei einer Reparatur die Stützen nachgaben, infolge dessen das Dach einstürzte und alle Stockwerke durchschlug. Der Schaden wird auf eine halbe Million Doll, geschätzt. »Bor ein grosser Olomnn ist allen Denjenigen sicher, velcho äurch ^nvrenckuug äer Apotheker k. Lranckt's SchveErpillvn (erhältlich ä schachtel kl. l. in cken Apotheken) ihren Körper reinigen unck hierdurch neu Helehen, stärken unck kralligen. Nan achte genau ciarauk, äass zecke Schachtel als Ltiguett ein veisses kreur in rothein 6runä unck äein kawensrug k. öranckt's trägt. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntage Exaudi predigt Vormittags Herr k. Dr. Wahl. Nachmittags Katechismusunterredung mit der konflrmirten Jugend.