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FlMg, iM N. Kl! M3. sind ohne Moral, nur abergläubisch, heimtückisch, spitzbübisch, ohne eigene Initiative, — aber arbeitsfähig. Wo sie den Weißen bestehlen, berauben und ihm schaden könnten, fänden sie an den Stammesgenossen stets Hülfe und Beistand. Während südlich vom 37. Breitengrade die Neger 34 und 60 Proz. der Einwohner ausmachen, sind dort nur 1 Proz. Fremde. Die Chinesen sind schwächlich, geschickt, fügsam und genügsam — wenn auch spitzbübisch. In Fabriken werden sie als Arbeiter, als Köche, Stubenmädchen, Kinderpfleger und Wäscher fast allen anderen Arbeitern vorgezogen. Sie arbeiten 75 Proz. billiger und leben nur von Reis, und arbeiten in größter Sonnenhitze ohne Schaden. Wenn ich in meinem vorigen Vortrage gesagt, daß daS Klima Amerikas eine gute Pflege und Ernährung des Körpers, täg lich Obst, Gemüse und reichliche Fleischnahrung verlange, und daß man das Wasser mit Eis erkaltet trinken muß, weil das Brunnenwasser zu warm und die Hitze zu groß ist, so will ich Ihnen eine andere, sehr üble Gewohnheit der Amerikaner nicht vorenthalten, die ebenso beklagenswerth wie die Stellung der Kinder zn den Eltern ist und wirkt; das ist das Treaten — das Bewirthen mit Getränken in öffent lichen Schankstätten. Wer bei uns Durst hat, geht zu Biere, läßt sich ein Seidel geben und kann dabei den ganzen Abend Bierpolitik treiben. Hat man in Amerika Durst und geht zum Schanklokale, so findet man dort eine größere oder kleinere Zahl Bekannter, von denen der Eintretende sofort eingeladen wird, mit ihnen ein Glas zu trinken. Diese Bewirthung abzuschlagen, ist unmöglich — denn der Amerikaner würde sich durch die Ablehnung als beschimpft ansehen. — Natürlich muß der Gast sich revanchiren an so viele — als im Lokal sind, und anstatt seinen Durst mit einem Glase Bier zu stillen, muß er unter Umständen 10 und 20 Gläser trinken und ebenso viele bezahlen. Ein Glas Bier, Schnaps rc. kostet 20 bis 40 Pfennige, und da wird die Zeche gegen alle Erwartung und allen Wunsch oft sehr groß. Die billigste Cigarre, wie solche der Arbeiter raucht, kostet 20 Pf. Wer alle Tage nur eine Cigarre raucht und ein Glas Bier trinkt, verbraucht schon 150 M. jährlich. Wie viel kostet dem Amerikaner also wohl das Bier und der Tabak? Oft mehr, als hier ein Tagelöhner verdient. Gegen dies unheilvolle Treaten kann kein Gesetz, keine Temperanzler- Bestimmung aufkommen. Ganze Grafschaften haben den Verkauf jed weden geistigen Getränkes bei großen Strafen verboten, — aber als Arzenei ist es doch zu beschaffen. Dieser Krebsschaden ist nicht zu heilen. Gute Stiefel und gute Kleidungsstücke sind in Amerika zwei- und dreimal so theuer, als bei uns. Also die Nothwendigkeit: kräftig zu leben, theurer Tabak, das Treaten, theure Kleider und Stiefeln und die oft langen arbeitslosen Pausen lassen den, der nicht darben will, schwer zum Ersparen eines Vermögens kommen. Ich habe mir, wie das wohl natürlich ist, von vielen Einwanderern, denen es jetzt gut ging, ihren Lebenslauf in der neuen Heimath erzählen lassen. In der Hauptsache glichen sie alle den Romanen. So wie sie sich im Roman „bekommen müssen", so müssen fast alle Einwanderer von unten an fangen. Ich will Ihnen von den vielen Beispielen zuerst das Loos zweier lediger deutscher Artillerie-Offiziere, welche ich in Saltlake City im Gasthofe beim Frühstücke kennen.lernte, erzählen und dann die Erlebnisse des verheiratheten l)r. F., jetzt in Portland, Oregon, mit dem ich auf der Northern PacificeBahn lange Zeit zusammen fuhr. Aus dem Lebenslaufe dieser Leute lernen Sie genau kennen, in welcher Weise man sich in Amerika durcharbeiten muß. Der Premier-Lieute nant B. war jetzt Reisender für Whisky und Liqueur, der Lieutenant Baron v. H. war jetzt Reisender für Bier, Wichse, Fett rc. Beide waren zusammen ausgewandert, und hatten sich jetzt in Saltlake ein Rendezvous gegeben, um sich einmal wiederzusehen. Sie standen sich auf ca. 3—4000 Dollars Gehalt jährlich, waren aber unausgesetzt von einem Ort zum andern unter Wegs. Sie erzählten sich verschie dene Erlebnisse der letzten Zeit. B. war kürzlich in Texas auf einer Reise nach einer kleinen Stadt. Sein Wagen wurde ihm dort Plötzlich von drei Cowboys aufgehalten und ihm gesagt, er solle ihnen zu trinken geben. B. gab ihnen Liqueur-Proben, und als sie sich weidlich satt getrunken, ließen sie ihn ziehen. Als er am nächsten Abend nach einer kleinen Stadt kam, fand er die drei Cowboys beim Champagner. Sie forderten ihn sofort auf, mit ihnen zu trinken. Er durfte es nicht ab schlagen. Als es ans Bezahlen ging, nachdem sie tapfer gezecht, wurde ihm erklärt, sie seien Gentlemen, die sich für den Schnaps gern revan- chirt hätten. Dec Baron v. H. war kürzlich in Mexiko in einer kleinen Stadt im Quartier. Nachts 2 Uhr rief ihn sein Wirth und forderte ihn auf, mit nach dem Markt zu kommen, wo sie alle Einwohner des Ortes versammelt fanden, um einen Mörder zu richten. In Mexiko giebl es viele Hochplateaus, von denen die Heerden-Besitzer und Cow boys nur durch einzelne Hohlwege nach den Thälern gelangen können, wenn sie Einkäufe in der Stadt machen wollen. An dem einen Hohl wege hatte man schon öfters ermordete Amerikaner gefunden. Jetzt hatte sich ein schwer verwundeter Cowboy zum Stadtmajor geschleppt und hatte erzählt, daß ein am Hohlwege wohnender Mexikaner seinen Begleiter getödtet und ihn so schwer verwundet hätte, daß er ihn als todt hätte liegen lassen. Er habe sich erholt und klage hiermit den Mörder an. Der Major und die Stadtmiliz hatten das Haus um stellt und nun den Mörder zur Stelle gebracht, der denn auch zugestand, schon früher und auch jetzt die Weißen aus Rassenhaß erschossen zu haben. Diese wären gekommen, die Mexikaner zu verdrängen, er habe sich sür verpflichtet und berechtigt gehalten, die Eindringlinge zu ver nichten. Es wurde ihm gestattet, mit einem Geistlichen sich 10 Minuten lang auf den Tod vorzubereiten. Während dieser Zeit wurde ein Strick besorgt. Nach 10 Minuten fragte ihn der Major, ob er noch etwa- zu erwähnen hätte. Seine Antwort war gefaßt und kurz: uo Sir! Ihm wurde die Schlinge um den Hals gelegt, — und bald hing er am nächsten Baum. — Man beerdigte ihn am nächsten Tage in aller Form, — und es krähte kein Hahn weiter danach. (Fors. f.) Beilage zu No. 57 Ne Lage der Linwandcrer in den Bereinig- ten Staaten von Nordamerika. Muter Bortrag , gehalten im Club der Landwirthe in Berlin von Herrn Rittergutsbes. Neuhauß-Selchow. (Fortsetzung.) Es sind die Schulknaben, die Neger, die Chinesen, nud was da- §!. in Verbindung steht. Dann die Lebensweise und das Trinken! »Us die Schulen wird in Amerika außerordentlich viel gethan. Sie Wren den Kommunen und sind frei, ohne Schulgeld. Von Mitte Ei bis Mitte September sind alle Schulen geschlossen. Die Kinder, Wilders die Knaben, selbst die der höheren Schulanstalten, der 6ol- suchen sich während dieser Ferien Arbeit und Verdienst, die lungsten durch Zeitungsverkauf rc., die älteren durch Stieselputzen auf Straßen, was mit 20 resp. 40 Pf. bezahlt wird, noch ältere, in- fie zur Aushülfe bei Handwerkern und bei Geschäftsleuten gegen em Wochenlohn von 8—12 Mk. Arbeit nehmen. Die Schüler der höheren Klassen gehen in größeren Schaaren in die Badeorte, wo sie fahrend der Saison sür monatlich 100—120 Mk. als Kellner Beschäf- Wng finden. Es wird in Amerika bisher noch kein Trinkgeld an Kellner bezahlt, und Arbeiten ist in Amerika keine Schande. Während b" Schulserien verdienen sich die Kinder in der Regel noch so viel Eeld, als sie im Jahre Taschengeld gebrauchen, und machen sich da- "urch von den Eltern sehr früh — nach meiner Ansicht zu früh — »»abhängig, wodurch unstreitig, wie in Amerika allgemein anerkannt, für deutsche Begriffe ganz unerhörtes Verhältniß der Kinder zu °kn Eltern unerzogen wird. Die Kinder versuchen es sich während ^ Schuljahre schon, in welchem Berufe sie später die liebste Be- Wftigung finden möchten. Wenn sie die Schule mit 14 bis 16 Jahren Wassen, gehen sie dahin, wo es ihnen am besten gefallen hat; sie E schon für das Geschäftsleben vorbereitet und leisten für 3, 4, 5 die Woche ebensoviel oder mehr, wie der ältere Eingewanderte, europäischen Gewohnheiten und mit in Amerika nicht passenden Hülsen und Handgriffen ausgebildete Handwerker rc. Diese jüngeren Eschen sind dem Amerikaner durch ihre Beweglichkeit und Findigkeit ^hr simpalhisch, als der nach wissentschaftlichen Regeln ausgebildete Ausländer, welcher noch dazu erst in 3 oder mehr Jahren die Sprache ihrem Umfange erlernt. Sobald sich der Knabe fo sicher und selbstständig fühlt, daß er sich sein Brot selbst verdienen kann, streift ss sich die Bevormundung des Vaters resp. der Mutter ab. Und die Achter? sie machen es nicht viel anders. Auch sie suchen sich durch Arbeiten, so früh es ihnen möglich ist, durch Verdienst selbstständig zu brachen. Das Interesse für den elterlichen Hausstand kennen die aller- biklsten nicht, weil die Mutter darin auch nichts erlernt und geleistet bat. Wo die jungen Mädchen nicht in kaufmännischen Geschäften Ar beit finden, suchen sie solche bei der Bedienung von Maschinen, wo ne billiger, anstelliger als Männer sind. Im Hause ist die Stellung ber Töchter zu den Eltern eine uns befremdende. Die jungen Mäd chen laden sich die jungen Männer, die sie irgendwo gesehen, in das l-uernhous ein, ohne die Eltern zuvor zu fragen. Wenn diese kom- ^rn, stellen sie diese den Eltern vor, und damit sind sie eingesührt. Er fällt dann gar nicht auf, daß das junge Mädchen mit dem jungen Kanne ohne elterliche Begleitung und ohne besondere Erlaubniß Par- «en und Vergnügen mitmacht. Die Eltern haben es ja genau ebenso gemacht. Das junge Mädchen, das als Lady in Amerika den An- Much macht, überall mit Aufmerksamkeit und Rücksicht behandelt zn Werden, hält sich dem jungen Mann, den sie sich ins Haus einlud, durchaus nicht für verbunden. Erscheint er ihr nicht nach ihrem Wunsche, w ladet sie ihn nicht wieder ein, zumal wenn sie einen anderen findet, ihr mehr gefällt. Junge Leute, die ich über diese Verhältnisse be- Wte, erklärten mir, daß eine Amerikanerin genau die Grenze zn ziehen ^sse, wie intim sie mit dem jungen Manne sein dürfe; sobald ihr Wer die Ehe versprochen, was dort vor dem Gesetze volle Bedeutung dann fühle sie sich dem Manne verbunden. Ein Hausstand kostet »'Amerika, wo die Frauen im Hausstande wenig arbeiten und leisten, und 3 mal mehr als bei uns, deshalb giebt es dort auch viele Leute, b>e nichr heirathen, und viele alte Jungfern trotz des uns so befrem- °rnden Verkehrs der jungen Mädchen. Ausgefallen ist es mir, in den sichtbarsten Gegenden so viele verfallene oder verlassene Farmen ge- Wn zu haben. Und als ich mich nach den Ursachen erkundigte, wurde bür von den verschiedensten Seiten gesagt, das sind Farmen, aus de- W die Kinder in die Städte und in andere Beschäftigungen gegan gen find, weil ihnen der Landbau nicht zusage, zu mühevoll und nicht lohnend genug sei. Die Eltern, von den Kindern verlassen, zu alt, »m die Wirthschaft bearbeiten zu können, wären, weil sie fremde Ar beiter bei dem hohen Tagelohn nicht halten könnten, verarmt oder ver storben, und da sich die Kinder um die Eltern gewöhnlich nicht mehr bekümmert hätten, wisse man nicht, wo sie geblieben sind. Diese ver- vdeten Farmen könnten nicht von Anderen besetzt oder erworben wer ben, wei sie keinen Besitztitel erlangen könnten. Außer den Knaben, ben Mädchen sind nun die Neger und die Chinesen ein Arbeiter-Ma- terial, welches den Einwanderern schwere Konkurrenz macht. Südlich bom 37. Breitengrade ist es dem Weißen im Sommer nicht möglich auf dem Felde zu arbeiten, ebensowenig wie in Nordafrika und in Egypten. Da ist es der Neger, der hier aushalten und billig arbei ten kann, weil er bei einer einfacheren und billigeren Kost bestehe» kann. In den Staaten: Virginien, Kentucky, Missouri, Kansas, in sehr fruchtbaren Distrikten, sah ich auf den Farmen der Weißen und der Ager große Armuth, viel Schmutz, schlechtes Vieh, schlechtes Getreide. Man sagte mir, daß hier, wo die weiße und schwarze Bevölkerung so 9Mischt wohne, die Rassenfeindschast noch in voller Blüthe stehe und »och mehr als ein Menschenalter andauern würde. Die Neger hier haßten die Weißen als ihre früheren Herren, und diese Schwarzen