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könnten! Wahrscheinlich können wir's noch besser, sonst würden sich die Chinesen mit ihren Aufträgen nicht an uns wenden. „Schickt Agenten nach China, unterbietet die Deutschen!" rufen die Engländer, sonst seid ihr ums chinesische Geschäft gekommen!" In Kamerun ist es in neuerer Zeit wieder mehrfach zu Käm pfen zwischen den einzelnen Stämmen gekommen. Besonders scheinen sich die Kamerunneger und die Lagos-Männer erbitterte Fehde geschwo ren zu haben. Den Leuten der Wörmannschen Factorei Neu-Lübeck gelang es, einen der Haupthetzer, Manga Aqua, den Bruder des Königs Aqua, zu ergreifen und ihn auf das deutsche Kanonenboot, den „Habicht", zu bringen. Dort sitzt er jetzt fest. Die Kosten für die Beerdigungsfeierlichkeiten für den Dichter Vic tor Hugo betragen nicht weniger als 101,532 Francs! Die franzö sische Deputirten-Kammer hatte ursprünglich 20,000 Francs zu diesem Zweck bewilligt. Die Cholera in Spanien ist noch immer im Wachsen begriffen. Die vergangene Woche weist im Ganzen 10,328 Erkrankungen und 4920 Todesfälle auf. Vereinzelte Fälle werden jetzt auch aus Malaga und Avila, sowie aus den Provinzen Salamanca, Ciudad Real und Albacete gemeldet. Wer kann, der flüchtet, trotz der Absperrung; die Angehörigen der besser situirten Klassen ziehen in großer Zahl nach Frankreich. Der Mahdi, der große „falsche Prophet",soll todt sein und die am Leben gebliebenen kleinen „falschen Propheten", seine Generale, Pa schas, Häuptlinge u. s. w. u. s. w. sollen sich untereinander im Su dan bekriegen. Das ist die neueste Nachricht aus Egypten und wohl auch die wichtigste, welche seit langer Zeit von dort gekommen ist. Ein englischer Soldat, der in Gefangenschaft des Mahdi war, hat die selbe mitgebracht und es steht nun nur zu hoffen, daß besagter Sol dat keinen schlechten Witz gemacht hat, denn für Englands Absichten in Egypten muß der Tod des Mahdi manche Aenderung mit sich bringen. Zunächst aber müssen wir einmal auf die Bestätigung der Nachricht warten. (Dabei erfährt man, daß der Mahdi s. Z. den Ge neral Gordon für ein Lösegeld von 1V« Mill. Mk. den Engländern hat ausliefern wollen, es war aber Gladstone zu theuer; denn Freunde in der Noth gehn 100 auf 1 Loth.) Vaterländisches Wilsdruff. Wieder einmal sind die Festtage unserer Bürger schützengesellschaft vorüber und zwar durchweg vom schönsten Welter begünstigt. Eingeleitet wurde das Fest am Sonnabend Abend durch Zapfenstreich und Sonntag Morgen durch Reveille des Stadtmusik- chors; die Häuser und Straßen waren theilweis hübsch geschmückt. Sonntag Nachmittag 3 Uhr fand zu Ehren des Bürgerschützenkönigs Herrn Stadtmusikdireklor Spüring festlicher Auszug nach der Schieß wiese statt, woselbst sich schon ein zahlreiches Publikum eingefunden hatte, das sich auch von Stunde zu Stunde vermehrte und bis zum Abend gut zu amüsiren schien. Am Montag Vormittag fand der übliche Rapport statt, bei welchem namentlich die am Tage vorher auf Wache, Posten rc. vorgekommenen Vergehen kriegsgerichtlich verhandelt und bestraft wurden, wobei selbstverständlich manch' humoristische Scene sich abspielre. Nachmittags fand das Schießen nach der Königsscheibe statt, wobei Herr Stockfabrikant Fischer den besten Schuß für das Ehrenmitglied des Vereins, Herrn Bürgermeister F i ck e r, abgab, was, wie nicht anders zu denken, unter den Schützen und dem zahlreich an wesenden Publikum lebhafte Freude hervvrrief; Herr Bürgermeister Ficker nahm die Königswürde an und wurde nach eingetretener Dun kelheit in die fast feenhaft erleuchtete Stadt eingesührt. Nachdem Dienstag pansirt worden war, fanden sich die Schützen und deren Gäste Mittwoch im Saale zum Schützenhaus zum Königssrühstück zusammen. Wie üblich galt hier das erste Glas und erste Hoch Sr. Maj. unserm allgeliebten Landesvater König Albert, welches mit Begeisterung aus gebracht wurde, der zweite Toast galt dem neuen Schützenkönig, Herrn Bürgermstr. Ficker, der darauf mit warmen und herzlichen Worten dankte. Nachdem nun bald die übrigen sogenannten offiziellen Toaste verklungen waren, wurde bei der inzwischen eingetretenen Weinlaune von der Redefreiheit in ausgedehnter Weise Gebrauch gemacht. Der Nachmittag galt zunächst der Damenwelt, welche sich bei Kaffee und Kuchen und Konzert amüsirten, bis später der Ball begann, welcher die Schützen mit ihren Frauen und Gästen in heiterster Stimmung bis Mitternacht zusammenhielt. Das ganze Fest aber hat wiederum den besten Verlauf gehabt und wird gewiß auch bei allen Theilnehmern einen guten Ein druck hinterlasfen. — Springen wir nun von einem Vergnügen zu dem andern, in- dem wir nochmals auf Merkel's großen Circus verweisen, der nächsten Sonntag zwei große Vorstellungen in unserer Stadt giebt, sowie auch Nachmittags durch die Straßen der Stadt einen großen Gala-Umzug mit Pferden, Wagen, Elephanten, Kameelen und Zebus unternchmeu wird. Wir sind überzeugt, daß sich diese bequeme und billige Gelegenheit, etwas Seltenes zu sehen, weder die Bewohner unserer Umgegend noch die hiesigen Bewohner entgehen lassen werden. — Während der vierwöchigen Beurlaubung unseres Herrn ?. vr. Wahl werden vier auswärtige Herren Geistliche hier Gastpredigten halten, als: Herr Pastor Ficker aus Burkhardtswalde, Herr Pastor und Vereinsgeistlicher Seidel aus Dresden, Herr Pastor Bahmann aus Skassa bei Großenhain nnd Herr Pastor Heymann aus Naustadt. — Am Dienstag Nachmittag entstand beim Wirthschaftsbesitzer Lehmann im nahen Limbach auf noch unermittelte Weise Feuer, wodurch Scheune nnd Seitengebäude in Asche gelegt wurden. — Zum Amtsnachfolger des verstorbenen Cantor Burkhardt im benachbarten Limbach ist Lehrer Schneider in Piskowitz bei Tauben- heim von der hohen Behörde ernannt worden, der sein Amt am 1. September antreten wird. — Wie das „Dresdner Journal" vernimmt, sollen in der ersten Hälfte des September dieses Jahres die Ergänzungswahlen für die Zweite Kammer der Ständeversammlung vorgenommen werden. — Das k. fächs. Kriegsministerium hat an den landwirthschaft- lichen Kreisverein Dresden folgende Verordnung erlassen: „Dem ge ehrten Direktorium theilt das Kriegsministerium auf das gefällige Schreiben vom 13. Juni n. 0., betreffend die Beurlaubung von Sol daten des aktiven Dienststandes zu Aushülfsleistungen während der Erntearbeiten ergebenst mit, daß das k. Generalkommando nach einer in dieser Angelegenheit abgegebenen Aeußerung, wie in früheren Fällen, so auch jetzt geneigt sein würde, den Truppentheilen Ermächtigung zu ertheilen, derartigen Gesuchen, soweit die dienstlichen Verhältnisse es gestatten und bis zum Beginn der Regimentsübungen — Anfang Au gust — durch kürzere Beurlaubung von Mannschaften zu entsprechen. — Noch in keinem andern Quartale ist bei der Königl. Altcrs- rentenbank in Dresden (Altstadt, Landhausstraße 16) soviel eingezahlt worden, wie im eben abgelaufenen 2. Vierteljahre dieses Jahres; in demselben stieg die Einlagesumme auf 395,590 M. d. i. über 40,000 M. mehr als bisher jemals in einem Quartale eingezahlt worden ist. Die Stückzahl der Einlagen betrug 1302 gegen 414 im gleichen Quartale des Vorjahres; der Unterschied ist 888, der Zuwachs allein also mehr als doppelt so groß, wie die gesammte Anzahl der im 2. Quartal des vorigen Jahres gemachten Einlagen. Die Altersrentenbank läßt gegen wärtig eine neue Anflage ihres Aufrufs „Spare in der Zeit, so hast Du in der Noth und im Alter" durch ihre Agenturen zur Vertheilung bringen. — Dresden, 14. Juli. Heute Morgen 5Vr Uhr ist hier der Fleischer Karl August Paul Schmidt aus Plauen i. V., welcher durch Urtheil des k. Schwurgerichts Dresden vom 16. Mai d. I. wegen Mordes an der Wittwe Müller in Dresden zum Tode verurtheilt worden war, mittelst Fallschwerles hingerichtet worden. Die Guillotine war in einem der Jnnenhöfe des Justizgebäudes an der Pillnitzer Straße errichtet; zu demselben hatten nur wenige unbetheiligte Personen Zutritt erhalten. Auf der Straße vor dem Justizgebäude dagegen hatte sich trotz der frühen Morgenstunde und trotzdem die Zeit del Exekution bis zuletzt thuulichst geheim gehalten worden war, eine ziem lich bedeutende Menschenmenge angesammelt. Punkt V26 Uhr erschienen der die Exekution leitende Staatsanwalt, zwei Mitglieder des Schwur- gerichtshofes, welcher das Todesurtheil gesprochen, der Vertheidiger Schmidt's und der Gefängnißdirektor, unmittelbar nach ihnen betrat der Delinquent, begleitet von dem Geistlichen und umgeben von Ge- fängnißbeamten, die Richtstätte. Mit kurzen Worten verkündete der Staatsanwalt, daß die gegen Schmidt rechtskräftig erkannte Todesstrafe, nachdem Se. Maj. der König von dem Allerhöchstihm zustehenden Begnadigungsrechte für diesen Fall keinen Gebrauch machen zu wollen erklärt, nunmehr vollstreckt werden solle, nnd übergab den Verurtheilten dem Landesscharfrichter. In wenig Augenblicken war Schmidt an das verhängnißvolle Brett festgeschnallt und unter das Schwert geschoben, dieses sauste hernieder und der irdischen Gerechtigkeit war Genüge ge schehen. Die Exekution nahm vom Eintritte der Beamten in den Hof bis zum Fallen des Schwertes nur vier Minuten in Anspruch. Der offenbar sehr gebrochene Delinquent gab während derselben keinen Laut von sich. Als der Staatsanwalt ihn dem Nachrichter übergab, warf er einen letzten Blick zum Himmel, an welchem eben die ersten Sonnenstrahlen durch den Morgcnnebel brachen, dann ließ er sich fast willenlos die Stufen des Schaffots hinaufsühren. Schmidt ist, wie man hoffen darf, reuig gestorben. Nachdem ihm Tag und Stunde der Hinrichtung bekannt gemacht waren, hat er im Laufe des gestrigen Vormittags von den Seinen Abschied genommen, dann das heilig? Abendmahl begehrt und nach dessen Genuß dem Staatsanwalt ein offenes Bekenntniß der That, wegen deren er die Todesstrafe erlitten, des Mordes an der Wittwe Müller, abgelegt. Dasselbe stimmt in allen Einzelheiten mit den Ergebnissen der Beweisaufnahme überein, auf Grund deren er s. Z., seines Leugnens ungeachtet, von den Geschworenen für schuldig erklärt worden ist. Zu einem gleichen Geständnisse bezüglich des ihm beigemessenen Mordes an dem Fleische^ lehrling Strobel in Plauen i. V. hat sich Schmidt nicht herdeigelassen, er ist vielmehr bis zuletzt dabei geblieben, daß er an dieser That keinen Theil habe. — Der zum Tode verurtheilte Karrousselwärter Kühne aus A>^ franken, welcher bekanntlich ein Kind aus Zschertnitz mißhandelt und umgebracht hatte, soll zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden sein. — Das größte Geschäftslokal der Residenz, dasjenige der Firnis Robert Bernhardt am Freiberger Platz, hatte bisher denNachlh?"- daß es nur einen schmalen Eingang mit einem einzigen Schaufenft?? besaß, durch welche man von dem großen Verkaufs-Raum, der M erst weiter hinten unter einem großen Glasdach ausbreitete, von d?? Straße aus absolut nichts sehen konnte, sodaß der Fremde, wie vielleicht auch viele Dresdner, keine Ahnung hatten von dem ausgedehntes Waaren-Lager und dem dort herrschenden geschäftlichen Treiben, da- sich hinter der unscheinbaren Außenseite entfaltete. Diesem Uebelstand? ist nun abgeholsen, nachdem die Firmen-Jnhaber das übrige Pariert? ihres Hauses umgebaut und in einheitlicher Weise mit den schon b?' standenen Räumlichkeiten verschmolzen haben. Das Ganze bietet nun auch äußerlich mit seinen zwei mächtig großen und zwei kleinen Schütt' fenstern, welche den breiten, zurückstehenden Eingang seitlich begrenz?"' mit der freien Durchsicht nach dem 60 Meter tiefen Verkaufs-Lokat einen imposanten Anblick. Die Inhaber des Geschäftes haben st?^ festgehalten an bewährten Grundsätzen bei Feilbietung sämmtlicher E"' zeuguisse der Manufakturwaaren-Branche, mit möglichst niedrigen Preis?" auch stets mit großer Coulanz die Wünsche des großen Publikul"« nach Möglichkeit befriedigt. Beweis dafür ist das stete Wachsen E Gedeihen und der Umfang des Geschäfts-Verkehrs, welcher sich in dem erweiterten Hause stetig heben und von Jahr zu Jahr vergröß?"" wird. — Taubenheim, 11. Juli. Der hiesige Ortspfarrer B?»"" Theobald Crusius feiert in diesem Jahre sein 25jähriges Amtsjubiläui"- Derselbe war früher 15 Jahre als Pfarrer in Tanneberg bei WilsdE und bekleidet seit 10 Jahren eine gleiche Stellung in unserm Möge es demselben vergönnt sein, dereinst auch sein 50jährigeS Anil"' jubiläum feiern zu dürfen. .. — Die in den letzten Tagen voriger und ersten Tagen diel? Woche theilweise sehr heftig sich entladenen Gewitter haben an viel?" Orten namhaften Schaden an Gebäuden und Feldfrüchten angericht?" — In Königshain bei Mittweida wurde der Strumpfwirker Geists vom Blitz getödtet. — In der Gegend von Roßwein, Glaucha"' Schönheide und vielen andern Orten war mit dem Gewitter Hagelschlag verbunden. — In Massanei bei Waldheim schlug der Me in das Wohnhaus des Handarbeiters Kunzmann, tödtete im Sia" eine Kuh und legte Haus und Stallgebäude in Asche. — In Pfaffs bei Glauchau wurde die Kirche durch Blitzschlag in Brand gesetzt, d??' selbe aber bald wieder gelöscht. — Die am 11. d. bei Pillnitz aufgetroffenen Gewitter ww? sehr schwer. Wolkenbruchartig stürzte der Regen herab und setzt?"" , alle Wege und Stege unter Wasser. In der Küche des k. Schlosst' stand das Wasser Elle hoch. In Hosterwitz und weiter an "? Elbe hinab hat es tüchtig gehagelt und in Gärten vielfachen Sch""? an den Bäumen und an Blumengruppen angerichtet. Mehrfach sA"' gen die Blitze ein, zum Glück ohne zu zünden. In Zschieren hat? in die Bäckerei von Biesold am Wege nach Mügeln eingeschlag?"' gerade als der Meister vor dem Backofen stand und Brod buk. wie seine dabei stehende Gattin wurden arg weggeschleudert und zog?" sich außer Betäubung Kopfwunden zu. Ein Wunder ist es, daß d??' selbe Blitz, der vom Backofen aus seinen Weg durch das OfenroU nach dem Stubenofen nahm, daraus sammtliche Kapseln trieb, üv? einen Kinderwagen nach dem Feuster fuhr, ohne das darin schlafen" Kind zu verletzen, auch sonst außer Wandbeschädigungen keinen Scha"? weiter verursacht Hot. . — Bei dem Gewitter am 12. Juli hat der Blitz in die Haus"'