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schöne, stattliche Häuser umzubauen, wobei auch eine sehr nöthige Ver breiterung der Wallstraße in Aussicht genommen ist. — Der zweite diesjährige Dresdner Roßmarkt wird Mittwoch den 9. Septbr. d. I. in den Räumen-des Centralschlachthofes abge halten. — Chemnitz. Der im Jahre 1881 von dem hiesigen König!. Schwurgericht wegen eines an einem siebenjährigen Mädchen begange nen Mordes, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit und wegen Straßenraubes zum Tode und 15 Jahren Zuchthaus verurtheilte, da mals 25 Jahre alte Fleischergeselle Theodor Türpe aus Limbach wurde s. Z. zu lebenslänglichen Zuchthaus begnadigt und verbüßte diese Strafe bisher im Zuchthaus zu Waldheim. Obgleich die Beweismomente seine Schuld vollständig ergaben, so leugnete er damals und zeither stets die ihm beigemessenen Verbrechen. Jetzt soll Türpe jedoch ein volles Bekenntniß seiner Schuld abgelegt haben. — In den Nachmittagstunden des 12. d. M. verunglückten auf recht traurige Weise ein Sohn und ein Knecht des Fleischermeisters Georgi aus Mahlitzsch. Die beiden jungen Leute brachten, wie sie schon oft gethan, Kälber zum Verladen nach dem Bahnhofe Nossen. Auf dem Rückwege gingen plötzlich in der Nähe des Hesse'schen Gast hofes in Obereula die Pferde durch. Hierbei löste sich ein Rad vom Wagen, wodurch derselbe ins Schwanken gerieth, sodaß die beiden Insassen herausgeschleudert wurden. Dem jungen Georgi fuhr der leere Wagen über die Brust; der Knecht dagegen fiel auf die Stränge des einen Pferdes und blieb hängen. Beim Weiterrasen der Pferde wurde nun der Bedauernswerthe fortwährend von den scharfen Huf eisen getroffen und so die Fleischtheile der rechten Seite buchstäblich zu einer breiigen Masse geschlagen. Erst im Dorfe Deutschenbora konnten die scheugewordenen Thiere anfgehalten werden. Hier war zwar der der unglückte Knecht noch am Leben, aber bereits bewußlos. — Leipzig, 12. August. Eine Ausschreitung, die an Rohheit ihres Gleichen sucht, ist am Sonntag Vormittag von den Insassen eines von Leipzig kommenden Omnibus, Maurern, Markthelfern rc. aus Vorstadtdörfern Leipzigs, im Gasthofe zu Grethen bei Grimma verübt worden. Dieselben benahmen sich anmaßend und drangen so gar bis in die Küche vor, sich hier den anwesenden Frauen aufdring lich machend. Es kam zum Streit und schließlich gingen die Gäste zu Thätlichkeiten über. Der anwesende Gemeindevorstand des Ortes gebot Ruhe und wurde daraufhin mißhandelt, ebenso erging es einem zufällig gegenwärtigen Vorstände aus der Leipziger Gegend und den zur Bezahlung eines Steuertermins anwesenden Bauern. Die rohen Burschen fielen über sie her und die Angegriffenen konnten sich nur durch die Flucht, zum Theil durchs Fenster, vor dem Aeußersten retten, trugen aber sämmlich ernste Verletzungen davon. Außerdem richteten die Wüthenden in der Gaststube Beschädigungen an. Nachdchi die Wuth gekühlt, ging die Tour nach Grimma weiter. Hier wartete ihrer bereits die Gerechtigkeit. Der Gemeindevorstand und der Wirth von Grethen waren auf Seitenwegen ihnen voraus nach dort gefahren, hatten Anzeige erstattet, und als der Omnibus auf dem Leipziger Platze hielt, wurden 2 Hauptschläger von der Gendarmerie in Em pfang genommen und in das AustsgerichtsMängniß abgeliefert. — Schrecklich endete in Laut erb bei Stolpen das Spiel eines 10jährigen Knaben des Tischlers Ha^e, welcher auf die unglück liche Idee kam, sich eine an der Deichsel eines Wagens hängende Schirr kette um den Hals zu legen, und „Pferdespielend", an der Deichsel herum zu zerren. Dadurch kommt der Wagen nach und nach in Gang, rast über den abschüssigen Garten hinab, und treibt den mit der Schirr kette an der Deichsel hängenden Knaben so durch einen Plankenzaun, daß der Tod augenblicklich erfolgte. Die Kopfhaut war durch die Schirrkette fast gänzlich abgestreift. Berurtheilt. Erzählung von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. So saß der Gefangene eines Abends in seiner Zelle. Der letzte Lichtstreifen an dem vergittertem Fenster war längst verglommen — er hatte auf dies allmählige Verblassen so lange hingestarrt, daß er nicht beachtet, wie es bereits in dem ohnehin düsteren Raume zu däm mern begann. Da öffnete sich die Thüre — der Doktor glaubte, es sei der Gefängnißwärler, und er wandte nicht erst den Kopf nach ihm hin, sondern verharrte in seiner brütenden Stellung, die Augen nach dem Fenster gerichtet, in Gedanken versunken, die vielleicht längst keine mehr waren. — Eine Hand legte sich auf seine Schulter und „Martin" flüsterte eine Stimme, die er wieder erkannt hätte und wenn Alles in ihm längst der Welt erstorben gewesen wäre . . . Durfte er seinen Sinnen trauen? Täuschte ihn nicht ein Trugbild seiner erreg ten Phantasie?! „Martin, ich bin es wirklich, und ich komme, Dich um Verzeihung zu bstlen", sagte Helene tief bewegt mit leiser Stimme. Der Doktor sprang von seinem Schemel in die Höhe; ein Tau mel ergriff ihn; er wollte sprechen und konnte es nicht, Lachen und Weinen, Freude, Bestürzung, höchste Seligkeit flossen in einander . .. Die Ueberraschung war zu groß, sein Herz drohte ihm stille zu stehen. — Vielleicht hätte doch im nächsten Augenblicke ein Jubelausbruch fei nen Gefühlen Ausdruck gegeben, aber Helene legte ihm die Hand auf den Mund: „Still, Martin, daß uns Niemand hört." Jetzt trat auch eine zweite Person, die mit Fräulein Heldström geräuschlos eingetreten war und sich schweigend an der Thür gehalten hatte, näher. „Nun lieber Eschenburg, wirst Du Dich gegen diesen Vertheidigcr auch noch so zugeknöpft verhalten?" fragte Doktor Over kamp lächelnd, und er blickte mit einer Mischung der seltsamsten Em pfindungen auf die beiden Liebenden, die sich innig umschlungen hiel ten. Er. hätte seiner stolzen Klientin, die sich gern so kühl und ab lehnend gegen die Welt verhielt, eine solche Wärme und Leidenschaft nicht zugetraut. Sie, die so ängstlich alle Formen wahrte und jedes Heraustreten aus den von der Gesellschaft gezogenen Schranken sorg fältig mied, hatte ihm keine Ruhe gelassen, ehe er nicht diesen heim lichen Besuch ermöglicht. Sie wollte, sie mußte den Geliebten sprechen und versuchen, damit seinem Geschick eine andere Wendung zu geben. — O, dieses große, hingebende Herz, zu besitzen, war ein großes Glück, und wie kühl und verständig auch sonst der Anwalt dachte, er vermochte kaum ein Gefühl des Neides zu unterdrücken, und dennoch erregte die Seligkeit des Freundes seine gerührte Theilnahme. Eschenburg wäre vor der Geliebten wie von einer überirdischen Erscheinung in die Kniee gesunken, aber sie hatte ihn zurückgehalten und ihm ihre Arme geöffnet. „O, ich danke Dir, theurer Freund, daß Du mir diesen Engel zurückgeführt, nun ist Alles gut!" rief Eschenburg, nachdem er seine holde Braut umarmt hatte, und drückte Overkamp innig die Hand. „Ja, Doktor Overkamp hat Recht", sagte Helene, „ich komme als Dein Vertheidiger und deshalb mußt Du mir Alles sagen." „Meine theure, einzige Helene!" entgegnete Eschenburg voll lei denschaftlicher Erregung. „Man hat mich schändlich bei Dir verleum det, ich bin unschuldig und —" „Ich bin davon fest überzeugt", unterbrach ihn die Geliebte, und ihre Augen ruhten voll unendlicher Zärtlichkeit auf dem Antlitz des theuren Mannes. „Du kannst kein solches Verbrechen begangen ha ben, das ist unmöglich." Doktor Eschenburg schien ihre Erklärung nicht gehört zu haben, denn er fuhr in seiner Vertheidigung fort: „Wenn Du zuweilen auf die gute unglückliche Person anspieltest, hatte ich keine Ahnung davon, daß Du die Sache so ernst nehmen würdest. Hättest Du nur einmal den Wunsch ausgesprochen, daß ich sie entlassen möge, so würde ich es auf der Stelle gethan haben." Fräulein Heldström erröthete über die damalige Schwäche, die sie gezeigt. „Sprechen wir nicht davon", sagte sie nicht ohne Verle genheit. „Aber die Zeit drängt, Du mußt mir vor allen Dingen sagen, was an jenem Morgen geschehen und wie es nur möglich geworden ist, daß auf Dich ein solch' entsetzlicher Verdacht fallen konnte." „Weiß ich cs denn selbst?" erwiederte Eschenburg und bei der Erinnerung an sein Geschick umdüsterte sich sein eben noch freudestrah lendes Antlitz. „Als ich Deinen Absagebrief erhielt, verlor ich die Besinnung. Ich stürzte wie ein Rasender fort, um mich vor Dir auf der Stelle zu rechtfertigen und Dir zu sagen, Du mögest mir das Leben nehmen, aber nicht Dein Herz von mir abwenden. — Nun klopfte ich vergebens an Deine Thüre und damit zerbrach vollends Al les in mir . . . Ich weiß nicht mehr, was ich gethan, was mit mir geschehen!" „Aber warum hast Du nicht die Ursache Deiner tiefen Niederge schlagenheit und Verzweiflung angegeben?" fragte Helene weiter. „Gerade Dein hartnäckiges Schweigen hat Dich am meisten verdäch tigt. Jst's nicht so?" wandte sie sich zu Overkamp, der dies sogleich eifrig bestätigte. „Ich wollte Deinen Namen in die häßliche Geschichte nicht mit hineinziehen, und wozu hätte es mir genützt? Zu viel Beweise für meine Schuld haben sich aufgethürmt, ich bin doch verloren." „Nein, nein, so darfst Du nicht denken! Ich weiß, Du bist un schuldig, und ich werde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um Dich zu befreien." Helene sprach ohne leidenschaftliches Pathos und doch klang daraus die ganze Willenskraft dieses ungewöhnlichen Mädchens. „Ich danke Dir, Helene, und nun will ich alles ruhig tragen", sagte Z; leise und seine Augen wurden feucht. -,;Du hast auf Niemand» Verdacht, und doch muß sich ein Fremder heimlich in's Haus geschlichen und den Mord begangen ha ben. Erzähle mir nur ganz genau die Vorgänge jenes Morgens", drängte sitz von Neuem. „Ich weiß von nichts, in meiner Erinnerung ist es wie reingefegt" entgegnete der Doktor und ließ jetzt wieder den Kopf sinken. 1 Helene stieß einen leisen, schmerzlichen Seufzer aus. Die tiefe, seelische Gebrochenheit des geliebten Mannes schnitt ihr in's Herz. Sie blickte wie hilfeflehend auf Overkamp, der sofort ihrer Aufforde- rung nachkam. War doch einmal Eschenburg ans seinem düsteren Hin- brKen aufgerüttelt, so daß sich weit eher hoffen ließ, er werde zu of fener Mittheilung des Vorgefallenen gebracht werden. Dem Anwalt war es unmöglich, die unerschütterliche Ueberzeugung Helenens von der Unschuld des Doktors zu theilen; in seinem Herzen nistete noch immer heimlich der Verdacht, Eschenburg könne doch das Verbrechen begangen haben. (Fortsetzung folgtz) welches dos Schneidern lernen will, findet Aufnahme bei Olurn LIvmm, Dresdnerstraße. Einzig in seiner Art! Auf die beliebteste und verbreitetste Zeitung der Reichs hauptstadt, den „Aerliner Lokal-Unzeiger", welcher vom 1. September n. o., außer Montags, täglich (2—3 Bogen stark in großem Format) erscheint, nehmen alle Postämter Deutschlands Probe- Abonnements zum Preise von SO Mg. pro Monat September entgegen. Roman-Anfang wird gratis nachgeliefert. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 14. Auaust. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mark 50 Pf Ferkel wurden eingebracht 150 Stück und verkauft» Paar 21 Mark — Pf bis 27 Mark — Pf. Meißen, 15. August. 1 Ferkel 3 Mk. — Pf. bis 12 Mk. 50 Pf. 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