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Freitag, den 21. August d. I., vou Vormittags 10 Uhr an im Gasthause zum „Adler" in Wilsdruff unter den im Termine zu eröffnenden Bedingungen an Mindestfordernde verdungen werden und zwar: für die Meißen Wilsdruffer Chaussee: Abth. 2: Steinanfuhre aus Lampersdorf, - 3: Grandanfuhre aus Lampersdorf, - 4: Anlieferung von Steinkohlenasche aus Niederhermsdorf, für die Kesselsdorf Nossener Chaussee: - 2: Stein- und Grandanfuhre aus Limbach, - 3: Station 9,»—11,g! desgleichen ebendaher, - 11,g—13,«: desgleichen aus Blankenstein. Meißen, am 8. August 1885. Königliche Straßen- und Wasserbau-Juspection II. Königliche Bauverwalterei. Neuhaus. Diesel. Bekanntmachung, das am 2. September ds. Js. abzuhaltende Kinderfest betreffend. Zur Deckung der Kosten, welche durch das am 2. September in hiesiger Stadt abzuhaltende Kinderfest erwachsen werden, wird in diesen Tagen eine Haussammlung stattfinden, und sind damit die Herren Sattlermeister und Wagenbauer Busch und Kleinpnermeister Wendisch für den Bezirk Cat. No. 1 bis mit 40; Stadtverordneter Dinndors und Lohgerbermeister Bretschneider für den Bezirk Cat. No. 41 bis mit 82; Hotelier GieKelt und Tischlermeister Julius Bogel für den Bezirk Cat. No. 83 bis mit 138 und 284, 294, 295; Restaurateur Hamann und Böttchermeister Oskar Plattner für den Bezirk 139 bis mit 1ZL; Mehl- und Productenhändler Richard Ebert und Sattlermeister Barth für den Bezirk Cat. No. 198 bis mit 240; Leimfabrikant Wilhelm «Krippenstapel und Tischlermeister Oswald Bogel für den Bezirk No. 241 bis mit 293 betraut worden. Außerdem sind zu diesem Zwecke noch Sammelstellen und zwar bei den Herren Stadtverordneten Reiche und Dinndors, und den Herren Restaurateuren LuciuS, Patzig, Gietzelt und Hamann errichtet worden. Indem wir nun die geehrten hiesigen Bewohner hiervon in Kenntniß setzen, bitten wir dieselben zugleich ebenso freundlich wie er» geben, sich an dem Sammelwerke durch Geld- und andere Geschenke gütigst betheiligen zu wollen. Hiernächst ist noch darauf aufmerksam zu machen, daß an dem gedachten Kinderfeste auch nichtschulpflichtige Kinder theilnehmen können, wenn solche 5 Jahre alt und bis zum 28. August bei dem Herrn Schuldirector Gerhardt angemeldet worden sind. Wilsdruff, am 16. August 1885. Der Schulvorstand und das Festcomite durch Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" widmet Sr. Maj. dem Kaiser bei der Rückkehr von seiner Badereise nachstehenden Begrü ßungs-Artikel: „Unser Kaiser ist nach Gebrauch der Kur in Ems unk Gastein wieder zn uns zurückgekehrt, und hat zunächst seine Residenz auf dem Lieblingssommerschloß an der Havel genommen. Das Aus sehen des greisen Monarchen hat den Herzen, welche ihm mit Liebe und Verehrung entgegenschlagen, die beglückende Gewißheit gegeben, daß, wie in früheren Jahren^ so auch diesmal der Besuch der beiden Bäder von dem besten Erfolge für die Gesundheit Sr. Majestät be gleitet war und zu deren Befestigung in erfreulichster Weise mitge wirkt hat. Die Berichte aus Gastein, welche die Rüstigkeit und Fri sche unseres kaiserlichen Herrn schilderten, finden eben ihre volle Be stätigung in dem persönlichen Anblick desselben, welcher uns jetz wie der gegönnt ist. Auch diesmal ist der Liebe und Verehrung, welche den heimkehrenden Kaiser begrüßt, wiederum die freudige und stolze Genugthuung zu Theil geworden, daß sie nicht auf die Empfindung des preußischen und des deutschen Volkes beschränkt ist. Kaiser Wil helm besitzt den Zauber, sich allerorten die Herzen zu verbinden, wo immer er erscheint, imponirend durch die Erhabenheit seiner Stellung und den unvergänglichen Ruhm seiner Thaten, aber ebenso unwider stehlich fesselnd durch die freundliche Milde seiner erhabener Persönlich keit. Und wenn, wie in früheren Jahren, Gastein der Schauplatz der freundschaftlichen Begegnung unseres Kaisers mit dem erhabenen öste- reichischen Herrscherpaare war und diese Begegnung auch jetzt das Gepräge einer Innigkeit trug, welche dem Herzen ebensowohl thut, als sie der Politik der beiden großen Nachbarreiche zu Gute kommen muß: so können wir auch diesmal mit Genugthuung konstatiren, daß der Werth eines, auch unter kritischen Umständen erprobten, Freund schaftsbundes ebenso in Deutschland wie in Oesterreich-Ungarn gewür digt wird, wie das auch die Stimmen der Presse in beiden Reichen vertrauend und hoffnungsvoll einmüthig bekundest. So kehrte also un ser Kaiser in erfreulichster Frische der Gesundheit, welche die erfolg reiche Badekur neu befestigt hat, in unsere Mitte zurück. Möge der gütige Himmel es geben, daß der Welt das kostbare ruhmreiche Le ben unseres greisen Monarchen auch ferner in ungetrübter Frische be wahrt werde, und daß Preußen und Deutschland des weisen und milden Regiments des Kaisers Wilhelm sich noch recht lange erfreuen!" Daß der Kaiser ein guter, ja der beste Soldat ist, das wissen wir. Er kennt keinen Widerspruch gegen den Befehl eines Höheren. Aus Gastein wird erzählt: Als der Kaiser von Oesterreich und seine Gemahlin sich verabschiedete, wollte Kaiser Wilhelm die Kaiserin durch aus bis zum Wagen führen. Kaiser Franz Joseph bat seinen Freund, sich zu schonen, die Treppe nicht hinabzusteigen und sich der Zugluft nicht auszusetzen. Aber es half nichts, Kaiser Wilhelm reichte der Kaiserin schon den Arm. „Nun, da alles nichts hilft," rief der Kaiser von Oesterreich, „so befehle ich Dir, zu bleiben." Und Kaiser Wil helm, der die Uniform eines österreichischen Obersten trug, richtete sich stramm auf, salutirte, ließ ein vernehmliches: „zu Befehl Majestät" erschallen und blieb wie angewurzelt stehen. Unter fröhlichem Lachen und in herzlichster Weise nahmen die beiden Herrscher dann von ein ander Abschied. Die Kur in Gastein ist unserem Kaiser ausgezeichnet bekommen. Der „Reichsfreund" theilt mit, daß vor Kurzem Klagen des Preußi schen Fiskus gegen fortschrittliche und sozialistische Reichstagsab geordnete vor den Landgerichten auf,Herauszahlung angeblich aus Parteifonds seit 1881 empfangene Diäten air~den Fiskus unter Be rufung auf das Landrecht angestrengt worden seien— Also Sieg, und zwar ein Sieg ohne Kampf. Der Sultan von Zanzibar hat sich im letzten Augenblick besonnen, der Conflict ist beigtlegt und der Sultan erkennt die deutschen Hoheitsrechte in den durch Verträge erworbenen Gebieten seines Landes an. Commodore Paschen, der Befehlshaber des Geschwaders vor Zanzibar, übergab am Dienstag dem Sultan die Forderung Deutschlands in einem Schrift stück und drohte sofort mit dem Bombardement. Als nach 24 Stun den keine Antwort angelangt war, nahmen die deutschen Schiffe dem Palast gegenüber Stellung, machten sich klar zum Gefecht und — nun ließ die* Antwort nicht länger auf sich warten. Was werden nun die Engländer sagen? Frankfurt a. M„ 13. August, lieber einen bemerkenswerthen Rechtsfall berichtet die „Kl. Pr.": Ein hier kürzlich verstorbener reicher Herr hat sein Vermögen testamentarisch verschiedenen Stiftungen und Gesellschaften hinterlassen; u. A. auch 100,000 M. der Sozial demokratie, zu Händen eines bekannten Berliner Führers dieser Par tei. Derselbe ist auch dem „Niederr. Anz." zufolge zur Empfangnahme des Geldes nach Frankfurt gereist, hat es aber noch nicht erhalten, weil die Ges^wister des Erblassers das Testament angegriffen und Einspruch gegen dasselbe erhoben haben. Der Verstorbene war näm lich naturalisirter Schweizer Bürger und nach Schweizer Recht sind die Geschwister zu einem gewissen Theile berechtigt. Es fragt sich nun, ob das in Preußen ausgefertigte Testament des in Preußen Verstor benen, oder das Schweizer Recht des dortigen Bürgers zur Geltung kommen wird. In den betreffenden Kreisen ist man natürlich gespannt aut die Entscheigung. Im Königreich Serbien he-.-.chen recht merkwürdige Zustände. In nicht weniger als 5 Bezirken ist neuerdings wegen des dort herr schenden Räuberunwesens durch königlichen Erlaß das Standrecht proklamirt morden. Mit anderen Worten heißt das: in diesen Bezirken können von nun an die Justizbehörden jeden Strolch oder Räuber sofort aufhängen oder erschießen lassen, sofern sie. ihn nämlich haben. Das Letztere gehört freilich dazu. Marseille, 14. August. Heute sind hier 20 Personen an der Cholera gestorben. Vaterländisches. Die gegenwärtig im Gange befindliche Untersuchung über die gewerbtr-che Arbeit an Sonn- und Festtagen hat der Be deutung der Frage entsprechend in allen betheiligten Kreisen unsers ge- werbfleißigen engeren Vaterlandes das lebhafteste Interesse erweckt. Um so Wünschenswerther ist es, daß den mit der Ausführung betrauten Organen die Antworten auf die ausgesandten Fragebogen mit thun- lichster Beschleunigung zugehen, wodurch allein wie die Ergänzung, so auch die Bearbeitung und Zusammenstellung des Materials inner halb der von reichswegen festgestellten Frist ermöglicht wird. Wir machen darauf aufmerksam, daß speciell von der Dresdner Han dels- und Gewerbe-Kammer als Termin für die Rückgabe der Fragebogen der 18. August bestimmt ist und empfehlen in Rücksicht darauf, daß die Ausdehnung der beabsichtigten mündlichen Vernehm ungen sich wesentlich nach dem Ausfälle der schriftlichen Befragung zu bemessen hat, allen von der genannten Kammer Befragten diesen Termin möglichst einzuhalten. — Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen läßt nächsten Sonntag, den 23. August, einen Extrazug von Dresden nach Gör litz und zurück verkehren. Abfahrt von Dresden-Neustadt (Schlesischer Bahnhof) früh 6 Uhr 45 Min., Ankunft in Görlitz 9 Uhr 36 Min. Vormittags. Rückfahrt von Görlitz erfolgt Abends nach Schluß der elektrischen Beleuchtung 10 Uhr 40 Min. Nachts. Zur Benutzung dieses Zuges werden Billets zu den ermäßigten Preisen von 3 M. in 3. Klasse und 4,50 in 2. Klasse ausgegeben, welche auch am nächsten Tage zur Rückfahrt mit den gewöhnlichen Personenzügen berechtigen. — Sicherem Vernehmen nach wird der Landtag, dessen Beginn im Jahre 1883 des Lutherfestes wegen erst auf Mitte November an gesetzt werden konnte, in diesem Jahre schon im Monat Oktober be ginnen. Da die Regierung diesmal den Ständen nur eine geringe Anzahl in der Hauptsache minder wichtigere Vorlagen zu machen hat, die Arbeit des Landtages sich also wesentlich auf die Durchberathung des Budgets für 1886/87 beschränkt, so läßt sich erwarten, daß die Sitzungen auch nicht allzulange dauern, vielleicht schon im Monat Januar deL nächsten Jahres beendet sein werden. — Dresden. Gegenwärtig beschäftigt man sich hier mit einem Projekte, welches, wenn es zur Ausführung kommt, nicht nur der Stadt Dresden zur Zierde dienen, sondern auch einem Bedürfnisse entsprechen dürfte. Es handelt sich um die Errichtung einer Markthalle, wie solche andere Städte längst besitzen, und zwar auf dem Antonsplatze. Dre Unternehmer dieses Projektes gehen davon aus, daß, wenn in der gedachten Richtung einmal Etwas geschaffen werden soll, man auch allen Bedürfnissen gerecht werden müsse und Dresden anderen großen Städten in dieser Beziehung nicht nachstehen dürfe, weshalb sie mit der Errichtung einer Markthalle gleichzeitig den Umbau der Häuser, welche den Äntousplatz umgeben, vornehmen wollen. Es sind dies die Grundstücke Marienstraße Nr 1 bis 8 und Wallstraße No. 13 bis 19. Die Unternehmer beabsichtigen, die niedrigen Häuser mit ihren flachen Dächern und gedrückten Wohnungen, welch' letztere die jetzige vorschriftsmäßige Wohnungshöhe überhaupt nicht besitzen, in