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Ihnen gehört, denn dort auf dem kleinen Tischchen liegen Ihre übrigen Instrumente und mit dieser kleinen Waffe ist ohne allen Zweifel der tödtliche Stich geführt worden. Sie müssen mir daher zugestehen, Herr Doktor, daß hier sehr schwer wiegende Verdachtsgründe vorliegen und Sie alle Ursache haben, sich durch Angabe bestimmter Thatsachen zu rechtfertigen." Hatte Eschenburg wirklich auf diese Worte gehört, oder war er noch immer nicht aus seiner geistigen Abspannung erwacht? — Ein trübes, müdes Lächeln glitt über sein Antlitz, das war die einzige Antwort. Dies Benehmen brachte den Polizeibeamten doch aus seiner ge wohnten Ruhe: „Herr Doktor Eschenburg, sehen Sie sich die Sache nicht so gleichgiltig an! Es handelt sich für Sie um Tod und Leben. Ein Mord ist in Ihrer Wohnung geschehen, nach Allem, was ich bis her ermitteln konnte, fällt auf Sie der schwerste Verdacht. Sie haben alle Ursache, sich zu befreien." Der junge Arzt stieß ein bitteres Lachen aus. „Was habe ich darnach zu fragen! In mir ist alles zertrümmert! . . ." „Lieber Herr Doktor, ich sollte Sie nicht weiter drängen", begann Blohm von Neuem; „aber ich meine es gut mit Ihnen und Sie sind mir als achtungswerther Mann bekannt, deshalb möchte ich Sie noch einmal auf die Gefahr aufmerksam machen, die Ihnen droht. Wenn Sie mir nicht bestimmte Aufschlüsse über den vorgefallenen Mord ge ben können, dann — das müssen Sie selbst einsehen — steht es sehr schlimm mit Ihnen." „Ich vermag Ihnen in diesem Augenblick nichts zu sagen, mein Kopf ist wüst und leer!" und er fuhr wieder mit der Hand über die hohe gewölbte Stirn. „Gönnen Sie mir nur einige Stunden Ruhe." Das ist unmöglich!" erklärte der Beamte. „Wenn Sie mir nicht Angaben machen können, die Ihre Unschuld darlegen, dann bleibt mir nichts Anderes übrig, als Sie zu verhaften." Doktor Eschenburg zuckte wohl bei diesen Worten ein wenig zu sammen, dann aber sagte er mit matter Stimme: „Thun Sie, was Sie wollen, mir ist Alles gleichgiltig!" Wenn auch Blohm sich einer gewissen Theilnahme sür den jungen Arzt nicht erwehren konnte, blieb ihm jetzt doch nichts weiter übrig, als streng seiner Pflicht nochzukommen. „Lieber Uppenborn, bringen Sie den Doktor fort", wandte er sich leise zu seinem Untergebenen; „aber suchen Sie alles Aussehen zu vermeiden", und dann setzte er mit lauter Stimme hinzu, indem er wieder seine Worte an den jun gen Mann richtete: „Ich bitte Sie, Herrn Uppenborn zu folgen, und ich hoffe, Sie werden ihm keine Schwierigkeiten in den Weg legen." Mechanisch wollte Eschenburg dem Geheiß nachkommen; er erhob sich vom Stuhle, schwankte aber wie ein Trunkener einher und der Poli zeibeamte mußte ihm fest am Arme fassen; er ließ es ruhig geschehen und sich ohne jeden Widerstand hinwegsühren. Blohm sah ihm einige Augenblicke sinnend nach. „Vielleicht hat er das Mädchen nur aus Uebereilung getödtet", grübelte er, „und ist dann die ganze Nacht herumgeschwärmt, um sich zu betäuben, denn er war sicher noch berauscht. Armer Kerl!" Aus seinem Sinnen wurde er durch das Erscheinen des Gerichtsarztes aufgeschreckt, den er hier noch erwarten gewollt. Doktor Grabhorn war ein kleines, rühriges Männchen. Aus dem welken, schmalen Antlitz blickte eine sehr spitze Nase, auf der mit Mühe und Noth eine goldene Brille saß, hinter deren Gläsern ein Paar große, unruhige Augen seltsam hervorschauten. Um die dünnen Lippen spielte gern ein boshaftes, zuweilen nur selbstgefälliges Lächeln. „Weiß schon Alles, lieber Blohm!" begann der Doktor sogleich, „ich habe noch gesehen, wie Uppenborn meinen Collegen fortgeschafft. War ein leichtsinniger, oberflächlicher Mensch, dieser Eschenburg, habe ihm nie getraut! Schöne Leiche!" setzte er hinzu, indem er rasch an die Todte herantrat und den bleichen Kopf der Wirthschafterin in die Höhe hob. Blohm wollte jetzt dem Doktor auseinandersetzen, was er bisher ermittelt und weshalb er den jungen Arzt verhaften gemußt; aber der alte Herr hörte ihn nur flüchtig an: „Gar keine Frage! Die Wunde rührt unstreitig von der Lanzette her, die Sie in der Hand haben. Wollen Sie sich überzeugen?" ohne weiteres griff er nach dem In strument und senkte es in die Wunde. „Sehen Sie, es hat gar kei nes großen Stoßes bedurft, denn die artoria aorta ist getroffen wor den, da geht es gleich zu Ende." „Dieser Mord ist doch sehr räthselhaft", meinte der Polizeibeamte. „Durchaus nicht", entgegnete der Doktor sogleich. „Mein College ist ein Lebemann und seine Wirtschafterin war ganz hübsch, wie ich sehe. Da giebt es eine Menge Gründe, die ein solches Verbrechen herbeiführen." Ein leises Klopfen an der Thüre ließ sich hören und im nächsten Augenblick schlüpfte schon eine kleine, noch ziemlich junge und hübsche Frau herein, der auf dem Fuße Meister Lüdemann folgte. Kaum war die Frau der Leiche ansichtig geworden, da stieß sie, ohne auf die Anwesenheit der Herren zu achten, einen lauten Schreckensruf aus und blieb wie angewurzelt unfern der Schwelle stehen. Dennoch erholte sie sich ebenso rasch von ihrer Bestürzung und sie begann mit geläu figer Zunge: „Ich hab's nicht glauben wollen, nicht einmal meinem Manne; nun seh' ich's mit eigenen Augen, die Katharina ist todt! — Aber meine Herren", wandte sie sich sogleich unbefangen zu den beiden Männern, „Doktor Eschenburg ist unschuldig. Der thut ja keinem Kinde etwas zu leide; wie können Sie nur denken, daß so ein vor nehmer guter Herr einen Mord begehen wird?!" Vergeblich suchte der Schuhmacher dem entfesselten Redestrom seiner Frau Einhalt zu thun, sie wies sein Bemühen mit einer hefti gen Bewegung zurück. „Ja, Du, Christian, möchtest freilich unserem guten Doktor etwas am Zeuge flicken, weil er gegen alle Welt freund lich und höflich ist, aber ich bleib dabei, der Doktor ist unschuldig, der ist nimmermehr der Mörder." Meister Lüdemann machte ein sehr verdrießliches Gesicht; er hatte jedoch zu viel Achtung vor den Herren, um seiner Ehehälfte zu wider sprechen, vielleicht wußte er auch, daß dies bei seiner kleinen resoluten Frau doch vergeblich sei. Hinter ihrem Rücken geberdete er sich frei lich, als ob er der Herr im Hause sei; doch die Nachbarschaft wußte nur zu gut, wie sehr er unter dem Pantoffel stand. „Wollen Sie mir zunächst einige Fragen beantworten?" wandte sich Blohm an die redefertige Frau und sie entgegnete sogleich mit einem höflichen Knix: „Fragen Sie nur. Ich werde Ihnen alles sa gen, was ich weiß." „Wann haben Sie die Katharina Elwers zum letzten Mal gesehen?" „Noch gestern Morgen nach unserem Frühstück. Ich war recht verwundert, denn sie kam aus dem Garten und hatte große Eile." „Wann war das?" „Ja, so genau kann ich das nicht sagen; es wird in der neunten Stunde gewesen sein." „Haben Sie mit ihr gesprochen?" „Nein, denn ich stand nicht so gut mit ihr." „Warum?" fragte Herr Blohm weiter. Ücber das hübsche runde Gesicht der Frau Lüdemann flog verlegene Röthe. „Sie gönnte es mir nicht, daß der Doktor so fre/ lich mit mir sprach", antwortete sie zögernd und zu gleicher Zeit einem triumphirenden Lächeln, ganz unbekümmert über den Zorn il/ Mannes, der sie heimlich heftig anstieß und ihr vorwurfsvoll zuflüsterte: „Was müssen die Herren von Dir denken?!" „Dann stand wohl die Wirthschafterin zu dem Doktor in ein^ sehr nahen Verhältniß?" war jetzt die Frage des Polizeibeamteo. „I, bewahre! Dazu war der Herr Doktor doch viel zu stolz", die rasche Antwort der jungen Frau. „Und wann haben Sie Doktor Eschenburg zuletzt gesehen?", st^ , Polizeideamte weiter. „Kurz nachdem wir das zweite Frühstück genommen hatten,^! Mann war eben ausgegangen, da kam er herunter. Ich stand i»^ Hausthüre; ich grüßte ihn wie immer, aber er sah mich launig stürzte an mir so hastig vorüber, daß ich ganz verwundest^, An den Blicken, die Doktor Grabhorn mit dem Polizeibeamien selte, mochte die Frau erkennen, wie verhängnißvoll diese ihre iln^/ für Eschenburg werden mußte, denn sie setzte rasch hinzu: „Der tor ist gewiß zu einem Kranken gerufen worden, dachte ich s»S^ da hat er's immer so eilig." „Wie war sein Aussehen, haben Sie nichts auffälliges an bemerkt?" und die Augen Blohm's ruhten bei dieser Frage d»E^, gend auf der jungen Frau, als wolle er sie mahnen, die volles heit zu bekennen. Frau Lüdemann zögerte mit der Antwort. Ihre Gewissens keit lag sichtbar mit der Theilnahme für Eschenburg in einem Kampf. „ s „Bedenken Sie, daß Sie Ihre Aussage beschwören müssen", l> der Beamte hinzu, als er ihr langes Schwanken sah. Dies entschied. Wohl kostete es der guten Frau stAb^", Windung, aber dennoch sagte sie jetzt: (Fortsetzung iE, Vermischtes. * Dos Schlafen bei offenen Fenstern ist im Volke unrechter Weise in Verruf gekommen und gilt als gefährlich, überhaupt die Nachtluft als schädlich. Die Luftströmungen zur. ' zeit sind aber nur in denjenigen Gegenden nachtheilig, in welchen boden besteht, dessen krankmachende Aushauchungen sich gttA/ Nachtzeit in die Lust erheben. In Gegenden mit trockenem auf Bergen und in den höheren Stockwerken der Häuser ist uE' , die Nachtluft reiner u. gesünder als die Lust des Tages. Um durchs Fenster während der Schlafzeit diese Luft sich zuzuführen, »e l man so: Wer neben seinem Schlafzimmer über ein während der unbewohntes Zimmer verfügt, der öffne die Verbindungsthür beiden Zimmern und lasse je nach der Jahreszeit im anderen nur einen der oberen Fensterflügel offen stehen. Wer daM'" ein Schlafzimmer ohne Nedenräume hat, der öffne einender (von seinem Bett möglichst entfernten) Fensterflügel so weit, ^,r Querriegel zwischen Fenster und Fensterrahmen eingeschoben wir»- er klemme einen Korkstopfen zwischen beiden fest und binde einer Schnur die beiden Fenstergriffe so aneinder, daß das Fenster zur Nachtzeit sich nicht bewegen kann, sondern nur mäßige Spalte offen stehen bleibt. Hierauf lasse man dieFcnll nieder. Dann wird während der Nacht ein Ausgleich der ^ui^ <r' der Temperatur stattfinden, man wird in kühler, reiner Lust ".,/ quiekender schlafen und sich am andern Tage weit mehr arbeitslustig fühlen, als im geschlossenen, mit schlechter Lust Raume. Ebenso wird Jeder an seiner Arbeitslust und Arbtl':^ keit den Vortheil der zur Sommerszeit geöffneten Fenster Die Oeffnung der oberen Fensterflügel gewährt noch den nicht nur die Lust des Zimmer sich schneller reiniget, sondern auch weniger Zugwind zu befürchten hat. Vor Zugwind brau» nicht zu erschrecken, wenn man nicht erhitzt ist. Derselbe l krankmachend und wird gesunden, nicht verweichlichten P neswegs so schädlich, als die schlechte Luft des zugfreien ö", / Die Aengstlichkeit vor Zugwind ist in grundloser Weise vertue bei den meisten Personen geradezu lächerlich. * Eine versteinerte Eiche von kollossalen Diweu ist im Bette der Rhone gefunden wurden. Der Stamm in der Höhe, hat 38 obm Holzinhalt und wiegt 55,(XX) schwarz wie Ebenholz und hart wie Eisen. Als er in das v kam, muß er nach der Schätzung von Kennern 3000 Jahre j,/ sen sein. Der Riesenbaum dürfte sich seinen Genossen aus veu scheu Alterthum würdig an die Seite stellen. Unter dem V» , Augustus ließ Coligula 40 Gedecke legen und unter der Pm' Terxes speiste der Großkönig mit seinen hundert Garden. -D, * Ein Herr bewirthet einige Freunde; während des Esst"^, den Wirth rufen und fragt ihn, auf eine Flasche deutend: B wirklich Chateau-Iquem?" — „Ich bürge Ihnen dafür." sagt nichts weiter und bezahlt schließlich 20 Franken für nach dessen Herkunft er sich erkundigte. Beim Weggehen » g/, Wirth ihm beiseite, drückt ihm 18 Franken in die Hand uu^,' ihm zu: „Da sie offenbar ein Kenner sind, will ich Sie m^ halten. Der Wein kostet nur zwei Franken. Sagen Sie "ve davon Ihren Freunden; so bleiben diese bei dem Glauben» Kostbares getrunken zu haben." , * Ein Arzt verordnete einer Frau, die am Husten Theile Honig und einen Theil Essig zu nehmen. Als er war der Husten noch ärger als zuvor. — „Aber was Habens . gemacht? Haben Sie denn gebraucht, was ich Ihnen „Ja" — „Zeigen Sie doch." — Er kostete und fand die fo sauer, daß er sagte: „Sie können unmöglich das richtige.^ » niß genommen haben." — „O, ja," sagte die Frau, „ml" zwei Groschen Honig und für einen Groschen Essig genoMM <' * Vorsicht bei Ankauf künstlicher Düngem«/ vorsichtig der Landwirth bei Ankauf künstlicher Düngemittel v wenn der Bezug nicht von einer renommirten Firma oder 8^/ herige Untersuchung bei einer der bestehenden chemischen erfolgt, lehrt ein von Dr. Stutzer, Leiter der landwirtm^/^ Versuchsstation zu Bonn, veröffentlichter Fall. Ein rhfw Landwirth kaufte in Köln 200 Centner aufgeschlossenen AU" Preise von 11'/z M., geliefert erhielt er dafür sogenannten ein Abfallsprodukt bei der Superphosphatbereitung durch von Phosphaten mit Schwefelsäure, dessen reeller Werth höchstens 1 M. ist. Die Werthdifferenz der Lieferung bett nach 2100 M.