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befand mich" — so erzählt derselbe — „gleich nach 12 Uhr auf dem Holzmarkt zwischen der Plakatensäule und den beiden nun in Schutt und Trümmern liegenden Häusern. Plötzlich entstand ein Riß am Giebel genau in der Mitte der beiden Häuser; zugleich hörte ich einen Krach, entsetzt sprang ich zur Seite. Dann entstand eine gewaltige Staubwolke, welche sich aber bald, von dem Winde getrieben, verzog. Als dies geschehen war, sah ich das schreckliche Unglück, die beiden Häuser waren ein Trümmerhaufen. Keine Stimme wurde während des Einsturzes laut, ich vernahm auch keine, nachdem das Unglück ge schehen war. Zn dem Augenblick aber, als ich den Krach hörte, sprang ein Herr und eine erwachsene Frauensperson aus einem der beiden Häuser auf die Straße, ebenso eine zweite Frauensperson mit einem Kinde; dieselbe erklärte, daß sie noch eine Kranke in dem eingestürzten Hause habe. Eine Frau — man sagte, ihre zwei Töchter seien in dem Chaos begraben — kam die Straße daher, sah das Unglück, schlug die Hände über den Kopf zusammen und that einen herzzerreißenden Schrei, einen einzigen, und wurde dann in ein benachbartes Haus ge führt. Sofort nach der Katastrophe eilten mehrere Rheinarbeiter zu der Unglücksstätte und holten etwa 20—25 Personen heraus. Die Feuerwehr wurde sofort benachrichtigt; obgleich sie sehr schnell eintraf, währte mir doch die Zeit bis zu ihrer Ankunft eine Ewigkeit." Zu dem Diebstahl in der Reichsbankhauptstelle in Hamburg meldet der „Hamb. Korresp.": Vor einigen Tagen wurde in Hamburg ein Agent verhaftet, von dem man dem Vernehmen nach vermuthet, daß er mit den des Diebstahls verdächtigen Engländern in Verbindung gestanden habe. Die Verhaftung des Agenten, der erst vor drei Jahren nach Hamburg übergesiedelt ist, nachdem er vorher ca. 20 Jahre lang in Manchester ansässig gewesen, erfolgte auf Veranlassung einer Ber liner Firma, die ihn beschuldigt, für ca. 20,000 M. für den Export bestimmt gewesene Bilder und Bilderrahmen von ihr kommissionsweise erhalten, die Sachen aber für sich verwerthet zu haben. Bei der Ver haftung nun sollen im Besitze des Agenten Briefe gefunden worden sein, welche den Gedanken anregten, daß er mit zweien der flüchtigen Engländer in Verbindung gestanden habe. Durch fernere Nachforsch ungen soll es sogar wahrscheinlich gemacht sein, daß er mit denselben in Hotels, in denen sie Aufenthalt genommen, Zusammenkünfte gehabt habe. Der Verhaftete hat auch zugegeben, daß er in zwei hiesigen Hotels dort logirende Fremde aufgesucht habe; diese seien aber zuvor bei ihm gewesen, um geschäftliche Verbindungen anzuknüpfen, und er kenne nicht einmal genau deren Namen, viel weniger wisse er über ihre Verbältnisse oder Reisezwecke irgend etwas anzugeben. Bezüglich der Beschuldigung der Berliner Firma behauptet er, die Waaren nicht kommissionsweise, sondern gegen feste Rechnung bezogen zu haben. Der Czechenübermuth streckt jetzt bereits die begehrliche Faust nach dem deutschen Wien aus. Die Czechen haben nunmehr auch in dieser Hochburg des Deutschthums in Oesterreich den Kampf mit der ihnen eigenthümlichen Dreistigkeit begonnen. Große Erbitterung ruft dort die soeben erfolgte Gründung eines Czechischen Vereins hervor, dessen Programm die Errichtung czechischer Schulen und Volksbibliotheken in allen Bezirken, die Erhebung des Czechischen zur zweiten Landessprache in Niederösterreich und die Aufstellung czechischer Kandidaten bei den Gemeinde-, Landtags- und Reichstagswahlen anstrebt. Dadurch wird der Nationalitätenstreit ins Herz der Monarchie getragen, während bisher die Czechen in Wien deutsches Wesen annahmen und ihre Kin der deutsch erzogen. In Preßbaum in Oesterreich wurde am 26. Juli das Denkmal Kaiser Joseph II. enthüllt. Als die Musikkapelle das „Deutsche Lied" spielte und die Anwesenden mitsangen, verbot der Regierungskommissar den Vortrag des Liedes. Da kam es zu heftigen Auftritten. Die Menge schrie: „Deutsches Lied! Wer will uns das „Deutsche Lied" verbieten?" Eine Stimme rief: „Für uns steht das „Deutsche Lied" im Programm; wir singen es ohne Musikbegleitung! Wer ein Deut scher ist, stimme an!" Man sang nun das „Deutsche Lied". Hierauf betrat der Regierungsvertreter selbst das Podium, um zu erklären, daß die Feier zu Ende sei und, falls die Menge nicht ruhig auseinander- aehe, er genöthigt sei, Gewalt anzuwenden. Dieser energischen Auf forderung wurde Folge geleistet. Madrid, 24. Juli. Die unheilvolle Choleraepidemie hat auf die Staatseinnahmen einen sehr lähmenden Einfluß. Sie gehen so langsam ein, daß der Finanzminister, um nur die laufenden Aus gaben bestreiten zn können, bei der spanischen Bank einen Vorschuß von 30 Millionen beanspruchen mußte. Leider ist noch immer keine Abnahme in der Seuche zu bemerken. Jetzt wird Saragossa hart mit genommen. Gestern 204 Erkrankungen und 117 Todesfälle. Wer die Stadl verlassen kann, eilt fort. In Madrid hat die Seuche noch immer keine große Ausdehnung erlangt, in den Kasernen ist noch kein Fall vorgekommen, aber in der Nähe der Hauptstadt sind mehrere Ortschaften schwer heimgesucht. In Chatam (Englands brach am Sonntage, als sich eine große Anzahl von Vergnügungsreisenden nach einem Dampfer begab, der bei der Landungsbrücke angelegt hatte, ein Theil der Landungsbrücke ein, gegen 80 Personen, meist Frauen und Kinder, stürzten in das Wasser. Wie viele derselben dabei den Tod gefunden, ist noch nicht festgestellt. Der Mahdi soll wirklich todt sein, wie die neuesten aus Egypten eingetrofsenen Depeschen melden. Man konnte es in ganz England hören, wie groß der Stein war, der den Ministern vom Herzen fiel. Trotz der großen pekuniären Verluste, die General Grant im Laufe der letzten Jahre erlitten hat, hinterläßt er seine Familie in gemächlicher Finanzlage, da der Antheil des Generals an dem Ertrage für sein letztes Werk an die Wittwe zahlbar ist. Es sind bereits Be stellungen für 200,000 Exemplare eingegangen und sie ist einer Ein nahme von 300,000 Dollars sicher, ja man glaubt sogar, der Verkauf des Buches dürste für Frau Grant 500,000 Dollars abwerfen. Die vorherrschende Ansicht ist, daß der feste Entschluß General Grant's, sein Werk zu beendigen, um seiner Wittwe ein sorgenfreies Dasein zu sichern, viel zur Verlängerung seines Lebens beigetragen hat. Vaterländisches. Wilsdruff. Montag Abend m der siebenten Stunde brannte in Braunsdorf eine zum dasigen Rittergut gehörige größere Scheune nieder; die hiesige freiwillige Feuerwehr hat wesentlich mit dazu bei getragen, daß das Feuer nicht weiter um sich greifen konnte. — Die jüngste Reise Sr. Majestät König Alberts nach dem Regierungsbezirke Zwickau ist, wenn auch anfänglich vom Wetter nicht gerade begünstigt, glücklich von Statten gegangen. Ueberall wa ren die von der Fahrt berührten Bahnhöfe reich geschmückt und halten sich daselbst Vertreter der Kirchen-Gemeinden, sowie die Schulkinder mit ihren Fahnen aufgestellt, um dem langsam durchfahrenden Zuge zuzujubeln. So namentlich in Erdmannsdorf, woselbst auch Schützen, Feuerwehr und Vertreter der Städte Schellenberg und Augustusburg mit Fahnen und Musik sich eingefunden hatten. Böllerschüsse durch hallten überall das reizende Thal. In Zschopau begrüßte Bürger meister Walde den eine Minute Aufenthalt nehmenden Zug, während Oberforstmeister von Löben den Salonwagen zur Mitfahrt bestieg. Auch hier paradirten Schützen und Feuerwehr und die naheliegende Stadt war reich beflaggt. Pünktlich zur bestimmten Minute fuhr der königl. Separatzug in den Bahnhof Wilischthal ein. Hierselbst begrüßten Amtshauptmann von Kirchbach, von Einsiedel aufScharsen- stein und Friedensrichter Haymann aus Groß-Olbersdorf Se. Maje stät, der nunmehr mit dem Königlichen Gefolge die bereitstehenden Equipagen bestieg, um zunächst die unmittelbar am Bahnhof gelegenen und im reichsten Fahnen- nnd Blumenschmuck prangende mechanische Weberei von Matthes zu besichtigen und sodann die Fahrt durch daS Wilischthal über Gelenau nach Thum auf der Wilischthalstraße fort zusetzen, um bei dieser auch die neuen Bahnbauten der Wilischthalbahn mit in Augenschein zu nehmen. Besonders großartig waren die Be grüßungen und Ovationen, welche dem geliebten Landesvater in Chem nitz während dreitägiger Anwesenheit daselbst zutheil wurden. Aber auch die neue Stadt Limbach, wohin Se. Maj. Montag Nachmit tag mittels Extrazuges Sich begaben, hatte zum würdigen Empfang des geliebten Landesherrn Alles aufgeboten, so daß S. Maj. bei der Montag Abend erfolgten Rückreise nach seiner Sommerresidenz sicher immer aufs Neue wieder die Ueberzeugung mit sich genommen hat, daß ihm allerwärts im Sachsenlande die Herzen der Bewohner in un veränderter Liebe und Treue entgegenschlagen. — Wie fürsorglich Ihre Majestät unsere verehrte Königin sich auch der kleinen Kinderwelt annimmt, geht wiederum daraus hervor, daß Ihre Majestät die Wiedereröffnung der Kinderbewahranstalt in den benachbarten Orten Niedergorbitz, Wölfnitz, Roßthal, Neu nimptsch und Nauslitz die Anregung gegeben und auch eine Kin derpflegerin zu Verfügung gestellt hat. Bei Besorgung der Letzteren haben sich auch die Vorstandsdamen des Johannesvereins, insbeson dere Frau Kreishauptmann von Koppenfels sehr verdient gemacht und hat ferner der Gutsherr auf Roßthal, Kammerher von Burgk, durch Verwilligung eines namhaften jährlichen Beitrages die Existenz der Anstalt ermöglicht. Eine Anzahl angesehener Männer, an der Spitze Amtsverwalter Weinhold und Pastor Höhne, haben die Leitung der Kinderbewahranstalt in die Hand genommen, sodaß bei fleißiger Be nutzung dieselbe bald zum Segen der Kinder und deren Eltern ge reichen wird. — Das „Meißner Tageblatt" schreibt: Es dürfte sicherlich nicht allgemein bekannt sein, daß der in der Braunschweigischen Re gentschafts-Angelegenheit mehrfach genannte Prinz Heinrich VII Reuß seiner Herkunft nach ein Sachse ist und das er aus der hiesigen Gegend stammt. Er ist nämlich in Klipphausen bei Wilsdruff gebo ren als Sohn Heinrich des I,XIII. und diese Herrschaft gehört der Familie seit Anfang dieses Jahrhunderts. Seine Schwester war die ebenfalls in Klipphausen geborene Großherzogin Auguste, die erste Ge mahlin des vor einigen Jahren verschiedenen Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, eine edle unvergäßliche Fürstin, deren Name in den Herzen ihres Volkes noch in dankbarer Erinnerung fortlebt. Sie starb im Jahre 1862. — Dieser Tage ereignete sich in Leipzig ein schrecklicher Unglücks fall. Ein im vierten Stockwerk wohnender Schriftgießer hatte die Ab sicht, mit seinem zweijährigem Söhnchen auszugehen. Da das Kind chen die Treppen nicht selbst herabsteigen konnte, so wollte es der Vater auf den Rücken nehmen und stellte es der Vater zu diesem Zwecke auf ein Fensterbrett, damit das Kind die Aermchen zum Anhalten um die Schultern und den Hals des Vaters schlage. Hierauf wartete er aber vergeblich, kein Händchen legte sich um den Nacken des Vaters, und als er sich verwundert umsah, war das Kindchen verschwunden und, wie er sich überzeugte, durch das offene Fenster in den Hof hinuntergestürzt. Hier lag das unglückliche Kind als Leiche da. — Das 6. deutsche Turnfest zu Dresden gehört nunmehr der Vergangenheit an, aber das Bewußtsein, daß es ein schönes, erheben des, ein echt nationales Fest gewesen ist, was man in den gastlichen Mauern Dresdens gefeiert hat, wird in den Herzen seiner Theilneh« mer sicherlich noch lange fortleben. Bemerkenswerther Weise bildete den Grundton desselben die herzliche Sympathie, welche den deutschöster reichischen Turnern von Anfang bis Ende in reichstem Maße entgegen getragen wurde und die zahllosen Reden und Toaste, welche in Dres den den Turngästen aus Oesterreich gewidmet waren, haben unseren Stammesbrüdern in Oesterreich klar und offen dargethan, wie sehr wir in Deutschland ihr schweres Ringen um Bewahrung ihrer Nationa lität zu würdigen wissen. Es ist dies auch dankbar von den österrei chischen Rednern anerkannt worden und ihren Versicherungen darf man wohl glauben, daß sich die Deutschöstcrreicher heute und immerdar in geistiger Beziehung Eins wissen mit ihren Stammesgenossen „draußen im Reiche". Dabei muß anerkannt werden, daß von den in Dresden vertretenen Deutschösterreichern kein einziges unösterreichisches oder un patriotisches Wort gesprochen wurde und das kann ihnen nur zur Ehre angerechnet werden. Was den bekannten Zwischenfall, den ein Pester Turnvereiu durch Ueberreichung eines Kranzes mit ungarischer Wid mung und mit Schleife in den ungarischen Landesfarbe» hervorgerufen hat, anbelangt, so ist es besser, die weiteren Erörterungen hierüber endlich ruhen zu lasten. — Lausigk, 23. Juli. Am Montag früh in der zweiten Stunde, als der hiesige Gendarm in Begleitung eines Bürgers sich auf dem Heimwege befand, wurde derselbe von einem Husaren, den er in der Nähe der Stadt einholte, während zwei Kameraden des letzteren vor anschritten, plötzlich mit blanker Waffe überfallen und erhielt mit der Breitseite des Säbels mehrere wuchtige Hiebe in das Gesicht und auf die Schultern. Der Husar wurde zwar sofort festgehalten, durch einen seiner Kameraden oder Komplizen aber befreit, was ihm um so leichter gelingen konnte, als Gendarm Böhme zufällig in Civilkleidung und ohne Waffe war. Zum Glück wurde einer der Husaren erkannt, dem zufolge die Person des Thäters bald festgestellt wurde. Letzterer, Husar Große, ist flüchtig geworden. — Wurzen, 28. Juli. Gestern Nachmittag ist der Mörder der Ida Drechsel in Potschappel, Julius Max Naumann aus Pot- schappel, hier festgenommen worden. Die Verhaftung wurde durch einen Beamten der Maschinenfabrik und Eisengießerei von Schütz L Hertel hier veranlaßt. Naumann frug in genannter Fabrik, in wel cher er bereits im September 1884 einmal als Former beschäftigt war nach Arbeit an und während ihm solche in Aussicht gestellt wurde, schrckte der Buchhalter Fad um, dem die steckbriefliche Verfolgung Naumann's bekannt war, nach der Polizei. Naumann nahm zwar Reißaus, wurde aber von dem ihm bereits entgegenkommenden Wacht meister Senf eingefangen. 8onn1ag, äen 2. Kugu8t IVIonalZpl'ämiöNZekivLssa.