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habe noch ein wichtiges Geschäft in Ordnung zu bringen. Es ist verdrießlich genug, aber es will morgen Jemand nach Amerika reisen >md hat mich für heute Abend zum Umwechseln seiner Papiere be stellt. Er wußte mir keine passendere Zeit anzugcben; obwohl es mir so fatal ist, mochte ich das Geschäft doch nicht ganz zurückweisen, da cs besonders an mich empfohlen war." Frau Meinberg warf ihrer Tochter wieder einen bezeichnenden Blick zu und konnte nicht umhin, mit einer gewissen Betonung zu zu entgegnen: „Das ist doch seltsam!" Aber Bianka nahm muthig alle Kraft zusammen und obwohl sie ein tiefes Weh durchzuckte, sagte sie mit derselben Unbefangenheit wie ihr Bräutigam: „Du weißt, wie kostbar mir die mit Dir ver lebten Stunden sind, doch um meinetwillen sollst Du nie etwas ver säumen." „Ah, Bianka, Du bist himmlisch, wie immer!" rief Schmittsdorf erleichternden Herzens; er hatte gefürchtet, erst nach dem größten Widerstande glücklich loszukommen. „Da Ewald uns leider verlassen muß, könnte ich noch der Ein ladung Agathens folgen, was meinst Du, Mama?" wandle sich Bianka zu ihrer Mutier und warf ihr dabei heimlich einen Blick zu. Die kluge Frau verstand sie sogleich und war sichtlich erfreut. Sie hätte ihrem Töchterchen nimmermehr so viel Selbstbeherrschung und — so viel Fraucnlist znzelraut. Aber in der Stunde der Noth wird auch das unerfahrenste und argloseste »Mädchen in jene feinen und dennoch unschuldigen VersteUungskünste eingeweiht, die oft für das schwache Geschlecht die einzige Schutzwehr bilden. Deshalb stimmte Frau Rheinberg ihrer Tochter sofort eifrig zu: „Das ist wahr, Bianka, Du weißt ja, wie gern man Dich bei Rath Bergmanns sieht." „Wo führt Dich Dein Weg hin?" fragte die Braut so unbe fangen wie bisher. „In die Leipziger Straße," war seine ruhige Antwort. „Dann könntest Du mir bis zur Wilhclmstraße das Geleit geben," sagte Bianka und ihre blauen Augen blickten mit der alten kindlichen Sorglosigkeit auf ihren Bräutigam. „Wenn mir noch so viel Zeit übrig bleibt, will ich Dich gern bis zur Wohnung Deiner Freundin bringen." „Wann mugl Du dort sein?" „Um acht Uhr." „Dann haben wir noch vollauf Zeil. Du entschuldigst mich wohl einen Augenblick?" und sie verschwand im Nebenzimmer, um sich umzukleiden. Frau Rheinberg plauderte nun mit der harmlosesten Miene von der mu chrem Schwiegersöhne weiter: wußte sic doch, daß sich ihr Töchterchen Gewißheit verschaffen werde, ob Ewald die Wahrheit wäudie —'E s" sogleich vermuihct aus Schleichwegen Nach kurzer Zeit kam Bianka schon im Gcsellschaftsanzuae zurück und sie trat mit ihrem Bräutigam die Wanderung an. Da der We»g nur kurz war, lehnte sic die Benutzung eines Wagens ab. Sie trug satt allein die Koiten der Unterhaltung und dennoch schien sic es nicht zu bemerken. Rath Bergmann wohnte am Zielhenplatz und Huld war das Ziel errcigr. Schmittsdorf zog die Porrierglocke, die Pforte öffnete sich; ein herzliches Lebewohl, ein zärtlicher Händedruck und Bianka war rn der Thure verschwunden. ' Der junge Bankier schritt sogleich, wie von einem Druck befreit, hastig weiter. „Sie hat nicht den mindesten Argwohn geschöpft nicht einmal ihre Mama!" dachte er triumphirend. „Welch ein Himmel von Unschuld ruht in der Seele dieses Mädchens und ist es Unrecht?! Bah, wie würden mich meine Freunde auslachen, wenn ich ein solch' hübsches Abenteuer nicht verfolgen wollte!" — Er sah wieder nach seiner Uhr. „Ah, cs ist noch nicht so spät und ick) will Nichl wieder der Erste sein, das sieht mir doch zu schwärmerisch aus!" und langsamer als bisher schlenderte er weiter. Schmittsdorf war viel zu sehr mit seinen eigenen Gedanken und der nächsten Stunde beschäftigt, um auf die Außenwell viel zu achten. Er Halle nichl bemerkt, daß sich bald darauf leise die Thürc des Bergmann'schen Hauses wieder geöffnet und eine dicht verhüllte Frauengestall herausgeschlüpft war, die ihm in einiger Entfernung vorsichtig folgte. Frau v. Bukowsky war wirklich schon in der Konditorei und schlürfte in ihrer vornehmen, sichern Weise eine Tasse Thee. „Was ist Ihnen gefällig?" fragte sie sogleich mit einem übermülhigen Lächeln, nachdem er sie begrüßt Halle, „denn Sie müssen wissen, daß ich Sie von diesem Augenblick ab als Gast ansehe." „Nein, gnädige Frau, hier darr ich noch nicht dieses Glück in Anspruch nehmen," entgegnete er in demselben Flüsterlone, wie sie gesprochen hatte. „Ich muß Sie vielmehr bitten, daß Sie sich jetzt noch als mein Gast betrachten." „Sie haben Recht, es wäre nicht schicklich." „Darf ich also noch etwas für uns bestellen?" Sie nickte zustimmend mit dem Kopfe. Schmittsdorf befahl zwei GtaS Portwein und die schöne Willwe verrielh bei dieser Gelegenheit wieder ihre slavische Abstammung. Sie lrauk das Glas fast in einem Zuge, dann aber stand sie schon ""s- „Wir haben keine Zeil zu verlieren. Kommen Sie, Herr -Schmittsbors." Wenige Augenblicke später verließen sie mit einander die Kon ditorei. Schmittsdorf bot ihr seinen Arm und sie nahm ihn ohne Zögern an. Der junge Bankier ahnte wenig, daß ein Paar schöne von Thränen überströmte Augen sein Thun und Treibe» beobachtet hatten und dieselbe Gestalt, die ihm bis hierher nachgegangen war, jetzt noch, wenn auch mit unsichcrn, schwankenden Schrillen, fvlgle. Bianka Halle Alles gesehen; sie konnte an der Untreue ihres Bräutigams nickt länger zweifeln und doch war es ihr, als sei es gar nicht möglick, als äffe sie nur ein häßlicher Traum. — Nein, nein, es war Wirklichkeil! Dort vor ihr ging ihr Bräutigam, ihr theurer Ewald, am Arme einer Andern und flüsterte so geheimnißvoll mit ihr. Wohl glaubte sie beständig, der Boden wanke unter ihren Füßen und sie müsse jeden Augenblick zusammenbreckcn und dennoch trug sie sich mit Aufwand aller Kraft weiter; sie durfte die Beiden nicht mehr aus den Auge» verlieren — sie mußte alles wissen. Die Wanderung ging nun durch mehrere Straßen, dann hielt das Paar vor einem alten einstöckigen Hause und Bianka hörte die Fremde lachend ausrusen: „Da haben Sie endlich mein mysteriöses Daheim! Nicht wahr, es sicht unansehnlich genug ans; aber ich wollte nicht lange wählen und nahm das erste beste. Die Zimmer liegen parterre und das war mir bequem." Was Ewald darauf er widerte, verstand sie wieder nicht. Beide betraten das Haus und die Thür schloß sich hinter ihnen. Dem jungen Mädchen verginge» fast die Sinne, ein dumpfer Schmerzensschrei rang sich aus ihrer von tausend Qualen zerrissenen Brust. Einmal war der Gedanke durch ihr Hirn geblitzt, vor ihren Bräutigam hinzutreten und ihm zu sagen: „Ewald, kannst Du wirk lich so elend fein und unsere heilige, reine Liebe verratheii?!" — Aber sie beherrschte sich. Was konnte cs ihr noch Helsen? Er war ihr doch auf ewig verloren. — Einen Mann, den sie nichl achten durfte, vermochte sie auch nicht zu lieben. Ein namenloses Weh er faßte sie und dennoch war cs ihr nnmöglick, sich zu entfernen . . . Wie Bianka noch in Schmerz versunken, sich halb bewußtlos an an die Mauer lehnte, ging plötzlich wieder die Thüre und die Dame, mit der Ewald gekommen war, trat hastig heraus und verschwand mit schnellen Schrillen um die nächste Ecke. Das junge Mädchen er kannte sie ganz deutlich wieder, trotzdem sie stürmisch an ihr vorüber geeilt war. So hatte sie doch ihrem Bräutigam Unrecht gethan und es handelte sich wirklich nur, wie er gesagt hatte, um ein einfaches Wcchselgeschäft. Da hörte sie plötzlich einen dumpfen Hilferuf. Es war ihres Ewalds Stimme, Bianka erkannte sie sofort. Der Ruf kam aus dem Zimmer zu ebener Erde. In athemloscr Spannung lauschte sie noch einen Augenblick am geschlossenen Fensterladen und sie vernahm jetzt deutlich cme rauhe Stimme: „Ha, lieber Vogel, Du bist gefangen und wenn Du noch einmal so laut piepst, stopfen wir Dir den Schnabel auf immer. Nicht wahr, eine schöne Falle?" und ein hölMschcs Gelächter folgte diese» Worten. Bianka ahnte sogleich, daß ihrem Verlobten eine entsetzliche Ge fahr drohe und nun erwachte all' ihr Muth und ihre Besonnenheit; sie wußte, daß sie dieselben brauchen würde, weim sic Ewald retten wolle. Wie aus Wmdesflügeln eilte sie hinweg, um Hilfe herbeizu- hole». Die Straßen waren wie reingefegt von Menschen. Der prachtvolle Herbsttag hatte alle Bewohner der innere» Stadt hinaus gelockt und der milde Abend hielt die Meiste» »och im Freien zurück. Das Glück war ihr aber günstig. Schon in der nächsten Straße traf sie auf ciiien Schutzmann und lheilie ihm hastig Alles mit. (Sckluß folgt) BermifchtcS. In Amerika ändern die Schneider ihre Wappen, verbannen den Ziegenbock aus demselben und vertauschen ihn mit — eimm Apfel. Als ein Schneider in Kansas-City, der zuerst ans seinen! Schilde einen ungeheueren Apfel angebracht halte, gefragt wurde, was diese Frucht nitt seinem Geschäfte gemein habe? antwortete derselbe: „Du lieber Gott, was wäre aus uns armen Schneidern geworden, Hütte Eva nicht den Adam den Apfel gereicht!" Ein Bauer klagte einem Herrn, daß ihm sein Stall niedergebrannt Wäre, und bat ihn, ihm denselben wieder herzustellc». — „Aber wes halb kommt thr denn gerade zu mit?" fragte der Herr, der den Bauer nicht kannte. — „Nu ick hew gehört, del he'n Fr e i m a u r e r iS!,". Unser Körper. Der menschliche Körper enthält nicht weniger als 105 verschiedene Knochen, welche zusammen ein Fünftel sciucs ganzen Gewichts ausmachen. Die Zahl der vorhandenen Muskeln beläuft sich auf 500. Der ganze Darmcanal hat eine Länge von 8 Meter, lind das Blut ein Gewicht von 12 Pfund. Die Länge des mensch lichen Herzens beträgt 6 Zoll, sein Durchmesser 4 Zoll. Es schlägt jn der Minute 70 Mal, in der Stunde 4200 Mal und im Jahre 36,772,000 Rial. Mil jedem Herzschlag pnlsirt eine und eine halbe Unze Blut. Die Circulation des Blutes durch den ganzen Körper dauert nur 3 Minuten, wenn man das Herz sich als Ausgangspunkt denkt. Befindet sich die Lunge in normalem Zustand, so enthält sie etwa 5 Pfund Luft. Durchschnittlich athmen wir 1200 Mal in der Stunde und gebrauchen dazu etwa 300 Liter Luft. Den Tag über cousumirt jede Lunge 7200 Liter Lust. Die menschliche Haut, welche aus Schichten von verschiedener Dicke besteht, hat im Ganzen eine Oberfläche von circa 2000 Quadratzoll. Die Alhmosphäre drückt aber aus jeden Quadralzoll mit eine»! Gewicht von 14 Pfund. Mit hin beträgt der alhmosphärische Druck für den ganzen Körper etwa vierzigtaufend Pfund, ein Gewicht, das uns zermalmen würde, falls im Innern ein luftleerer Naum entstände. Ein Verschwörer ist eigentlich der spanische Königsmörder Oliva Moncasi nicht, sondern ein Narr und Verbrecher auf eigene Faust. Man hat ihm durchaus keinen persönlichen Verkehr mit den rothen Internationalen nachweisen können, aber er las viele rothe Schriften und Bücher und man wußte nicht, woher er sie bekam; denn kaufen konnte er sie nicht. Für die Käisermörder Hödel nnd Nobiling hat er sich sehr interessirt. Man sagt, daß er eigentlich seines Lebens überdrüssig gewesen fei, weil es ihm knapp ging und er nicht gern arbeitete, aber die Hand habe er nicht an sich legen mögen, lieber den König ermorden und dann sich köpfen lassen. Das ist freilich ein entsetzlicher und gefährlicher Umweg. Werth von Grund und Boden in Melbourne. Vor wenigen Jahrzehnten kaufte ein gewisser Michael Peiider in Melbourne ein Grundstück an der westlichen Collinsstraße von 66 Fuß Länge und 320 Fuß Tefe von der Regierung um — 16 Lstrl. Auf diesem Areal erhob sich das Hotel Criterion. Nun brauchte die Unionbank das Grundstück, um sich darauf anzubauen. Sie zahlte dem Besitzer dafür 33,000 Lstrl. Kirchenuachrichteu aus Wilsdruff. Am 2. Bußtag Vormittags predigt Herr k. Ur. Wah l. Nachmittags Betstunde. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 15. November. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 40 Ps. bis 2 Mark 50 Pf. Ferkel wurden eingebracht 128 Stück und verkauft a Paar 5 Mark ' — Ps. bis 16 Mark — Pf.