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Wochenblatt für 1878 Freitag,-den 8. Aovemöer Erscheint wöchentlich 2 Mat (Dienstag und Freitag). AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag» bi« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich L Mal (Dienstag rind Freitag). Abonnementspreis Vie rteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kostet IO Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. städtische Anlagen und Rathsgeschoß Dee Stadtgemeinderath das. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung Bis spätestens den 15. dieses Monats ist der II. Termin Einkommensteuer, Bekanntmachung. Da nach Artikel l des Gesetzes vom 3. Juli dieses Jahres, die directen Steuern betreffend, die Erhebung der Gewerbe- und Per- sonalstcuer mit dem I. Januar .879 in Wegfall kommt, macht sich in denjenigen Gemeinden, in welchen die Gemeindeanlage« zeither nach dem Fuße der Gewerbe- und Personalsteuer erhoben worden sind, eine Revision der bezüglichen Anlagenregulative nothwendig. Die Gemeindebehörden des hiesigen Verwaltungsbezirkes werden hierauf mit der Veranlassung aufmerksam gemacht, soweit nöthig diese Revision unter Beachtung der Bestimmung in Z 22 der revidirten Landgemeindeordnung alsbald vorzunehmen und die abgeänderten Regulative behufs der Bestätigung noch vor Ablauf dieses Jahres anher cinzureichen. Meißen, den 6. November 1878. Königliche Amtshanptmannschast. -von Bosse. der IV. der II. au hiesige Stadtkämmcrei zur Abführung zu bringen. Wilsdruff, am 1. November 1878. Wilsdruff, Thuraudt, Rossen, Siebentel)» und die Umgegenden Amtsblatt für die König!. Amtshanptmannschast zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Achtund-reißigster Jahrgangs Gegen das Tabaksmonopol hat sich jetzt auch der Ende October in Berlin abgehaltene 8. deutsche Hanvelstag ausgesprochen. Mit Recht war der Referent K o p f e r - Mannheim der Ansicht, daß die Frage des Monopols, dessen Gemeinschädlichkeit gewiß allseitig von der Ver sammlung anerkannt wurde, durch die ungeordnete Enquete nicht be seitigt worden sei, denn zu einer blosen Steuerhöhung bedürfe es keiner Enquete. Er begnügt sich deshalb mit dem Ausspruch eines entschiedenen Protestes gegen die Einführung des Tabaksmonopols im deutschen Reiche und beantragte folgende, nebst einem vom Handels- kammerpräsidenten H o m b e r g e r- Gießen vorgcschlagcnen Zusatz nahezu einstimmig angenommene Resolution: „Die Einführung des Tabaksmonopols im deutschen Reiche ist verwerflich und mit aller Energie zu bekämpfen, weil dadurch die ausgebreitete Tabaksproduction in bedenklicher Weise geschädigt, die in allen Theilen des deutschen Vaterlandes weit verzweigte Tabak- und Cigarrenfabrikation, sowie die damit in Zusammenhänge stehenden Industriezweige und eine sich auf das Inn- und Ausland weit aus dehnende hochwichtige Handelsthätigkeit zu Grunde gerichtet, zahlreiche Familien existenz- und Hunderttausende von Arbeitern brodlos ge macht würden. Der deutsche Handelstag protestirt deshalb mit aller Entschiedenheit gegen die Einführung des Tabaksmonopols im deutschen Reiche und ersucht das Präsidium dem hohen Bundesrathe von diesem Protest Kenntniß zu geben mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß in diesem nur gegen einen Steuermodus gerichteten Protest keine in- direkte Empfehlung einer andern Bestcuerungsart zu erblicken ist." Tagesaeschichte. Widersprüche in der deutschen Wirths chaftspolitik werden aufgedeckt in einem längeren Artikel des „Pos. Tagebl.". „Die deutsche Regierung hat bekanntlich die erste Anregung zur Be- gründung des Weltpostvereins gegeben und durch glückliche Vollendung des Werkes einen sehr wichtigen Culturfortschritt, eine sehr bedeut same Erleichterung und Förderung des friedlichen Verkehrs der Na tionen, ein wichtiges Mittel zur Annäherung derselben unter einander geschaffen, wie damals im Reichstage rühmend hervorgehoben wurde. Die Beförderungskosten, dies ist der Grundgedanke des Weltpost vereins, vervielfachen sich nicht mehr auf der Grundlage der Meilen zahl der Beförderung; ein Brief, eine Drucksache, ein Handels- und Geschäftspapier zahlt für eine Weltreise nicht mehr Porto als das Doppelte an Porto für die Beförderung von Berlin nach Char lottenburg. Das lO-Pfd.-Packet wird bereits aus der Schweiz und Dänemark (vom 1. Novbr. ab auch aus Belgien) für 80 Pf. nach Deutschland befördert, nach und von Oesterreich-Ungarn sollen die 10-Pfd.-Packete künftig für 50 Pfg. befördert werden, bisher betrug dieses Porto bis zu 270 Pfg. Unläugbar wird durch die Ermäßigung der Waarenaustausch zwischen beiden Ländern erheblich gefördert werden, nicht zum wenigsten wird dies auch dem billigen Bezug von Obst und Weintrauben aus Tyrol und Ungarn zum Vortheil ge reichen. Während dergestalt sich Herr Stephan in vollem Einklang mit dem Reichskanzler um den Bezug ungarischer Früchte nach Deutsch land sehr verdient macht, kommt aus dem Ressort des Handelsministers Maybach ein Rescript, welches angeblich im Interesse der deutschen Obst- und Weincultur den Eisenbahnen untersagt, die Tarife für Einfuhr von ungarischen Weintrauben und Obst anders und niedriger zu stellen, als sich aus der Vervielfachung der Meilenzahl auf Grund der bestehenden inländischen Tarife ergibt. Für Herrn Stephan's 'Elfpolitik komm» also die Meilenzahl gar nicht in Betracht, für Herrn Maybach umgekehrt nur die Meilenzahl. Herr Maybach ver langt, daß die ungarischen Trauben in Centnern nach Berlin mehr Fracht bezahlen, als beispielsweise Trauben von der schlesischen Grenze bei Oderberg; Herr Stephan dagegen verlangt von den Trauben in IO-Pfund-Packeten nicht mehr Fracht, als wenn sie statt aus Ungarn nur aus Charlottenburg kämen. Offenbar handelt auch Herr Maybach in Uebereinstimmung mit den Ansichten, welche Fürst Bismarck über Differentialtarife in jener bekannten Märzsitzung des Abgeordneten hauses entwickelte, die Herrn Achenbach veranlaßte, den Platz im Handelsministerium Herrn Maybach zu räumen. In Berlin und anderwärts ist bisher viel ungarisches Obst verzehrt wordeu. Schwerlich wird man nun den Versuch machen, die Weinberge bei Berlin, auf denen nach gelehrten Forschungen zuletzt die deutschen Tempelritter in Ermangelung von Post und Telegraphie ihre Neben pflanzten, „im Interesse der deutschen Obstcultur" wieder anzubauen; entweder wird man in den Kreisen, wo die ungarischen Trauben bisher als ein verhältnißmäßig billiger Leckerbissen gehalten, den Weintrauben- genuß überhaupt emschränken, oder es wird sich, Dank Herrn Stephan, ein recht reger 10 - Pfund - Postpackctverkehr mit Weintrauben ent wickeln. Vermehrung der Packetzahl und Vermehrung der Umstände der Verpackung und Beförderung wird also wesentlich das praktische Ergebuiß der von zwei Gegensätzen sich entgegcnarbeitenden Tages politik zweier verschiedenen Departements für das Publikum sein. Die Post wird bei der erheblichen Mühe der Annahme und Aus gabe der IO-Pfund-Packete ihre Ueberschüsse nicht vermehren, aber am Schlechtesten kommen doch die Eisenbahnen fort. Herr Maybach verbietet ihnen, ungarische Trauben so billig zu transportircn, wie sie im Interesse großer Transportausgaben transportircn möchten, und Herr Stephan wird die Eisenbahnen zwingen, auf Grund des bekannten Postgcsetzes seine 10-Pfund - Packete mit Trauben ans Ungar umsonst zu befördern. Es ist Zufall, daß grade bei den Weintrauben die Widersprüche der neueren Bismarck'schen Verkehrs politik, des alten Postbismarck und des neuen Eisenbahnbismarck, so drastisch und auch für jeden Laien verständlich in die Augen springen. Es sind aber leider nicht blos so verhältnißmäßig unbedeutende Gegegenstände wie die ungarische Weintraube, wo diese Politik ihre schädlichen Wirkungen äußert. Man erwartet den Zusammentritt des preußischen Landtages gegen die Mitte der dritten Novemberwoche. Die Session verspricht wiederum bis gegen den Februar zu dauern. Außer einer größeren Zahl von Justizvorlagen — zur abschließenden Vorbereitung der neuen Orga nisation — werden die Culturkampsdebatten in anscheinend unver minderter Stärke einen Hauptbestandtheil der Verhandlungen aus machen. Ja, man erwartet vom Centrum ganz besondere Anstrengungen, da den Führern daran gelegen sein muß, bei ihrer gläubigen Masse den unverkennbaren Eindruck zu verwischen, den der im Reichstage er hobene Vorwurf des inneren Zwiespalts zwischen Nom und der Fraction im Lande gemacht hat. — Durch die in Aussicht stehenden Eisenbahn vorlagen Maybach's wird dann auch die Frage der Reichseisenbahnen und generell das Staatsbahnsystem wieder in die Debatte gebracht. Ebenso werden die im vorigen Jahre schon vom Fürsten Bismarck im preußischen Abgeordnetenhause herangezogenen Differentialtarife unausbleiblich wiederkehren. Da ist denn ein lange Session selbst verständlich. Ein als inspirirt anzusehender Berliner Brief der „Pol. Corr." äußert die Ansicht, Deutschland werde schwerlich einem Versuche bei- treten, die Durchführung des Berliner Vertrages zu erzwingen. Es hätte sich in erster Linie gegen die Türken und erst in zweiter gegen die Russen zu wenden, die aus den Fehlern der Türken die ihnen zu-