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Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. Htchtun-dreitzigster Jahrgang. Nr. 76. Dienstag, den 24. September 1878. Bekarmtmachnnsi, den Pflanmenborkenkäfer betreffend. Nossen-Oschatzer und an der Zehren- Döbelner Chaussee anstehenden Pflamnenbäumen, sowie an vielen anderen Orten des hiesigen Verwaltungsbezirkes ist der Pflaumenborkenkäfer (UcooxtoMstsr pruni) in weit größerer Menge als in früheren Jahren aufgetreten. Er ist zwar keineswegs der Fichtenborkenkäfer (Uastiivbns), der in den Nadelholzwäldern so großen Schaden anrichtet, und beruht die Ansicht, als ob er von dort m die Llbstbüume gekommen fei, auf einem vollständigen Verkennen der Thatsachen, gleichwohl ae- hort er zu den schädlichsten Jnsecten, da er das Eingehen der Obstbäume wesentlich befördert. cm Ändern die Besitzer solcher Bäume andurch auf diesen Käfer aufmerksam gemacht werden, giebt die Königliche Amtshauptmannschaft d ie Merkmale des Vorhandenseins desselben, sowie die Maaßregeln zur Vermeidung seiner Weiterverbrcitunq, sowie die zu seiner Vertilgung in Folgendem bekannt: Insbesondere sind es kränkliche Und im Abgang begriffene Bäume und dürre Neste, welche von dem Borkenkäfer heimgesucht werden. Die Anwesenheit desselben wird namentlich entdeckt, wenn Bäume im vollen Laube Plötzlich absterben und im Stamm, in den jungen Besten und Zweigen Bohrlöcher in der Größe eines Stecknadelkopses zeigen, ferner wenn dieselben von Spechten abgesucht werden und wenn aus ihnen eine braune Harzmasse ausfließt. Das wesentliche Vorbeugungsmittel gegen diesen Käser ist eine gute Baumpflege; besonders sind dürre Aeste zu entfernen und die Bäume, nachdem die Ninde mit einer Baumscharre mäßig abgekratzt worden ist, im Herbst jeden Jahres mit einer flüssigen aus Kalk und Kuhdung bestehenden Mischung bis in die jungen Aeste hinein zu bestreichen. Die von den Käfern befallenen und die bereits abgestorbenen Bäume sind jedoch niederzuschlagen und dieselben, mindestens aber die Schale (Borke) sorgfältig zu verbrennen. Obgedachte Mischung wird hergestellt, in dem man 3 Theile strohfreien Kuhmist und 1 Theil Graukalk, welcher mit Kuhjauche ge löscht ist, gut durcheinander rührt und auf 50 Liter Masse eine Hand voll Kochsalz oder Viehsalz zusetzt. Meißen, am 18. September 1878. Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Bekanntmachung. Nachdem in Gemäßheit von Z 181 sust d des Brandversicherungsgesetzes vom 25. August 1876 die Umclassificirung der bei der Landcsbrandversichcrungsanstalt versicherten Gebäude der Stadt Wilsdruff erfolgt ist, so wird hiermit bekannt gemacht, daß die auf Grund des neuen Ortscatasters ausgestellten Versicherungsscheine jedoch mit Ausschluß derjenigen Versicherten, welche in Folge vorgekommener neuer resp. auderweiter Catastrationen seit dem 1. Januar 1877 bereits Versicherungsscheine nach neuer Verfassung erhalten haben, von den Ver sicherten von heute ab auf hiesiger Rathsexpedition in Empang genommen werden können. Wilsdruff, am 24. September 1878. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Bckauutmachung. Das 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1878 enthält: Nr. 52. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadl Oschatz betreffend; vom 22. Juli 1878. Nr. 53. Verordnung, die Jagdbarkeit der Ziemer (Zeuner) betr.; vom 27. Juli 1878. Nr. 54. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für den Umbau des Bahnhofes zu Riesa und die Verlegung der dasigen Elbquaibahn betr.; vom 29. Juli 1878. Nr. 55. Verordnung, die Fabriken-Jnspection betr.; vom 1. August 1878. Nr. 56. Bekanntmachung, die Concessionirung der Aachen-Leipziger Versicherungs-Actiengesellschaft zu Aachen zur Annahme von Mo- blliar-Feuer-Vcrsicherungen betr.; vom 3. August 1878. Nr. 57. Decret, die Bestätigung der Statuten für die Volksschullehrer-B cgräbniß- und Wittwen-Kasse in den Ephorien Chemnitz und Marienberg betr.; vom 3. August 1878. Nr. 58. Bekanntmachung, die Uebernahme der Muldenthal-Eisenbahn durch den Staat betr.; vom 7. August 1878. Nr. 59. Bekanntmachung, den Ankauf der sächsisch-böhmischen Verbindungsbahn Annaberg-Weipert durch den Staat betr.; vom 12. August 1878. Nr. 60. Gesetz, die Ausnahme einer dreiprocentigen Rentenanleihe betr.; vom 15. August 1878. dir. 61. Gesetz, einen Nachtrag zu dem Finanzgesetze auf die Jahre 1878 und 1879 vom 5. Juli 1878 betr.; vom 17. August 1878. Nr. 62. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zur Erbauung einer Zechenbahn des Steinkohlenwerkes „Bereinsglück" zur Verbindung mit der Staatsbahn von St. Egidien nach Stollberg betr.- vom 19. August 1878. Nr. 63. Bekanntmachung, die Nichtnngslinie der Gaschwitz-Lindcuauer Eisenbahn betr.; vom 19. August 1878. Nr. 64. Verordnung, die Gebühren für Erhebung der Einkommensteuer und für Besorgung der übrigen den Gemeindebehörden bei der Einkommensteuer obliegenden Geschäfte im Jahre 1878 betr.; vom 21. August 1878. Nr. 65. Gesetz, einen Nachtrag zu den durch die Gesetze vom 26. November 1861 und vom 1. Juni 1872 in Bezug auf die Landes- kulturrentenbank getroffenen Bestimmungen betr.; vom 23. August 1878. Nr. 66. Verordnung, die ausländischen Apothekergehilfen betr.; vom 24. August 1878. Gedachtes Stück 'des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt in hiesiger Rathsexpedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 4. September 1878. Der Stadtgemeinderath. —_ Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Reichstag. Die Fortsetzung der Generaldebatte über den Gesetzentwurf gegen den Socialismus bot interessantere Momente als die vorhergehende. Schon frühzeitig fand sich Fürst Bismarck rn dem Hause ein, und man konnte eine Erwiderung auf die Anklagen Bebel's erwarten. Er ist wohlbeleibter geworden, hat aber ein bei weitem besseres und gesünderes Aussehen, als im letzten Winter. Seine ziemlich lange Erwiderung auf die ihm direct ge machten Vorwürfe, in den ersten Jahren eine Verbindung mit den Socialisten, namentlich mit Lassalle und Schweizer unterhalten, und diese Partei begünstigt zu haben, wußte er mit ziemlichem Humor zurückzuweisen. Lassalle erhielt als geistreicher Mann eine sehr gute Censur. Die wenigen Besuche, die er von ihm erhalten seien ihm s-'hr angenehm gewesen, und er hätte sich schon oft auf seinem Land sitze einen Gutsnachbar von gleichem Geistesreichthum zur Unterhaltung gewünscht. Alles, was sonst über diese Unterredung gesagt, sei un wahr, und Lassalle sei auch gar nicht der Mann gewesen, Vertrags punkte über besondere Verbindungen mit sich abschließen zu lassen. Uebrigens habe er auf dem Boden der Monarchie gestanden und habe namentlich für das deutsche Kaiserreich viel Sympathie geäußert. Ob es ihm bei seinem sonst vorhandenen Ehrgeiz höheren Stils mehr um eine Dynastie Lassalle, als um eine Dynastie Hohenzollern zu thun gewesen, wolle er anheim geben. Die Geschichten von Geld anerbieten, von Benutzung zur Bekämpfung der Fortschrittspartei und was sonst noch ähnlich geäußert, seien alle erfunden. Auch sei es unwahr, daß er (Bismarck) regelmäßige Berichte von einem gewissen Dammer und einem gewissen Fritzsche erhalten. Er kenye diesen