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Nr. 82. Dienstag, den 15. Hctoöer 1878. Bekanntmachung. Sonnabend, dcn 19. dieses Monats, bleiben die hiesigen amlshcmptmamischaftlichen Canzlcilocalitäten wegen deren Reinigung geschlossen. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 10. October 1878. von Bosse. Bekanntmachuttg, das Gebühren mit Streichzünöhölzern betr. Mehrere durch unvorsichtiges Gebühren von Kindern mit Streichzündhölzern in neuerer Zeit vorgekommene Unglückssälle geben der unterzeichneten Amtshauptmannschast Veranlassung, die Vorschrift in Cap. I §19 der Dorsfeuerordnung vom 18. Februar 1775, nach welcher Eltern ihren unerwachscnen Kindern das Herumlaufen mit brennenden Wachsstöcken, Lichtern oder Spänen nicht gestatten, vielmehr, wenn sie sich mit Zurücklassung kleiner Kinder vom Hause entfernen, zuvörderst alles Feuer sorgfältig auslöschcn und alle Feuerzeuge verschließen sollen, mit d.m Bemerken in Erinnerung zu bringen, daß Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschrift nach Vorschrift Z 868 nr. 8 des Reichs- strafgefetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. Meißen, am 8. Octbr. 1878. Königliche Amtshauptmannschast. von Bosse. Bekanntmachuttg. Im Vcrhandlungssaale der Königlichen Amtshauptmannschast wird Mittwoch, Pen 30. October dieses Jahres, von Vormittags 10 Uhr an der zweite diesjährige Bezirkstag abgehalten. Nach Z 12 der Geschäftsordnung sind Anträge, welche noch auf die Tagesordnung gebracht werden sollen, zwölf Tage vor dem Vcrsammlungstagc hier einzureichen. Meißen, am 10. Octobcr 1878. Köuiglichc Amlsbauptnuumschaft. von Bosse. ckten ckcn- rden laste lieb- lben, >eren wrte mge. ndec Bismarck über die socialen Zustände. Mag er im Einzelnen Recht oder Unrecht haben, cs ist immer Bismarck, der geniale Mann und einflußreiche Staatsmann, der seine Anschauung ausspricht, und darin liegt die Bedeutung.' Ich bin, sagte er, keinem Bestreben feind, welches ans thatfüchliche Verbesserung der Lage des Arbeiters gerichtet ist. Ich verdenke cs dem Arbeiter nicht, wenn er seine Arbeitszeit zu verkürzen sucht, so weit die Cou- cnrrenz und eine absatzfähige Fabrikation dies überhaupt gestatten. Die Bewegung ist schon alt. Wir haben zu Anfang des 14. Jahr hunderts in den größten deutschen Städten Vereine der Gesellen, Ar beiter und Knechte gehabt; bald haben die Meister (Arbeitgeber) nachgeben müssen, bald sind sie aus dcn Städten vertrieben worden, aber immer waren cs ganz bestimmte Forderungen, die man betrieb, der Gedanke, das Eigenth um der Leute anzutasten und die Mo narchie zu untergraben, lag fern; die Sache ging ihren Weg rein materieller Interessen. In den Bauernkriegen findet man Verträge der Bauern mit den Rittern rc. wegen Abbruchs der Mauern, der festen Schlösser, wegen Auslieferung der Kanonen und Gewehre u. s. w, aber es ist den Leuten nicht eingefallen, das Eigenthum ihrer Feinde anzutasten. — Wenn uns heute die Socialdemokraten einen Vorschlag machen, wie mau vernünftiger Weise die Zukunft ge stalten soll, um das Schicksal der Arbeiter zu verbessern, so^ werde ich ihn wohlwollend prüfen und selbst vor dem Gedanken der Staats- Hülse nicht zurückschrecken. Was thut aber die Soeialdemokratie? Sagt sie, was an die Stelle des jetzt Bestehenden gesetzt werden soll? Wir sitzen jetzt 11 Jahre mit Socialdemokraten im Reichstag zu sammen, haben Sie von ihnen einen einzigen positiven (schöpferischen) Gedanken oder Vorschlag gehört über das, was werden soll, wenn sie das Bestehende niedergerissen haben? — Ich habe nichts davon gehört uns glaube den Grund zu kennen, warum die Herren ver schweigen, wie sie die Welt gestaltet haben wollen. Sie wissen " selber nicht, sie haben den Stein der Weisen nicht, sie können die Versprechungen nicht halten, mit denen sie die Leute ver führen. Daß die betr. Männer mit ihren dunkeln Versprechungen Anklang gefunden haben, ist bei Jemand, der überhaupt mit seiner Lage nicht zufrieden ist, sehr erklärlich. Wenn man Leuten, die zwar lesen können, aber das Gelesene nicht beurtheilen; wenn man alles, was ihnen heilig gewesen ist, als Zopf und Lüge darstellt, alles, was unsere Väter mit Gott für König und Vaterland begeistert hat, als eine hohle Redensart und als Schwindel darstellt; wenn man ihnen den Glauben an Gott, an die Ewigkeit, an das Vaterland, an die Familie, an den Besitz, an die Vererbung dessen, was sie er warben, auf ihre Kinder nimmt, dann ist es nicht mehr schwer, einen Menschen von diesem Bildungsgrade dahin zu treiben, daß er sagt: ! Fluch dem Glauben, Fluch der Hoffnung, Finch vor allem der Ge- duld! Was bleibt einem solchen Menschen übrig, als die wilde Jagd i nach sinnlichen Genüssen! Wenn ich zu dem Glauben gekommen wäre, ! der diesen Leuten bcigebracht ist — ich lebe ja in einer guten Lage, ! aber diese allein könnte mich nicht dazu bringen, einen Tag weiter ! zN leben, wenn ich nicht das hätte, was der Dichter nennt: an Gott s und bessere Zukunft glauben. (Lebh. Bravo). Das ist die Ent- schädigung; rauben sie ihnen diese, so rufen sie einen Lebensüberdruß ' vor, der sich in Thaten äußert, wie wir sie erlebt haben. — Das ! socialdemokratische Evangelium der Verneinung alles Bestehenden bat ! in Deutschland hauptsächlich seit 1870 Eingang gefunden; erst von i-dieser Zeit an haben seine Apostel das Bestreben gezeigt, sich der Staatsgewalt zu bemachten und diese Gewalt für ihre Ansichten und Interessen auszubeuten. Bis 1870 war für die Führer der Inter nationale in London und Genf Frankreich das praktische Versuchsfeld. ! Sie haben sich eine Zeit lang der Hauptstadt Paris bemächtigt; haben sie damals ein positives Programm ausgestellt? Haben sie ihre Gewalt zum Vortheil der nothleidenden Classen nutzbar gemacht? Mir ist nichts davon bekannt, was irgendwo praktisch ins Leben getreten wäre, und doch hätte der Versuch, zu zeigen, was sie wollen, damals, wo sie die Gewalt hatten, nahe gelegen. Die Herren haben Bekanntmachung, die Revision der Sthnlanlngen-Regulative betr. Da nach Art. I des Gesetzes vom .9. Juli 1878, die direkten Steuern betreffend, (S. 153 des Gesetz- und Verordnungsblattes) die Erhebung der Gewerbe- und Persoualsteuer mit dem 1. Januar 1879 in Wegfall kommt, macht sich in denjenigen Fällen, wo die Schulanlagen zeither nach dem Fuße der Gewerbe- und Personalsteuer erhoben worden sind, eine Revision der bezüglichen Anlagen - Regu lative uothwendig. , . . . . , , Ergangener Anordnung gemäß werden die L-chnIvorstände des hiesigen Bezirks hierauf mit der Veranlassung aufmerksam gemacht, soweit nöthig, die gedachte Revision der Anlagenregulative noch im laufenden Jahre vorzunehmen, damit die nothwendige Bedeckung der Schulerfordernisse keine Unterbrechung erleidet. Die dementsprechend abgeändertcn Regulative sind seiner Zeit zur Bestätigung anher ein- zurcichcn. am 9. Octobcr 1878. Königliche Bezirksschnlinspection. von Bosse. Wangemann WsckcMM für für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. ^tchtun-rreitzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Met (Dienstag und Freitag). AbvnncmentSprei» vierteljährlich 1 Mark Line einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseratenannahme Montags u. Donnerstag« bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. ilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlehn und die Umgegenden