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WscheMs für Erscheint wöchentlich 2 Mat (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Nbonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. — NW-- Wilsdruff, Tharandt, Stossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. MchtunddreiHigffer Bahrgang. Nr. 88.Dienstag, den 5. Fovember 1878. Bekanntmachnnq. Bis spätestens den 15. dieses Monnts ist der II. Termin Einkommensteuer, der IV. - städtische Anlagen und der II. - Rathsgeschoß an hiesige Stadtkämmerei zur Abführung zu bringen. Wilsdruff, am 1. November 1878. Der Stadtgemeinderath das. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Berlin, 31. Oct. Der „Reichs-Anzeiger" macht bekannt das Verbot des „Berliner Arbeitcrsängerdundes", wozu sechs namentlich aufgesührle Gesangvereine gehören, des Fachvereins Berliner Knopf arbeiter und Berufsgenossen, des Vereins Vorrichter und Stepper Berlins, ferner des allgemeinen Reepschläger- und Scilervereins in Altona, des Vereins der socialdeiuokratischen Volkspartei in Colditz, des Arbetterunterrichtsvereins in Bremen, fünf namentlich genannter Vereine in Varmstadt, endlich das Verbot einer einzelnen Nummer und des ferneren Erscheinens der in Barmen und Elberfeld er scheinenden „Bergischen Volksstimme" und ein vom Polizeipräsidium in Berlin gegen zwölf nicht periodische Druckschriften, darunter sechs Lasalle'sche, ergangenes Verbot. Der „Reichs - Anz." macht das Verbot des Volksvereins in Meerane, der Arbeiterharmonie in Waldenburg, des Offenbacher Theaterelubs „Bruderbund" und des Gesangvereins „Lassallia" in Offenbach und des Gesangvereins „Humoria" in Bieber bekannt. Ferner das Verbot der Druckschrift „Der arme Konrad", der peri odischen Druckschriften „Zeitgeist" in München und des „Panier" in Braunschweig. In Berlin werfen sich die verwaisten Sozialdemokraten dem Galgenhumor in die Arme. In ihren bevorzugten Kneipen liegen statt der Plötzlich dahingerafften „Freien Presse" das solide „Jn- telligenzblatt", — die „Krenz-Zeitung" und die „Nordd. Allgemeine Zeitung" auf. Die Stammgäste singen mit Vorliebe „Guter Mond, du gehst so stille", aber nach der Melodie der Arbeiter-Marseillaise. Berlin, 1. November. Die „Nordd. Allg. Ztg." theilt die wesentlichen Bestimmungen des mit dem englischen Unternehmer über , Hebung des „Großen Kurfürsten" abgeschlossenen Kontrakts mit. Darnach muß der Schiffskörper in dem noch gebrauchfähigcn gegen wärtigen Zustande au die Oberfläche gelangen und muß die Hebung die zum I. Aug. 1879 vollendet sein, die Ablieferung muß m einem sicheren englischen Hafen geschehen, und der Zustand des Fahrzeuges derart sein, daß ungefährdet die Ueberfiihrung desselben nach einem deutschen Kriegshasen ausführbar ist. Entscheidet sich die Admiralität für eine solche Ueberfiihrung, so erhält der Unternehmer 30,000 Psd. Sterl., cvent. unter dem gehobenen Zubehör sich die Schiffsthürme mit den Geschützen befinden, weitere 5000 Psd., beschließt aber die Admiralität, das gehobene Schiff in England zu verkaufen, so erhält der Unternehmer die Hälfte des Nettoerlöses. Gelingt die Hebung nicht, so hat der Unternehmer keinerlei Entschädigungsanspruch. Die Hebungsarbeiten geschehen ohne alle Assistenz der deutschen Marine. Während der Dauer des Kontrakts bleibt das Schiff Eigenthum der Admiralität. Alle über die Bestimmungen des Kontraktes etwa ent stehenden Streitigkeiten entscheiden deutsche Gerichte. Wie Berlin mit dem Vatikan steht, darüber erfährt die Pariser ultramontane „Dofense" von einem ihrer Freunde die folgende Andeutung: „Die deutschen und französischen Liberalen hätten sich allzu sehr beeilt, die Verhandlungen zwischen Rom und Berlin für abgebrochen zu erklären. Der deutsche Reichskanzler scheine nicht ab geneigt, mit dem Vatikan über die Köpfe der Centrumspartei hinweg eine Verständigung zu suchen, und man werde bald von neuen Un terhandlungen hören, denn der heil. Stuhl sei'geduldig und der Herr v. Bismarck sei klug. „Flehen wir zu Gott", sagt der Gewährs mann der „Dofense", „daß die Rettung der Kirche in Deutschland durch die Weisheit des großen Leo XIII. endlich und baldigst er wirkt werde. Das politische Interesse des Herrn v. Bismarck trifft mehr als je mit dem religiösen Interesse der deutschen Geistlichkeit zu sammen. Wir bewahren volles Vertrauen in die Zukunft." Ueber den Mordversuch gegen den König von Spanien bemerkt die „Prov.-Corr.": „Die Entrüstung über diesen neuen Ver such des Fürstenmordes, sowie die Theilnahme für den König Alphons giebt sich in allen Ländern Europa's und namentlich auch in Deutsch land überall in lebhaftester Weise kund. Unser Kaiser sowohl wie der Kronprinz haben dem König von Spanien den Ausdruck ihrer herzlichen Glückwünsche zu der Erettung aus Mörderhand sofort tele graphisch übermittelt. — Besonders richtet sich das öffentliche Interesse auf die neuen Anzeichen des inneren Zusammenhanges der revolu- wnären Socialistenparteien Europa's," Von den während der Belagerung von Paris verwundet in Ge fangenschaft gerathene» deutschen Soldaten war eine Anzahl in dortigen Krankenhäusern verstorben und auf den städtischen Kirch höfen von Paris beerdigt worden. Aus Anlaß von Umgrabungen auf dem Montmartre-Kirchhofe, welche auch Gräber deutscher Sol daten einzubegreifen drohten, hat die französische Regierung vor Kurzem verfügt, daß auf den Kirchhöfen Pore Lachaise und Mont- paruasse besondere, mit Denkmälern zu versehende und mit ewigem Nnhrecht auszustattende Grabstätten errichtet und in diesen die irdischen Reste der sümmtlichen auf Pariser Kirchhöfen damals be grabenen deutschen Soldaten vereinigt werden sollen. Insbesondere werden in Folge dessen die jetzt in den kossos oommuns8 des Mont martre-Kirchhofs beerdigten irdischen Neste von 10, zumeist bei Le Bourget gefallenen Soldaten eine würdige und dauernde Ruhe stätte auf dem schönsten Kirchhofe von Paris, dem Kirchhofe Pore Lachaise, finden. R om , 1. Nov. Obgleich die Diplomatie ein rescrvirtes Schweigen beobachtet, überwiegt gegenwärtig in der öffentlichen Meinung die Ansicht, daß augenblicklich hinter den Coulisscu Entscheidendes vor geht. Das officiöse „Avveuire" sagt beruhigend, eine Einigung der Westmächte sei unwahrscheinlich. — Aus Livorno erhalten die Zeitungen einen gedruckten Aufruf an die italienische Jugend, Ver eine benannt nach Nobiling zu gründen und die Begriffe Obrigkeit, Capital, Gott, im Staate zu vernichten. — Der Aufruf ist anonym. Den Engländern fängt es jetzt an, vor ihrem eigenen Säbelgerassel angst und bange zu werden: sie fürchten, der Emir von A f g h a n i st a n könne dadurch zu einem Kriege getrieben werden, den sie gar nicht haben wollen. Aber alle wohlgemeinten Winke will der gute Mann nicht verstehen, obwohl man ihm ein friedliches Einlenken außerordentlich leicht macht. In englischen Blättern heißt es, seine Antwort: er wünsche mit der englischen Regierung nichts zu thun zu haben, sei nicht gerade zu unhöflich, und der Londoner „Rath zur Herbeiführung internationaler Schiedsgerichte" stellt sich mit einer durch die Zeitungen veröffentlichten Resolution ganz entschieden auf seine Seite, indem darin „aus Besorgniß vor einem ungerechten Krieg" gegen die Unhöflichkeit und Ungerechtigkeit der Vertreter der britischen Regierung Protest erhoben wird, welche versucht hätten, dem Emir eine bewaffnete Gesandtschaft aufzudiingen, zu deren Zurück weisung derselbe völkerrechtlich berechtigt gewesen sei. Andere Stimmen rufen dec Nation zu, noch rechtzeitig gegen einen so ungerechten Krieg und gegen die Beaconsficld'sche Politik Widerspruch zu erheben, welche zwar erfolgreich gewesen, aber zu kostspielig sei, als daß sich das Laud länger einen so theuern Luxus erlauben könne. Ob es nun wirklich noch zum Krieg kommt? — Wer kann das wissen! „Fanfnlla" besteht ebenso wie der „Observer" auf dem Vor handensein von Verhandlungen betreffs eines Bündnisses zwischen Oesterreich, Frankreich und England. In seiner Ausgabe bemerkt das genannte Blatt, die soeben erfolgte Rückkehr des englischen Bot schafters Sir Paget könne eine rasche Lösung der Verhandlungen nur beschleunigen. Italien erklärte nach derselben Quelle, seine Haltung beschränke sich lediglich darauf, die strikte Ausführung des Berliner Vertrages herbeizuführen. London, I. November. Gladstone hielt in Rhyl eine Rede, in welcher er die Ereignisse im Orient von der Zeit der türkischen Grausamkeiten gegen die Bulgaren an besprach, um dadurch die Nach sicht der liberalen Partei zu beweisen, welche davon abgesehen hätte, in kritischen Zeiten, oder dann, wann die Hoffnungen durch die von der Regierung eingenommene Haltung getäuscht seien, Angriffe gegen dir Regierung zu richten. Jetzt habe die liberale Parte, zuerst da rauf hiugewiesen, daß die Regierung durch den Streit in Afghanistan eine neue Gefahr herbeiführe. Gladstone ging sodann auf die af ghanische Angelegenheit über und hob hervor, die Ehre und die In teressen ^Englands müßten den Prinzipien der Gerechtigkeit gemäß aufrecht erhalten werden; er wolle sich jetzt nicht über die Pläne der Regierung verbreiten, weil er über dieselben nicht genügend unter richtet sei, nach den bekannt gewordenen Thatsachen müsse er indessen die Haltung der Negierung verurtheilen. Gladstone verglich das gegenwärtige Verhältnis) zwischen England und Afghanistan mit dem Verhältnis; zwischen Frankreich und Deutschland im Jahre 1870 bei dem Zwischenfall mit Benedetti. Gladstone schilderte hierbei die kon-