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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Äml 8 blait für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, deil 25. 8ejilem6ec l863. Ij) Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erschein! alle Freitage «ine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt iv Ngr. und ist jedesmal volauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaktion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meisten bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Redüction Umschau. Rußland hat den Großmächten wiederum ge antwortet und noch etwas kürzer als früher. Das macht, der Winker ist vor der Thür und vertreibt dem dritten Napoleon die Lust, seinem Onkel nach Rußland nachzumarschiren. Bis wieder Frühling und gute Wege geworden sind, hofft Rußland in Polen reine Arbeit gemacht zu haben. Der furcht bare Murawieff ist der Abgott aller Russen und hat ganz freie Hand und General Berg in /Warschau hat Ordre bekommen, ihm ähnlich zu werden. Einst weilen hat der Letztere Befehl erlassen, alle Häuser in Warschau Tag und Nacht geschlossen zu halten und Jeden aufzuschreiben, der aus- und eingeht. Wird ein Russe todtgeschlagen, so hat die Stadt 43,000 S.-Rubel zu zahlen. Die polnischen Guts besitzer hoben ungeheure Massen von Heu und Hafer für die Russen zu liefern, die Zahlung erfolgt in russischen Papieranweisungen und die Steuern rc. werden zuvor abgezogen. — In Warschau wird es immer trauriger; Männer, die noch ein wenig Mitgefühl für Polen hatten, wie der Großfürst und der Markgraf Wie- lvpslski, haben die Stadt verlassen und nun be ginnt die gegenseitige Vernichtung. Ueber ein Attentat auf den neuen Statthalter Grafen Berg wird be richtet: Dieser kehrte gestern Uhr im offenen, Mit zwei Pferden bespannten Wagen, von den ge wöhnlichen Kosaken begleitet, über die „neue Welt" und Krakauer Vorstadt aus Lazienki nach dem Stadt- sckl sse zurück. Als Graf Berg unweit des gräflich Zamoyski'schen großen Hauses, das neben dem Palais des (jetzt in Paris befindlichen) Grafen Andr, Zamoyski belegen ist und nur Miethswohnungen nebst mehrern großen Läden, zusammen gegen 1600 Bewohner enthält, schnellfahrend anlangte, wurden auf ihn mehrere Schüsse abgefeuert und gleichzeitig ei» ,nige sogenannte Orsinische Bomben vom ersten Balkon dieses Hauses herabgeworsen. Von den Schüssen ging dem Grafen, der die Bomben werfen sah und im Galop zuzufahren befahl, einer durch den Paletot unterhalb des Nackens durch den Wagcusitz und den Wagen hin durch, ohne Jemanden zu verletzen. Die Bomben zer sprangen vor den Pferden, verwundeten leicht zwei der begleitenden Kosaken, rin Wagenpferd und beschädig ten den Wagen des Statthalters an fünf verschiedenen Stellen. Graf Berg ließ augenblicklich durch sechs der neben ihm reitenden Kosaken die Zamoyski'schen Gebäude besetzen und fuhr auf die unweit gelegene Commandantur, von wo aus sofort die auf dem dabei liegenden sächsischen Platze befindlichen Truppen «drückten und das Ende der Krakauer Vorstadt von der Kreuzkirche an bis zur Kreuzstraße besetzten. Nun begann nicht nur die strengste Revision der Zamoyski- schen Häuser und die Verhaftung sammtlicher männli cher Einwohner, sondern eine furchtbare Demolirung des ganzen Mobiliars im ersten Stockwerk, von wo aus das Attentat erfolgt war. Alles wurde dem Militär preisgegeben; die schönsten, kostbarsten Mö beln, große Trumeaux, Stutzuhrcn, Bilder, fünf kostbare Flügelinstrumente, Kleider, Wäsche und was sich an sonstigen Sachen vorfand, wanderte durch die F.nstcr auf die Straße und wurde auf der breiten Straße (Krakauer Vorstadt) bei dem vor dem Gebäude der Gesellschaft der Wissenschaften stehenden Copernicusd-nkmal zusammengeschichtet und angezündet. Keiner der Hausbewohner durfte etwas von seinem bisherigen Eigenthum beanspruchen; von Kleidern und Wäsche konnten die Soldaten nur einen Theil sich aneignen. Morgen soll das bedeutende, in diesem Zamoyski'schen Hause befindliche Colonial-