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Das'Haupthinderniß für die Einheit Italiens ist noch immer der Kirchenstaat. Um dieses bm- weg zu räumen, Hal die englische Regierung dem Papste die Insel Maila als Wohnsitz angedoten, aber eine abichägliche Antwort erhalten. — Vor einigen Tagen ging'wieder eine Schiffs ladung Sträflinge (500) aus Toulon nach Cayenne ab. Noch hat Niemand gehört, daß einer aus diesem Pfefferlande zurückgekommen sei. Die fran zösischen Blätter, die sonst immer mit den Aus fuhrartikeln ihres Landes prahlen, schweigen be harrlich darüber. — Während wir noch immer auf Schnee warten, liegt in den Alpen so viel, daß aller Verkehr zwi schen der Schweiz und Italien aufgeböct hat. Die Wege sind 4 Ellen hoch damit bedeckt, und da die' Telegraphendrähle von der Last zerrissen sind, hat auch das Telegraphiren aufgehörl. — Die Londoner sind in Verzweiflung, wie sie ihre Themse reinigen sollen. Alle Kloaken münden in den Strom und dieses Wasser muß der ganzen Stadt als Koch« und Waschwasser dienen. Die Parlamentsmitglieder leiden am meisten daran, da ihr Haus dicht an der Themse liegt; sie können den Geruch nicht mehr ertragen. — In Polen geschieht die Recrutirung bei Nacht. Am 14. d, M. wurden die Thore Warschau's ge schlossen, und Haus für Haus nach diensttauglichen Leuten gesucht. Die meisten holte man aus den Betten, doch gelang es einigen, über die Wälle zu entkommen, die nun einige Monate in den Wäl dern leben müssen, denn das flache Land kommt auch noch an die Reihe. Es ist unbegreiflich, wa rum der so milde Kaiser Alexander, der schon so viele Verbesserungen eingeführt, die 20jährigeDienst zeit noch nicht abgekürzt hat. Ein großer Theil des Schreckens würde verschwinden; während man jetzt die Anshebung fürchtet wie den Tod. Und was kann der Unglückliche noch anfangen, wenn er, 40 Jahre alt, entlassen wird? Allen Anstrengungen der Geistlichkeit zum Trotz wird in Tyrol nun doch eine evangelische Kirche gebaut. Das Ministerium in Wien hat die Er- laubniß gegeben. Wenn es den Mönchen nach ginge, so würden freilich die Berge ob dieses Greuels einstürzen, und wir können es auch noch erleben, daß der aufgestachelte Pöbel den Bau hindert. — Eine Jüdin in Verona hatte ein christliches Dienstmädchen; dieses besprengte heimlich das Kind der Jüdin mit Weihwasser und meldete eS der geistlichen Behörde. Diese erklärte, das Kind habe die Nothtaufe erhalten und müsse christlich er zogen werden. Die Mutter brachte das Kind rasch ins Ausland, um es nicht herausgebcn zu müssen.— Der Sultan hat sonderbare Laune. Dem Präsidenten seines Ministeriums gab er jüngst eine klatschende Ohrfeige und lachte laut auf. Die gut geschulten Minister lachten noch lauter und beeilten sich, dem Herrn Kollegen zu der so seltenen Aus zeichnung aufrichtigst zu gratuliren. — .Der Krieg in Amerika nimmt einen immer gehässigern kharacter an. Der Präsident Lincoln hat die Sclaven für frei erklärt und schon sind auf einigen Plantagen die Mger aufgestanden, baden ihre Herren mit Weib und Kind ermordet, die Gebäude zerstört, das Vieh geschlachtet und sind dann in die Wälder gezogen. Das nennen die Bestien Freiheit! Was wird auS dem schönen reichen Lande werden, wenn viele dieses Beispiel nachabmen? Wenn der Präsident glaubt, daß die Neger um Lohn arbeiten werden, so Hal er sich stark geirrt; nur der Zwang bringt sie dazu. Ent weder läßt man sie ihren Herren, oder man muß sie nach Afrika zurück schaffen, wo die Natur ihnen das Wenige, was sie brauchen, ohne Arbeit liefert.— Eine furchlbare Ernte hat der Tod in der Schlacht bei Frederiksburg in dem Regi mente Steuben gehalten. Dasselbe ist ganz und gar aus Deutschen gebildet, hatte den ersten Angriff auf das feindliche Kentrum zu machen und 4 Stun den in mörderischem Feuer auszuhalten. 540 Mann marschirlen zum Sturm, 125 kehrten zurück. — Eibenstock, 15.Jan. So eben bewegt eine höchst interessante Nachricht unsre Stadt. Es wurde nämlich jetzt, nach 9 Uhr früh, der Büchsenschäfter Wohlfahrt aus Schönheide ins hiesige Bezirksgericht gefänglich abgeliefert als der Brandstif« ter der vielen Brände in Schönheide. Diese Nacht um 12 Uhr hatte derselbe wieder den Versuch ge macht, beim Fleischer Rosenhauer Feuer anzulegen; rechtzeitig noch ertönte der Feuerruf und Mstr. Wohl fahrt wurde auf der Thal vom Bäckermeister Seidel erwischt und sestgehalten. Der BraudsUsler hatte schon hei den fruhern Feuern den Verdacht dadurch auf sich geladen, daß er allemal zuerst Feuer ge schrien; diese Nacht verriety er sich nun abermals dadurch, sowie durch eine eigentbümliche Befleckung seiner Kleidung, die er sich durch den Durchzug durch das Appartement zugezogen. Wohlfahrt ist aus Olbersdorf bei Zittau gebürtig. — AuS Werdau wirb berichtet, daß der Blitz am 20. b. M. im Kirchthurm zündete und densel ben gänzlich ruinirte. Das Kirchengewölbe hielt glücklicherweise den Sturz der brennenden Massen aus und blieb unversehrt. — Auch aus andern Gegenden wird über Verheerungen geklagt, die der Sturm an diesem Tage angerichtet hat. In Dres den wurde ein Gymnasiallehrer durch eine herab- geworsene Wetterfahne nicht unbedeutend verletzt. — Mtt aus dm russischen /eldjugt von 1812. IV. Woche auf Woche verstrich; der Kaiser blieb unbeweglich im Kreml, den er wieder bezogen hatte. Von der russischen Armee, die auf der Straße von Kalupa marschirte, kamen die beunruhigendsten Nachrichten; in wenig Tagen konnte sie den Fran zosen den Rückweg abschneiden; der russische Winter mit all seinen Schrecken rückte heran und Napoleon that, als ob er in Paris wäre. Generale und gemeine Soldaten schüttelten die Köpfe; was soll