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18 bei Friedrich dem Großen war dieß immer das erste. — Aber zum Kriege gehört Geld, und die preußische Kammer, die am 14. wieder zusammen- getreten ist, wird Hrn. v. BiSmark zu Liebe gewiß nicht die verschiedenen Millionen bewilligen, die er beansprucht. Also nur nicht bange! Doch stnd wir nicht sicher, daß die Kriegs furie zum Früdjabre losbricht, wen» auch zunächst nicht in Deutschland. Der kranke Mann am schwar zen Meere ist dem Verscheiden nahe. Die zahl reiche christliche Bevölkerung versteht sich im Stillen mit Waffen, wovon ganze Wagenladungen aus Rußland eintrcffen. England, bas lange genug am Lager des kranken Mannes als Arzt gestanden hat, scheint ihn jetzt auch auszugeben; es hat sich bereits Freunde aus den Griechen, den bittersten Feinden der Türken, erworben durch seine Bereit willigkeit zur Abtretung der jonischen Inseln. Gill auch Griechenland sonst nicht viel: bei einemKriege in der Türkei muß es ein sehr wichtiger Punkt werden und der alte Palmerston hat in seinem Leben nichts umsonst weggegeben. Die schlauen englischen Füchse wittern den Fang schon von Wei tem und werden nicht die letzten sein, wenn es gilt, ibn zu verzehren. — Immer neue Klagen kommen darüber, daß der Deutsche im Auslande schutzlos sei. Es ist eine alte Geschichte rc. An Konsuln und Viceconsuln ist kein Mangel, aber wo keine Kriegsschiffe mit ihren Kanonen den Worten derselben Nachdruck verleihen, da kehren sich Fremde sehr wenig daran. Die kölnische Zeitung erzählt jetzt wieder eine solche Geschichte: Im vergangenen Sommer reiste ein deutscher geachteter Komponist durch Südfrank reich über Seebad Biarritz nach Spanien; der Reisende wollte sich in dem Bade, iu dem gerade auch die kaiserliche Familie zugegen war, aushallen, wurde aber plötzlich ohne allen Grund, wider alles Völkerrecht von der französischen Polizei über die spanische Grenze gebracht. Der Reisende war im Besitze eines vollständig geregelten Paffes und der selbe regelrecht vistrt; er suchte umsonst nach deut schen Konsuln. ES waren zwar amtlich etwa 10 deutsche Regierungen vertreten; leider aber außer dem österreichischen Konsul kein einziger anderer anwesend. Dieser aber, der österreichische, der Ver treter der stärksten deutschen Bundesmitglieder, er klärte ihm auf sein Hülsegesuch: „Ich habe keinen Auftrag, mich anderer als österreichischer, deutscher oder nichldeutscher, Staatsbürger anzunehmen." Sprach's und der deutsche Bundesstücksvertreter ließ den deutschen Landsmann prellen wie einen Frosch, daß er weit hinüber flog ins spanische Ge biet. — „Wir sind's nicht anders gewöhnt, wir Deutsche." — In Knrhessen wurde der 5. Jan., der Jahres tag der Verfassung, glänzend gefeiert; selbst der Hof trug das Seinige dazu bei, indem gerade an diesem Tage die Penfionirung des allgemein ver haßten Generals v. Haynau veröffentlicht wurde.— Der Enkel des Königs von Preußen wird in diesem Monat« 4 Jahr alt und hat schon in der Person eines Unteroffizier» einen Exerziermeister erhalten. Es wird freilich dann Niemand wun dern, wenn der einstige Thronerbe ganz Preußen als eine große Kaserne betrachtet und seine Unter- thanen nur insofern der Beachtung werth hält, als sie Geld für das Militär schaffen. — Hannover. Die Taufverweigerungen seitens hyper-orthodoxer Prediger wegen Nichtglaubens an den Teufel wiederholen sich. In Hoya wollte am Neujahrstage der Schneider Kohle seinen Knaben taufen lassen. Die heilige Handlung verlief unge stört, bis der Superintendent Ebert die Teufels frage stellte. Der Vater des Täuflings erklärte, von einem persönlichen Teufel nichts zu wissen, und verlangte, daß sein Kind, gleich seinen früheren, ohne Einmischung des Teufels getauft werde. GNP. Ebert nahm denselben nun mit sich in die Leicht kammer und verhandelte mit ihm längere Zeit, ohne daß eine Ausgleichung der Meinungen erreicht wurde. Die Taufhandlung unterblieb. Der Va ter kehrte mit seinem Kinde unverrichteter Sache auS der Kirche nach Hause zurück. — In einem Kaffeehaus in Wiesbaden saßen in der Neujahrsnacht an einem Tische Franzosen, an einem andern junge Einheimische. Die Frau« zosen sangen wiederholt ihre Marscllaise, ohne ge stört zu werden; als aber die Deutschen Arndts Lied vom Vaterland anstimmten, stichelten und lach ten die Franzosen. Da hörte das Gastrecht plötz lich auf, die anmaßenden Franzosen flogen unsanft zu Thür und Fenster hinaus. — In Düsseldorf sammelten zwei ehrwürdige Mönche zu wohlthätigen Zwecken und hielten reiche Ernte. Am zweiten Tage glaubte ein scharfsich tiger Polizeibcamter einen Fuchsschwanz zu bemer ken, der zur Kutte herauslugte; er hob die Kutten aus und entdeckte unter ihnen — zwei Gauner. — Amerika. Ein Soldat aus Burustde's Ar mee erzählt in einem Schreiben an seine Mutter, 2 Tage vor der Schlacht bei Fredericksburg: Heute wurden ins Leichenhaus 12 auf ihren Wachtposten zu Tod erfrorene Soldaten gebracht. Mehre stehen ohne Pantalons Wache; sie haben seit 2, 3 Wochen nur Oberröcke und Unterhosen an. Das Quecksil ber fiel in zwei Nächten auf 13 und 14 Grad, und im Fluß schwamm 6 Zoll dickes Ei». Die Sol datenschuhe sind, Dank den Lieferanten in Massa chusetts, fast gar nichts nütze, da die Sohlen nur angeleimt stnd. Ueberdics find die Leute halb auS- hungert. Von dem Gelde, was Du mir geschickt hast» nahm ich 25 Cent., um mir eine Quart Mehl zu kaufen; das rührte ich in Wasser und kochte eS. Dies ist das beste Mittagbrot gewesen, das ich seit zwei, drei Monaten gehabt habe. — Die Brigittenau in Wien wird in Bauplätze vertbeilt und versteigert. Der Platz, auf welchem Robert Blum am 9. November 1848 erschossen wurde, wird von Frankfurter Freunden Blum's angekaust werden.