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lich soll der Kommandant von Sachalin, Fürst Schachowskoy, sich um gar nichts bekümmern und die Sorge sür das Wohl der 7000 Verbannten seinem ehemaligen Faklvr, einem getauften Juden, über lassen, welcher die Exilirten in jeder Weife quält und malträtirt. Graf Jgnatieff hat daher dem allgemein wegen seines Wohlwollens verehrten Direktor des Gefängnißwescns Geheimrach Galkm-Wrasky den Auftrag gegeben, die Gefängnisse Sibiriens und die Insel Sacha lin zu besuchen und zur Erleichterung des Zustandes der Gefangenen und Verbannten sofort die nvthigeu Maßregeln zu treffen. Zugleich hat Jgnatieff v. Galkin-Wrasky aufgelragen, die Posten in Sibirien zu revidiren. Nie hat« solche Inspektion stattgefunden, und man kann dem Minister wie dem Geheimen Rath v. Galkin nur danken, daß sie ins Leben gerufen wird. Konstantinopel, 26. Juli. Für sämmtliche wegen Theilnahme an der Ermordung des Sultans Avdul Aziz Verurteilte ist die er kannte Todesstrafe in Festungshaft umgewandelt worden. In dem Zustände des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Garfield, der bisher erfreulicher Weise zu keinen großen Besorgnissen Veranlassung gegeben hatte, mar in den letzten Tagen eine Verschlim merung eingetreten, sodaß man auch in deutsch-amerikanischen Kreisen befürchtete, daß die Heilung nicht den nonnalen Verlaus, den man erhofft hatte, nehmen würde. Die letzten Nachrichten konstatiren aber eine Besserung in dem Befinden des Präsidenten, und der besorgniß erregende Zustand war gewiß nur einer jener Zwischenfälle, wie sie bei schweren Verwundungen, die zu ihrer Hellmig lange Zeit in An spruch nehmen, sich ost wiederholen. Nach einer Seite hin hat das beklagenswerthe Ereigniß eine gute Wirkung gehabt; in Bezug auf den Aemterschacher scheint sich in der öffentlichen Meinung der Union ein vollständiger Umschwung vollzogen zu haben. Man hat sich dort nicht verhehlt, daß der tiefere Grund der Schandthat Guiteaus in der Korruption zu suchen sei, welche die Stelleujägerei mit sich bringt Vaterländisches. Am 24. Juli als am VI. p. 'Irin, wurde bei Anwesenheit des Herrn Superintendent vr. Kunze hier zu Wilsdruff das Ephoral- scst der Diöcese Meißen mit Gottesdienst und sodann im Saale zum weißen Adler mit 2 Vorträgen gefeiert. Sowohl in dem festlich geschmückten Gottcshause als auch nament lich zu den Vorträg-n hatte sich eine große Anzahl Theilnehmer aus der Umgegend wie aus Wilsdruff selbst emgefunden. Die Predigt hatte Herr Pastor llr. Kleinpaul aus Brockwitz übernommen und derselben das Wort unsres Heilandes aus Luc. 12, 32 zu Grunde gelegt: fürchte dich nicht du kleine Heerde, denn es ist Eures Vaters Wohlgefallen, Euch das Reich Gottes zu geben. Nachdem der Prediger in der Einleituug darauf hingewiefen hatte, daß die Ephoralseste den Zweck haben, die Theilnahme der Gemeindeglieder an den drei großen Liebeswerken der evangelischen Kirche: der innern Mission, der äußern Mission und des Gustav- Adolph - Vereins immer von neuem zu beleben und sie für dieselbe zu erwärmen, wies er im Folgenden nach : woraus der evangelische Christ immer neue Kraft und Begeisterung zu solchen Werken schöpfen soll und legte seiner Betrachtung das Wort zu Grunde: der Christ soll haben heiligen Muth im heiligen Kampfe, denn 1., mit uns der gute Hirte, 2., über uns der allmächtige Gott und 3., vor uns der herrliche Sieg. In bilderreicher Rede führte der Prediger aus, wie Jesus Christus, der schon als er noch hienieden in Knechtsgestalt wan delte ein guter Hirte war wie noch nie Einer vor ihm, es um so mehr sei und sein könne, seitdem er seine himmlische Herrlichkeit wieder an genommen und ihm Gott alle Gewalt im Himmel und auf Erden ge geben habe, dann weiter, wie der allmächtige Gott trotz aller Hinder nisse seinem Sohne und dessen Reiche Bahn auf Erden mache und endlich, wie die Seinen trotz aller Feinde hienieden wie droben eines herrlichen Sieges gewiß sein können. Im Saale zum weißen Adler eröffnete nach einer halben Stunde Herr Superintendent vr. Kunze die zahlreiche Versammlung mit Gebet und Gesang und hielt darauf einen Vortrag über die Btbel und das neue Gesangbuch, verbreitete sich über die Wirksamkeit der Bibel gesellschaften speziell über die Zweigbibelgescllschast der Ephorie Meißen und empfahl endlich in den einzelnen Gemeinden den Brauch einzuführen, daß jedes Brautpaar eine fogeuannte schön ausgestattete Traubibel erhalte. Hierauf erläuterte der Herr Ephorus: wie seit bereits 50 Jahren das Bestreben bestehe, ein neues beßres Gesangbuch für unfre ganze Sächsische Landeskirche einzuführen und wie es die vorige Sy node mit Dank gegen Gott und großer Freude begrüßt habe, daß die äußerst schwierige Arbeit aus dem großen Liederschätze der evangelischen Kirche die besten Lieder zu solchem Zwecke zusammenznstellen in dem vorliegenden Gesaugbuchsentwurfe vollendet fei! Nach Darlegung des trefflichen Inhalts des neuen Gesangbuches empfahl der hochgeehrte Herr Redner dasselbe mit warmen Worten zur Einführung und er wähnte, daß jede Gemeinde zu diesen, Zwecke einen Gesangbuchfond sammeln sollen, aus welchem armen Gemeindegliedern das neue Ge sangbuch umsonst geliefert werden könne. Der zweite Referent, Herr Pastor Ficker aus Neukirchen, hatte in seinem reichen Vortrage die Liebesarbeit der inneren Mission znm Gegenstand. Indem er die verschiedenen Wege, auf welchen sie dem leiblichen und geistlichen Elende abzuhelfen und Seelen zu retten sucht, schilderte, bat er mit eindringlichen Worten, das Werk der inneren Mission durch Liebesgaben immer reichlicher zu unterstützen. Nachdem die an den Kirchthürcn gesammelte Collecte von der Versammlung für das Rettungshaus zu Gorbitz bestimmt worden war, stellte Herr Pastor Crusius anS Taubenheim den Antrag, in der Versammlnng ebenfalls eine Collecte zu sammeln, derselbe wurde an genommen und der gesammelte Betrag dem Jubilänmsfond der Gustav-Adolph-Stistung überwiesen, welchen der Gustav-Adolph- Verein zur 100jährigen Feier des josephinischen Toleranzedictes in Oesterreich an die österreichischen evangelischen Gemeinden zu Zwecken der Emeritirung ihrer Geistlichen und Versorgung ihrer Wittwen und Weisen anszahlen will. Mit Schristverlcsung, Gebet und Gesang schloß hierauf der Herr Superintendent die anregende Versammlnng. — Der neu gewählte Bürgermeister von Tharandt, Herr vr. mell. Biehayn, wurde am Montag in Gegenwart des Raihes und der Stadtverordneten von Tharaud von Herrn Amtshauptmann Or. Schmidt, der dazu von Dresden dort eingetroffen, in sein neues Amt eingewiesen. An die feierliche Verpflichtung I>r. Biehayn's schloß sich eine Sitzung des Comitees für die Wasserbeschädigten in Tharaud und Umgegend; vr. Biehayn wurde zum Vorsitzenden dieses Comitees ge wählt, die entscheidende Stimme bei eintretenden Meinungsdifferenzen Herrn Amtshauptmann vr. Schmidt übertragen. Von den bisher ein gegangenen Uvterstützungsgcldern wurden den Wasserbeschädigten u: Tha- rand 1800 M., in Niederhäslich 2000 M., in Deuben 1000 M, in Schweinsdorf 300 M., in Obernaundörf 300 M., in Eutschütz 500 M. und in Lübau 300 M. überwiesen, während der Rest der noch nicht geschlossenen Sammlungen später vertheilt werden soll. — Ueber Moritzburg, Groß-Okrilla und Ottendorf entlud sich am Sonntag Nachmittag ein heftiges von Sturm und Hagel be gleitetes Gewitter, welches in den Feldern großen Schaden angerichtet und streckenweise Alles vernichtet hat. — Auf der Albrechtsburg in Meißen werden seit mehreren Tagen unter Leitung-eines Dresdner Architekten vielversprechende Vor bereitungen zu einem Feste getroffen das am 4. September von Sr. Maj. dem König den am 1. September zusammentretenden Landtags- abgeordncten zur Erinnerung an den Tag veranstaltet werden wird an dem vor fünfzig Jahren dem sächsischen Volke die Verfassung ver liehen wurde. — Stadtrath Vopel in Chemnitz, der bisherige Vertreter des dortigen Reichstagswahlkreises, hat vom Reichskanzler Fürsten Bis marck nachstehendes Schreiben erhalten: Kissingen, 22. Juli 1881. Aus Ihrem Wahlaufruf, der mir mit der Post zngeschrckt worden ist, habe ich mit Befriedigung ersehen, daß auch von Ihnen und Ihren Freunden die Ueberzeugung getheilt wird, daß die von mir vertretenen, wirthschaftlichen und sozialen Reformen an sich mit dem liberalen Prinzip noch mit dem einer anderen Partei unvereinbar sind, und daß sie keine Tendenzen oder Wirkungen mit sich bringen, welche mit liberaler Politik mehr als mit konservativer in Widerspruch ständen. Sie haben keinen anderen Zweck als den, allen Deutschen, welcher Partei sie auch angehören mögen, wirthschaftlich nützlich zu sein. v. Bismarck. — In unserm Finanzministerium schreiten die Arbeiten bei Auf stellung des Staatsbudgets für den nächsten Landtag rüstig vor wärts. Diese Aufstellung geschieht auf Wunsch der Kammern für die Periode 1882/83 in einigermaßen veränderter Weise, besonders werden die Posten des Staatseisenbahnwesens mehr specialisirt. Leiderhaben sich in der Periode 1880/81 die Hoffnungen auf eine Vermehrung der Staatseinnahmen, wie man eine solche zu Anfang d. I. besonders von den Staatseinnahmen zu erwarten berechtigt schien, nicht verwirklicht. Infolge hiervon kann auch unser außerordentlicher Steuerzuschlag in Höhe von 50 Procent zur Einkommensteuer nicht wesentlich!vermindert werden. — Das königliche Ministerium des Innern hat aus Anlaß eines von dem evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium im Einverständniß mit den in Lvangelieis beauftragten Herren Staatsministern an dasselbe gerichteten Ersuchens beschlossen, die Behörden seines Ressorts mit aus drücklicher Anweisung dahin zu versehen, daß dieselben dem standes amtlichen Akte der Eheschließung den lediglich dem kirchlichen Akte zukommenden Namen „Trauung", soweit dies etwa bisher geschehen sein sollte, künftig nicht weiter beilegen. — Man ist nicht berechtigt, bei Einsendungen von Schuldbe trägen die Frankatur des Geldbrieses oder derPostanweisung in Abzug zu bringen. Ein in Breslau wohnender Kaufmann, der solches gethan, wurde deshalb von seinem Gläubiger nach erfolgloser Reklamation der 20-Pfennig-Frankatur verklagt und verurtheilt. Die nun dazu kommenden Gerichtskosten betrugen sür den Verklagten außerdem 14 M. 76 Pfg. — In der Umgegend von Leipzig haben neuerdings Versamm lungen an versteckten Orten im Freien stattgefunden, deren Theilnehmer dem Anscheine nach der sozial-demokratischen Partei angehörten. So ist unter Auderm in diesen Tagen eine solche etwa 40 bis 50 Köpfe starker Versammlung auf einem von Thonberg nach Connewitz führenden Wege, wo derselbe einen Einschnitt in das Terrain macht, bemerkt worden. Von einem Redner wurde dabei eine längere Ansprache an die Versammelten gehalten. — Die furchtbare Hitze der vergangenen Woche hat auch in Sachsen ihre Opfer gefordert. In der Nähe von Kleinzschocher erkrankte die mit Erntearbeiten beschäftigte Frau Stockmann unter den Merkmalen des Sonnenstichs; sie wurde zwar sofort nach Hause ge schafft, verstarb aber alsbald trotz der schleunigst angewendeten ärztlichen Hilfe. — Auch in Plagwitz ist am Mittwoch eine sür ihre Familie sorgende Arbeiterfrau vom Sonnenstich befallen worden und eine Stunde darauf verstorben. — Am 18. d. M., Abends, ereignete sich in Radeberg eim schwerer Unglücksfall. Eine Kutsche, in welcher mehrere Damen saßen, bog, von der Dresdnerstraßc kommend, um einem anderen Wagen auszuweichen, vorschriftsmäßig nach rechts ab; im selben Augenblick ertönt ein Schrei, ein Ojähnges Mädchen war unter die Pferde ge kommen und die Räder des Wagens gingen dem unglücklichen Kinde gerade über den Kopf. Der zufällig in der Nähe des Hauses be findliche Arzt konnte nur den durch einen schweren Schädelbruch her beigeführten plötzlichen Tod des Kindes konstatiren. — Am Sonnabend Nachmittag gegen 5 Uhr brannten in Hartha b. Waldheim 7 Häuser nieder und wurden dadurch 19 Familien ob dachlos. Da der Komplex aus lauter alten, baufälligen Häusern be stand, so blieb der Feuerwehr weiter nichts übrig, als dieselben ruhig niederbrennen zu lassen und die Umgebung zu schützen. Spritzen aus den Nachbarstädten waren nicht da, weil Hartha, welches wie alle Städte in der Gegend, einem Spritzenverbande augehört, wonach sich sämmtliche Stadtgemeinden verpflichtet haben, auf erfolgtes telegra phisches Ersuchen eine Spritze mit 50 in Schlauch und den nöthigen Bedienungsmannschaften auf Kosten des Brandortes zur Hülfe zu senden, solche nicht erbeten hatte. Das Objekt der Jmmobilienversicherung be trägt etwa 20,000 M, dasjenige der Mobiliarversicherung gege 12,000 M. Obwohl ziemlich viel Mobiliar gerettet werden könnt sind doch trotzdem einige sehr arme Leute um ihre ganze Habe gekommen. Fahrlässige Brandstiftung durch Kinder wird vermuthet. Kirchennachrichtcn ans Wilsdruff. Am 7. Sonntage nach Trin. Vormittags predigt Herr p. vr. V/sdl. Nachmittag: Wegen Amtshandlung des Vorgenannten in Sora keine Katechismusunterredung. Grüne Kaffees, 35 Sorten, das Pfund von 80 Pf. an, frisch geröstete «Kaffee-, I«. Wiener Mischungen, 15 Sorten, das Pfund von 100 Pf. an, bei 5 Pfund billiger, empfiehlt die Kasfeehandlnng von Dresden, Freiberger Platz 25.