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Wochenblatt für für Znseratenannahme bis Mittag 12 Uhr. iebenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine ein^lne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag unv Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. E Z Wilsdruff, Thuruudt, Nosscn, S für die König!. Amtshauptmannschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Einu ndvierzigster Jahrgang. Nr. 45 Dienstag, den 7. Juni 1WI. Bekanntmachung, das Aushebungsgeschäft im Aushebungsbezirk Nossen betr. Die diesjährige Aushebung im Aushebungsbez rk Nossen wird am 27. und 28. Juni dieses Jahres von früh s Uhr au im Gasthofe zum Deutsche» Haus in Nossen stattfinden. Znr Vorstellung kommen die wegen häuslicher Verhältnisse zur Ersatz-Reserve II. Classe, die znr Ersatz-Reserve I. Classe sowie sämmtliche znr Aushebung in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen. Den vorzustellenden Mannschaften werden von hier aus durch die Ortsbehörden besondere Ordres zugehen, es werden dieselben aber hierdurch noch besonders aufgcsordert, sich bei Vermeidung der sie bei ihrem Nichterscheinen nach H 24,, und Z 65,der Wehrordnung treffenden Strafen und Nachiheile zur bestimmten Zeit an dem angegebenen Orte pünktlich einzufiuden und hierbei den KoofungS-Schein und die Ordre mit zur Stelle zu bringen. Aller etwa eintretende 4tb- und Zugang Gestellpflichtiger ist Seiten der Herren Gemeindevorstände ohne Zeitverlust anher anzuzeigen. Meißen, am 1. Juni 1881. Der Civil-Borsitzende der Königlichen Ersatz-Commission des Aushtbunasbezirks Nossen, v Bosse, Amtshauptmann. In der Nacht zum 17. vor. Mts. sind aus dem Geräthschuppen des im Partzsch'schen Steindrucke hier beschäftigten Bruchmeister Pötzschke folgende Gegenstände, als: 3 Stück sog. Keilhacken, 1 fünfviertel Elle lange eiserne Stange, 1 ziemlich neues kalbledernes Schurz fell, 1 Paar getragene rindslederue Schnürschuh, 1 Paar weiße Barchentuaterhofeu, 1 dunkle Stoffmütze und 1 grau und blau gewürfeltes Lamatuch spur- und verdachtlos gestohlen worden. Solches wird zur Ermittelung der Thater und event. Wiedererlangung des Gestohlenen bekannt gemacht. Wilsdruff, beu 4. Juni 1881. Der Königliche Amtsauwalt. . Nenner, Rsdr. Bekeinntumchum;. Der Bau einer neuen Brücke über den Saubach am Wege nach dem neuen Gottesacker soll kommende Mittwoch, den 8. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, auf dem hiesigen Rathhause im Sessionszimmer an den Miudestforderuden öffentlich vergeben werden. Die Bedingungen werden im Termine mitgetheilt, können aber auch schon zuvor in der hiesigen Rathsexpedition eingesehen werden. Wilsdruff, am 2. Juui 1881. Der Sladlszemeiuderath. Ficker, Brgmstr. Der Meister und seine Gewcrbsljehilfen. Vielfach wird jetzt von Seiten der Handwerksmeister die Klage erhoben, daß kein gescheckter, d. h. tüchtiger Gesell mehr zu bekommen sei, daß die Gehilfen nicht lange aushielten, die Lehrlinge widerspenstig und zu praktischer Arbeit schwer zu gewöhnen seien.' Man erinnert sich so gern der guten alten Zeit vor 30, 40 Jahren, wo der Meister selbst noch Lehrling oder Gesell nnd wo es doch ganz anders war, d. h. viel besser, als jetzt. Vieler Orten hat diese Erinnerung an die guten Beziehungen, welche sonst zwischen Arbeitgebern nnd Gewerbs- gehilsen herrschten, den Wunsch nach Wiedereinführung der alten Zünfte mit ihren patriarchalischen Ordnungen hervorgerufeu. Als ob mit Wiedereinführung der allen Formen und Gesetze auch die ganze alte Zeit mit all ihren Verhältnissen, ans denen doch jene memckluhen Institutionen zum großen Theil resultirten, wieder zurückgerufen wer den könnte! Welchen Umschwung haben a lein Fabrik- und Maschinen wesen, die in den letzten Jahrzehnten das Handwerkerthum bedeutend zurückgedrängt, Gewerbesreiheit und Freizügigkeit hervorgebracht! Da zu spukte vor 3 bis 4 Jahrzehnten die soziale Frage noch in keiner Werkstadt Denlschlands. Muß man so im voraus jene Bestrebungen, welche die zwangs weise Wiedereinführung der alten Zünfte in ihrem ganzen Umfange herbeiführcn wollen, als verfehlt ansehen, so ist doch jedenfalls jeder Gedanke, welcher auf eine Wiederherstellung des früheren freundlichen Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gerichtet ist, mit Freuden zu begrüßen. Namentlich muß aber bei der im Gewerbestande zu Tage tretenden Bewegnng als der gesündeste Gedanke der bezeichnet werden, das Lehrlingswesen im Sinne der alt n Jnnungsordnung zu verbessern. Es ist dies jedenfalls als ein Bekenntniß anzusehen, daß die Neuzeit darin Manches verschuldet nnd wieder gut zu machen hat, wenn bessere Verhältnisse herbeigeführl werden sollen. Dies führt uns zu der Frage, durch welche Schuld überhaupt die Kluft zwischen bei den Theilen, Arbeitgebern und Arbeitnehmern des Gewerbestandes, stch so erweitert hat. Flüchtigkeit und der Unbestand, welche das Merkmal aller gegenwärtigen Verhältnisse ist, spiegelt sich auch im Gewerbestande wieder, in welchem schneller als sonst die Dienstver- < hältnisse gelöst werden. Die nothwe»lnge Folge davon ist, daß sich Meister und Gewerbsgehi'stn auch einander frenider gegenüberstehen, als sonst. Der Meister hat sich vielfach entwöhnt, in dem Gesellen den Handwerksgenvssen, den zukünftigen Kollegen, in dem Lehrling den erziehungsbedürftigen Knaben zu sehen. Ein nur annähernd freundschaftlicher Verkehr mit jenem erscheint ihm ganz unthunlich, -ine väterliche Beaufsichtigung und Berathung des letzteren unbequem und unnöthig. Freilich ist auch nicht zu leugnen, daß heut zu Tage die jungen Burschen sich der Autorität des Meisters nur ungern beugen, daß sie vielmehr dem Drange jugendlicher Freiheitsgelüste mehr als sonst die Zügel schießen lassen und mit naseweiser Alcklnghcit die verständigen Winke Erwachsener verlachen. Man hat der Schicke vielfach den Vor wurf gemacht, daß sie keine willensstarken, charakterfeste Knaben mehr heranbilde, daß durch das Zuviel des Wissens, was den jungen Seelen eingepaukt werde, dieselben blasirt nnd zu jeder körperlichen Anstrengung untauglich, für jede einfache, praktstche Belehrung unempfänglich ge macht wü'den. Nun, einen Sündenbvck will man ja doch haben, auf welchem man bequem alle Schuld abladen kann. Zugegeben auch, baß die Schule ihre Anforderungen im Allgemeinen zu hoch stellt und dadurch die gerügten Mängel unserer Jugend mit fördern hilft, so muß doch wiederum auch daran erinnert werden, daß der Einstuß des Hanfes und nicht der der Schule besonders die Willensrichtung, die Charakterbildung des Knaben bestimmt. Das Leben der Familie deä Hauses aber ist rin Spiegelbild im Kleinen von der Zeilrichtung, dem Zeitgeiste. Dieser aber wird durch ganz andere Faktoren, als durch die Schüle, unvermerkt herbeigeführl und genährt. Ist aber der Zeit geist ein mit vielen üblen Seiten behafteter, so ist es die Pflicht eines jeden einsichtigen Mannes, die Bestrebnngen von Schule, Staat und Kirche zu unterstützen, um die Ausgeburten desselben zu unterdrücken. Daun hat aber ohne Zweifel jeder Handwerksmeister nicht allein das Recht, sondern auch die Pflicht, jeder Zügellosigkeit und Willkür, jeder Unsitte und Rohheit seiner unmündigen G werbsgehilfen kräftig z» ste.iern. Es mag sein, daß mancher Geiell deshalb die Werkstatt ! eines solchen Meisters meidet und daß lange Zeit nur wenige Knaben ! seine Lehre begehren; aber bald wird dieser, bald jener einsichtige Vater