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Möge Gottes Gnade ruhen auf dieser Stunde und Segen bringen dieser Stadt und dem ganzen Reiche. Gott beschütze Euere königliche Hoheit!" Zuerst dankte die Königin von Belgien, dann die Prinzessin Stefanie, worauf der Zug weiterging. Auf der Elisabethbrücke streuten weißgekleidete Mädchen Blumen. Vor dem Burgthore standen die Genossenschaften, innerhalb des Thores war die Garnison anfmarschirt. In den lauten Jubel mischten sich die Klänge der österreichischen Volks hymne. Die Prinzessin fuhr ohne weiteren Aufenthalt in den inneren Burghof, wo sie im Amalienhof den Wagen verließ uud über die Botschafterstiege die kaiserliche Burg betrat. Hier wurde sie von der versammelten ganzen Kaiserfamilie empfangen. Nachdem der Zug vorüber war, verlief sich das Publikum in die Seitengassen. Jeder suchte rasch aus dem entsetzlichen Gedränge zu kommen. Gegen 4 Uhr bevölkerten sich die Tribünen wieder mit Schaulustigen, die auf die Rundfahrt der Prinzessin bei der Illumination warteten. Bei dem heutigen Galadiner im Redoutensaale toastirte der Kaiser auf die bel gischen Majestäten und das Brautpaar. Der Kaiser betonte, er em pfinde Freude darüber, daß jetzt die freundschaftlichen Bande zwischen dem belgischen und dem österreichischen Regentenhause erneuert werden. Der König der Belgier trank auf das Wohl des Kaisers und der Kai serin und sagte, er fühle sich glücklich durch diese Vereinigung und empfinde lebhaft das Glück seines Kindes. Die heutige Illumination ist äußerst glänzend, die Stadt ist bis i» die entferntesten Straßen auf das Prachtvollste erleuchtet, ebenso die anliegenden Vororte. Eine ungeheure Menschenmenge bewegt sich durch die Straßen. In Athen wartet man mit einiger Ungeduld auf den Abschluß der Konvention mit der Türkei, verbirgt aber diese Ungedu d hinter dem Scheine des Mißtrauens. Der Minister Komuuduros wird be schuldigt, seine der Kammer gegebenen Versprechungen nicht eingehalten zu haben. Dagegen erklärt ein inspirirter Artikel, daß es Griechenland nicht möglich gewesen wäre, das ihm von den Mächten gemachte An erbieten zurückzuwcifen, und daß es ihm ebensowenig möglich gewesen sei, die Lösung der Frage zu verschieben, weil es in diesem Augenblicke nicht bereit sei, Krieg zu führen. Das Land, heißt es in dem Artikel weiter, ist der ganzen Angelegenheit müde, da seine Hilfsquellen er schöpft und seine Truppen ermüdet sind. Kaum sitzt Fürst Alexander einige Jahre auf dem frischen Throne Bulgariens, und schon ist er des Regierens müde. In einer Proklamation an das bulgarische Volk erklärt er kurz und bündig, daß er mit der jetzigen Konstitution nicht weiter regieren könne noch wolle. Der Fürst will aber, bevor er dem „Throne entsagt", noch einen Versuch machen, diejenigen Abänderungen der Verfassung her beizuführen, welche Bürgschaften für eine gedeihliche Führung der Re- gierung bieten. Es werden daher der zu berufenden großen National versammlung Vorschläge in dieser Richtung gemacht werden. Es muß in der That schlecht um Bulgarien stehen, wenn der Fürst das Ge ständnis ablegt und es dem Volke laut verkündet: „Bulgarien ist heute diskreditirt nach außen und desorganisier im Innern!" Am 9. Mai Abends fand trotz des Regenwetters vor dem PalaiS des Fürsten eine großartige Demonstration statt. Die Volksmenge brachte enthusiastische Hochrufe auf den Fürsten aus. Der Fürst zeigte sich der Volksmenge dreimal und dankte für die ihm dargcbrachten sym pathischen Kundgebungen. Der Metropolit bat den Fürsten, die Ab sicht, abzudanken aufzugeben und Bulgarien nicht zu verlassen. Die Menge brachte hieraus auch dem Ministerpräsidenten eine Ovation dar. Die Wogen der irischen Bewegung gehen wieder hoch und die Verhaftung des Agitators Dillon hat nur dazu gedient, die auf der grüuen Insel herrschende Aufregung noch zu erhöhen. Die irische Partei im englischen Parlament scheint entschlossen zu sein, nunmehr entschieden gegen die Gladstone'sche Landbill zu stimmen und die alte Wühlerei in der irischen Landbevölkerung sortzusetzen. Aus der einen Seite der irischen Führer steht auch der irische katholische Erzbischof Croke, so daß die englische Regierung also nicht nur gegen die radi kale Strömung in Irland, sondern auch gegen den clericalen Einfluß auf die Massen zu kämpfen hat. Petersburg, 10. Mai. Der „Regierungsbote" meldet über die Jndentumulte in Kiew: Am 8. Mai gegen Mittag brachen in Kiew Unruhen gegen die dortigen jüdischen Einwohner aus, von welchen mehrere Verwundungen davontrugen, während eine Anzahl Buden und Läden geplündert wurden. Am folgenden Morgen war den Unordnungen mit Hülfe des Militärs Einhalt gethan, 500 Exze denten waren zur Haft gebracht worden. Gegen 2 Uhr Nachmittags , erneuerten sich aber die Unruhen und mußten mit bewaffneter Macht unterdrückt werden, wobei ein Frauenzimmer getödtet und einige Per sonen verwundet wurden. Durch das Erdbeben vom 3. April sind auf Chios, den neuesten Berichten zufolge, 4189 Personen getödtet, 1015 ernstlich verletzt, so wie 14,OM Häuser zerstört worden. Der gesammte Eigcuthumsschadeu wird auf 3 bis 4 Mill. Pfd. Sterl, geschätzt. Waterländisches. Wilsdrnsf, den 12. Mai 1881. Hente Mittag kurz nach 1 Uhr wurde den Bewohnern unserer Stadt durch die Glocke des Rathhausthurmes ein auswärtiges Feuer gemeldet. Es brannte die isotirt am Fußwege nach Klipphausen ge legene Bahrmann-Mühle; unsere freiw. Feuerwehr rückte alsbald dahin ab und war ihre Spritze die erste auf dem Platze. Die Ge bäude sind zum größten Theil zerstört, nur ein Theil des Wohnhauses, worin das Mühlenwerk eingebaut ist, ist stehen geblieben; auch die Kühe, die Pferde rc. sowie ein Theil des Mobiliars konnte gerettet werden, nur der Kettenhund hat in den Flammen seinen Tod gefun den. Der Besitzer Bahrmann war nur wenige Minuten vorher mit einer Fuhre Kohlen zu Hause gekommen und wollte sich eben niit seiner Familie zum Mittagsessen setzen, als das Feuer ausbrach. Brandstiftung wird vermuthet. — Ueber den Saatenbestand in Sachsen berichtet ein Fachmann: Weizen und Roggen sind gut aus dem Mutter gekommen uud stehen befriedigend, sind aber infolge der anhaltend rauhen Witterung im Wachsthnm sehr zurückgeblieben. Raps steht hier und da etwas lücken haft. Die Bestellung der Sommersaaten hat sich wegen der ungün stigen Witterung ziemlich verspätigt: daß sie und nament ich die Gei ste, unter den obwaltenden Verhältnissen kümmern, it ganz natürlich. Die Samenkartoffeln liegen im Boden ohne zu 'eimen. Eine Folge der trockenen und sehr rauh gewesenen, seit kurzem zwar feuchten, aber immer noch mehr als kühlen Witterung, welche das Wachsthnm der Saaten hindert und eine verspätete Ernte in Aussicht stellt, ist das in jüngster Zeit eingetretene nicht unbedeutende Steigen der Getreide- prelse. Sehr schlimm sieht es mit den Futterverhültnissen aus. Der i Klee ist dermaßen im Wachsthum zurückgeblieben, daß noch Wochen > vergehen werden, ehe man an dessen Verfütterung denken kann. Es ist dies nm so trauriger, als die Wintervorräthe zur vollkommenen Ernährung schon jetzt nicht mehr hinreichen, weshalb sich der Land- i mann zum Ankäufe lheurer Surrogate genöthigt sieht. Die Folgen davon sind die hohen Preise von Milch und Butter. Die Obstbäume zeigen zwar einen reichen Blüthenstand, aber die Biüthenknospen drohen zu verkümmern, wenn nicht bald wärmere Witterung einlritt; erfolgt diese, so steht eine sehr reiche Obsternte in Aussicht. Die rauhe jetzt feuchtrauhe Witterung hat indeß auch ihr Gutes; sie bringt den in vielen Gegenden massenhaft vorhandenen Feldmäusen Verderben, verhindert auch das Gedeihen der Maikäfer, denn bekanntlich ist Heuer ein Maikäferjahr. Uebrigens kann sich beim Eintritt wärmerer Wit terung die Ernte immer noch ganz günstig gestalten. — Meißen. Mit der baulichen Erneuerung der Albrechts burg wird auch der auf bezw. an derselben gelegene Burgkeller zu einem Etablissement nmgewandelt werden. Die bauliche Einrichtung des Burgkellers wird Ende Juni fertig gestellt sein, die ncugebautcn Raume, sowie das Meublement sind im gothischen Stil stimmungs voll gehalten. Zu dem Burgkeller gehört auch das durch seine präch tige Umsicht auf Meißen und Umgegend bekannte geräumige Plateau mit Garten. Es wird hier eiu Etablissement entstehen, wie es herr licher gelegen kaum irgendwo zu finden sein dürfte, und daß dasselbe bald Weltruf erlangen wird, dafür spricht der reiche Besuch, den die Albrechlsburg von Einheimischen und besonders von Fremden aller Na tionalitäten empfängt; im verflossenen Jahre wurde die Albrechtsburg von circa 20,000 Personen besucht. — Das „Lcipz. Tgbl." schreibt: Von der jetzigen Messe hört man nicht viel Gutes, speciell die Webwaarenbranche hat ein vollständiges Mißgeschick in Damenmodewaaren zu verzeichnen. Viele Fabrikanten, die Jahre lang die Messe besuchten, haben ihre Lokale gekündigt und werden fernerhin fvrtbleiben. Ein auffallendes Zeichen dieses schlechten Geschäftsganges bietet das Bild im Brühl und den einmündenden Straßen. Während zu anderen Messen sich das Ge schäft bis zum Schluß der zweiten Woche noch ziemlich lebhaft hinzog und die meisten Fabrikanten und Grossisten bis zur dritten Woche hier blieben, sind die Läden schon seit Dienstag zumeist verlassen und die Physiognomie der Straßen ist wieder die alltägliche. Die Aus packewoche ist gleichzeitig Einpackewoche geworden. — Den Militäranwärtern, welche im Königreiche Sachsen leben oder daselbst eine Staatsanstellung zn erhalten wünschen, wird die Nachricht sicher von großem Interesse sein, daß sich das kgl. Kriegs ministerium entschlossen hat, für die Folge sammtlicke in den verschie denen Zweigen der Staatsverwaltung eintretende Vacanzen durch das Organ der sächsischen Militärvereine, den in Pirna erscheinenden „Kamerad" öffentlich bekannt zu machen. Tie im Besitze eines Civil- vcrsorgungsscheines befindlichen ehemaligen Militärpcrsonen erfahren dadurch ofsiciell, welche Stellen frei sind, und können sich nach Be lieben da oder dort zur Anstellung melden. Das Vorgehen des kgl. Krirgsministeriums verdient die lebhafteste Anerkennung; gegenwärtig war es den Militäranwärtern oft schlechterdings unmöglich, zumal in kleinen Ortschaften, von eintretenden Vacanzen stets rechtzeitig Kennt- niß zu erhalten, und so blieb mancher alte, gutgedicnte Soldat ohne Anstellung. — Einen schrecklichen Tod fand zu Köhrau bei Grimma am 30. April der Arbeiter Heinemann, welcher sich unter einen neben der Schennentenne liegenden Strohhaufen gelegt hatte, um zn rasten, wobei er eingeschlafen war. Als die Dienstmägd Stroh für die Kühe streu holen wollte und zu diesem Zwecke die Mistgabel in den Haufen stieß, wurde sie durch einen entsetzlichen, aus dem Stroh ertönenden Schrei erschreckt. Es ergab sich, daß sie den Heinemann mit der Gabel in den Kopf gestochen hatte. Der Verletzte tobte vor Schmerz und verstarb noch an demselben Tage. — Eigenthümer bissiger Hunde wird die Strafe interessiren, zu der ein Bäcker in Geiersdorf vom Gericht verunheilt wurde. Sein Hund hatte der Tochter eines Lehrers das Gesicht zerfleischt. Der Herr mußte dafür die Kurkvsten im Betrage von 130 Mk. uud 80 Mk. Schmerzensgeld bezahlen und als Entschädigung für die dauernde Verunstaltung des Mädchens zu ihrer Verheirathuug eine standesge mäße Ausstattung. — Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Kayser ist bei seiner Ankunft in Breslau, wohin er sich zum Besuche seiner Mutter und seines Bruders begeben, verhaftet worden. Seine Sachen wurden auf dem Bahnhofe durchsucht und verschiedene Broschüren rc, mit Be schlag gelegt. Kirchtuuachrichttn ans Wilsdruff. Am Sonntage Cantate Vormittags predigt Herr k. IVintor aus Röhrsdorf. Nach dem zweiten Einlanten Beichte und nach der Predigt Comm union. M» 6iMiliiittz8 Xüe!ltz»M8e!iirr (eigene Fabrik) liefert zn billigsten Kreisen. Berggasse. Scbneider, MtisMrstraße, empfiehlt zur bevorstehenden Frühjahrssaison eine große Aus wahl der neuesten Noäe - LtoLe zur Anfertigung eleganter Herrengarderobe und sichert die billigsten Kreise. Sommersprossen-Seife "MZ zur vollständigen Entfernung der Sommersprossen empf. ü Stück 60 Pfg. Apotheker Dr. « Keller I, Dresden, (Pragerstr. Ai.) — Ueber SO« Staarblind- glück lich operirt. («Künstliche Augen.)