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festgesetzt worden ist, so werden die Stimmberechtigten des hiesigen städtischen Wahlbezirks unter Hinweis auf die Bestimmung in Z 43 des Gesetzes vom 3. December 1868, die Wahlen für den Landtag betreffend, andurch aufgefordert, an dem obgedachten Tage in der Zeit von Vormittag» I« Uhr bis Nachmittags S Uhr im Rathssessionszimmer, Rathhaus 1 Treppe, persönlich zu erscheinen und die Stimmabgabe durch Stimmzettel zu bewirken. Hierbei wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß diejenigen Stimmzettel, welche über die Person des zu Wählenden Zweifel übrig lassen, sowohl als auch die Stimmzettel, welche die Namen mehrerer Personen oder den Namen einer nicht wählbaren Person enthalten, ungiltig sind. Wilsdruff, am 28. Juni 1881. Der Stadlgemeinderath. I. V. Funke. Mekanntmachung. Der am 15. dieses Monats fällige II. Verrviu LLuLoMvaensleuer ist unter Vorweisung der in den Händen eines jeden Steuerpflichtigen befindlichen Anfertigung bei Vermeidung von Weiterungen bis spätestens den 27. dieses Monats an die Stadtkäinmerei zu bezahlen. ' ' Wilsdruff, am 7. Juli 1881. Der Stadtrath daselbst. Ficker, Brgmstr. OMMrpächtüngl Die diesjährige Obstuutzuug der fiskalischen Alleen auf der Meisten-Wilsdruffer Chaussee, Abth. 2, Kesselsdorf Nossener Chaussee, Abth. l, 2, 3 und 4, soll Z-LSIL8lrKK- ÄSI» L2. ZnIL L881, vormittags iv Uhr, im Gasthofe zum „weißen Adler" in Wilsdruff gegen sofortige Bezahlung und unter den sonstigen vor Beginn der Licitation bekannt zu machenden Bedingungen an Meistbietende verpachtet werde». Meißen, am 30. Juni 1881. König!. Chaussee-Jnspectiou. König!. Banverwalterei. In Jnter.-Verw. NeuhauS.Irm ischer. TagtSgeschichte. Wir dürfen in Europa und namentlich in Deutschland die Augen nicht schließen vor den Gefahren, die uns von dem mächtigen Auf schwünge in Nordamerika drohen. Die Landwirthschaft ist gewal tig gefährdet, wie oft nachgewiesen, und die Industrie ebenfalls. Dieser Gefahr will u. a. die Bismarck'sche Zoll-Reform begegnen. Wenn die überschwenglichen Erwartungen für eine sofortige, wesent liche Besserung unserer deutschen Verhältnisse in Industrie und Handel uicht überall in Erfüllung gehen, so läßt man außer Betracht, daß die Zollerhöhungen anderer Länder, besonders Oesterreichs, Rußlands und Italiens, eine Schmälerung unseres Absatzes an sich herbeiführcn mußte« uud daß überhaupt ganz übersehen wird, daß durch mehr jährige ungenügende Ernten der Landmann weniger kauffähig ge worden ist und eine gesunde Besserung sich von unten herauf entwickeln muß. Daß es aber ohne die Bismarck'sche Zoll-Reform nicht besser, sondern schlechter bei uns aussehen würde, ist wahrscheinlich. Wir können überhaupt für die nächste Zeit auf einen großartigen Auf schwung unserer Industrie nicht hoffen. Die großen Industriestaaten Europas stehen sich jetzt ebenbürtig gegenüber, vor allem aber ist es die ganz außerordentliche, für uns geradezu Besorgniß erregende Entwickelung, der enorme, von Jahr zu Jahr sichtbar zunehmende Aufschwung der amerikanischen Industrie. Amerika, früher unser bester Abnehmer, hat sich unter dem Schutz der höchsten, noch heute bestehenden Zollsätze, eine Industrie berangebildet, die jetzt be reits eine bedeutende, stetig zunehmende Exportsähigkeit erhalten bat und bei der Vorzüglichkeit und dem Reichthum der Rohprodukte Amerikas, bei dem Ueberfluß seiner Lebensmittel und den erworbenen großen Kapitalien immer gefährlicher für uns werden muß. Mau sehe die großen Musterlager amerikanischer Fabrikate in Berlin und anderen Städten, die billigen Spielwaare», die selbst nach Nürnberg kommen, und die viele» andere» Gebrauchsartikel, welche in unseren Läden seil geboten werden und immer mehr Eingang bei uns finden, während untere Ausfuhr »ach Amerika, an sich durch die außerordent lich hohen Zölle erschwert, und sür viele Artikel unmöglich gemacht, sich auf immer weniger Artikel bearenzt und auch für die Mehrheit dieser nur noch so lange möglich bleiben wird, bis man sich auch sür diese Industrien eingerichtet haben wird. Nur um rascher in seiner Entwickelung, fortzukomme», kauft zur Zeit Amerika in Deutschland und England Eisen zu Schienen, während Sachverständige berechnen, daß Amerika in 5 bis 6 Jahren Eisen zu uns senden wird, wie es ja jetzt schon, verarbeitet als Werkzeuge, Schlösser rc., thut. Die großen Erfolge dec Schutzzollpolitik Amerikas sind sicher für Rußland und andere Länder die Triebfeder gewesen, das gleiche Verfahren für die Entwickelung ihrer Industrien rascher einzuführen, und so sehen wir jetzt in diesen Länder» unter dem Schutz hoher Zölle Fabriken für eine Menge Artikeln entstehen und Glück machen, die unsere Aus fuhr dahin immermehr beeinträchtigen werden. Der 4. Juli, der Jahrestag der Uiiabhängigkeitserklärung, ist be kanntlich der nationale Festtag der Nordamerikaner. Diesmal ist der Festtag in einen Tcauertag verwandelt; einer der besten Männer, welche den Pcäsidentenstnhl je eingenommen haben, Janies Garfield, liegt von Mörderhand auf den Tod verwundet. Wohl hat die große Republik äußerlich einen Aufschwung genommen, der beispiellos in der Geschichte dasteht, dem nichts Aehnuches an die Seile gestellt werden kann. Aber so vorsichtig man auch in der Benrtheilung der Motive -es Verbrechens sein muß, das die Welt mit Entsetzen erfüllt, so läßt sich die Annahme doch nicht abweisen, daß iu der Mocdthat ein Sh mptom jener schweren inneren Krankheit zu Tage getreten ist, welche an dem Mark des Staates zehrt und die in furchtbarem Gegensatz gegen die äußeren Erfolge steht. Die „Korruption", welche in den Vereinigten Staaten beinahe zu einer anerkannten öffentlichen Einrichtung geworden ist, hat die Atmosphäre erzeugt, in welcber Persönlichkeiten wie dieser Guiteau sich entwickeln, politische Abenteurer, die jeder Scham und Scheu entwöhnt sind, mit den Gesetzen im offene» Kampf liegen, die dar verzweifelte Spiel spielen, das beim Gelingen in die höchsten Acmtcr und zu ungezählten Millionen, beim Mißlingen in das Ge- § fängniß und vielleicht auf das Schaffst führt. Das Schicksal des un- ' glücklichen Garfield erinnert in vielen Beziehungen an das Schicksal, das vor 16 Jahre» Abraham Lincoln betroffen hat, wie der Charakter beider Staatsmänner unverkennbare Aehnlichkeiten aufweist. Beide waren Selsmade Man, beide hatten cs sich zur Aufgabe gemacht, an der Spitze der Republik nicht Parteichefs, sondern für das Wohl des Ganzen besorgte Staatsmänner zu sein. Am 14. April 1865, Abends 9 Vs Uhr, drang der Schauspieler I. Booth während der Vorstellung im Ford's Theater in Washington in die Loge des Präsidenten und tödtete denselben durch eine» Pistolenschuß. Nach allgemeiner Annahme hat Booth das Schicksal der Südstaaten an Lincoln rächen wollen. Ganz aufgeklärt wurde die Sache nie. Ueber Garfielü's Leiche würde die Korruption ihren Triumpheinziig in das Weiße Haus halten. Die letzten Nachrichten über das Befinden des Präsidenten Gar field lauten anhaltend günstig. Nach dem am 5. Juli Nachmittags veröffentlichten Bulletin hatte sich das Erbrechen nicht wieder einge stellt. Der Kranke hat einen natürlichen Schlaf. Nach weiteren Bulle ist der Zustand anhaltend ein hoffnungsvoller. . Petersburg, 6. Juli. Bei einer in Minsk ausgebrochene» Feuersbrunst sind 500 Häuser eingeäschert worden. Konstantinopel, 4. Juli. Wie verlautet, sollen die in dem jüngsten Staatsprozesse ausgesprochenen Todesstrafen sämmtlich in immerwährende Verbannung nach Taife in Arabien umgcwaudelt worden. Vaterländisches. — Bei der unlängst durch die Königl. Amtshauptmaiinschaft Meißen vorgenommenen Revision der Seitens der Gemeindevorstände und Gutsvorst-Her zu führenden Pvlizcistrastabellen hat sich ergeben, daß während des sechsjährigen Zeitraumes 1875—1880 von den Ge meindevorständen des amtshauptmannschaftlichen Bezirks beinahe 1200 Strafverfügungen erlassen worden sind. In 126 Gemeinde», vo» denen 53 auf den Bezirk des Königl. Amtsgerichts Meißen, 41 auf den des Königl. Amtsgerichts Lommatzsch, 20 auf den des Königl. Amtsgerichts Nossen und 12 auf den des Königl. Amtsgerichts Wis- druff kommen, ist in dem geoachten Zeitraum überhaupt keine Straf- Verfügung erlassen worden, mährend in einigen, insbesondere größeren Gemeinden, wie Cölln, Neukirchen, Obergruna, Dittmannsdorf, Nie- deran, aber auch in kleineren, wie Diera, die Vorstände von ihrer Strafbefugniß einen umfassenden und auch in finanzieller Hinsicht sür ihre Gememden nur vortheilhaften Gebrauch gemacht haben. Der dem Beschuldigten freistehende Antrag auf gerichtliche Entscheidung ist nur in ganz vereinzelten — etwa '30 — Fällen gestellt worden: in den meisten dieser Fälle haben die Gerichte die durch den Ge meindevorstand festgesetzte Strafe aufrecht erhalten. — Die Candidatenliste, welche die Conservativeu den sächsischen Wählern in Stadt und Land bei der bevorstehenden Landtagswahl Vorschlägen, enthält eine Reihe von Namen, denen die Wähler wohl niit Vertrauen ihre Interessen übertragen können. Diese Liste setzt sich aus Männern der verschiedensten Berufe zusammen. Man schlägt zu nächst die Wiederwahl der bisherigen ländlichen Vertreter: Köckert, Uhlemann, Seydel, Werner, Gelbke und Bunde vor; ihnen schließen sich in Dresdcn-Antonstadt R-chtsanwalt 1>r. Rob. Schmidt, Ober bergrath Merbach in Freiberg, Amtshauptmann v. Bosse in Meißen, Bürgermeister Härtwig in Oschatz, Fabrikant Gurthaus in Frankenberg Baumeister Ullmann in Stollberg, Hüttenwerksbesitzer Lange in Auer- Hammer, Gutsbesitzer Käserstcin in Niedersedlitz, Amtslandrichter Schade in Kleinzösser, Fabrikant Stecker in Klingenthal und Gutsbesitzer Jahn in Taltitz an. Um auch tüchtige Kräfte anderer Parteien nicht auszuschließen, werden die Conservativeu die Wahlen des Oberbürgermeister Streit in Zwickau, der Ritterguts besitzer l)r. Pfeiffer und Oehmichen, des 0r.Heine in Plag witz und des Rechtsanwalts vr. Böhme unterstützen. — Dresden. Die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig und die Folgen derselben dürften einen nicht unbedeu tenden Zuzug sozialistischer Häupter und Agitatoren nach Dresden