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Stummgut und, als der Wind sich drehte, auch sämmtliche Gebäude des Erbgerichts ergriffen. Das Feuer, durch die Strohdächer begün- stigl, griff rasend schnell um sich, nur mit Mühe konnte noch das Vieh gerettet werden. Endlich gelang es, des Feuers Herr zu werden. Gegen 17 Familien sind obdachlos geworden und darunter befindet sich nur eine Familie, die versichert. Außer dieser großen materiellen Schädigung ist der Verlust zweier Menschenleben zu beklagen. Der Spritzenmeister, Schlosser Rowan in Stolpen, und der freiwillige Feuerwehrmann Haufe in Großröhrsdorf, beide Familienväter, wur den durch Einsturz verschüttet und konnten erst nach langer Zeit aus dem Schulte als Leichen ausgegrabeu werden. — Bei dem Gewitter am vergangenen Mittwoch, das sich auch in der Großenhainer Gegend entlud, sind in Tiefenau auf dem Rittergute 2 Ochsen durch Blitzschlag getödtet worden. — Sosa, 22. Juli. Gestern wurde der hiesige Ort durch ein sehr schweres Gewitter heimgesucht; der Blitz zerstörte das Haus des Bergarbeiters Unger, sowie die daran stoßende Scheune und den Schuppen. Leider ist auch ein Menschenleben zu beklagen; der 15 Jahre alte Moritz Unger wurde durch Blitzschlag getödlet und die 21 Jahre alte Näherin Vogel erhielt an Brust und Rücken nicht unbe deutende Verletzungen. Drei Familien mit zusammen 19 Kindern haben ihr Eigenthum vollständig eingrbüßt, so daß, da nichts ver sichert war, Noth herrscht. — Bei einem Gewitter am 16. d. M. scklug der Blitz in Hey nitz in eine Scheune, wodurch 2 Gebäude in Asche gelegt wurden.— In Schönnewitz bei Krögis fuhr ein Blitzstrahl in die Gaststube des dasigeu Gasthofes und tödtcte den Wirth, welcher gerade am Fenster stand. — Ein schrecklicher Uuglücksfall hat sich am Freitag in Chemnitz ereignet. In Abwesenheit seines Stiefsohnes wollte der bei der Säch sischen Webstuhlsabrik beschäftigte Packer Horn den im Hofe des bctr. Grundstückes befindlichen Brunnen reinigen. Zu diesem Zwecke deckte er denselben auf und stieg mittelst einer Leiter in die Tiefe hinab. Kaum aber war er bis zur Hälfte des 12 Ellen tiefen Brunnens ge langt, als die Gase, welche sich durch die große Hitze der letzten Tage entwickelt, ihn betäubten, so daß er hinabstürzte. Die Gefahr seines Vaters erkennend, wollte der Sohu an der Leiter hinabeilen, doch auch rr stürzte, von den Gasen betäubt, in die Tiefe. Ein Dritter, der den verunglückten Versuch des jungen Horn wiederholte, mußte, um nicht ein gleiches Schicksal wie dieser zu haben auf halbem Wege wieder umkehren, und ebenso erwies sich das Hinablassen eines an einer Leine festgebundenen Mannes als unthunlich. Um nun die Verunglückten so rasch wie möglich aus den tvdtbringendeu Gasen herauszuholen, wurde versucht, dieselben mit eisernen Haken empor zu bringen. Bei diesen Versuchen wurde jedoch Hvrn siin. so schwer verletzt, daß sich seine sofortige Unterbringung im Krankenhause nothwendig machte, während Horn so». — ein von Allen beliebter Mann, der vor 2 Jahren gelegentlich seines 25jährigen Dienstjubiläums im obengenannten Etablissement das Ehrendiplom erhalten hatte — bereits erstickt war und todt an das Tageslicht gezogen wurde. Zur Förderung der Interessen des öffentlichen Verkehrs auf den Eisenbahnen ist durch königliche Verordnung die Errichtung eines Eisenbahnrathes für die sächsischen Staatsbahnen verfügt worden. Dec Eisenbahnrath hat die Aufgabe, in wichtigen, die Interessen des Handels, der Gewerbe und der Landwirthschaft berührenden Fragen des öffentlichen Eisenbahnverkehrs, insbesondere über wichtigere Abän derungen des Betriebs-Reglements, soweit diese die Interessen des Verkehrs berühren, der Tarffvorschriften, der Tarifsätze und der Fahr gutachtliche Aeußerungeu abzugeben. Er , besteht aus: 1) sechs Ver tretern des Handels und der Gewerbe, von welchen je einer von den Handels- und Gewerbekammeru zu Dresden, Chemnitz, Plauen und Zittau, von der Handelskammer und von der Gewerbekammer zn Leipzig gewählt wird; 2) fünf Vertretern der Landwirthschaft, von welchen je einen die fünf landwirthschastlichen Kreisvereine wählen; 3) sieben von den Finanzministerium ernannten Mitgliedern. — Die Wahl und die Ernennung der Mitglieder des Eisenbahnrathes erfolgt auf die Dauer von 3 Jahren, doch können die Ausscheidenden wieder gewählt oder ernannt werden. Del Eisenbahnrath wird von der Ge neral-Direktion der Staatseisenbahnen nach Bedürfniß, in der Regel zwei Mal im Jahre, einberufen, und führt der General Direktor der Staatsbahnen bei den Verhandlungen, zu welchen nach Bedürfniß Beamte der General-Direktion und Spezial-Sachverständige zur Ueber- nähme von Referaten und zur Auskunftsertheilung zugezogeu werden, den Vorsitz. Des Weiteren hat der Eisenbahnrath für die Erledigung dringender Angelegenbeiten, sowie zur Vorbereitung seiner Berathungen einen ständigen Ausschuß von 6 Mitgliedern aus seiner Mitte zu be stellen. Das Amt eines Mitgliedes ist ein Ehrenamt, jedoch erhalten Lie Mitglieder des Eisenbahitrathes und des ständigen Ausschusses behufs Theilnahme au den Sitzungen freie Hin- und Rückfahrt im Verwaltungsbereiche der General-Direktion der Staatseisenbahnen. Vermischtes. * Ein bei der Landtagswahl in Striese» bei Dresden abge gebener (ungültiger) Stimmzettel enthielt folgende Verse: „Für uns sollst du nun Alles sein! Du Gutsbesitzer Käferstein! Kennst unser Leid, kennst unser Pech, Schaff' nächstes Jahr den Zuschlag weg. Nimm Bebels Zunge, Bismarcks Kopf! Reiß aus den Landgemeindezopf. Die Selbstverwaltung reformir', Daß sie uns besser intressir'. Greif untern Arm der Landwirthschaft, Schütz' Gewerb', wie jede Arbeitskraft. Gesetz und Recht schreib' aus's Panier! Sprich ohne Furcht, die größte Zier; Dann wird dir's auch gewiß nicht fehlen, Daß wir dich nächstens wieder wählen." * Aus dem Berliner Leben. Schusterjunge (zu einer Höckerin): „Mütterchen, geben sie mich doch für einige Pfennige Galle, meinem Mester seine Tinte ist ganz blaß!" — Die Angeredete, vor Wuth schäumend, antwortete: „Warle Kanaille! ich will Dich schon begallen, Du elender Pechfinke. Wenn Dein Meister wüßte, daß Du eben aus seiner Schnapsbnlle genippt hast, würde er Dich schon beknieriemen, daß Deine lumpigen Beine wie kiritzer Wegweiser hin- und herwackelu würden, Du imfames Mopsgesicht Du " * Ein höflicher Mann. Ein Herr sieht aus der Ferne einen unleidlichen Schwätzer ans sich zukommen und weicht ihm aus. Der Letztere bemerkt dies, läuft auf die entgegengesetzte Seite des Wegs, versperrt seinem Opfer den Weg und sagt im Ton sanften Vorwurfs: „Fast hatte es den Anschein, als wollten Sie mir ausweichen." „Sehen Sie", entgegnet der Andere, ich bin ein schrecklich lang weiliger Mensch, ich kenne mich und darum wollte ich Ihnen nicht lästig fallen!" * Buchhändler-Anzeigen. Im Verlage des Leipziger Buch händlers Carl Minde erschien vor wenigen Jahren im Februar eine Broschüre, in welcher ein angeblicher französischer Professor der Astro nomie darlegte, daß der Untergang der Welt sich am 28. August desselben Jahres vollziehen würde. In dem Cirkulare, welches der Verleger dem Sortimenter zngehen ließ, stand unter Anderem Fol gendes: „Ich bitte dieses Buch des berühmten französischen Gelehrten so und so mit Machwerken, die einen ähnlichen Titel führten, nicht zu verwechseln. Auf Grund seiner Forschung weist der berühmte Astro nom schlagend und unumstößlich nach, daß die Katastrophe des Welt unterganges am 28. August d. I. erfolgen muß. Ich kann nur baar liefern, doch erwächst Ihnen auch bei einem Partiebezuge dieses Schrift- chens, welches ungeheures Aussehen erregen wird, keinerlei Risiko, da ich nicht verkaufte Exemplare bis Ende dieses Jahres baar zurück nehme." Am 28. August Weltuntergang, und doch noch Zurücknahme des Heftchens bis zum Ende des Jahres, welche Coulanz! * Das verhangnißvolle Beinkleid. Auf einer sächsischen Grenz station ereignete sich kürzlich ein komischer Vorfall. Der Wiener Ge- fchäftsreisende einer größeren Firma erregte nämlich durch sein überaus weites Beinkleid die Aufmerksamkeit der Passanten. Da auf der Sta tion ein längerer Aufenthalt ist, beeilte man sich, einen Imbiß einzn- nehmen, was auch obenerwähnter Reisender that. Das Verhängniß wollte es jedoch, daß ihm in diesem Augenblicke das Beinkleid platzte und eine Anzahl geschmuggelter Cigarren zur Erde fiel, welche ein dienstbeflissener Finanzwachmann auch sofort anfhvb und dem Eigen thümer Präsentirte. Allgemeines Gelächter. Das Räthsel mit dem weilen Beinkleide war gelöst und der Reisende zahlte für den Versuch, Cigarren zu schmuggeln, 182 fl. * Alter der Milchverfälschung. Die Kunst, die ökonomische Verbindung zwischen der Milch und dem Wasser zu bewerkstelligen, ist kein ausschließliches Produkt des Erfindungsgeistes der neueren Jahr hunderte; sie wurde schon von Milchfrauen des alten Griechenlandes ausgeübt. Dem Professor Felton zufolge bestand das scharfsinnige Mittel, welches mau auf den Märkten von Sparta und Athen anwandte, um das Vorhandensein des Wassers in der Milch zu entdecken, darin, daß man einen Tropfen Milch auf den Nagel des Daumes fallen ließ; blieb er an seiner Stelle, ohne sich ans dem Nagel auszubrecken, so war die Milch rein, im entgegengesetzten Fall war sie mit Wasser vermischt. * Der Pferdebestand der ganzen Welt beträgt 58 Millionen Stück. Davon hat Oestreich-Ungarn 3,486,000, Frankreich 3,000,000, Ruß land 21,470,000, Deutschland 3,352,000, Großbritannien 2,250,00t), Türkei 1,000,000, die Vereinigten Staaten 9,540,000, die argentinische Republik 4,000,000, Canada 2,625,000, Uruguay 1,600,000. * Auf dem Gottesacker Lauf bei Bamberg halte Frau Schrei- nermeister Dütsch zwei Kreuzchen von einem Grabe genommen, weil sie der Besteller noch nicht bezahlt hatte. Da gab's eine doppelte Anklage: 1) auf Gräberschändung und 2) wegen Selbstpfändung. Die Strafe betrug acht Tage Gefangnifz. * Sieben Kinder vom Blitz erschlagen. Aus Trebbin wird berichtet: In dem nahegelegen Ahrensdorf waren am 20. Juli sieben Kinder auf der Heimkehr vom Felde vor dem Plötzlich ausbrechenden Gewitter unter einen Baum geflüchtet, als diesen ein Blitzstrahl traf und alle sieben Kinder auf der Stelle lödtete. * Hitzschlag. Die Zahl der am Mittwoch in Berlin am Hitz- schlag gestorbenen Personen beläuft sich nach den amtlichen Feststel lungen auf sieben. * Fünf Menschen ertrunken. Ein schrecklicher Uuglücksfall hat sich am 18. Juli abends auf der Oste zugetragen und fünf junge Menschenleben vernichtet. Wie dem „Stader Tageblatt" berichtet wird, waren fünf Ziegelarbeitcr in einem Wirthfchasislvkal zn Hörne an der Oste in lebhaften Streit aerathcn. Es erfolgte indeß eine Aus söhnung, die aber nicht lange auhalten sollte. Die fünf Leute bestiegen ein Boot, um über die Oste zu rudern und ihre Wohnungen aufzu suchen. Auf dem Wasser brach der Streit von Neuem aus und wurde hier so heftig, daß es schlißlich zu Thüttichkeiten kam. Hierbei kam das schwanke Boot ins Schaukeln, und ehe sich die Streitenden ver sahen, war es umgeschlagen und alle fielen ins Wasser und ertranken. * Dem Petersburger „Golos" wird aus Putiwla folgende ganz unglaublich erscheinende Nachricht telegraphirt: Auf dem Gute Bol- giusoje wurden 119 Frauen und Mädchen wegen verweigerter Feld arbeit auf Befehl des Gutsverwalters in eine Scheune eingesperrt, worauf Baucrnburschen die Scheune anzünden mußten. Sämmtliche Frauenspersonen sind verbrannt. Ein arretirtcr Brandstifter hat seine That gestanden. Die „Tribüne" berichtet über diese schreckliche Brand stiftung folgende Einzelheiten: Aus den Feldern eines Gutes im oben genannten Kreise arbeiteten 119 Frauen und Mädchen; da ihnen jedoch von dem Gutsverwalter schlechte Nahrung verabfolgt wurde, so er klärten sie eines Morgens, daß sie am andern Tage die Arbeit ein- stellen und das Gut verlassen würden. Ats sie nach dem Mittagessen sich in eine Scheune begeben hatten, um dort einige Stunden auszu- ruhcn, schloß der Verwalter die Thür und fuhr bald darauf aus. Darauf drangen vier Bauernburschen in die Scheune und zündeten das dort liegende Stroh an, welches sofort die ganze Scheune in Brand setzte. Auf das entsetzliche Geschrei und Geheul der Unglück lichen eilten wohl Gutsarbeiter herbei, allein es war nicht möglich, die Pforte, welche sich nach innen öffnete, auszumachen, denn die be- jammernswerthen Opfer der Katastrophe hatten sich dem Eingänge zu vor der Pforte zusammengedrängt, und somit verbrannten sie alle 119. * Im Oznok-Gebirge am Hurriean River in Arkansas brach am 7. Mai ein furchtbarer Orkan aus, der die 1000jährigen Riesen des Waldes wie Schwefelhölzchen knickte und niederlegte. Der Farmer William Conway und sein 20jähriger Sohn Jimmy wurden von ihm überrascht und 5 Bäume stürzten über sie. Sie lagen viele Stunden unter fürchterlichen Schmerzen und Todesangst unter den Riesenbäumen und konnten sich nicht regen. Die Frau Betty ahnte so etwas und schickte zwei junge Kinder zu den nächsten Nachbarn um Hülfe, diesem wohnten aber 30 englische Meilen entfernt. Sie eilte allem in den Wald und fand Mann und Sohn dem Tode nahe und kehrte nicht heim in ihre Farm. Andern Tags kamen die Nachbarn, suchten und sanden die Frau neben den Leichen von Mann und Sohn in Blut, lachen. Beide waren durch das Herz geschossen. Die Frau lag wie