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«msgegeben worden: „Krieg den Palästen, Friede den Hütten", und daß schon Lassalle im Geiste den dumpfen Massentritt der Arbeiter- Bataillone hörte. Der Hunger ist gewöhnlich der Vorläufer aller Revolutionen gewesen. Wenn man den Hunger stillt, dann bekämpft man die Revolution besser als durch Bajonette. Nicht Furcht ist es, die uns zu einer Sicherstellung des Arbeiters nöthigt, sondern es ist die weise Voraussicht für das, was in der Zukunft liegt, es gebietet dies die Menschlichkeit, die Gerechtigkeit. Jede Agitation enthält ein Körnchen Wahrheit und so ist es auch mit den sozialdemokratischen Tendenzen. Diese enthalten neben Verwerflichem so manches Gute und Wahre. Hätten wir eine ganz umfassende Arbeiterversicherung, die nicht nur eine Unfall-Versicherung, sondern auch Versicherungsfassen für Invalidität, Arbeitslosigkeit, Krankheitsfälle enthalten würde und zwar für alle Arbeiter der ganzen Nation, so würde der Arbeiter wieder mehr Freudigkeit bei seiner Arbeit zeigen und sich seiner Stan- desehre bewußt werden. Ich möchte keinerlei Arbeiter ausgeschlossen wissen. Selbstverständlich müßte der Staat aus den Erträgnissen der höheren Zölle diese Kassen in gehöriger Weise unterstützen. Hstriui empfiehlt sich die Erhöhung vieler indirekten Stenern, ganz besonders aber der Börsensteuer. Es empfiehlt sich ferner die Erhöhung der Zölle und wenn selbst — was ich durchaus bezweifle — durch höhere Kornzölle der Arbeiter sein Brot etwas theurer bezahlen müßte, so kommt ihm dies in zehnfacher Beziehung wieder zu Gute. Alle diese höheren Zölle und Steuern stehen in keinem Verhältniß zu der Be deutung der Frage, die dadurch ihrer Lösung entgegengeführt wird. Es handelt sich hier um die Lösung der gewaltigen sozialen Frage." Das deutsche Reich hat einen gewaltigen Haushalt. Seine Ausgaben betragen 596,811,409 Mark, darunter 513,924,888 Mark fortdauernde und 82,886,521 M. einmalige dauernde Ausgaben. Die Kosten der Militärverwaltung beziffern sich für Preußen aus 264,846,502 M., für Sachsen auf 21,402,028 M., für Württemberg auf 14,464,958 M., für Bayern auf 43,101,5l4 M., zusammen aus 343,815,002 M., gegen das Vorjahr 17,899,936 M. mehr. Die Marineverwaltung er fordert 28,218,326 M„ (2,620,036 M. mehr.) Die fortdauernden Gesammtausgaben übersteigen um 47,635,169 M. den vorjährigen Betrag. Von einmaligen Ausgaben entfallen 9,209,122 M. auf die Post - Telegraphen - Verwaltung, 52,587,761 M. auf das Neichsheer (16,614,447 M. mehr), 11,373,558 M. auf die Marine (2,285,892 M. weniger). Die Zolleinnahmen sind veranschlagt auf 188,250,000 M. (21,399,000 M. mehr), die Tabaksteuer aus 4,578,000 M. (4,209,000 M. mehr), die Rübenzuckersteuer auf 49,553,000 M. (2,772,3M M. mehr), die Salzsteuer auf 36,368,730 M. (627,940 M. mehr), die Bransteuer auf 15,095,760 M. (232,OM M. weniger), die Brannt weinsteuer auf 34,854,120 M. (872,500 M. weniger), die Zollaverse auf 6,790,540 M. (389,940 Ai. mehr), die Gesammleinnahme aus Zöllen und Verbrauchssteuern auf 335,490,150 M. (28,293,680 M. mehr). Ueberschüsse: Post-Telegraphen-Verwaltung 18,607,147 M. (2,048,IM M. mehr), Reichsdruckerei 1,061,520 M. (108,>80 M. mehr), Eisenbahnen 11,039,400 M. (672,OM M. mehr), verschiedene Einnahmen 5,815,501 M. (876,986 M. weniger), Einnahme des Jn- validcnfonds 31,071,344 M. (1,027,168 M. weniger). Ueberschüsse früherer Jahre 6,529,730 M- (10,138,556 M. weniger), Zinsen aus belegten Reichsgeldern 3,842,605 M. (917,030 M. weniger), außer ordentliche Zuschüsse 68,125,306 M. (15,149,99t M. mehr), Matri- cular-Beiträge 106,126,378 M. (24,455,428 M. mehr). Dortmund, 25. Februar. In verflossener Nacht ist das Schacht- und Maschinengebäude von der Zeche Tremonia abgebrannt. Die Maschinen sind dadurch sämmtlich außer Thätigkeit gesetzt. Das Feuer ist in der Steigergrube ausgebrochen. Die Grubenarbeiter konnten sich sämmtlich durch den Lustschacht retten, doch gingen wahrscheinlich 16 Pferde verloren. Der Schaden läßt sich noch nicht übersehen. Durch den Brand sind 500 Bergleute arbeitslos geworden. In der Hofküche in Carlsruhe gings seit vielen Jahren sehr unreinlich zu. Die Hosköchc trugen zwar die weißesten Mützen und Schürzen, die Schüssel und Teller waren spiegelblank, aber die Finger, alle 10 Finger, also die ganzen Hände, wie waren die geschmiert von Lieferanten aller Art. Die Rechnungen wurden immer doppelt ge führt. In den letzten 3 Jahren hatte ein einziger Lieferant 3 Hof köchen 30,OM Mk. „Provision" gezahlt. Der Hofküchenmeister hatte sich ein Vermögen von 80,OM, die 3 Köche je 45,000, 35,OM und 40,000 Mk. gemacht. Ein ausgestochener Wildprethändler hat den Angeber gemacht. Die Verhandlungen in Konstantinopel, welche eine friedliche Lösung der griechischen Frage herbeiführen sollen, haben kaum begonnen, und in derselben Woche, in der die Botschafter der Mächte der Pforte die Antworten auf die Note vom 14. Januar überreichten, Hal man in Athen Beschlüsse gefaßt, welche mehr wie alle früheren beweisen, daß Griechenland den Krieg will und sich nicht im Geringsten um die Rathschläge und Ermahnungen Europas kümmert. Die Reserven vom dreißigsten bis zum vierzigsten Jahre sind zu den Fahnen gerufen, und gleichzeitig ist die Aufnahme fremder Offiziere in den griechischen Dienst ausgesprochen worden. Diese letztere Maßregel ist um so auf fallender und charakteristischer, da noch vor kurzer Zeit die griechischen Vertreter im Anslande, namentlich Rhangabe in Berlin, auf das Be stimmteste erklärt hatten, die griechische Verfassung verbiete die Auf stellung fremder Offiziere. Nun hat die griechische Kammer auch dies Hinderniß ans dem Wege geräumt; Griechenland bereitet jedem aben teuerlustigen Raufbold, wie sich die „N. Fr. Presse" ausdrückt, der auf hellenischen Boden sein Glück versuchen will, freundlich die Arme entgegen. „Der Beschluß der Kammer zeigt, daß in Griechenland empfindlicher Mangel an Offizieren herrscht; er enthält das Einge- ftündniß, daß die plötzlich wie ein Ballon aufgeblasene Armee nur wenig feldtüchtig sei. Aber er lehrt auch, wie wenig die freundschaft lichen diplomatischen Warnungen in Athen genützt haben, wie fest ent schlossen man dort ist, den Krieg zn beginnen. Nicht den mindesten Eindruck macht es auf die Griechen, daß alle Mächte den Frieden zu erhalten wünschen, daß keine einzige ihnen Beistand gewähren will, daß sich auch Frankreich von ihnen zurückgezogen hat, sondern ganz Europa zum Trotz beharren sie auf ihren kriegerischen Planen, unge zogenen Kindern gleich, die keine Rüge, kein Scheltwort bewegt, von ihren Unarten zu lassen, so lange sie nicht die Ruthe drohend ge schwungen sehen." , Auch die Kriegsvorbereitungen der Türkei deuten darauf hin, daß man in Konstantinopel auf die Unterhandlungen der einzelnen Botschafter mit der Pforte keine große Hoffnungen setzt. Die Ver- theidigungsfront der Türkei gegen Griechenland wird in aller Eile befestigt, Lieferungen für den Bedarf von 120,OM Mann werden aus geschrieben u. f. w. Hiernach zu urtheilen, ist die Pforte keineswegs geneigt, an Griechenland größere Concessionen zu machen, die Unter handlungen dürften darum wohl im Sande verinnen. Vaterländisches. Wilsdruff. Der am vergangenen Freitag in den prächtig ge schmückten Räumen des Gasthofes zum goldnen Löwen stattgefundene Maskenball der „Liedertafel" war nicht allein von den Mitglie dern des Vereins und deren Angehörigen, fonderu auch von Gästen derselben zahlreich besucht. Der Beschauer konnte hier neben der ein fachen und komifchen, auch die kostbarsten Masken bewundern; hübsch anzusehen waren namentlich auch die eine Quadrille tanzenden Bau- erumädchen und Burschen; das Maskengetriebe selbst war sehr lebhaft und bot ein interessantes Bild. Mancher Scherz wurde ausgeführt und trug zur Belebung des Ganzen bei. Daß nach der Demaskirung die Theilnehmer in ihrer Mehrheit sich noch bis in die frühen Mor genstunden lebhaft am Balle betheiligten, bedarf kaum der Erwähnung. D>e Liedertafel aber kann mit Genugthuung auf diesen Tag zurück blicken, denn sie hat wieder einmal gezeigt, daß sie selbst Größeres anszuführen im Stande ist. Wilsdruff. Einem kunstsinnigen Publikum steht nächsten Frei tag im Gasthofe zu Grumbach ein ganz außergewöhnlicher mu sikalischer Genuß bevor, wie solcher der hiesigen Gegend lauge nicht zu Theil wurde. Den Herren königl. Kammermusikern aus Dresden, welche an gedachtem Tage in Grumbach cvncertircn, geht ein solch guter Ruf voraus, daß es einer Lobeserhebung eigentlich nicht bedarf und wir nur noch aut das in heutiger Nr. befindliche Programm zu verweisen nöthig haben. Erwähnt sei nur noch, daß nach den uns vorliegenden Berichten aus Freiberg, Oederan rc., wo diese Herren in letzterer Zeit ebenfalls concertirt haben, dieselben dort den reichsten Beifall geerntet haben. Möge daher die selten gebotene Gelegenheit, einen so hohen Kunstgenuß zu haben, von dem Publikum hiesiger Gegend nicht unbenutzt bleiben und der Besuch des Concerts ein recht zahlreicher werden. — Stollberg, 25. Februar. Gestern Nachmittag wurde hier Schuhmachermeister und Restaurateur Herrmann aus Erlbach bei Oberlungwitz gefänglich eiugebracht, weil bei ihm falsche Fünf- und Zweimarkstücke gesunden worden waren. — Zwickau, 26. Februar. Gestern Abend wurde die hier wohn hafte Hüttenarbeitersehefrau Wilhelmine Wendler in ihrer Wohnstube vor dem Ofen ausgestreckt in Hellen Flammen stehend und bewußtlos von einer Slubeunachbarin angetroffen. Durch herbeigerufene Hülfe wurde zwar das Feuer alsbald gelöscht, doch hatte die Wendler bereits sehr schwere Brandwunden am ganzen Oberkörper und dem Kopf erlitten. Der herbeigerufene Arzt konstatirte hochgradige Verbrennung und dürfte auf Erhaltung des Lebens wenig Aussicht vorhanden sein. Bezüglich der Entstehung des Unglücks vermachet man, daß die Wendler, um ihrem von der Arbeit zurückkehrenden Ehemanne das Abendbrod zu bereiten am Ofen zu schaffen gehabt, dabei entweder eingeschlafen oder von einer Ohnmacht befallen worden ist und ihre höchst wahr scheinlich durch eine aus dem Ofen gefallene glühende Kohle in Brand gerochene Kleidung zu löschen nicht in der Lage war. Die Verunglückte ist 52 Jahre alt und Mutter von drei erwachsenen Söhnen. , — Der Ende vorigen Jahres ans Waldheim entsprungene Carl Schwinn ans Bole in Westfalen, welcher wegen Betrugs zu ö Jahren Zuchthaus verurcheilt worden war, wurde am 14. d. wegen verschie denen Betrügereien, die er unter dem Namen eines Arztes Or. Schwal benberg verübt, in Wien verhaftet, entsprang jedoch wieder und wurde erst am 20 d. wiedererlangt. Schwinn, welcher von Profession Bar bier ist, zuletzt Cigarrenmacher war, hat in Deutschland unter den falschen Namen Schutte, Meier und Bruch mehrfach Betrügereien verübt. Zur gefälligen Beachtung. Die überaus freundliche Aufnahme und der ungetheilte Beifall, welche die von mir seither bereiteten Dr. Ew. Voß'schen Katar rh-Pillen sowohl bei dem Publikum, als auch bei vielen der Herren Aerzte, durch ihre ebenso sichere wie rasche Wirkung gesunden haben, (u. A. sprechen sich die Herren Sanitätsrathe Dr. Blumen feld in Osnabrück und Dr. Boeddicker in Iserlohn, königl. Bezirksarzt Dr. Schilling in Burglengenfeld, Dr. med. Wittlinger in Frankfurt a. M., Stabsarzt Dr. Schmidt in Ahrweiler u. a. m. über die vorzügliche Wirkung der Pillen bei katarrhalischen Erkrankungen der Luftwege, insbesondere bei chronischen und acuten Lungen- und Nachenkatarrhen, Husten, Heiterkeit, Schnupfen u. s. w sehr günstig aus), machen cS mir zur Pflicht, das verehrliche Publikum zu benachrichtigen, daß die von mir bisher innegehabte Adler-Apotheke mit dem heutigen Tage in den Besitz des Herrn W. Voß übergegangen ist und daß diese bewährten Pillen auch fernerhin in der ganz, gleichen Zusammensetzung, wie seither, von meinem Nachfolger ächt dargestellt und in den seitherigen Niederlagen auch fernerhin erhältlich sein werden. Um vor Nachahmungen geschützt zu sein, achte man darauf, daß die ächten Apotheker W. Voß'schen Katarrhpillcn nur in den bekannten Blechdosen die mit einer hell-gelben Etiquctte und einem ziegelrothen Verbandstreifen, welcher des Facsimile des Apotheker W. Voß trägt, versehen und pro Dose 75 Pfge. in den Apotheken zu erhalten sind. In Wilsdruff bei Herrn Apotheker Leutner vorräthig Frankfurt a. M., den 15. Februar 1881. Dr. Ew. Voß. 8eIiUAM L bunte in verschiedenen Qualitäten, auch für Consirmanden passend, em pfing und empfiehlt zu möglichst billigen Preisen Wilsdruff, am Markt. billig LkLMr. Koch- und Speisebutter, 92 Pfge. das Pfd., im Ganzen billiger bei Fodannos Vorsedan, Dresden, Freiberger Platz 25. Grüne Caffees, garantirt rcinschmeckend, direkteste Bezüge, das Pfund zu 85, 90, 95, 100, 110, 120, 130, 140 Pf. bei ^vdanuv» Vorsedan. Dresden, Freibergerplatz. Grobkörnigen Reis, das Pfund 16 Pfge., empfiehlt Fodannvs Vorsedan, Dresden, Freibergerplatz 25. Wochenmarkt zu Wilskruß, am 25. Februar. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark — Pf. bis 2 Mark 10 Pf. Ferkel wurden eiugebracht 160 Stück und verkauft a Paar 24 Mark — Pf. bis 36 Mark — Pf.