Volltext Seite (XML)
Große Zeilen und große Aufgaben. Vortrag des Herr» Hofprediger Ttockrr aus Berlin, gehalten am 17. Juni 1881 in Leipzig. Ich habe gestern Gelegenheit gehabt, in der Pastoralkonferenz zu erklären, daß ich den Kamps gegen die volksverderbenden Mächte — eingeschlossen das moderne Judenthum — nie und nimmer ausgeben werde. Soweit die Hoffnung der Umkehr mich betrifft, erkläre ich sie schon hier sür völlig unerfüllbar. Was Professor Baum garten dazu veranlaßt hat, die Synode Berlin-Cölln in dieser Weise auszulegen, begreife ich nicht. Er sagt, die Vorgänge aus dieser Synode, die Reden mehrerer Synodalen, welche mich sür die Judenverfolgungen in Rußland verantwortlich ge macht, hätten d«e Wirkung gehabt, daß ich erklärte, ich würde fortan noch zehnmal vorsichtiger sein, mich überhaupt lediglich beschränken aus die Zurückweisung der frivolen Angriffe des Christenlhums in der Judenpreff«. Die Vorgänge in der Synode selber halte ich lediglich sür einen Unfug, sür eine Ueberschreitung der syno dalen Kompetenz, die Reden, welche mich für di« Judenverfolgungen in Rußland verantwortlich machen, halten nicht blos ich, sondern alle verständigen Menschen sür «inen Unsinn, der auf der Synode von einem Manne geäußert wurde, der sich durch grenzenlose Unwissenheit in allen Angelegenheiten stets ausgezeichnet hat, so daß ihm «ner »feiner Parteigenossen neulich aus Ler Stadtsynode, sagte, er riethe ihm, seine Kenntnisse erst zu Verliesen, ehe er Opposition gegen ihn machte, und wenn in der Synode Berlin-Cölln, also in dem Hauptquartiere des Fortschritts, die beantragte Resolution, mir eine brüderliche Mahnung zu erthcilen, nicht die Majorität erhalten, sondern durchgesallen ist, so sei das gewiß der beste Beweis, daß in dieser antijüdi- ischen BeweHung auch sehr viele Männer des Fortschritts aus meiner Seile stehen. Die Synode war auch sür de» Fortschritt nichts Anderes, als ein Fiasko, und es spricht sehr wenig sür das Verständnis; des Pros. Baumgarten, daß er diese Synode gegen mich zitirte. Was gestern in Berlin zum Ausdruck kam, das war die Stim mung Hristlich-patriotischer Kreise. Die Berliner Pastoralkonserenz hat nach einem Vorträge über die Bedeutung der christlich-sozialen Bewegung sür die Kirche mir einstimmig die Resolution mitgegeben, daß sie in der christlich-sozialen Bewegung, und zwar mit «Len »ihren Aeußerungen — es wurde nichts angenommen — eine wesentliche und ergänzende Arbeit sehe neben der Thätigkeit der kirchlichen Aemter und der innern Mission. Mit dieser Resolution bin ich hierher gekommen, und ich verspreche es hier in einer Versammlung von Unbekannten, wie ich es in Berlin versprochen habe, daß ich-in dieser Bewegung bleiben werde und nicht aufhören, in der großen Zeit, in der wir leben, an der großen Ausgabe der Erneuerung unseres Volkes als ein schwaches Glied mitzuarbeiten. (Langanhaltender, stürmischer Beifall.) Das ist-unser Thema: „Große Zeiten — große Ausgaben." Patriotische christ liche Menschen können über all de», Unheil, daß wir seit 10 Jahren erlebt haben, -die Freude an der großen Zeit verlieren. Sie könnten vielleicht von einem gewissen Gesichtspunkte sagen, die Zeit ist klein, und klein ist das Geschlecht, daß in ihr lebt. Aber besinnen wir uns aus das zurück, was uns Gott erlaubt hat, mit eigne» Auge» zu schauen, aus die Einigung unseres deutschen Vaterlandes, aus die Ersüllung von Hoffnungen, welche unser Volk ein Jahrtausend gehegt hatte, und wir werden sage», ja wir All«, die wir unter dem Eindrücke des großen Krieges und seiner Folgen leben, wir leben in einer großen Zeit. Wir leiden an den Nachwchen der Jahre »ach dem Kriege, aber wenn man ein Jahrhundert später die Geschichte unserer Tage schreiben wird, dann wird von den -Schmerze», die .wir.jetzt ersahreu, das Allermeiste vergessen und begraben sein. Aber -aus dem Rebel der Vergangenheit -wird der sranzösische Krieg mit seinen Siegen, mit seinen-Erfolgen, mit den wundervollen Aeußerungen von Patriotismus und der Religiosität dastehen und sich erheben wie ein großes Monument. Ls war -doch eine gewaltige Zeit. .Ich habe an der Stätte, wo das sächsische Armeekorps mit der preußischen Garde zusammengesochte» und gestürmt hat, drei Jahre als .Fell-Prediger zugebracht, habe -an der Stätte gestanden, wo die Helden unseres Volkes gefallen sind, rmd manchen Zug erfahren, der verdiente, dem Gc- dächtniß der kommenden Geschlechter überliefert zu werden., wie nur je die Thaten des Leonidas. Da war ein schlichter Soldat, bis zum Tode wund getroffen, an dein ginge» seine Kameraden vorüber, erfragt nur nach dem Einen: „Werde» wir siegen?" und er erfuhr „ja", da richtete er sich noch einmal aus und ries: „Hoch lebe Deutsch land!" dann brach er tobt zusammen Dort lag in den letzten Zuge» ein Ossizier, noch nicht lange verheirathet, er rief einen Kameraden zu sich heran und sagte: „W«nn Du nach Hause kommst, sage meinem Weibe, wenn mein Kind, das sie unter dem Herzen trägt, ein Sohn ist, der soll Soldat werden und sür sein Vaterland sterben". Da kamen manche Mütter und Wittwen, um ihren Söhnen Heldenkränze auf- Grab zu legen. Da kam auch eine Mutter, welche an dem einen Tage vor St. Privat zwei Söhne, den Stolz und die Hoffnung ihres Aller-, verloren hatte und «in Jahr daraus schickte sie mir am 18. August einen Kranz und schrieb dabei, sie wünsche, daß an dem Sterbetage ihrer Söhn« «ine befreundete Hand den Kranz Stuf ihr . Grab lege. Sie hatte den Bries noch einmal durchgelesen und da hatte die Mutter das Wort „Sterbetag" durchstrichen — es war ihr nicht groß genug sür die große Geschichte — und hatte „Ehrentag" darüber geschrieben. Der Sterbetag der geliebten Söhne war doch nur der Ehrentag. Waren Mes Aeußerungen eines großen Patriotismus, so sind die Aeußerungen großer Frömmigkeiten jenen Jahren ebenso bedeutend und herzbewegend. Da lagen drei Kameraden auf dem Schlachtselde nebeneinander; alle drei hatten ihr Militär- gesangbuch vor sich. Der «ine lag vornübergebeugt, das Kinn auf den, ausgeschlagenen Buche, dem andern war- aus der Hand gefallen, der brüte hatte seine Finger noch in dem Gesangbuche, man.schlug die Seite aus und da stand das Gebet nach einer gewonnenen Schlacht. So wie damals in den; Kriegs, besonders in den ersten Mo naten hat das deutsche Boll sich selten nach Gott und nach Gottes Wort gesehnt. Es ist nicht blos einmal, sondern ost vorgekommen, daß ganze Bataillone, ja ganze Regimenter vom Obersten bis zum gemeinen Soldaten, auch die Aerzte eingeschiosse» — die doch sonst so leicht im Zweifel stehen — zur Predigt und zum heiligen Abend mahl kamen, so daß sich gottlose Menschen im Ausland« darüb«r wundert«», aber ihr Erstaunen verloren, als sie hörten., solch' ein Regiment, das ga»z zum Abend mahl gegangen sei, habe in der Schlacht das Höchst« geleistet. Verehrte Anwesende! Sollten wir die Erinnerung an jene Zeit nicht festhalten.? Sollt« uns ein solches Jahr so schnell verloren gehen, daß wir heute, zehn Jahre daraus, sagen-könnten.: die Zeit war klein? Ich glaube nicht! Allerdings di« Jahre nach dem Krieg« Ware« geringe Jahre, schreckliche Jahre, Zeiten des Taumels und Tag« des Schwindels, in denen der Goldstrom von Westen herkam und riß durch unser ganze- Volk einen Abgruntz, einen Abgrund, in welchem vieles deutsche Glück, deutsche Rechtschaffenheit, deutsche Treue verschlungen ist. Aber das Gericht über diesen Taumel, über diesen Tan; ums goldene Kalb, über diese Anbetung des Geld schrankes, das Gericht war groß, und groß war Gottes Gua.de, die uns nur wenige Jahre in diesem Taumel ließ — in einer Rächt brach Alles zusammen. Wer heute ein Millionär war, vielleicht mit Unrecht erworbenen Gutes, war wenige Tage da rauf ein Bettler. Roch vor wenigen Monaten meldete eine Berliner Zeitung, daß die Frau «ines Gründers, die eine stolze Villa in einer Vorstadt von Berlin gehabt hat, in elegantem Wagen durch die Straßen gefahren ist, als eine Trinkerin aus der Straße ihr Lebe» beendete. Au-jenen Tagen erinnere ich mich einer erschütternde» Geschichte, welche wie rin Symbol die ganze Zeit charakterisirt. Da war ein juuger Mann, der hätte viel verdient «ud wollte viel verschwenden, baute sich ein stolzes HauS und ließ es ausmalen von profanen Malern mit schlechten Bildern, in seinem Eßzimmer, um sich täglich daran zu weiden, Nacktheiten über Nacktheiten. Da kam d r Krach und er saß in seinem Zimmer und empfing die Nachricht; wie er aus dem Briese las, er sei ein verlorener Mann, da nahm er das Messer vom Tisch und ging an ein- von den schlechten Bildern und schöllt es durch von oben bis unten und da lag er da als ein Zeichen der Zeit. Solch' ein Gerecht ist groß und groß sind die Ansänge, die Spuren der Erhebung, ivolche daraus gefolgt sind. Das Zusammenbrechen des Wohlstandes hatte den Erfolg noch nicht. ES mußten «rst binnen wenig Wochen zwei Attentate aus unsren theuren Kaiser geschehen, ehe unserem Volke in weiten Kreisen di« Augen erleuchtet wurden. Aber da m der That begann «in Zittern durch das Herz der deutschen christlichen Nation. Da sah man. vor welchen Gefahren man stand. Die Urtheile unserer Presse waren auch damals oft noch sehr klein an Geist und Gemüth. Da schrieb das eine Blatt, es sei uns der Geist-der Klassiker verloren gegangen, ein anderes, cs sei zu viel Mystizismus da, ein drittes, über solche Thaten könne die Vaterlandsliebe, die im Volke allgemein sei, trösten — als ob nicht solche Thaten ein Beweis dafür gewesen, daß es in vie len Herzen an der Vaterlandsliebe mangele. Und doch unaufhaltsam, wie die Naturgewalt, begannen von da ab di« Wellen eines neuen Lebens zu schlagen. Man erkannte, wir sind auf falschen Wege». Hatten die Jahre zuvor dcu Menschen nur zugerufen: „Nur Geld und Genuß;" — das Versprechen war nicht gehalten — an Stelle des Reichthums war Armuth, au Stelle des Genusses war Ueberdruß getreten. Hatte eine sich überstürzend« Bildung gemeint: nur erst den Glauben aus der Welt geschafft, dann kommt der Edelsinn, di« Herrlichkeit des Menschengemüthes von selbst — o, die falsche Bildung des Zeit alters erlitt eine» Bankerott, den Jeder erkannte, und di« unerbittlichen Zahlen be wiesen auch dem Leichtgläubigsten, daß in unserem lieben deutschen Volke eine furcht bar« Zunahme von Vergehen und Verbrechen stattfinde. Solch eine Zeit der Selbsterkenntniß, der großen Bolksbuße, auch wenn sie erst im Beginne ist, ist wahrlich groß und haben nun in den letzten Monaten starke Ge genwirkungen gegen das Alles begonnen, sind von der Regierung her, wie aus den Tiefen des Volksgeistes neue Erscheinungen hervorgetrcten, welche uns ein« bessere Zeit wie ein Morgenroth verkünden, so wollen wir an die Entschlüsse, welche diese Stunde in uns erzeugen soll, allerdings herantreten mit dem Gedanken: ja, «S ist doch eine große Zeit, eine Zeit großer deutscher Herrlichkeit, eine Zeit großer De- müthigung, eine Zeit großer Gerichte, ein« Zeit großer Aufgaben der Erneuerung. Wenn nur der Morgen Stand hält, dann kann es wohl auch von dieser Gegenwart heißen: „Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag!" Und wie am Anfänge, nur in einem geistlichen Sinne, kann das Wort Gottes über dem Wasser klingen: „Es werde Licht!" Daß wir vor großen Ausgaben stehen, sagen sich Viele. Wir haben sie christlich social genannt, andere nennen sie germanisch — dort heißt die Losung national, hier heißt man's deutsch. In all' Liesen Losungsworten liegt ein Aufruf zur Selbstbe sinnung. Wir wollen wieder deutsch werden, deutsche Tugend, Treue, Tüchtigkeit, Rechtschaffenheit, Gottessurcht zurückerobern. Den» Las ist ja klar, deutsch und christ lich ist nach dem Gange unserer großen Geschichte nicht mehr zu trennen. In dieser beginnenden Bewegung sehe ich besonders die Jugend hervortreten; in Berlin, in Leipzig die akademische Jugend mit dem Gelübde im Herzen: wir wollen mithelfen. O, das muß weiter klingen von einer Hochschule zur anders durch das ganze deutsche Volk. Wenn ein Volksthum sich aus den Volksgeist zurückbesinnt und heranglimmte zu der rechten inneren Volksgröße, da muß man's in der That in dem ganzen wei ten Bezirke der Nation fühlen, es ist ein allgemeines Pulfi-en. Aber wiederum Ein zelne und einzelne Kreise müssen ansangen. Es ist eine von den Herrlichkeiten der alten deutschen Geschichte, daß die Stämme Mann für Mann in den Krieg zogen, so dqß auch ein einzelner deutscher Stamm wohl einen; ganzen Römerheer gewachsen war. Nun ist auf den« geistigen Schlachtselde eine ähnliche Zeit angebrochen. Noch sind cs erst kleine Schaaren, hier und da, welche geschlossen dastehen zu der große» Bewegung, aber wir werden weiter kommen die Wellen werden höher schlagen, an den Strand aller Stämme, sie werten ihre Wellen zurück. Wir hoffen, wenn auch langsam und allmählich, wird diese christlich-deutsche Bewegung erstarken uud eine Erneuerung Deutschlands mit sich tragen. Wenn die alten Völker sich selber er kannten und ihr Verderben begriffen, so verzweifelten sie. Die atte Welt hatte in sich nicht die Hoffnung dec Erneuerung. Wohl warf sie sich wie ein müder Greis den, Christenthume in die Arme, aber zu ihrem Ersätze waren in der Zeit der Völker wanderung die Nachzügler, die deutschen Stämme, schon bereit. Sie ergriffen das Christenthum wie ein freudiger Jüngling mit der ganze» Begeisterung ihrer Seele und haben es uns überliefert. Nu» wissen wir, mit unseren, deutschen VNk-lhum ist das Evangelium innig vermählt und nichts kann die Beiden auseinanderr-ißcn. Das Christenthum ist unser Volksthum, und aus den Tiefen des Volksthums brechen die Kräste und Impulse immer von Neuem hervor. In einzelnen Persönlichkcmn stellt sich das leibhaftig vor unsere Augen. Luther war der deutscheste Deutsche und der demüthigste Christ, in ihm ist di« Vermählung dieser beiden Mächte, welche daS deutsche Volk ausmachen, vollzogen. Ach, wenn er wiederkommen könnte und „an seine lieben Deutschen", „an den christlichen Adel deutscher Nation", „an die Raths- herren und Städte", „an das Bürgerthum", das er so lieb hatte, seine sieben zün denden Worte richten könnte, die wie Blitze in die Herzen und in die Gewissen fuhren, Deutschland würde sich des Abfalls vom Evangelium, es würde sich seines Unglaubens wieder schämen und in diesen Tagen der neuen Bewegung d,e Herzen und Hände zu Dem erheben, der allein mächtig ist, unsere Erneuerung zu einer festen Gestalt zu verhelfen. Aber Ems ist gewiß: ein Volk, welches das Christenthum mit innerer Bewegung ergriffen hat, hat an dem Evangelium immer wieder ein« Quelle, jung zu werden und sich neue Krast zu trinken. Christliche Völker können, wie einzelne Menschen, wiedsrgeboren werden, aus der Kraft, die von oben kommt, und daran mitzuwirken mit aller Krast, daran zu glauben um Gottes und unseres Volkes willen, darüber zu beten mit aller Inbrunst des deutschen Herzens, Las ist die erste große Aufgabe unserer Tage. sForlsetzung folgt.) Dcr Geist im Forsthülisc. (Fortsetzung.) Im wachste-» Jahre kam Dein Vater zweimal wieder, doch ohne daß er etwas Erfreuliches von feiner Gattin hätte erfahre».. Man hatte ihm gesagt, sie würde todt sein, wahrscheinlich sei sie dein Grain erlegen.; allein Dein Vater zweifelte immer noch; er hoffte beständig, daß irgend ein Zufall ihm die Wahrheit enthüllen würde. Wie er mir übrigeus gestand, hatte ihn die Unruhe in jenen sturmvoüeu Zeiten zur Theilnahme an den Kämpfen getrieben, ohne jedoch Das zu fin den, was er suchte, nämlich die Ruhe, Der arme Manu war zu be dauern. Später hielt sich Dein Vater einige Zeit in unserer Gegend auf; er suchte ein Unterkommen bei dem Forstwesen, doch fand er kein solches; er war Deutscher, und wo eine Stelle offen war, wurden Franzosen vorgezogen. Es mochte wohl auch deshalb sein, weil man ihn für einen deutschen Republikaner hielt, der aus seinem Vaterlande verbannt worden, und solchen Männern gab man zwar in Frankreich ein Asyl, aber keine Anstellung. Mißmuthig, daß «üe seine Versuche gescheitert, kam »ach Verlauf einiger Monate Dein Vater eines Tages wieder zu uns. Er bat mich und meine Frau, Dich noch einige Jahre in Pflege zu behalten; er habe erfahren, daß feine Gatlin doch todt fein solle, und sei nun ent schlossen, in einem fremden Welttheile zu versuchen, ob er Vergessen heit und ein glücklicheres Loos finden könne. Er wollte vorerst nach Ostindien und dort Dienste nehmen, hoffend, daß es ihm dort ge lingen werde, ein kleines Vermögen zu sammeln, welches er dann seinem Sohne bringen wolle. Gern sagten wir dem wacker» Manne Alles zu und waren im Grunde recht froh, daß er Dich uns noch überließ. So nahm er Ab schied, und ich habe Deinen Vater dann nicht mehr gesehen. Erschrick von Amsterdam ans an uns; er hatte eine Anstellung in holländischen Militärdiensten gefunden, weiche ihm gnte Aussichten bot, und sein Brief war voll Hoffnung. Dann kam noch ein Brief aus Java, wo fein Anfang wenn auch nicht gerade glänzend, fo doch auch nicht schlecht schien. Dieser aus Batavia auf Java datirte Brief war die letzte Kunde, die mir von Deinem Vater wurde; denn bald daranf brach das Un glück über mich felbst mit vernichtenden Schlägen herein; jene Nacht erschien, wo ich unter den Schüssen der Gendarmen meine treue Le bensgefährtin verlor und ich felbst nur mit Noth und Mühe mein Le ben rettete. I» jener Nacht dachte ich zuerst daran, einige wichtige Papiere zu retten. In der Verwirrung sprang ich an mein Schreibepult, wo ich dieselben verwahrte, ergriff das Packet, steckte es zu mir und floh aus dem Hause. Am audcrn Morgen, als ich nach den Papieren sah, entdeckte ich erst, daß ich mich vergriffe»; statt jener Papiere hatte ich das Packet ergriffen, welches die Gemälde Deiner Eltern und den Ring enthielt. Durch diesen glücklichen Zufall sind diese Gegenstände Dir erhalten wordeu, aber das P icket mit den für Dich »ngleich wich tigeren schriftlichen Nachweisen blieb verloren; ich beklage diese» Ver lust, der Dich uun über Deine Angehörigen im Dunkeln läßt, recht bitter. Du wirst fragen, ob ich denn keinen Verfuch gemacht, wieder in den Besitz jener für Dich fo wichtigen Papiere zu kommen. — Ich habe diese Versuche nicht unterlasse», doch leider blieben sie ohne Er folg. In der Voraussetzung, daß diese Papiere mit meinen'anderen Schriftstücken in die Hände der Alles mit Beschlag chelegenden Behör den gekommen, gab ich einem Freunde in meiner Heimath Auftrag, die nöthigen Schritte zu deren Auslieferung zu thun. Er ist wahr-