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Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 54. 1881 Freitag, den 8. Juli Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementSpreiS vierteljährlich l Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Znseratenannakme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.' AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. siir die König!. Amtshanptmannschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Wilsdruff. Einun-vierzigfter Jahrgang. ^ulMnlruf. Am 12. Juli dieses Jahres tritt auch an die Wählerschaft im VI. städtischen Wahlkreise (Freiberg-Tharandt- Wilsdruff) von Neuem die ernste Pflicht heran, einen Abgeordneten in die zweite sächsische Kammer zu wählen. Der unterzeichnete Ausschuß hat, obwohl ein schon bei der vorigen Wahl seinerseits gemachtes Compromißanerbieten nicht die erwartete Ausnahme gefunden, abermals, beseelt von dem Wunsche, eine Vereinigung dkk Parteien in Aufstellung kiNtS Candidaten zu erzielen, die Hand zu solchem Zusamengehen geboten und hatte geglaubt, in der Person des Herrn Oberbergrath MerbaoU, der sich auch zur Annahme einer Compromißcandidatur bereit erklärt hatte, einen Candidaten zu offeriren, der, dem Partei treiben zeither fern stehend, beiden Parteien wohl annehmbar sein mußte. Der hiesige „Wahlverein" hat unter Ablehnung dieses Entgegenkommens bei der Candidatur des bisherigen Abge ordneten, Herrn Stadtrath Müller, beharren zu wollen erklärt. Herr Stadtrath Müller ist bei letzter Wahl als G-gencandidat dem von uns vorgeschlagenen Herrn Geh. Oberforstrath Judcich entgegengestellt und somit als Parteicandidat der nationalliberalen Fraction, der er im Landtage auch angehört hat, aufgestellt worden. Jeder Unbefangene wird uns beipflichten, wenn wir hierin eine principielle Ablehnung einer Vereinigung mit uns und das Streben des „Wahlvereins" nach Wahl eines entschiedenen Parteimanues erblicken. Wenn nun auch, wie wir sicher glauben annehmen zu dürfen, Wähler, die einem Nationalliberalen ihre Stimme gaben, hiermit allein noch nicht sich zu den die Erhaltung der Einzelstaaten gefährdenden Bestrebungen gewisser Führer dieser Partei bekennen wollen, wenn auch tlN Nationalliberaler mehr im sächsischen Landtage in dieser Richtung keinen positiven Schaden bringen wird, und wenn wir selbst annehmen wollen, daß Herr Stadtrath Müller diesen Bestrebungen nicht zustimmen würde, so würde doch die Wahl eines nationallibcralen Parteimannes diese Partei in ihren von jedem sächsischen Patrioten zu be kämpfenden Zielen stärken. Möge daher sich jeder Wähler fragen, ob er einem vom „Wahlverein" als Kampfcandidaten aufgestellten Mitgliede der nationalliberalen Partei seine Stimme bei der Wahl zu dem Landtage geben will, mit dessen Zusammentritt wir das fünf zigjährige Bestehen unserer sächsischen Verfassung feiern werden. Wir empfehlen vielmehr nicht allein unseren Gesinnungsgenossen, sondern allen 28ählekN in Freiberg, Tha randt und Wilsdruff ihre Stimme Göeröergratß Alvrb»«!» Nicht nur verbürgen seine Lebensstellung und sein bisheriges Wirken in öffentlichen Aemtern ein freimüthiges Urtheil und klare Erkeuntniß für die Aufgaben des sächsischen Landtages, er hat sich auch als treuer Bürgerfreund bewiesen, und wird die speciellen Interessen der zum Wahlkreise gehörigen Städte, wie auch die für Freiberg besonders wichtigen des Berg- und Hüttenwesens aus's Beste zu vertreten wissen. Herr Oberbergrath Merbach hat nach Scheitern des Compromisses dringend gebeten von seiner Aufstellung abzusehen, wiewohl mit dem Hinzufügen, daß Nichts ihn behindere, eine auf ihn fallende Wahl anzunehmen. Wenn er aber gleichwohl nachmals zu erkennen gegeben, daß er im Falle seiner Aufstellung erklären werde, ein Mandat nicht annehmen zu wollen, so sind wir doch der zuversichtlichen Hoffnung, daß, wenn die Mehrheit der Wähler selbst wider seinen Wunsch ihre Stimmen auf ihn vereinigen sollte, Herr Oberbergrath Merbach durch diesen Beweis des Vertrauens sich bestimmen lassen werde, das Mandat nicht von der Hand zu weisen. Wir halten also an dem von uns als Compromißcandidat Vorgeschlagenen fest, empfehlen ihn allen Wählern ohne Ansehen der Parteistcllung und bitten dringend, dieselben wollen, indem sie mit uns ihre Stimme auf Herrn Overbergrath Merbach vereinigen, zeigen, daß die oben erwähnte principielle Ablehnung einer Vereinbarung nicht im Sinne der Mehrheit der Wähler ist und dadurch einer Vereinigung auch für künftige Wahlen von noch weiter tragender Bedeutung die Wege ebenen helfen. " Stimmzettel werden vor dem Eingänge zum Wahllocale bereit gehalten werden. M reibvrge, am 4. Juli 1881. Der Ausschuß des cous. Vereins für Freiberg und Umgegend. Vorsitzender.