Volltext Seite (XML)
„Verhaften sie nur ruhig den Mann, der sich Paul Pasko nennt," ries Hartenderg von Neuem. „Und wenn Sie noch irgend einen Zweifel hegen, daß er nicht der Ränder ist, übernehme ich alle Verantwortung, und werde sofort zum Chef der Polizei fahren, um ihm alle Beweise für die Richtigkeit meiner Behauptung darzulegen." Damit war das Schicksal des Fremden entschieden. Er mochte es selber fühlen, denn er wollte noch einmal sprechen, Preßte aber dann die Lippen krampfhaft zusammen und schwieg. Ohne den ge ringsten Widerstand zu leisten, ließ er sich verhaften und wenige Stun den später saß er im Gefängniß. . . . Das ganze Auftreten des Fremden während der Untersuchung war ungeschickt und seltsam genug; es konnte am allerwenigsten für seine Unschuld sprechen. Dazu kam, daß der ihn vornehmende Richter bereits ein ungünstiges Vorurtheil gegen ihn gefaßt hatte. Gerichtsrath von Stoller war ein vertrauter Freund des Banquiers Hartenberg; er kannte dessen Gewissenhaftigkeit und ruhige Beobach tungsgabe und war überzeugt, daß der so klare und verständige Finanz- manu nimmermehr eine ganz unbegründete Anklage erheben würde. Und die Beweise, die Hartenberg für die Wahrheit seiner Angaben vorgebracht, waren stichhaltig genug. Der Fremde halte sogleich darauf geachtet, als ihn derBanguier mit „Herr Pasko" angeredct; es war also mehr als wahrscheinlich, daß er jene Banknote in Triest ausgegeben und die Aussage des Herrn Picard mußte dies jedenfalls bestätigen. Er war ein Ungar, hatte wahrscheinlich die Absicht gehabt, soeben wieder in seine Heimath ab zureisen und seine Bestürzung, als ihn Hartenberg des verübten Raubes beschuldigte und das besondere Kennzeichen hervorhob, jenes Sternchen am Daumen der linken Hand, das Alles waren Dinge, die ihn ver dächtigten. Und wie wenig wußte der Angeklagte für feine Unschuld anzu führen. Auf die Frage des Gerichtsraths nach feinem Stand und Namen entgegnete der Gefangene kurz: „Jener Herr hat mich Pasko genannt, bleiben wir dabei." „Sie heißen also wirklich Paul Pasko?" „Nein" und ein geringschätziges Lächeln, als sei ihm dieser bürger liche Name zu schlecht, kräuselte seine feingeschnittenen Lippen. „Wie ist dann Ihr richtiger Name?" „Ich würde mir eher die Zunge abbeißen als ihn nennen." Das blasse, edle Antlitz des Angeklagten zeigte jetzt eine außer ordentliche Entschiedenheit. „Und warum nicht?" fragte der Gerichtsrath verwundert. „Weil ich ihn nicht beschimpfen und meiner Familie die Schmach anthun will, daß er in eine Criminaluntersnchnng hineingczerrt wird." — Die Augen des jungen Mannes blitzten vor Unwillen, er schien tief die Schmach zu empfinden, die ihm jetzt widerfuhr und hätte nicht der Beamte bereits ein unausrottbares Vorurtheil gefaßt, er würde den sittlichen Adel, der aus dem Gefangenen sprach, bewundert haben. „Sie wollen also nicht sagen, wer Sie wirklich sind?" „Nein!" war die entschlossene Antwort. „Bedenken Sie, daß Sic damit Alles thun, Ihre Lage zu ver schlimmern," und das dürre Gesicht des Gerichtsrathes nahm einen ziemlich wohlwollenden Ausdruck an. Der Angeklagte zuckte die Achseln. „Ich habe keine Wahl," sagte er finster, ohne nur einen Augenblick sich zu besinnen. „Sie weigern sich also, über ihre persönlichen Verhältnisse Aus kunft zu geben?" „Unter allen Umständen!" war die Antwort des jungen Mannes. „Und bedenken Sie nicht, daß es der Polizei dennoch leicht ist, Alles über Sie zu ermitteln und festzustellen,-was wir etwa noch zu wissen brauchen?" Einen Augenblick stutzte der Angeklagte, dann machte er eine ab weisende Bewegung mit seiner feinen, aristokratisch gesonnten Hand. „Ich hoffe nicht, daß Ihnen dies gelingen wird und von mir werden Sie nimmermehr irgend ein aufklärendes Wort erpressen." Wieder zeigte sich in seinem edlen, blassen Antlitz eine Entschlossenheit, die mit seiner großen Jugend im Widerspruch stand, denn der Gefangene konnte kaum zwanzig Jahre zählen. „Wie sollte Ihnen dies auch ge lingen," fuhr er fort und schien damit seine eigenen Bedenken beschwich tigen zu wollen. „Ich habe glücklicherweise keine Papiere bei mir, die über mich Aufschluß geben könnten und Sie brauchen sich weiter keine Mühe zu geben, es wird Alles vergeblich sein." Dieser Gedanke schien ihn ganz glücklich zu machen, denn ein triumphirendes Lächeln spielte um seine Lippen. Es war, wie der Angeklagte gesagt hatte. In seiner kleinen Tasche waren nur die nothdürftigsten Reisesachen gesunden worden; aber kein Brief oder irgend ein anderes Papier, das über den Fremden Auf schluß gab. Auch einen Paß hatte er nicht bei sich geführt. Seine Leibwäsche war zwar sehr fein und elegant, aber ungezeichnet; wenn er wirklich nicht Paul Pasko hieß, dann war nichts vorhanden, was auf die Spur feines eigentlichen Namens führen konnte und wie sollte sich der wohl ermitteln lasse»? — Das besondere Kennzeichen, der kleine Stern am Daumen feiner linken Hand, war doch nicht auffällig genug, daß eine Bekanntmachung desselben Menschen anregte, über den Gefangenen die nöthigen Aufschlüsse zu geben. Zwischen Ungarn und der österreichischen Regierung herrschte damals noch ein gespanntes Verhältniß, als daß ein Magyar über haupt nur eine Anzeige hätte lesen sollen, die von einer Wiener Be hörde ausging. Man beachtete gar nicht erst, was aus der Kaiser stadt kam und schon aus diesem Grunde stieße» von vornherein alle Nachforschungen nach dem wahren Namen des Angeklagten auf un überwindliche Schwierigkeiten. Der Gerichtsrath wnßte das eben so gut, wie der junge Ungar und wenn der Gefangene durch sein trotziges Schweigen seine Sache verschlimmern wollte, so war ihm vollends nicht zu helfen. Herr v. Stoller gewann damit nur die Ueberzengung, daß er wirklich den Räuber aus dem Bakonywalde vor sich habe, gleichviel ob er Paul Pasko heiße, oder nicht. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Ucber das verunglückte Künstler-Maskenfest in München. Dem „Baier. Cour." ist eine bei dem Feste verthcilte „Kneipzcitung" zngestellt worden. Eine darin enthaltende frevelnde Annonce, die durch die Katastrophe eine grelle Beleuchtung erhält, lautet also: „Zu den herannahenden Festtagen! Passendes Geschenk! Wir machen auf unsere höchst reichhaltige Sargkollcktion aufmerksam — vom einfachsten bis zum prunkvollsten aufstcigend, können wir jedem Geschmack dienen. — Für gleichzeitig sterbende Ehepaare haben wir zweischläfrige Särge zur Verfügung; sehr empfiehlt es sich, für größere Familien gleich per Dutzend oder Halbdutzend zu bestellen, da wir Rabatt gewähren, zudem unsere Särge verniöge ihrer geschmackvollen Ausstattung zu den reizendsten Salandekvrationen gehören!! Lichenhuhn, Sargfadrikant, Friedhofstraße." So bat man „mit Entsetzen Scherz" getrieben und es ist entsetzlicher Ernst daraus geworden! Die Sarganzeige sicht unmittelbar unter einer Einladung der von dem furchtbaren Brand- unglück beim Feste befallenen „b^bimn Ocnupuu^ ltulevn^u-linpapzi", in welcher diese zum Besuche ihres Ateliers einladet. * Im neuen Panorama zu Berlin spielte sich am Fastnachts dienstag eine freundliche Scene ab. Ein Paar Provinziaibewohner tauschten, vor dem großen Schlachtenbilde von St. Privat stehend, ihre Erlebnisse aus jener Schlacht aus, die sie als Gardeartilleristen mitgcmacht hatten. Ein Paar elegant gekleidete Herren, die in Be gleitung einer feinen Dame ebenfalls das Panorama besichtigten, ge- ricthen mit ihnen ins Gespräch und der eine von jenen beiden Herren gab einige sehr instruclive Erläuterungen über den Gang jener Schlacht zum Besten, während jene früheren Artilleristen ihm auch manches Interessante zu berichten schienen. Auf einmal trat ein Jäger zu dem einen Herrn mit der Meldung: „Majestät, der Wagen ist vorgesahren." Zu ihrer freudigen Ueberraschung hörten nun die Provinzler, daß sie dem Könige von Sachsen, der mit seiner Gemahlin und seinem Schwa ger, dem Erzherzog Carl Ludwig anwesend gewesen war, als Cicerone gedient hatten. Mit freundlichen Grüßen verabschiedeten sich die Herr schaften; Jene aber waren nachträglich nur um so stolzer auf ihre Unterredung. Ehrende Anerkennung. Herr Carl Freiherr von Spiegel-Desenberg, Königs. Erbschsnk des Fürstenthums Paderborn, schreibt der ArHrapotheke in Frankfurt n. M. — Bühue bei Borgentreich den 1. März 1881. — Seit 20 Jahren habe ich einen Husten, der mich besonders des Morgens sehr belästigte, indem Schleim im Kehlkopf festsaß, der erst nach angreifendem langen Husten, ost zum sticken, das Blut zur Nase heraus, lausend, sich nach und nach löste, und in einem Schleimfaden zusammenhängend bis zur Erde, abging. Die Stollwerk'schen und Hoffschen Brust-Mälz-Bonbons erleichtern sehr die raschere Lösung des Schleims, beseaigen aber den Husten nicht; ebensowenig Wie viele andere gebrauchte Mittel. Ich lieh nur nun vor 2 Monaten die von Ihnen angckündigten Katarrh-PMen kommen und nahm mehrere Tage lang täglich 3»,al 5 Stück davon; schon am 3ten Tage fühlte ich große Erleichterung, nach 8 Tagen war aber mein Husten völlig'ver schwunden, einzelnes Aufhusten ist Wohl wiedergekehrt, jedoch ohne jede Uabequem- Uchkeit, ich huste auf und speie aus. Ich habe den Rest meiner Pillen von den II Schachteln nicht wieder gebraucht. — Vor wenigen Tagen bekomme ich einen sehr heftigen Schnupfen, ganz appetitlos, matt in allen Knochen, Fieber und Schmerzen in der ganzen linken Gesichtsseite, Kopfschmerzen, grünen Schle.m aus der Nase, ich erinnere mich nicht, jemals in meinem langen Leben einen solchen starken unange nehmen Schnupfen gehabt zu haben. Jetzt griff ich wieder zu Ihren Pillen, nahm 48 Stunden lang jede 4 Stunden ohne Unterbrechung 5 Pillen; den 3<en Tag war mein Schnupfen mit allen Schmerzen und Unannehmlechkeiten gehoben. Alles wieder in normalem Zustand. Ein solches Resultat hat mich überrascht. Ihre wissenschaftlichen Forschungen sind nicht undankbar geblieben. Sie haben die leidenden Menschen zum Lanke ver pflichtet, deßhalb theile ich Ihnen dies mit; lassen Sie Jeden der zu Ihnen kommt, diesen meinen Bries lesen, mein Name und meine Stellung ist Bürge für die Wahr heit und sür das einzige Interesse, Ihre richtige Forschung zuin allgemeinen Wohle anzuerkennen Hochachtungsvoll zeichnet rc. Die von der Adler-Apotheke in Frankfurt a. M. dargestellten Voß'schen Kutarrh- Pillen, welche mit so überaus günstigem Erfolg bei acuten und chronischen Rachen-, Kehlkopf- und Lungenkatarrhen, Husten (Keuchhusten) Schn upfen re. angewendet werden, sind in Blechdosen s 75 Pfg. in Wilsdruff bei Herrn Apvth. II. Beutner erhältlich. Eingesandt. Das heranuahende Frühjahrswetter veranlaßt uns bereits heute auf ein Geschäft aufmerksam zu machen, was eigentlich schon vielfach in unserer Gegend renommirt und bekannt ist. Wir meinen das 8peeir»I - ko^enmüntel - 668vliüt't von ttvinliolck Uldrivdt in Drucken ans der Aurien8ti-u88v Xo. 24. Jetzt tritt die Witterung ein, wo unsere Damen daran denken müssen sich ein Kleidungsstück zu bieten, was gleichviel ob bei Son nenschein oder Regen immer bequem, kleidsam und prakiisch ist. Daß es für solchen Zweck nichts Besseres giebt als den Regenmantel, ist ja hinlänglich bekannt. — Benannte Firma beschäftigt sich seit nun mehr 9 Jahren fast nur mit der ausschließlichen Fabrikation von Regenmänteln, bietet immer die neuesten Schnitte und verwendet nur gute gediegene Stoffe. Jetzt kommen tagtäglich Dutzende von Neu heiten aus Arbeit und finden die Damen bei grundreeller Bedienung immer eine Auswahl von circa 3000 Mntoln für Erwachsene und Kinder. Selbstverständlich ist nebenbei die Auswahl in öntiuott», lvmliünxen, Livlill'8 und 0ynürmrnillvli8i»tzkvu dem Geschäfte vollkommen angemessen. v, ki. Für Familien und Lesecirkel, Bibliotheken, Hotels, «Lafös und Restaurationen. Abonnements-Preis vierteljährlich 6 Mark. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postaustalten. Expedition der Illnstrirten Zeitung in Leipzig. Redaction Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.