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nicht helfen, ich fühle mich „fortschrittlich" angehaucht; denn das sind Namen, die in der Geschichte der Opposition einen guten Klang haben. Ich habe keinen Grund zu verlangen, daß mir diese Herren ;reu»dtlch gesinnt sind; wir wollen den Verdacht vermeiden, daß die Steuer eine Strafe für unsere politische Gesinnung ist". Da ruft eine Stimme ans den Abgeordneten: „Schanilos!" und Bis marck antwortet: „Düs ist ein ganz unverschämter Ausdruck uud wer ihn gebraucht, dem sage ich, daß er selbst keine Scham besitzt." — Präsident Goßler: Der Ausdruck schamlos ist uuparlamentarisch, wenn er gefallen ist, ich habe es nicht recht gehört. Bismarck: Der Alls« bruck ist gefallen, der Betreffende wird sich nennen; so viel Muth seiner Mrmuug wird er haben, zumal da ja seine Nachbarn es gehört haben müssen. — Abgeordneter Strnve (Sezefsionist): Ich bin's gewesen. Präsident: Ich rufe Sie zur Ordnuug. Bismarck: Nun bin ich nicht mehr überrascht, von dem Nufer wunderts mich nicht. Struve: Da ich zur Ordnuug gerufen bin, warum nicht auch der Reichskanzler? — Der Präsident schweigt in Verlegenheit. Bismarck: Hätt' ich ge wußt, wer den Ausdruck schamlos gebrauchte, so hätte ich meine Er widerung zurückgehalten; der Herr Abg. Struve hat gewiß Scham (schämt sich). — Damit ist der Zwischenfall erledigt. Oberbürger meister v. Forckeubeck vertheidigt die Berliner Verwaltung, sie könne bei einem Etat von 74 Mill. Mark die Mielhsleuer (Ertrag 9'/? M.) nicht entbehren, die Reformen des Kanzlers würden der Stadt höchstens 4 Mill, einbringen; die Mahl- und Schlachtsteuer (deren Abschaffung Bismarck geradelt) tauge für Berlin nichts; die städtischen Stellenpläne würden durch die Reformen des Kanzlers gekreuzt; denn durch diese seien die Lebensmittel immer gestiegen. Die städtischen Steuerbeamten nahm er gegen den Vorwurf der Politischen Parteilichkeit entschieden in Schutz, auf deren Amtseid verwerfend; für 2t6 dieser Beamten sei es ein unbesoldetes Ehrenamt uud gerade diese Männer gehörten zu den conservativsten der Stadt. — Wie die „Magdcb. Ztg." erfährt, werden unverzüglich Mit glieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung zusam- mentreten, um zu berathen, was gegenüber den schweren Beschuldigungen, die im Reichstage Fürst Bismarck gegen die Stadtverwaltung von Berlin im Allgemeinen wie gegen bestimmte Beamtenkategorien im Besonder» gerichtet hat, zu geschehen habe. Es heißt, die Stadtver ordneten wollten dem Oberbürgermeister anzeigen, daß sie unter den obwaltenden Umständen die ihnen übertragenen Ehrenämter uieder- legen. Damit aber käme die Verwaltung der Stabt zum Stillstand und in völlige Verwirrung. Seit langer Zeit hat kein parlamenta rischer Zwischenfall die Gemüther jo erregt. Viele Konservative be- urtheilen die Dinge genau so wie die Liberalen. — Wenn es auch wohl kaum in der Absicht der Reichsregierung liegt, den Reichstag aufzulösen, so scheint man doch angesichts des ablaufenden Mandats der gegenwärtigen Reichstagsabgeordneten einen möglichst frühen Schluß des Reichstages zu wünschen, und deshalb die Session nicht über Gebühr sich ausdehnen zu lassen. Ueberdies muß der Reichstag, um auch nur die wichtigsten ihm vvrgelegten Ent würfe erledigen zu können, schon eine sehr angestrengte Thätigkeit ent wickeln, wenn die Session Ende Mai geschlossen werden soll. Die Vorlage wegen Einführung zweijährigen Budgets und vierjähriger Legislaturperioden ist nicht ganz aussichtslos. An der alljährlichen Berufung des Reichstages werden alle Parteien in demselben scsthalten; anders ist es mit der Aufstellung zweijähriger Budgets und der Einführung vierjähriger Legislaturperioden. Die Fortschrittspartei, die Sezessionisten und Nationalliberalen stehen dem Entwurf ablehnend gegenüber; den Ausschlag wird das Centrum geben, dessen Haltung dis jetzt noch nnbekannt ist und unter den augenblicklichen Verhältnissen, wie man dies auch bezweifeln oder bestreiten mag, unberechenbar er scheint. Es heißt, das Centrum sei der Vorlage günstig gestimmt uud die Annahme derselben daher wahrscheinlich zu erachten. — Graf zu Eulenburg ist von Sr. Majestät in einer Abschieds audienz empfangen worden. Der frühere Minister des Innern wurde äußerst huldvoll empfangen. Der Monarch hat ihm eine erledigte Domherrnstellc (in Brandenburg) verliehen, welche gegen 4000 Thlr. jährlich einträgt. — Wie Berliner Blätter melden, hat der Kaiser von dem Be gnadigungsrechte in der Strafsache wider den Arbeiter Wieleba, welcher wegen Ermordung der Botenfrau Westphal aus Dahlem vom Schwur gericht am 22. Januar zum Tode verurtheilt worden, und nachdem dieses Urtheil die Rechtskraft erlangt hat, keinen Gebrauch gemacht, so daß die Hinrichtung des Verbrechers bevorsteht. Aus Hull kommt die traurige Mittheilung, daß der Dampfer „Sultan", welcher von Hamburg am 3. d. M. nach Hull abgegangen Hchwarze Kleiderstoffe. Mir. 175, 250, 3 M., 3'/, M., 4 M., Elle 100, 140, 170, 200, 225 Pf. „ - .. Mir. 140, 175 Pf. keinvoüner Kips Nu, im W Mtr. 60, 90, 105, 130, 160 Pf. Elle 35, 50, 60, 75, 90 Pf. I-SL08 Li, Mtr. 115, Elle 65. Schwarze Kammgarnstoffe z. Paletots. »I Mtr. 625, E. 350 Pf. empfiehlt in best renommirten Fabrikaten Läuarä ^VsUnsr, Meitznerstraße. Als Confirmanden-Geschenke empfiehlt in den neuesten Mustern zu billigsten Preisen. Meitznerstratze. SvLnviäer. voller I, Dresden, (Pragerstr^ S1.) — Ueber so« Staarblinde glück ltch operirt. («Künstliche tztngen.) und 90 Auswanderer nach New-Uork, sowie 20 Mann Besatzung hatte, gesunken ist. Ueber die Rettung der Menschen sind bisher nur Hoffnungen ausgesprochen, aber ein bestimmter Nachweis des Ver bleibs ist nicht geführt worden. Die Katastrophe von Casamiccivla auf derJusel Jschick stellt sich immer fürchterlicher heraus. Von 500 Steinhäusern wurden 200 zertrümmert, und die übrigen sind ganz unbewohnbar. Alle Einwohner sind auf das offene Feld geflüchtet. Lebensmittel fehlen, uud es mußte aus Neapel Brot requirirt werden. Der Schaden ist unberechenbar. Die Baulichkeiten der Thermen sind fast alle eingestürzt. Bisher wur den 102 Tvdte ausgegraben. Zu all deu Uevelu, an denen das osmanische Reich zur Zeit krankt - scheint jetzt auch noch die Pest kommen zu solle», um das Maß voll zu macheu. Die Pforte hat, wie aus Koustautiuopel tele- graphirt wird, auf den Antrag des internationalen Gcfuudheits- rathes gestern angeorduet, daß die von der Pest heimgesuchteu Distrikte in Kleinasien durch eine» doppelte» Kordon eiugeschlossen werden sollen; ein Kordon ist um jede Ortschaft zu ziehen, in welcher Pest fälle vorgekvmmen sind; ein zweiter Kordon soll de» ganzen Distrikt umschließen, zu welchem die von der Pest iusizirte Ortschaft gehört. Die von ver Pest heimgesuchten Ortschaften sollen niedergebrannt wer den. In Nedjeff sind vom 28. Febr. bis zum 2. März 18 Personen, in Djagra in der Zeit vom 15. bis 28. Febr. 30 Personen an der Pest gestorben. Vaterländisches. Wilsdruff, 10. März. Der am Abend des 8. Dec. v.I. nach vorsätzlicher Jubrandsteckung einer dem hiesige» Sladtgutspachter Mühlig-Hofmann gehörigen Strohfeime hier zur Haft gebrachte, mehr fach bestrafte Schuhmachergejelle Ernst Adolf Seltmann aus Eiben stock, ist gestern vom Königs. Schwurgericht zu Dresden zu 3 Jahren 6 Monale» Zuchthaus, 8 Jahren Ehrenrcchtsverlust und Stellung nnter Polizeiaufsicht verurtheilt worden. — In der 2. Morgenstunde des 8. d. M. brannte von dem im Triebischthale gelegenen, dem Mühlenbesitzer Herrmann in Blankenstein gehörigen Gehöfte das Scheunen- nebst dem darin eingebauten Stall gebäude vollständig nieder; trotz der für die nebenstehenden Gebäude des Gehöftes vorhandenen Gefahr gelang es, das Feuer auf seinen Heerd zu beschränken. Die Entstehungsursache des vermuthlich auf den Bodeurämnen des Gebäudes ausgebrochenen Brandes ist unbekannt. — Dem Professor Gustav Richter in Tharandt ist das Ritter kreuz I. Ciasse des Albrechtsordens verliehen worden. — Auf dein Wege von Röderau nach Riesa wurde am Freitag Abend ein Mann, angeblich Rothe mit Namen: und aus einem Dorfe bei Burgstädt gebürtig, von 2 Strolchen angefallen und seiner Bnar- schaft, die 2000 Mk. betragen haben soll, beraubt. Trotz der ihm beigebrachten Verletzungen vermochte er noch bis Riesa zu gehell. — Nach den diesjährigen Anmeldungen zur Ausnahme in säch sische Lehrerseminare kann, wie das „Leipz. Tgbl." schreibt, von einem Andrange zum Lehrerberufe, wie derfclbe in den letzten Jahren stattgefunden hat, wohl nicht mehr die Rede sein, denn fast durch gängig hat sich die Zahl der Angemcldeten vermindert. Während z. B. ini Jahre 1878 im Seminar zu Plauen sich 79 junge Leute eiugefuuden, hatten sich zu der im vergangenen Monat abgehaltenen diesjährigen Prüfung nur 29 angemeldet. Ebenso wird aus Annaberg berichtet, daß die Anmeldungen bis jetzt noch nicht die Hälfte derje nigen vom vorigen Jahre erreicht haben. — Ani Nossener Seminar beträgt die Zahl der Anmeldungen für die in nächster Zeit bevorstehenden Aufnahmeprüfungen 24, gegen- über 76 und 98 in den beiden Vorjahren. Kircheuuachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntage Remin. Vormittags predigt Herr l'. l)r. Wahl. Briefkasten. Dem Einsender des Inserates „die untere Töpfergasse betr." diene zur Antwort, daß wir anonyme Zuseudunge» grundsätzlich nicht be rücksichtigen, selbst wenn der Inhalt des Inserates ungefährlich erscheint. Die Mark in Briefmarken liegt zur Abholung bereit. Die Red. E i ii g e s a n d t. Die größte Auswahl von grünen Cassce's, 38 Sorten, das Pfund von 85 Pfg. an, gerösteten Daffee'S, 15 Sorten, das Pfund von 100 Pfg. an, befindet sich stets in der Eaffeehandlnng von 3odunuv8 I)oi-8elirm, Vlvsckeu, Freibergerplatz 25. Confirmanden Anzüge in großer Auswahl, knilbenilnrüM kür Mes Mer in allen beliebigen Stoffen, zu Herren«A'njügen empfiehlt billigst Koch- und Spcisebutter, 92 Pfge. das Pfd., im Ganzen billiger bei 3obanv«8 Vorsebav, Dresden, Freiberger Platz 25, Ein TWcrgthisisc und zwei Mtliugc werden unter ganz günstiger Bedingung angenommen in der RothSmühle. Bei dem Tode und am Begräbuißtage unserer in der Blüthe ihres Lebens Heimgegangenen Tochter Linn» Nadereebt sind uns so viele Beweise herzlichster Theilnahme, namentlich durch reichen Blumen schmuck, durch freiwilliges Tragen seitens ihrer Jugendgenossen und durch ehrendes Grabgeleit, sowie durch trostreiche Worte des Herrn Pastor Vldrivbt und erhebende Trostgesänge gezollt worden, daß es uns drängt, darfür hierdurch unsern herzlichsten Dank auszusprechen. Grumbach, den 5. März 1881. Die trauernde Familie