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Wochenblatt für für Ersche nr wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitags AbonncmentSpreis vierteljährlich I Wark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannabuie Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementßpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. LM Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt für die König!. Amtshallptmonnschast zn Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Einundvierzigster Jahrgang. Rr. 3l. . DiiuStlig, den I9. April lM. Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfourage betr. Die Königliche Kreishauptmanuschaft Dresden hat die Durchschnittspreise für Marschfonrage in dem Hauptmarktorte des hiesigen Bezirks, der Stadt Meißen, auf den Monat Februar dieses Jahres solgendermaßen festgestellt: 7 Mark 41 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 38 - . 50 - Heu, 2 - 16 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 14. AM 1881. v. Bofse. Der Schlosser Carl Gustav August Auobu aus Kleinzschocher, zuletzt in Wilsdruff aufhältlich gewesen, wird beschuldigt, — als Ersatzreservist erster Classe ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, — Uebertretung gegen tz 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuches. Derselbe wird auf den ltS. Juni 1881 Vormittags S Uhr vor das Königliche Schöffengericht zu Wilsdruff zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach Z 472 der Strafproceßordnung von dem Königlichen Bezirks« Conimaudo zu Leipzig ausgestellten Erklärung verurtheilt werden. Wilsdruff, den 28. Mürz 1881. Der Königliche Amtsanwalt. Friedrich, Nfdr. Die über den Tischlergehülfen Heinrich August Sommer aus Weistropp eingeleitete Abwesenheitsvormundschaft wird wieder aufgehoben. Königl. Amtsgericht Wilsdruff, >g. E. —Ur. Gangloff«Busch. Aus dem Geschäftsleben. Das Geschäftsleben hat allmählich eine Gestaltung angenommen, Welche es uns Deutschen recht nahe legt, alle Kräfte aufzubieten, um im Wettkampf der Nationen, wenn nicht vorwärts zu kommen, so doch unsern Platz zu behaupten. Wir Deutschen haben in wirthschaftlicher Beziehung zum Theil mit so viel ungünstigen Umständen zu kämpfen, daß wir um so ernsthafter diejenigen Seiten unseres Geschäftslebens ins Auge fassen sollten, bei welchen eine Aenderung in unserer Macht steht. Namentlich auf unsere Nachbarn jenseits des Kanals sollten wir in dieser Hinsicht recht ausmerksam achten, ihr Beispiel uns in allen Stücken zu Nutze machen, in welchen sie uns überlegen sind, und dem alten Schlendrian, der sich von lieb gewordenen Gewohnheiten nicht leicht trennen kann, ohne Weiteres den Abschied geben, lieber die Vorzüge, welche der Engländer im Geschäftsleben vor uns Deut schen hat, ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Wir wollen nur an einige Punkte erinnern, weil sie grundlegend für das sind, was dem Engländer in technischer Hinsicht den Vorzug vor dem Deutschen giebt. Wir überlassen dem geneigten Leser, sich aus seinen eigenen Beobach tungen die Beispiele zu unseren Behauptungen zu suchen; in Verlegen heit würde er nicht kommen. Das Erste, was wir einem Theil unserer Geschäftsleute vorwerfen, — es giebt ja sehr viele andere, welche uns ebenso gut Vorbild sein können, wie die Engländer — ist, daß er das Geschäftsleben überhaupt noch viel zu gemüthlich ansieht und seine Arbeiten mit einer Behag lichkeit betreibt, als lebten wir noch in der schönen Zeit der Post kutschen. Daß Zeit Geld ist und daß Derjenige, welcher während der Geschäftsstunde« Zeit unnütz verbringt, einen Act der Verschwendung begeht, das will nur den Wenigsten einleuchten unter Denen, welche noch ganz unmerklich in den Ueberlieferungen einer längst abgestorbenen Zeit stecken. Daraus entstehen zwei Krebsschäden unseres Geschäfts lebens: die unnützen oder über Gebühr ausgedehnten Befnche bei Ge schäftsleuten während der Arbeitsstunden, und der Besuch derWirths- häuser am Tage. Wer einen Geschäftsmann, welcher darauf ange wiesen ist, selbst mit thätig zu sein, während der Geschäftsstuuden länger als unbedingt nöthig ist mit seinem Gespräch in Anspruch nimmt, ihn mit außergeschäftlichen Dingen behelligt, der begeht eine große Rücksichtslosigkeit. Ein Geschäftsmann kann ungemein viel ar beiten, weit mehr als gemeinhin angenommen wird, das sieht man an manchem, der ohne Schwierigkeiten zahlreiche Aufgaben erledigt, so daß man sich wundert, woher er seine Zeit nimmt; aber es gehört dazu die genaue Eintheilung der zur Verfügung stehenden Zeit und die gewissenhafte Ausnutzung jeder Minute; ist erst die Eintheilung umgestvßen, so ist es kaum möglich, das Versäumte uachzuholen. Damit steht im Zusammenhänge der Besuch der Wirthshäuser bei Tage, zu welchem namentlich kleinere Geschäftsleute sich gern ver leiten lassen. Die Engländer, welche sich nicht einmal zum Mittag essen Zeit lassen, sondern in einem Zuge vom Morgen bis Nach mittag durcharbeiten, wissen recht gut, was sie thun. Wer einmal die Arbeit unterbrochen hat, braucht immer eine gewisse Zeit, um sie in dem allen Tempo wieder aufnehmen zu können, daher ist jede Pause m der Arbeit ein Verlust. Wo aber eine so lange und willkürliche Pause in der Arbeit gemacht wird, wie sie ein Wirthshausbesnch mit sich bringt, da ist der Verlust kaum zu berechnen. Nicht nur die Zeltversäumniß an sich, nicht die Geldausgaben im Wirthshaus, noch viel mehr die Unlust,, mit welcher nach der gemüthlichen Stunde die Arbeit daselbst meist wieder ausgenommen wird, kommen in Betracht. Wer erst ein paarmal von der Arbeit weg ins Wirthshaus gegangen ist, dem wirds leicht zur Gewohnheit, die er nicht mehr lassen kann; er braucht Stärkung, er muß Kundschaft aufsuchen — als ob die Kunden etwas tauchten, die man im Wirthshaus findet! — und was dergleichen Ausreden mehr sind. Damit stirbt aber das Interesse für das eigene Geschäft allmählig ab, die Geschäftsthätigkeit wird beein trächtigt durch die Gedanken au die Wirthshausgesellschaft, — wenn nicht der Wirthshansbesuch noch viel schlimmere Früchte zeitigt. Einen eigcnthümlichen Eindruck macht es immer, wenn solche Wirthschaftsbe- sncher das Klagelied von den schlechten Zeiten anstimmen. Wer macht denn die schlechten Zeiten? — Ein Weiteres, was vielen unserer Geschäftsleuten fehlt, ist die Kunst, richtig zu disponiren. Die Geschicklichkeit, über Geldmittel, Arbeitskräfte, Zeit in der besten Weise zu verfügen, Alles an der ge hörigen Stelle und möglichst zweckentsprechend zu verwenden, ist bei uns lange nicht so ausgebildet, als man wünschen möchte. An zweiter Stelle ist der Deutsche erfahrungsmäßig allen anderen Nationen über legen, in der Leitung der Geschäfte wird er vielfach von Anderen über troffen. Wir können tagtäglich sehen, wie Leute, welche iu zweiter Stelle sich ganz vorzüglich bewährt haben, die Selbstständigkeit nicht vertragen können und zu Grunde gehen. Die Kunst, ein Geschäft zu leiten, läßt sich freilich nicht theoretisch erlernen, aber sie wird erheb lich erleichtert durch Festigkeit des Charakters und Klarheit und Be stimmtheit des ganzen Wesens, und ihr sollte namentlich die jüngere Geschäftswelt viel eifriger nachstreben als bisher. (Hildbgh. Dztg.) Tagesgeschichle. Das Exekutivkomitee der nihilistischen Partei in Rußland hat an den Kaiser Alexander III. eine vom 22. März datirte Proklama tion erlassen, in der es heißt: „Glauben Sie, sobald die höchste Ge walt nicht willkürlich handelt, sobald sie nur daran denkt, die Forde rungen des Gewissens und der Erkenntniß des Volkes zu erfüllen, so können Sie dreist Ihre die Regierung schädigenden Spione verjagen, Ihre Bedeckung entlassen und die Galgen verbrennen. Freiwillig giebt das Exekutivkomitee seine Thätigkeit auf, und die um dasselbe ver sammelten Kräfte gehen auseinander, nm sich der Kulturarbeit zu widmen zum Wohl des angestammten Volkes. Der friedliche Kampf der Ideen wird die Gewaltthaten ablöjen, welche uns vielmehr zu wider sind, als Ihren Dienern, die nur ein Erzeugniß der traurigen Nothwendigkeit waren. Wir wenden »ns an Sie, Majestät, jedes Vorurtheil bei Seite werfend, jedes Mißtrauen ansrottend, welches die Jahrhunderte dauernde Mißregierung geschaffen, Wir vergessen, daß sie der Vertreter einer Gewalt sind, die das Volk so oft betrogen, ihm so viel Böses gethan, mir wenden uns an Sie und hoffen, daß das Gefühl persönlicher Erbitterung in Ihnen nicbt die Erkenntniß Ihrer Pflichte», nicht den Wunsch nach Wahrheit ersticken wird. Die Erbitterung ist ja auf unserer Seite ebenso groß: Sie haben den Vater, wir haben nicht nur Väter, wir haben auch Brüder, Weiber, Kinder, Freunde und Eigenthum verloren! wir sind bereit, jedes per sönliche Gefühl zu ersticken, wenn es sich um das Wohl Rußlands handelt! Dasselbe erwarten wir von Ihnen. Wir stellen keine Be dingungen; die Bedingungen, welche nothwendig sind, um die revo lutionäre Bewegung durch friedliche Arbeit zu ersetzen, schuf die Ge-