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große Heringsfang an. Phosphorescirende Lichter zittern und tanzen auf den Fluchen. „Seht da die Blitze des Herings!" das ist das geheiligte Signal, welches von Boot zu Boot ertönt. Aus der Tiefe steigt an die Oberfläche eine lebendige Welt, die der Wanne, der Be gierde und dem Lichte folgt. Das bleicht und sanfte Licht des Mon des ermuthigt das furchtsame Volk. Sie steigen und steigen alle zu sammen, nicht einer bleibt zurück. Die Geselligkeit ist das Gesetz die ses Geschlechts; man sieht sie stets beisammen. Beisammen leben sie in der dunklen Tiefe; beisammen kommen sie im Frühlinge, um ihr geringes Antheil an dem allgemeinen Glück in Empfang zu nehmen, den Tag zu sehen, zu gemeßen und zu sterben. Sie sind niemals nahe genug bei einander; sie schwimmen in kompakten Bänken. „Es ist," sagen die Flammländer, „als ob sie unsere Dünen in Bewegung setzten." Zwischen Schottland, Holland und Norwegen scheint eine gewaltige Insel sich aus dem Meere erhoben zu haben. Ein Arm derselben erstreckt sich nach Westen, dringt in den Sund und ersüllt den vorderen Theil des baltischen Meeres. In manchen engen Fahr wassern kann man nicht mehr rudern; das Meer ist eine feste Masse. Millionen uud aber Millionen, Milliarden und aber Milliarden! Wer vermäße sich, die Zahl dieser Legionen anzugeben? Man er zählt, daß vor Zeiten ein Fischer in der Nähe von Havre eines Morgens 800,OM in seinen Netzen fand. In einem schottischen Hasen sing man 11,OM Fässer voll in einer einzigen Stacht. Sie kommen ein blindes Element und keine Zerstörung entmuthigt sie. Menschen, Fsiche, Alles fällt über sie her; sie schwimmen weiter und scheinen nicht davon berührt zu werden. Je mehr man tödtet, desto mehr vrrvielsältigen sie sich. Das Meer würde von ihnen erfüllt werden, wenn dieser Ungeheuern Produktionskraft keine Schranken gesetzt mären. Man bedenke, daß ein einziger Hering vierzig-, fünfzig- bis sechzigtausend Eier hat! Wenn der gewaltsame Tod hier nicht Einspruch erhöbe, würden sie in wenigen Generationen, da sich jeder im Durchschnitt um fünftau send vermehrt und jeder dieser fünftausend um ebensoviel, den Ocean zu einer festen Masse machen oder ihn verpesten und aus der Erde eine Wüste schaffen. Das Leben fordert hier gebieterisch die uimm- gängliche Hilse seines Bruders, des Todes. Sie liefern sich eine un geheure Schlacht, die im Grunde, wie Alles, eine unendliche Har monie ist. In der großen allgemeinen Jagd, die auf dieses unglückliche Ge schlecht gemacht wird, sind es die Riesen des Meeres, die das Amt der Treiber übernehmen. Der Hai und die Cctaceen verachten dieses Wildpret nicht; sie folgen ihm, stürzen sich in die lebendigen Bänke, verschlingen mit ihren ungeheuren Rachen ganze Tonnen der unend lichen Bente, die sich dadurch nicht verringert und den Küsten zuflieht; dort wartet ihrer eine viel gründlichere Zerstörung. Zuerst sind es die Kleinen der Kleinen, welche die Milch des Herings verschlingen, auf Kosten der Zukunft leben. Für die gegenwärtige Generation Hal die Natur ein gefräßiges Geschlecht in Bereitschaft, das nut seinen stieren Augen wenig sieht, aber desto besser zu fressen versteht, bei nahe nur Magen ist: das Geschlecht der Schellfische. Es füllt sich mit Heringen und wird dick und fett dabei, so sehr, baß die Gefahr der Meere, das Uebermaß der Fruchtbarkeit, hier noch in einem viel großartigeren Maßstabe sich wiederholt. Der Stockfisch ist noch ein ganz anderer Producent; er hat bis nenn Millionen Eier! Ein Stock fisch von sünszig Pfund hat fünfzehn Pfund Eier bei sich, den dritten Theil seines Gewichts! Das ist der Feind, von dem der Welt Gefahr droht. Zu Hilfe! Schicken wir gegen ihn unsere Flotien aus! Eng land allein sendet ihm zwanzig- bis dreißigtausend Fischer entgegen. Wie viel außerdem Amerika, Frankreich, Holland? Der Stockfisch hat für sich allein Kolonien gegründet, Städte erbaut. Seine Zuberei tung ist eine Kunst. Und diese Kunst hat eine eigne Sprache, eine ganze Technologie, mit der nur die Fischer des Stockfisches vertraut sind. Aber was kann der Mensch Großes thun! Die Natur weiß, daß unsere armseligen Anstrengungen, unsere Flotten, unsere Fischereien Nichts für ihre Zwecke vermöchten, daß der Stockfisch den Menschen besiegen würde. Sie vertraut sich ihm nicht an. Sie ruft andere und weit energischere Kräfte zu Hilfe. Aus der Tiefe der Flüsse ans Meer kommt einer der thätigstcn, der enischlossensten Fresser, der Stör. Er steigt in die Flüsse, um dem Werk der Paarung obzuliegen, er kommt mager und hungrig wieder heraus. Da findet er denn den von tausend verschlungenen Heringen gemästeten Stockfisch. Er braucht uur zu schlingen. Aber dieser wackere Schlinger ist, obgleich in ge ringem Grade, doch noch immer fruchtbar; er hat 150,000 Eier. Ein Stör von 14M Pfund hat 1M Pfund Milch oder 450 Pfund Eier. Die Gefahr ist augenscheinlich. Der Hering drohte mit seiner ent setzlichen Fruchtbarkeit; der Stockfisch drohte; der Stör droht nicht minder. Die Natur mußte einen obersten Schlinger erfinden, einen treff lichen Konjumenten und unbedeutenden Prvüuceuteu, ein hilfreiches, schreckliches Ungeheuer, das diese unbesiegliche Ftnth der Fruchlbaik.it absorbirt, das jede Gattung gleicherweise, die Todten, die Lebenden, ja Alles, was ihm in den Wurf kommt, verschlingt. Dieser patentirte Fresser der Natur ist der Hai. Aber diese furchtbaren Zerstörer sind von vornherein besiegt. Wie groß auch ihre Frcßwuth ist, sie prodnciren wenig. Der Stör, sahen wir, ist weniger fruchtbar als der Stockstich, und der Hai ist un fruchtbar im Vergleich mit jeder anderen Fischgattung. Er wälzt sich nicht wie jene in ungeheuren Strömen durch das Meer. Einzeln lebend bildet er in seinem Schooße den jungen Hai, seinen Majorats- erben, der vom Augenblick der Geburt an ein Zerstörer ist. In seinen furchtbaren Tiefen kann das Meer der Zerstörer, welche es selbst erzeugt, lachen. Sein vorzüglichster Reichthum spottet der Wuth jener verschlingenden Wesen, ist ihrem Angriff unerreichbar. Ich spreche von der unendlichen Welt lebendiger Atome, mikroskopischer Wesen — j-nem wahren Abgrund von Leben, welches sich in seinem Schooße regt. — Man behauptet, daß mit dem Sonnenlicht das Leben aufhören, und dennoch ist die Fluth in ihrer tiefsten Tiefe mit Infu sorien und mikroskopischen Würmern erfüllt. Unzählige Mollusken, Krabben, leuchtende Seeanemonen, goldige Cyklostamen — Alles lebt und regt sich dort. Hier Hansen die leuch tenden Animalküleu, die, für Augenblicke an die Oberfläche gezogen, dort in feurigen Schlangen, in funkelnden Guirlanden erscheinen. Das Meer in seiner klaren Tiefe muß von ihnen hier und da erhellt sein. Das Meer selbst hat einen gewissen Glanz ein eigenthümliches Leuchten, das man an seinen Fischen, den lebenden, wie den todten, bemerkt. Es hat sein eigenes Licht, seinen Himmel, seinen Mond und seine Sterne. Jeder kann in unsern Salinen sich einen Begriff von der Frucht barkeit des Meeres machen. Das Wasser, das man dort koncentrirt, läßt einen Niederschlag, der aus Nichts als aus Infusorien besteht. Redaktion, Druck und Lerlag Alte Schiffer erzählen, daß sie auf ihren Reisen meilenlang durch le bendes Wasser gefahren sind. Im Golf von Bengalen fuhr der Ka pitän Kigmann dreißig Meilen durch einen ungeheuren weißen Flecken, der dem Meere das Aussehen eines Schneefeldes gab. Am Himmel keine Wolke; dennoch sah derselbe im Gegensatz zu dem glänzenden Meere bleigrau ans. Nahe besehen war dieses weiße Wasser ein Gal lert und unter der Lupe eine Masse von Animalküleu, die wenn sie sich bewegten, ganz eigenthümliche Lichterscheinungen bewirkten. Ebenso erzählt Pöron, daß er zwanzig Meilen durch eine Art von grauem Staub fuhr. Unter dem Mikroskop war es nichts als eine Schicht Eier unbekannter Art, die auf diese ungeheure Strecke das Wasser vollständig bedeckten. An den Küsten von Grönland, wo man annehmen sollte, daß alles Leben erstarrt sei, ist das Meer außerordentlich bevölkert. Man fährt dort Hunderte von Meilen durch ein Wasser, dessen braune Farbe von einer mikroskopischen Meduse herrührt. Jeder Kubikfuß dieses Wassers enthält eine Million solcher Thierchen. Diese nährenden Wasser sind angefüllt mit allen möglichen Arten von Atomen, die dem Fische die herrlichste Nahrung gewähren. Er öffnet den Mund und schlürft sie ein — ein Säugling an der Brust der Allmutter. Weiß er, daß er verschlingt? Wohl kaum. Die mikroskopische Nahrung ist seine Milch. Die furchtbare Geißel der Welt, der Hunger, existirt nur für die Erde; das Meer weiß nichts davon. Ohne Anstrengnug, ohne Nahrungssorgen muß das Leben dieser Geschöpfe dahingehen wie ein Traum. Was soll es mit seiner überflüssigen Kraft? Sie kommt ganz der Gattung zu Gute. — (D. Lesehalle.) Entgegnung. Mit dem Verfasser der i» Nr. 32 enthaltenen Erwiderung darin übereinstimmend, kein Freund von polemischen Streitigkeiten in öffentlichen Blättern zu sein, sieht sich der Verfasser des in Nr. 29 enthaltenen „Eingesandt" doch zu einer kurzen Entgeg nung genöthigt. Zunächst erscheinen gegenüber meinen Darlegungen über die neueren Bestrebungen der conservativen Partei die in jener Erwiderung enthaltenen Bemerkungen über den heutigen ConservatismuS ziemlich naiv, da ich nicht im Geringsten ungedeutet hatte, daß der heutige Confirvaüsmus ein Gegner des Cvnstitutionalismus und Les mo dernen Staates sei. Ganz dasselbe Gefühl überkam mich bei der Stelle jener Erwiderung, wo die Gründung eines eonservativen Vereins als „ein zündender Funke echt deutschen Geistes" bezeichnet wurde, ebenso wie bei der Stelle: „Treue dem Staate und Liebs dem. Volke", als ob man nicht auch bei anderen politischen Parteien dieser Tendenz huldigte. Ebenso erscheint es mir wenig richtig, wenn der Versasser jener Erwider ung mit meinen Klagen über die enorm gestiegenen directen und indirekten Steuern übereinstimmt und noch in demselben Satze erklärt, daß er fest entschlossen ist für die neuesten Steuerreformprojectc Bismarks zu playdiren und für Beschaffung indi- recter Steuern zu wirken, wenn dadurch eine Entlastung der Gemeinden und des einzelnen Individuums erzielt wird. Hierbei kann ich nicht umhin auch den in Nr. 32 enthaltenen Artikel „Die Steuerpiäne des Reichskanzlers" mit zu berühren, da dieser Artikel vielleicht mit dem neubegründeten conservativen Verein in einigem Zusammenhangs steht, ja viel leicht durch die Vermittlung des Verfassers jener Erwiderung der geschätzten Redac tion d. Bl. zum Abdruck übergeben wurde. *) So unentbehrlich für den heutigen Staat und seine großen Anforderungen an den Geldbeutel feiner Angehörigen indirecte Steuern sind, so darf man doch auch nicht verkennen, daß die meisten indirekten Steuern insofern große Härten in sich tragen, als sie, besonders soweit sie aus unentbehrliche Bedürfnisse auch des Unbe mittelten gelegt sind, abweichend von dem System unserer directen Steuern, den Unbemittelten, die Leute mit dem spärlichsten Verdienste ebenso tresscn, als die mit irdischen Gütern mehr gesegneten Menschen. Wenn man daher erwägt, welche ungeheure Summe neuer Steuern und meist nur derartiger indirekter Steuern erforderlich sein würde, nm die Gemeinden und den Einzelnen von den Ausgaben für die Schule und das Armenwesen zu besreien, so begreift man leicht den Widerspruch, den die liberalen Parteien den SteuerpläneN des Reichskanzlers entgegensetzen, um so mehr, als sie doch immerhin auf eiste Mehr belastung des Volkes hinauslausc», und um so mehr, als die Erfahrung lehrt, daß je mehr die Staatseinnahmen sich steigerten, je mehr auch die Anforderungen an den Staatssäckel für militärische Zwecke, Luxusbauten u.s.w wuchsen. Ich erinnere in dieser Beziehung nur an die Summen, welche speciell in Sachsen die Kasernen bauten, das neue Hostheater und die meisten anderen staatlichen Neubauten ver schlungen haben. Angenommen nun auch, die Herren Gründer des hiesigen conservativen Vereins hätten die Absicht, in diesem Vereine eine Tendenz zu verfolgen, wie sie in dem ersten Referate entwickelt war, würden sie doch in einem Vereine, dem auch weiter rechts stehende Lonservative angehörcn, und bei dem Einflüsse, den die Führer der conservativen Partei auf die bestehenden conservativen Verein überall ausüben, gar nicht im Stande sein, die beabsichtigte Tendenz einzuhalten, und dürste mir die Zu kunft Gelegenheit bieten zu Vergleichen zwischen dem bei Begründung des hiesigen conservativen Vereins entwickelten Programm und der Thätigkeit dieses Vereins. *) Hierin haben Sic sich geirrt, geehrter Herr Einsender, der betreffende Artikel ist von uns frei gewählt worden und stammt jedenfalls aus einer liberalen Feder, wenigstens haben wir solchen einem ganz unabhängigen freisinnigen Blatte entnommen. Die Redactivn. O Schaffhausen. Als ich vor 2 Jahren den Apothekern Dentjchlands die von mir aus ärztliche Vorschrift dargestellteu Schwei- zerpillen zum Verkauf anbvt, waren es anfänglich nnr wenige, welche sich zur Führung dieses neuen Heilmittels bereit erklärten. Die Meisten verhielten sich jedoch ablehnend und wollten erst warten, welche Auf nahme die Schweizerpillen bei den Aerzten und dem Publikum fänden. Wenn auch dieser Umstand nicht gerade crmuthigend sür mich war, so hatte ich andererseits, gestützt auf die mir zur Seite stehenden Aerzte und die ausgezeichnete Wirkung der Schweizerpillen, genug Selbstvertrauen, daß ich mir sagte, die Pille wird sich zwar langsam aber desto sicherer Bahn brechen. Und so ist cs gewesen. Langsam entwickelte sich die Nachfrage, aber fortwährend stieg der^Absatz und heute führe« 700 deutsche Apo theken die R>ch. Brandl's Schweizerpillen und viele Tausende, welche denselben Genesung verdanken, Helsen den Kreis der Freunde dieses wirklichen Heilmittels vergrößern. Es giebt viele Mittel, welche, wie sie gekommen, auch wieder gegangen sind, aber wo sich die Schweizer pillen einmal Eingang verschafften, haben sie sich danernd zu erhalten gemußt. Bei Verstopfung, mangelhafter Verdauung, Blähungen ver- bnnden mit Kopfweh, Schmerzen im Unterleib, der Brust, dem Rücken, saurem Ausstößen, Trägheit und Müdigkeit der Glieder, Schwindel, nnrcines Blut, Gicht und Rheumatismus, Hämorrhoidalbefchwerden, Athembeklemmnngen, entstellende Hautkrankheiten, Geschwüren, offenen Wunden, Herzklopfen rc. haben sich die Schweizerpillen durch ihre blutreinigeude und die Thätigkeit des Magens und des Darmkanals fördernden Wirkung ausgezeichnet und sind dieselben besonders hyste rischen und nervösen Franen als schmerzloses, angenehm wirkendes Heilmittel zn empfehlen. Meine Schweizerpillen werden nur in Blech dosen, enchaltend 50 Pillen sür 1 Mark und kleinen Probeschächtelchen 15 Pillen sür 35 Pfg. verkauft und sind dieselben in Wilsdruff bei Herrn Apotheker Leutner erhältlich. Man achte genau darauf, daß die Schachteln eine rothe Etiquette mit weißem Schweizerkrcuz und einen Namenszug tragen. Ueberdies stelle ich Jedermann frei von den ärztlichen Gutachten einer Reihe angesehener Mediziner, welche bei obengenannter Apotheke erhältlich sind, vorher Einsicht zu nehmen. R. Brandt, Apotheker, Schaffhausen (Schweiz). von H. A. Bcr^r in WilSdruff.