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dem Kehricht Rattengift (Arsenik) gerathcn, von dessen Vorhandensein der, der die Sachen gab, nichts wußte. lieber haarsträubende Zustände im Findelhaus zu Baku in Rußland wird dem Berl. Tgbl. berichtet: Die Kinder, von denen keines älter als 2 Jahre wird, sterben meist an Hunger, weil die Stadt keine Mittel hergicbt. Im letzten Jahre seien von 70 in das Findelhaus ge brachten Kindern 42 erblindet; glücklicherweise starben vie armen Wesen, und die Uebrigen folgten ihnen. Bei einem Brande in einem großen Kaufhaus in der Nosenstraße zu Berlin verunglückten drei Feuerwehrleute durch den Einsturz einer Holzlreppe. Die Verletzung des einen ist erheblich. Das Schwurgericht zu Nizza verurtheilte einen ge wissen Vidal, der zwei Frauen ermordete und drei zu er morden versuchte, zum Tode. Der Mörder erklärte, Haß gegen das andere Geschlecht hätten ihn unwiderstehlich zu den Blutthaten getrieben. Der gestohlene Neubau. Daß ein Neubau ge stohlen wird, dürfte trotz Ben Akiba etwas Neues sein. Der Fall hat sich jetzt in Steinbruch bei Wattenbach in der Nähe von Kassel creiznet. Als der Besitzer eines isolirt stehendes Hauses nach längerer Abwesenden eintraf, um die Räume zu besichtigen, fand er das Haus nicht mehr vor. Es war wirklich gestohlen, bis auf den Grund abgebrochen — vom Erdboden verschwunden. Der mehrere Stunden entfernt wohnende Verwalter des Hauses konnte dem auf so peinliche Weise überraschten Eigenthümer als einziges Uebcrbleibsel des ehemaligen Besitzes nur dic Schlüssel überreichen. Die gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. „Wegen Geographie" aus dem Leben geschieden ist in Warschau die 16jährige Schülerin einer höheren Bildungsanstalt, das Edelfräulein M. N. Sie jagte sich eine Revolvcrkugel in den Kopf und war jofvrt eine Leiche. Auf dem Tische ihres Zimmers fand man einen Zettel, auf dem geschrieben stand: „Ich scheide aus dem Leben wegen der verfl Geographie". Eine Fals chmünzerwerkstätte ist in dem nahe Mainz gelegenen Weisenau entdeckt worden. Die Falsch münzer, welche von Gendarmen bei der Arbeit überrascht wurden, sind auf der Gustavsburg beschäftigte Fabrik arbeiter, die sich vorerst nur darauf verlegt hatten, falsche Zehnpfcnnigstücke herzustellen. In Caüel war es anf- " gefallen, daß sich die beiden Falschmünzer fortgesetzt an dem Automat in einer Wirlhschaft zu schaffen machten, in welchem wiederholt falsches Geld gefunden worden war. Scharfe Beobachtung führte alsdann zur Ermittelung der Falschmünzer. In ihrer Werlstätte fand man neben zahl reichen falschen Zchnpfennigstücken Formen und Gieß werkzeuge. Ein schwerer Unfall bei der Jagd wird aus Danzig gemeldet. In Groß-Zünder, auf dem Danziger Werder, jagte der Or. maä. Dobberstein mit dem Guts besitzer Paul Stanke. Letzterer ging mit seinem Gewehr unvorsichtig um, die Waffe entlud sich, und der Schuß traf den Arzt tödtlich. Der unglückliche Schütze wollte sich in kurzer Zeit mit der Schwester des Arztes verloben. Schweres Bauuuglück. In Forest bei Brüssel stürzten zwei im Bau befindliche Häuser ein. Acht Arbeiter wurden verschüttet, künf derselben sind bereits lobt aus den Trümmern hcrvorgezogen worden. Man fürchtet, daß die übrigen drei Verschütteten ebenfalls nm's Leben gekommen sind. Zu dem Eisenbahn-Unglück bei Rheims. Aus Bazoches bei Rheims wird gemeldet, daß dort der ver wundete Generalrath des Seine-Departements, Hanotaux, in der Nacht gestorben ist, nachdem man ihm beide Beine adgenommen hatte. Die Zahl der bei dem Eisenbahn unglück Umgekommenen beträgt im Ganzen 1b. Infolge eines Sturmes in der Nordsee sind das Fischerfahrzeug „Perseverancc" mit 14 Mann und der Fischdainpier „Cecilia" mit 18 Mann Besatzung unter gegangen. Die Mannschaften der beiden Fahrzeuge sind ertrunken. Weltausstellung in St. Louis. Der Reichs kommissar für die Weltausstellung in St. Louis, Geheimer Obcr-Regierungsrath Lewald, ist am 5. ds. Mts. dort hin abgereist, nm die Vorbereitung-arbeiten für die Be iheiligung Deutschlands au der Ausstellung cinzuleiten. Nach seiner Ende Dezember d. I. erfolgenden Rückkehr wird das Büreau für die Ausstellung in Berlin einge richtet werden. Es empfiehlt sich, mit den die Ausstell ung betreffenden Anfragen und insbesondere mit etwaigen Anmeldungen zu warten bis die Errichtung des Aus- stellungsbüreaus amtlich bekannt gegeben sein wird. Zähmung von Rebhühnern. Im Gebiet der Försterei Osterburg bei Karzig in der Neumark, so erzählt die „T. R.", harte ein Londwirlh beim Mähen ein Ge lege von Rebhühnereiern gesunden und diese auf seinem Gehöfte einer Henne zum Ausbrüten unterlegt. Sobald die ausgekommenen Thierchen flugfähig geworden waren, verließen sie den Hof und suchten eine benachbarte Wiese auf; zur Futlerzeit fanden sie sich aut euren Pfiff indeß stets wieder auf der Hofstelle ein; seit einigen Tagen kommen sie in Gefolgschaft von zwei allen Rebhühnern, mit denen sie auf der Wiese zusammengetroffen sind. Dies Bolk Rebhühner wird nun, ohne Scheu vor Menschen, täglich auf dem Gehöft gefüttert. Eine eulsetzliche Aufklärung hat ein Vorfall rn Graz gefunden. Der wahnsinnige Hermann Glcichweit war von seinem Wärter beschuldigt worden, seine eigene Mutter mU einer Effcnstange erschlagen zu haben. Jetzt rtt der Wärter Namens Josef Tsckedineg verhaftet worden. Er gestand bereits, die Frau Glcichweit beraubt erschlagen, und den wahnsinnigen Sohn des Muttcrmordes verdächtigt zu haben. Zu dem Doppelselbftmord im Ems-Jade- Canal wird noch gemeldet, daß die Lebensmüden ein 22jähriger Dreher und die 16jährige Tochter eines Be sitzers aus Bant bei Wilhelmshaven waren. Die zusam- meugcbundenen Leichen wurden in der Nähe des Bauler Hafens gelandet. Allem Anschein nach handelt es sich um den Abschluß eines Liebesdramas. Der junge Man war erst vor einigen Wochen aus der Fremde in die Heimath, zurückgekchrt; der Vater des Mädchens ist seit längerer! Zeit wegen Geisteskrankheit in einer Irrenanstalt unter- gebracht. Eine Stadt versunken. Wie man aus Mexcko meldet, ist die Stadt Ocos, früher einer der bedeutendsten mexikanischen Häfen an der Pacific-Küste, fast vollständig in die See versunken. Die Naturerscheinung ist die Folge einer im April aufgetretenen Erderschütterung, welche ein Sinken des Hafengrundes bewirkte. Fünf Personen gelyncht. In der Ortschaft Pohat- schewa bei Kiiw ereignete sich ein schrecklicher Fall von Lynchjustiz. Die Bevölkerung des Dorfes war seit längerer Zeit durch fortgesetzte Pferdediebstähle beunruhigt worden. Endlich faßten die Bauern fünf Diebe beim Stehlen ab und schlugen auf sie so lange mit Stöcken ein, bis die Unglücklichen todl liegen blieben. In einer Baumwollspinnerei zu Stockport brach Feuer aus, durch welches drei Personen ihr Leben cin- büßten und viele verletzt wurden. Das Feuer ist bisher noch nicht gelöscht. Ans dem Proviantamt zu Metz wurde laut B. L. A. der Geldschrank mit mehr als 8000 Mk. Inhalt gestohlen. Vom V-Zug Köln-Berlin wurde bei der Station Osterrat drei Knaben, die die geschlossene Schranke geöffnet hatten, erfaßt und völlig zermalmt. Auf der Feldmark Groß-Zünder bei Dirscbau wurde nach einer Blättermeldung der praktische Arzt Dr. Doberstein von dem Schüsse eines anderen Jägers getroffen. Die ganze Sckrotladung ging ihm in die Lunge, so daß der Tod in kurzer Zeit eintrat. Zu der Explosionskatastrophe in New-Jork, über welche wir unter „Pol. Rundsch." berichteten, wo bei einer Wahlsiegfeier 60 Mörser mit Feuerwerkskörpern cxplodirten und 15 Menschen getödtet, einige80 verwundet wurden, wird uns weiter berichtet: Madison Square sah nach der Explosion wie ein Schlachtfeld aus. Die Menschen masse, die die Ankündigung der Wahlresultate sehen wollte, war so groß, daß die Polizisten sich einen Weg durchhaucn mußten, um zu den Verletzten zu kommen. Einige von diesen waren hinter die Bänke im Park gekrochen, um nicht von der Menge getreten zu werden. Es gab viele tödtlich Verletzte. Mehreren Personen mußten beide Hände abgenommen werden; ferner wurden sieben Ampu tationen von Beinen erforderüch. Unzählige Fensterscheiben gingen in Trümmer. Der mit der Ueberwachung der Mörser betraut gewesene Beamte Namens Frank Lestmann, der unverletzt blieb, stellte sich dem Gerichte. Der Zeitungs- besitzer Hearst, zu dessen Ehren die so tragisch geendete Manifestation veranstaltet war, spendete eine Million Dollars für die bei der Kathastrophe Verwundeten und die Angehörigen der Getödteten. — Wieheldenmüthig und hochherzig sich bei der Katastrophe ein sehr schwer verletzter Deutscher trotz seiner Wunden benahm, gebt, wie ein Telegramm mittheilt, aus folgendem amtlichen Bericht emcs New-Iorker Schutzmanns hervor: „Ich wollte einem Deutschen, welchem das rechte Bein unterhalb des Knies fehlte, beistehcn. Er aber schrie mich förmlich an: „Machen Sie, daß Sie fortkommen! Hören Sie nicht Kinder und Frauen stöhnen?" Als ich nach einer Viertelstunde wieder kehrte, sah ich denselben Deutschen seine Brust als Kissen einem blutenden Knaben bieten. Fast gewaltsam mußten wir den Schwerverlctzcu zu einem Ambulanzwagen schaffen. Der Mann fragte nach dem Verbleib jenes Jungen, den er seinen lieben, kleinen Nachbar Unverhofft nannte. Im Hospitale liegen nun beide nebeneinader." Selbstmord. Wien, 6. Nov. In Premysl be ging die 40jährige Gattin des Feldmarschallleutnants Makowiczki Selbstmord; sie tödtete sich durch einen Schuß ins Herz. Die Veranlassung ist unklar. Die Generalin war Mutter zweier Kinder und lebte in glücklicher Ehe. Vaterländisches. Miitheilungen ans dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umstünden Geheimnis der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) Wilsdruff, den 5. November 1902. — An die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Wilsdruff sind seit 27. Oktober folgende neue Theil- nehmer angescklossen worden: Nr. 12. Emil Ruppert, Cementwaarenfabrik in Wilsdruff. Nr. 38. Or. uwä. Naubert, praktischer Arzt und Geburtshelfer in Burk hardtswalde. — Am 10. November sind drei der Größten des deutschen Volkes geboren: Martin Luther, der große Reformator und Bahnbrecher einer neuen Zeit, Schiller, der begeisterte und begeisternde Sänger alles Schönen und Scharnhorst, der Waffenschmied deutscher Freiheit und große Held der Freiheitskriege. Mit innigem Dankgefühl gedenken wir am 10. November dieser bedeutendsten deutschen Männer und betrachten es als eine heilige Pflicht, dieses Gedenken auch in den Herzen unserer Jugend wach zu erhalten und zu pflegen, damit sie lerne fromm zu sein wie Luther, dem Schönen und Idealen nuchzuringen wie Schiller und tapfer und treu zu sein bis in den Tod wie Scharnhorst. — Zwei Hauptgewinne an einem Tage ge zogen! Für Viele ein kurzer Traum! Am dritten Ziehungstage, am Mittwoch, 5. Klasse 142. Kgl. Sächs. Landeslotterie wurde das große Loos im Betrage von 600 000 Mark auf die Nr. 65 338 (Collection Ferd. Schlegel, Riesa), sowie der zweite Hauptgewinn in Höhe von 200 000 Mark auf die Nummer 3093 (Collection Otto Fischer, Dresden) gezogen. — Deutschenbora, 6. November. Am vergangenen Dienstag feierte Herr Gemeindcvorstand Lindner den Tag seines 50jährigcn Wohnsitzes hiersclbst. Es war dies für die Gemeinde Anlaß, denselben zu einem Ehren- und Frendentage zu gestalten, umsomehr, als der Jubilar seit 48 Jahren der Gemeinde, im Rathe, etwas später im Kirchen- und Schulvorstande, als Standesbeamter und seit 1879 als Gemeindevorstand treulich gedient bat, be ziehentlich theilweise heute noch dient. Diese langjährigen treuen Dienste sind um so höher zu bewerthen, als sie sich zugleich auf die verschiedenen Kassenführungen mit erstreckten und stets tadellos geleistet worden sind; des halb fand die geplante Ehrung, trotz freien Willens» allgemeinen Anklag, denn fast ausnahmslos (113) hatten dic Gemcindcmitglieder der gegebenen Anregung entsprochen und sich betheiltgt. Um 11 Uhr begab sich daher der gcsammle Gemeinderath in Begleitung des Herrn Rittcr- gutspachters Bochmann, des Herrn Kantor Hientzsch und der 1. Klasse hiesiger Schule in die Wohnung des Jubilars» um denselben durch Gesang und Ansprache zu ehren, sowie ihn durch Ueberrcichung einer goldenen Uhr mit Kette zu erfreuen. Schon vor Jahren war der Jubilar durch Auszeichnung von allerhöchster Seite geehrt worden. Sichtlich bewegt dankte der Jubilar für die ihm unerwartet kommenden Ehrungen. Von den verschiedensten Seitew waren Glückwünsche, sowie werthvolle Geschenke eingegangen. Möchten dem lreuverdientcn Jubilar noch recht viele fröhliche Tage und Jahre beschieden sein! Seine Name wirb mit der Geschichte Deutschenboras stets ehrend ver bunden bleiben! — König Georg hat seinen ersten Besuch, den er seit seiner Thronbesteigung der StadtLeivzig abstattete» am Freitag wieder beendigt. Derselbe ist in jeder Beziehung, hochbefriedigend verlaufen. — Dresden. In einer dieser Tage abgehaltenen. Zusammenkunft der Vorstandsmitglieder des Vereins zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs stellte der Vermcssungsdirektor Gecke die interessante Thatsache fest, daß die Stadt Dresden nach dem am 1. Januar zu vollziehenden Einverleibungen ihrem Flächeninhalte nach um rund 500 Hektar größer sein wird, als die Reichs hauptstadt. — Dresdner Kriegsgericht. Der Fall, daß ein. Soldat ein ganzes Jahr lang Dienstuntauglichkcit heuchelt, um seine Entlassung zu erzwingen, dürfte nicht oft Vor kommen. Dem Infanteristen Kahl in Kamenz brachte das vor dem Dresdener Kriegsgericht 6 Monate Gefäng- niß und Versetzung in die zweite Klaffe des Soldaten standes ein. Vom Tage seines Eintrittes an ließ K. die rechte Schulter erheblich höher erscveincn als die linke. Obwohl sich ein schwerer Mann an die „schiefe" Schulter des Angeklagten hängte und K. während des Manövers einen 60 Pfund schweren Tornister trug, ging Dank der außerordenliich starken Muskelkraft des „Untauglichen" die rechte Schulter nicht herunter. Nach dem Zeugniß von vier Militärärzten war indessen eine Rückgratver krümmung, die nothwendige Voraussetzung einer schiefen Schulterhaltung, nicht zu entdecken. Ausschlaggebend war die Untersuchung des Angeklagten in schwebender Stellung unter Betäubung, die jeden Zweifel ansschloß. — Zwei scheußliche Verbrechen werden vor dem am 24. November zusammentretenden Schwurgericht in Dresden ihre Sühne finden. Der zuerst zur Verhandlung, kommende Mordprozeß betrifft den früheren Straßenbahn-- wagcnführer Lerch, welcher den bei ihm wohnenden Fabrik- wächtcr, um sich dessen Sparkassenbuch anzueignen, erdrosselte. Dec zweite Mordprozcß richtet sich gegen den Matrosen Speck, oer in Altona eine alte Frau tödtete und beraubte und in Dresden bei seiner Verhaftung den Kriminalgcndarm Markus erschoß. Speck hat sich also wegen zweier Mord- thaten zu verantworten. Während nun Lerch geständig ist, bestreitet Speck jegliche Urheberschaft an dem in Altona verübten Morde. Auch will er sich nicht entsinnen können,, den Gendarm Markus erschossen zu haben. — Berliner Blätter berichten ein unter seltsamen Umständen ausgefochtenes Duell eines Dresdner Herrnr Ein nächtlicher Zweikampf mitten im Herzen von Berlin dürfte jedenfalls zu den Seltenheiten gehören. Er spielte sich in der Wohnung eines bekannten Sportsmannes Namens Guido M. in der Jägerstraße ab und nahm einen recht blutigen Verlauf. Die Veranlassung zu diesem mit Säbeln ausgefochtenen Zweikampf bot ein Streit zwischen dem Referendar v. S. aus Dresden und dem Laudwirth und Reserveoffizier B., die mit mehreren Herren, zusammen gegen 1 Uhr Nachts am Sonnabend im Kaiser- Cafe saßen, lieber ein politisches Thema geriethen die Herren in arge Differenzen und schließlich fiel von Seiten, des Landwirlhs B. ein beleidigendes Wort- Auf die Aufforderung v. S.'s, sofort zu revociren, fügte v. B. eine noch stärkere Beleidigung hinzu, so daß der Referendar seinem Beleidiger den Handschuh ins Gesicht warf. Sofort begaben sich sämmtliche Herren nach der Wohnung des Herrn M. in der Jägerstratze, wo im geräumigen Corridor der Zweikampf stattfand. Schon beim ersten Gange er hielt der Referendar v. S. einen tiefen Stich in den Unterleib, sodaß er mittelst Droschke nach seiner in der Mittelstraße befindlichen Wohnung übergeführt werden mußte, wo Herr v. S., der sich nur zum Besuch in Berlin aufhielt, schwer krank darniederliegt. Sein Vater wurde aus Dresden telegraphisch herbeigerufen. — Auf dem jetzt in Meißen tagenden Parteitage der sächsischen Reformpartei sprach Redakteur Zimmer mann aus Dresden über die nächstjährigeReichstagswahl. Er glaubt, das es gelingen könne, den Sozialdemokraten trotz ihrer Stärke und der ihnen günstigen Umstände einige Wahlkreise zu entreißen: Dresden-Altstadt, Döbeln und vielleicht noch Zschopan-Marienberg. Eine Verständigung zwischen den nationalen Parteien sei in Dresden erfolgt. Darüber hinaus hätten bisher nur verbindliche Verhand lungen stattgefunden. Für die reformerische Kandidatur Gäbel im Kreise Meißen-Großenhain-Riesa würden Schwierigkeiten nicht befürchtet. In Pirna habe sich Ab geordneter Lotze zur Wiederannahme der Kandidatur bereit, erklärt. Abgeordneter Gräfe-Bautzen, der erkrankt ist, hat sich seine Erklärung noch Vorbehalten. Für die Unter stützung der nationalliberalen Kandidatur Professor Hasse- Leipzig würde die Reformpartei sich Entgegenkommen an anderer Stelle ausbitten. In Chemnitz besteht die Absicht» eine Zählkandidatur aufzustellen. — Meißen. Ein ernstes Zusammentreffen mit zwei Wilderern begegnete am Sonntsg Nachmittag dem Guts besitzer Steude im nahen Robschütz auf dortigem Jagd revier. Die Wilderer flüchteten beim Ansichtigwerden des