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Ueber das Antlitz der Frau v. Herdstein glitt etwas wie ein Lächeln. „Sie sind im Jrrthum," entgegnete sie ruhig. „Ihr Gatte mag freilich seine Gründe gehabt haben —" Weiter kam sie nicht in ihrer Widerlegung, denn die ehemalige Opernsängerin unterbrach sie mit allen Zeichen der Empörung: „Sie glauben, Madame, daß Sie mit gewohnter Schlauheit auch dieser Schlinge entschlüpfen werden; aber täuschen Sie sich nicht. Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich diesen Fallberg ermittelt, und dann sollen Sie Ihrem Verhängniß nicht entgehen. Seien Sie überzeugt, daß Sie ebenso unglücklich werden sollen, wie Sie mich gemacht haben," und hochaufgerichtet, mit der Stimme und Haltung einer Kassandra, die Unheil verkündet, stürmte sie hinaus. Edith wußte, daß auch diese Worte der leidenschaftlichen Frau eine leere Drohung waren, und doch vermochte sie die Unruhe nicht zu beherrschen, die sie heimsuchte, denn die Ahnung überkam sie, daß sie vor der rachsüchtigen Italienerin niemals Ruhe haben werde, und sie sehnte sich mehr als je nach Frieden. Sie fühlte sich hin und her gehetzt, und ihr ganzes Leben kam ihr so zwecklos nnd so elend vor, daß Sie sich der Thränen nicht mehr erwehren konnte. Ach, uud jetzt trat schon der Oberst in das Zimmer, und sie mußte lächeln und glücklich scheinen, um den verehrten Mann nicht zu beunruhigen. Trotzdem mochte es ihr nicht gelungen sein, ihre Gemüthsbewegung völlig zu verbergen, denn der alte Herr strich sogleich zärtlich über ihr blondes Haar und fragte besorgt: „Was fehlt Dir, Edith? Ich fehe, Du bist nicht glücklich. Kannst Du die dumnie Geschichte noch immer nicht vergessen?" Nun brachen die Thränen der geängstigten FGiu noch einmal heftig hervor. „ES ist nicht das allein!" sagte sie leise. „Was ist es dann?" forschte er theilnahmsvoll weiter. „O, ich habe einen solchen Ekel vor der Welt. Ich möchte mich in die tiefste Einsamkeit flüchten." „Dann gehst Du wohl nicht gern nach Wien zurück?" Sie schüttelte den Kopf. „Aber warum hast Du mir das nicht längst gesagt? Ich halte ja nur um Deinetwillen ein offenes Haus, damit Du mir nicht ganz dem Leben abstirbst und Dich allzu sehr langweilst." „Nein, nein, ich langweile mich nie," entgegnete Frau v. Hersteiu lebhaft. „Ich habe die heißeste Sehnsucht nach völliger Abgeschlossen heit, ich will Niemand sehen, Niemand sprechen, als Dich allein." „Und ich hab immer geglaubt, daß es Dir doch heimlich Vergnügen macht, wenn sich die Herren wie närrisch um Dich haben, aber nun seh ich schon, daß es wirklich Dein Ernst ist, mit all' dem Volk aus dem Felde zu kommen. Hast auch Recht. Das Beste ist, wenn wir uns ganz für uns halten und uns um die Welt nicht weiter kümmern." Edith schlang ihre Arme um den Hals des alten Herrn. „O, wie gut Du bist, Vater! Ich wußte es schon, daß Du mir jeden Wunsch erfüllen würdest." „Wie gern! Konntest es längst sagen, daß Du einsamer lebe" willst. Ich hab' ja keinen anderen Gedanken, als Dick glücklich zU sehen. Wo sollen wir aber hin, Wenns nicht wieder nach Wien geht? Na, das wird sich finden! Wie denkst Du über Steiermark ode^ Tyrol?" „Wir würden wohl auch dort Bekannte treffen." „Das ist wahr," entgegnete der Oberst, „wir werden schon noch einen anderen Winkel entdecken, dafür mag der Zufall sorgen, jetzt wollen wir nur fort. Und nicht wahr, nun bist Du wieder mein liebes, gutes Kind?" Sie lehnte sich an seine Brust und blickte ihn mit ihren blauen Augen voll innigster Dankbarkeit an. (Fortsetzung folgt.) Mittheilnngen über Obst- und Gartenbau. Gartenbaukalender für Auguft. Zu säen sind auf abgeleerte Beete in der ersten Hälfte des Mo- natS: Spinat (sehr dünn), Rabinschen (ebenfalls nicht zu dicht, und nur obenauf gestreut und nicht eingeharkt), Wintersalat, Petersilie (für den Winterbedarf); ebenso ist Kohl möglichst zeitig zu pflanzen. Sel lerie ist alle Wochen mit Jauche, auch der aus Aborten, zu düngen, überhaupt reichlich zu gießen, und von allen niederfallenden und sich schlitzenden Blättern zu befreien. Die Jauche gieße man nur bei trüber Witterung, und so, daß die Pflanze selbst nicht wesentlich davon ge troffen wird Die Zwiebeln sind, wenn die Blätter anfangen zn wel ken, herauszunehmen und zum Nachtrocknen an einem luftigen Orte auszubreiten. Perlzwiebeln können in den Monaten August bis Ok tober, 3—5 Zoll von einander entfernt, wieder gesteckt werden. Alle perennirenden Gewürzkräuter können jetzt durch Wurzeltheilung ver mehrt werden, z. B. Thymian, Melisse, alle Minzearten. Der Ge müsesamen ist nicht auf einmal, sondern nur nach und nach, so wie er reift, zu ernten; das Nachreifen an ausgerissenen Stöcken ist immer häßlich, weil es unvollkommen reifen Samen liefert und man später mit solchem nur Zeit und Platz verschwendet; geerntet kann er jetzt werden von Blumenkohl, Möhren, Pfefferkraut, Kohlrabi. Petersilie, Radies, Rettig, Sellerie. Da die Erdbeerbeete aller 4 oder 5 Jahre ertragslos werden, sind sie in diesem Monate, und zwar möglichst zeitig, neu anzulegen; man wähle andere Beete dazu, als die bisheri gen, grabe das Land tief und dünge es stark; nach dem Einsetzen der jungen Pflanzen gieße man sie reichlich an. Die vorhandenen, noch ertragreichen Erdbeerstöcke sind gut abzuranken, reichlich mit (der für sie sehr wirksamen) Abortsjauche zu düngen; jeder Stock muß einzeln gehalten werden; gegen Ende des Monats sind die Blätter bis IV2 Zoll über der Erde abzuschneiden. Dieses Abschneiden hat, wie ein Mitglied des Freiberger Ausschusses durch Vergleiche mit nicht abge- fchnittenen Erdbeersträuchern gefunden, im nächsten Jahre entschieden reicheren Ertrag zur Folge. — Was ältere Spargelbeete betrifft, so erreicht man eine treffliche Verjüngung derselben durch ein Verfahren, welches uns Herr Kunstgärtner Pietzner in Freiberg mittheilte. Der selbe hat mehrfach sehr alte (bis 18 Jahre alte) Spargelstöcke nach dem Abtragen im August bis tief an den Wurzelhals von der Erde entblößt, dort eine Schicht kurzen Dünger aufgelegt, und nachher ganz reichlich, soviel als das Loch nur fassen kann, mit flüssiger Aborts jauche gedüngt; nach dem Verlaufen der Flüssigkeit hat er gute Kom posterde hineingestreut. Im nächsten Frühjahr hat er von solchen ver jüngten Stöcken den reichsten Ertrag erzielt, wie von den besten jun gen Stöcken. Es empfiehlt sich auch, um die Spargelzehen reichlich Knochenmehl zu streuen, was eine sehr lange nachhaltige Düngung liefert. — Im Uebrigen sind alle Gemüse- und Blumenbeete, soweit es noch möglich, fleißig zu behacken; ebenso, wenn nöthig, zu begießen (auch mit flüssigem Dünger) und zu jäten; das letztere wolle man ja auch auf die Zwischenwege mit erstrecken. An allen Kohlgewächsen sind die Raupen und Schmetterlingseier noch immer fleißig zu ver tilgen. — Die meisten im Frühjahr blühenden Perennen sind jetzt durch Wurzeltheilung zu vermehren, z. B. Aurikel, Primel, Maiblüm chen, Veilchen, Gentianen, Aklei, Pechnelken, Federnelken, Schwertlilien, Tausendschön, Päonien; ebenso kann man jetzt Blumenzwiebeln von Lilien, Kaiserkronen, Traubenhyazinthen durch Abnehmen der Brut- zwiebeln vermehren, möge aber alle diese Zwiebeln schnell wieder in die Erde bringen; frühblühende Stauden, wie Primel, Nieswurz, Ge denkemein u. a., die man zum Zimmerflor benutzen will, Pflanze man zeitig in die Töpfe; denn je besser sie anwachsen, desto schönerblühen sie. Dies gilt auch von Lack und Winterlevkoy. Auch können jetzt alle Perennen durch Stecklinge vermehrt werden. Georginen sind fleißig anzubinden, reichlich zu begießen und von allen abgeblühten Blumen zu befreien; die ihnen besonders nachstellenden Ohrwürmer fangen sich leicht in einer auf die Stütze der Stauden gestülpten Blech büchse, Rinds- oder Schafklaue oder Thongefäßen, in die man inwen dig etwas Papier oder Moos gesteckt hat; ohne solches lassen sie sich bei dem ersten Anrühren des Gefäßes sofort herabfallen; man entleere die Büchse über heißes Wasser oder trete die Würmer todt. Da die jetzige Art des Haushaltes in Masse liefert, werfe man sie nicht nutz los. weg sondern benutze sie auch für die Rosen, wo sie die gleichen Dienste leisten. Die letzteren sind jetzt aufs schlafende Auge zu oku lieren. Nicht blühende Rosen können dazu gezwungen werden, meist mit Erfolg, wenn die Zweige umgebogen und so befestigt werden. Auch der Blumensamen ist nach und nach, wie er reif wird, zu sam meln, wenn man überhaupt solchen wünscht; für kleinere Gärten em pfiehlt sich meist das Abschneiden der Samenstengel, weil man dadurch neue Blumen hervorlockt und die dürren Stengel einen unschönen An blick bieten. Da viele schöne Sommerblumen am üppigsten gedeihen und viel früher in Blüthe kommen, wenn man sie als junge Pflanzen im Zimmer oder Gewächshaus überwintert und im nächsten Frühjahr ins freie Land (oder auch in Töpfe, für die Zimmerkultur) verpflanzt, so beginne man jetzt in solche Töpfe zu säen; empfohlen werden zu diesem Zweck: Oalliopsis. Foubiosa,, ?blox. Ustuniu, IHrsIiu, 8ul- pißlosms, wohlriechende Wicke nnd die ueue Itrovallia spsoiosa, die für Teppichgärtnerei und Zimmerschmuck wegen ihres niedrigen Wachs thums nnd ihrer schönen blauen Blumen überhaupt sehr zu beachten ist. Im September kann man mit diesem Säen forlfahren. Für die Zimmerkultur werden Liebhaber von Blumenzwiebeln, wie Hyazinthen, Tulpen, Scilla, Narzissen, Jonquillen, Tazctten, Krokus, Schachblumen gut thun, ihre bezüglichen Bestellungen oder Anschaffungen in diesem Monate zu machen, damit die Zwiebeln mit Beginn des September eingesetzt werden können. Resede säe man sich zum Winterflor einige Töpfe in nahrhafte, mit Hornspänen vermischte Erde. Verwendung unreifer Mepfel zu Gel6e. Vom -f Pastor Richter in Krummenhennersdorf bei Freiberg. Im Sommer des vorigen Jahres ward von Herrn H. Jäger eine Anweisung mitaetheilt, wie man unreife Aepfel zu Gelee benutzen könne. Wenn die Sachs sich bewährte, so wäre wieder ein ein Fortschritt in der Verwerthung des Obstes geschehen. Meine Fra» entschloß sich zu einem Versuche unter ziemlich genauer Befolgung der Anweisung. Das Fallobst, sowie verkrüppelte und unscheinbare Früchte (Huzelchen), wilde Sorten, überhaupt Alles von Aepfeln, was bisher höchstens als Viehfutter verwendet worden war, ward benutzt. Das weitere Verfahren ist folgendes: Die Aepfel werden in 2—3 Stücke zerschneiden, aber ja nicht geschält; alles Faule nnd Wurmstichige wird sorgfältig ausgeschnitten, dann das Gute gründlich gewaschen und mit reichlichem kalten Wasser zum Kochen angesetzt. Das Kochen wird fortgesetzt, bis das Obst hübsch weich ist, was in circa 2 Stunden geschehen sein wird. Die Masse wird 2—3 Tage, je nach der Temperatur, stehen gelassen, damit sie sich ver dicke; darauf in ein reines Stück Linnen (Sack) geschlagen ans eine Stellage (vier kreuzweise gelegte Holzscheitchen) über einen Asch gesetzt. Herr Jäger verlangt, daß der Saft durch die eigene Schwere der Masse ausgepreßt werde; aber, damit nicht zu viel zurückbleibt, muß ein stärkerer Druck nachhelfen. Der gewonnene Saft wird durch Wiederholtes und länger fortgesetztes Kochen zur Verdickung gebracht, u zwar so, daß erst nicht zuviel angesetzt, und dann wieder und wieder nachgefüllt wird. Das kann ganz nebenbei bei der Versorgung der Küche geschehen und ist ziemlich mübelos, da der Saft weder zum Ueberlaufen noch zum Anbrennen (Brenzlich wer dens geneigt ist. Herr Jäger empfiehlt Zusatz von Gewürz, oder Mitkochen von reifen Quitten. Wir haben es unterlassen und waren dennoch im höchsten Grade über rascht, wie aus solch schlechtem Zeuge ein so wohlschmeckender, süßer, aromatischer Saft gewonnen werden konnte. Ein Versuch im Größeren gelang ebenso. Bei einem dritten Versuche wurden auch Birnen, allerdings wilde, mit verwendet; da war das Gelee wohl auch noch sehr gut, aber nicht so mild, wie das nur aus Aepfeln ge wonnene. Von 20 Litern Obst kann man circa I Liter Gelee erhalten, so dick ein gekocht, daß es ziemlich so fest ist als Fleischextrakt. Wenn einmal in einem Haus halte bedeutend viel Aepsel geschält werden, vielleicht zum Abdörren, so würde man sicherlich aus deren Schalen ein sehr gutes Gelee gewinnen können. Man mache nur selbst Versuche; sie sind ebenso interessant wie mühe- und kostenlos. Wir wiederholen obigen, jetzt gunz zeitgemäßen Aufsatz, weil das Obstgelee oder Obstkraut, wie es in den Rheinlanden heißt, noch viel zu wenig bereitet wird, und doch eine ebenso wohlschmeckende wie gesunde Zukost zum Brote bietet. Zue Gemüsekultur. Die meisten unserer gewöhnlichen Gemüse, namentlich alle kohlartigen, verlangen zu ihrem vollkommenen Gedeihen einen tiefgründigen Boden, starke Düngung und viel Feuchtigkeit, sie sind schreckliche „Fresser und Säufer", wie die Engländer sagen. In Bezug auf Feuchtigkeit sind für derartige Pflanzen besonders die Monate August und September von besonderer Wichtigkeit. So wird man, wenn diese Monate sehr trocken sind, nur selten eine befriedigende Ernte in Blumen- u. Rosenkohl, in Kraut und Wirsing erlangen, sofern man nicht durch fortgesetztes starkes Begießen den Mangel an Regen zu ersetzen sucht. Schwaches Gießen ist aber nur von geringem Nutzen, ja, es kann selbst schädlich wirken, weil es die Wurzeln der Pflanzen nach der Oberfläche zieht, wo sie der Einwirkung der heißen Sonnenstrahlen zu sehr aus gesetzt sind. Das Begießen ist aber, abgesehen von der vielen Arbeit, in vielen Fällen, z. B. bei der Kultur auf dem Felde und im Großen, auch nicht überall anwendbar. Wir kennen nun ein Verfahren, wie man dem starken Austrocknen des Bodens und dessen Folgen vorbeugen kann. Es besteht einfach darin, daß man die Ober fläche desselben zwischen den Pflanzen mit strohigem Dünger, mit Gras, Streu, Laub oder ähnlichen Stoffen belegt. Dies geschieht am besten nach einem Regen, solange die Erde noch feucht ist. Noch besser ist, wenn man die Pflanzen nicht in ebenen Boden, sondern in Vertiefungen oder Gräben aussetzt. Nachdem der Boden gut ge düngt ist, macht man die Gräben 6—12 Zoll tief, bringt einige Zoll hoch klare Erde hinein und setzt auf diese die Pflanzen. Vermischtes. * Der Tag des Herrn. Lehrer: „Sag mir mal, mein Töch terchen, welches ist denn der Tag des Herrn?" — Kleines Mädchen: „Das weiß ich nicht." — Lehrer: „Nun, wann geht denn Deine Mutter in die Kirche?" — Kleines Mädchen: „Wenn sie ein neues Kleid anhat." * Wirbelsturm. Aus London wird unterm 24. Juli gemeldet: Ein furchtbarer Wirbelsturm hat gestern in Südminnesota, im Staate Wisconsin sechzig Personen getödtet und hundert verletzt. Der Orkan warf einen Eisenbahnzug um und wurden hierdurch vier unddreißig Reisende schwer verletzt. * Ein entsetzliches Unglück wird aus Baltimore gemeldet. Während eine Anzahl Vergnügungsreisender daselbst am Dienstag auf dem Damme im Flusse Patapsco die Ankunft des Schiffes erwartete, stürzte der Damm plötzlich ein; eine große Anzahl Personen fiel ins Wasser, gegen 70 ertranken. Redaction, Truck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.