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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag AbonncmenisprciS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseratenannahme Montags u. Donnerstag- bi« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnemcntspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiundvierzigsser Jahrgang. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 64 Freitag, den 10. August 1883. Bekanntmachung. Im Hinblick auf die im Gauge befindliche Ernte wird darauf aufmerksam gemacht, daß 1 ., das Sammeln von Mehren ohne die ausdrückliche Erlaubuiß der betreffenden Feldbesitzer, solange die Felder noch nicht nachge recht oder geschleppt worden sind, als Eigenthumsvergehen verfolgt wird und 2 ., das Betreten der Felder, welche noch nicht nachgerecht oder geschleppt worden sind, dem Pfändungsrechte des betreffenden Besitzers unterliegt und als Uebertretung nach 8 368,9 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft wird. Meißen, am 6. August 1883. Königliche Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfonrage betr. Die Königliche Kreishanptmaunschaft Dresden hat die Durchschnittspreise für Marschfourage in dem Hauptmarktorte des hiesigen Bezirks, der Stadt Meißen, auf den Monat Juni dieses Jahres folgendermaßen festgestellt: 7 M. 20 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 - 15 - - 50 - Heu, 1 - 93 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 4. August 1883. — Bosse. Amtshauptmannschast. v. Bosse. Tagesgeschichte. Die Kaiserbegegnung fand Mittwoch gegen 12 Uhr Mittags in Ebensee statt. Kaiser Franz Joseph trug die Uniform des Kaiser Franz- Garde - Grenadier - Regiments mit dem Bande des schwarzen Adlerordens, Kaiser Wilhelm trug dagegen die Uniform seines öster reichischen Infanterieregiments mit dein Bande des Stephansordens. Als der Zug einfuhr, stand Kaiser Wilhelm auf der äußeren Platt form des Wagens, begrüßte den ihn erwartenden Kaiser Franz Joseph, der, als der Zug kaum in die Halle eingefahren, sich auf das Tritt- bret schwang. Beide Monarchen umarmten und küßten sich wiederholt, worauf Beide nach Ischl fuhren. Dort angekommen, eilte Kaiser Wil helm nach Verlassen des Wagens auf die Kaiserin zu, welche die An kunft in dem festlich geschmückten Perron erwartete, und küßte ihr die Hand. Kaiser Wilhelm sprach seine Freude über das blühende Ans sehen der Kaiserin Elisabeth aus und erwiederte auf eine auf seine Person bezügliche Frage, daß er mit Erfolg die Badekur in Gastein gebrauchte und sich in diesem Jahre außerordentlich gekräftigt fühle. Kaiser Wilhelm geleitete dann die Kaiserin, gefolgt von dem Kaiser Franz Joseph, vor das Bahnhofsgebäude, wo das Publikum stürmisch acclamirte. Die Strecke vom Bahnhofe bis zum Hotel war von dem Publikum dicht besetzt, welches die Herrschaften mit lebhaften Hoch rufen begrüßte. Das österreichische Kaiserpaar gab dem Gaste bis zum Hotel das Geleit. Die ,,Republique Francaise" findet in der Wahl desZnsammen- kunftsortes der Kaiser von Deutschland und Oesterreich eine erhöhte Aufmerksamkeit für den Kaiser von Oesterreich. Beide Mo narchen setzen einen Fleiß darein, sich gegenseitig auf dem Fuße der Gleichheit zu behandeln. Man müsse den Deutschen in Oesterreich, die ihren Einfluß von Polen, Tschechen re. bedroht sähen, einige Ge- nugthuung solcherart geben. Kaiser Wilhelm sei von dem Berichte, den ihm Graf Kalnoky über die österreich-ungarische Politik unter breitet, sehr befriedigt gewesen. Man sehe daraus, wie eng Oesterreich und Deutschland verbündet seien. Nichts geschehe in Oesterreich wie in Deutschland ohne Bismarck's Zustimmung. Das rege die nicht deutschen Oesterreicher auf. Man könne einen Umschwung in der öster reichisch-ungarischen Politik erst von den Neuwahlen im Reichsrathe, die im November stattfinden sollen, erwarten. Die Enthüllung des Nationaldenkmals auf dem Niederwalde, welche am 28. September unmittelbar nach den großen Manövern in Gegenwart unseres Kaisers stattfinden soll, wird sich allem Anschein nach zu einer überaus großartige» Feier gestalten. Außer den regierenden deutschen Fürsten, die sämmtlich zur Theilname an der Feier geladen worden sind und von denen viele beiwohnen werden, haben die aktiven Staatsminister besondere Einladungen erhalten. Zur Beiwohnung sind von hohen Militärs befohlen : die Geueral-Feldmarschälle Graf Moltke, Freiherr von Manteuffel, Herwarth von Bitlenfeld, der Kriegs minister Generallieutenant Brvnsart von Schellendorf, der Chef der Admiralität, Generallieutenant von Caprivi, sämmtliche kommandirende Generale der preußischen Armeecorps, sowie die General-Inspekteure der Artillerie , des Jngenieurcorps uud der Festungen. Ferner hat der Kaiser Einladungen erlassen, an die Bürgermeister der drei Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck, den kommandirenden General des königl. sächsischen Armeecorps (Prinz Georg von Sachsen) und an die des 1. und 2. königl. bayerischen Armeecorps. Generalmajor v. Rauch, Kommandeur der 41. Jnfanteriebrigade in Mainz, ist mit dem Befehl über die Truppen beauftragt, welche als Vertretung der preußischen Armee am Denkmal Aufstellung nehmen werden. Es sind dieß: eine combinirte Compagnie des 4. Garde-Regiments (Königin) mit der Regimentsmusik; ein combinirtes Bataillon Infanterie vom VIII. Armeecorps, zwei eben solche vom IX. Armeecorps, alle drei mit je einer Regimentsmusik, und ein Zug Königshusaren mit dem Trompetercorps. Zum Salutschießen ist eine Batterie von 6 Geschützen kommandirt. Posen. Die Warthe ist in rapidem Steigen und richtet durch die Ueberfluthungen von Ländereien auf Feldern und Wiesen große Verheerungen an. Ein Gleiches wird aus Polen gemeldet. Neber die Ernte in Thüringen ist Folgendes zu berichten: Nach den eingehenden Berichten ist die Getreideernte überall in An- griff genommen; in den Thälern ist dieselbe bereits weiter vorge schritten. Die Aussichten sind im Allgemeinen erfreulich, einige der hochgelegenen Weizen- und Roggenfelder werden freilich nur mäßigen Ertrag geben, da die Frucht im Winter vielfach durch den späten Frost und nachher durch die Dürre gelitten hat. Das Sommergetreide er- giebt mit wenigen Ausnahmen eine gute Mittelernte. Allgemein günstig ist in diesem Jahre der Stand der Kartoffelfelder, welche bereits reiche Erträge aus den frühen Sorten für den Markt liefern. Die Heu- und Futterernten sind fast durchgehends gut ausgefallen, und die Aus sichten auf Grummet, welche bei der anhaltenden Dürre recht ungünstig waren, haben sich infolge der nun schon länger anhaltenden Nieder schläge wesentlich gebessert, so daß ein reicher Ertrag für den zweiten Schnitt in Aussicht steht. Leider regnet es aber jetzt zu viel, so daß die Erntearbeiten sehr gehindert werden und stocken. Hält der Regen noch länger an, so steht wieder Alles auf dem Spiel. Der Landmann hat daher jetzt nur den einen Wunsch: trockenes Wetter. Der Ertrag des Obstes, namentlich der Aepfel, scheint recht ergiebig zu werden. Um einen Verein wird demnächst Berlin reicher werden, und zwar um einen Verein, dem gewiß Tausende freudig beitreten werden, da es sich hierbei darum handelt, der lästigen Sitte des Trinkgel dergebens entgegen zu treten. Der Verein wird sich „Anti-Trink- gelder-Verein" benennen und eine Geldstrafe auf jedes Trinkgeldgeben setzen. Aus den monatlichen Beiträgen (ca. 10 Pf.) und den event. Strafgeldern soll der Kasse des Allgemeinen Kellnervereins eine be stimmte Summe zufließeii, das Uebrige soll zu mildthätigen Zwecken verwendet werden. Der Verein will durch seine Maßregeln dann ferner auch dahiu zu wirken versuchen, daß die Wirthe die Kellner fest austcllen. In den nächsten Tagen wird eine Volksversammlung, welche an den Anschlagsäule» bekannt gemacht werde» wird, stattfinden. Berlin. Ein fetter Prozeß ist vor einigen Tagen vor dem Landgericht 1 zur Entscheidung gelangt. Graf Lehndorff, derFlügel- ndjutnnt des Kaisers, hatte Klage gegen den Eisenbahnfiskus erhoben wegen einer Expropriation, welche der Eisenbahnfiskus in das Terrain des Grafen Lehndorff durchgeführt hatte und wofür derselbe eine Ent schädigung von etwas über l Mill. M. erhielt, während er seinerseits etwas über 3 Mill. M. beansprucht hatte. Er wurde auf die nicht erhaltene Summe von ca. 2 Mill. Mark gegen de» Eisenbahnfiskus klagbar. Das Urtheil des Gerichtshofes lautete, daß der Eisenbahn fiskus schuldig, dem Grafen Lehndorff »och die Summe von rund l,137,500 M. nebst 5 Prozent Zinse» seil dem 25. Juni 1878, dem Tage der Auflassung, zu zahlen und ferner zwei Drittel der Prozeß koste» zu tragen. Einem in Berlin durchreisenden Justizrath sind am 5. d. Abends gegen 10 Uhr nach Schluß der Vorstellung im Kroll'schen Theater 16 000 M., welche sich in einer Brieftasche befanden, aus der Brust tasche seines Ueberrocks gestohlen worden. Das Geld bestand aus 13 Eiutausend-Markscheinen, mehreren Fünfhundert- und Fünfzig-Mark- scheincn und zwei Depositenscheinen der Reichsbank. In Hersfeld (Provinz Hessen-Nassau) steht ein Streik der Biertrinker in Aussicht. Eine größere Anzahl erklärt: Nachdem wir in Erfahrung gebracht haben,' daß seitens der Bierbrauer vom