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„Rheinwein, — echtes Havannakraut!" rief Adalbert begeistert. „Heilige Flora! ich danke Dir, mein Bruder wird Verschwender, er ist gerettet!" (Forschung folgt.) Mittheilungen über Obst- und Gartenbau. Obstbau-«Kalender für Februar. Die in den Obstgärten vorzunehmenden Arbeiten hängen wesent lich von der herrschenden Witterung ab und bestehen meist in Aus führung und Fortsetzung der im vorigen Monatskalender erwähnten. — Wenn es die Witterung gestattet, kann an frostfreien Tagen, wenn die Bäume nicht gefroren sind, mit dem Ausputzen der Obstbäume fortgefahren werden. — Reiser zur Veredelung dürfen in der Regel in mild gelegenen Gegenden auch zu Anfang dieses Monats, in höher gelegenen Gegenden bis zu Ende des Monats geschnitten werden und in einem trockenen, nicht warmen Keller oder anderen Raume, oder in einer Grube aufzubewahren und mit trockener Erde, Sand oder Asche zu bedecken. Man kann sie auch im Freien, nur zum Theil eingeschlagen an Orten aufbewahren, wo sie vor Sonnenschein, Regen und Schnee geschützt sind. (Siehe auch Obstbaukalender für Januar.) Um sie vor Mäusen zu schützen, ist ein leichtes Vermischen des Ein schlagmaterials mit Petroleum anzuraihen. Um Verwechslungen zu vermeiden, binde man jede Sorte für sich und bezeichne auf einer Holzetikette den Namen der Sorte. Beim späteren Versenden ist es rathfam, die Schnittfläche in feuchtes Moos oder Heu einzuhüllen. Hat man im Garten Obstsorten, die man auf nahestehende Bäume veredeln will, so hat man nicht nöthig, diese Reiser lange vorher zu schneiden und aufzubewahren, sondern man pfropft dann gleich von Baum zu Baum. — Ein Düngen der Obstbäume mit flüssiger Stall oder Abtrittjauche, sowie von Phosphaten ist noch mit Erfolg vorzu nehmen. Die Löcher zur Aufnahme des Düngers sind etwa in halber Baumkronenweite vom Stamme ab rings um denselben anzubringen und bei alten Bäumen möglichst tief zu stoßen oder zu bohren. Ein großer Baum verträgt von erster Art Dünger 3 bis 4 Gießkannen. Die Löcher sind eine Zeit lang oder, wenn es nicht stört, immer offen zu lassen, um die Einwirkung atmosphärischer Einflüsse zu gestatten. — Die Vertilgung der Raupennester, das Reinige» der Bäume von rissiger Rinde, Moos und Flechten bei feuchter Witterung mittels der Baumkratze, Stahldrahtbürste, oder eines alten, abgestumpften Besens, die Durchsicht der Bäume in Bezug ans Instandhaltung der Pfähle und Bänder, die Fertigstellung der Baumlöcher für die Frühjahrs pflanzung rc. ist fortzusetzen. Will man die im Keller aufbewahrten Obstsorten nicht blos recht lange, sondern auch wohlschmeckend erhalten, so dürfen sich darin weder Gemüse, noch andere ausdünstende und die Luft verderbende Gegenstände in größerer Menge befinden. Ebenso ist nöthig, daß die Temperatur im Keller eine möglichst gleichmäßige bleibt. — Stachel-, Johannis- und Himbeersträucher können auch jetzt noch beschnitten und ausgeputzt werden. Sobald das Erdreich offen ist, kann man Ausläufer von diesen Beerensträuchern, wenn sie gut bewurzelt sind, verpflanzen. Sollte die Düngung noch unterblieben sein, so ist dieselbe bald auszuführeu. Wa» gehört zur Reinlichkeit einer Topfpflanze? Der Topf darf nicht mit Moos oder Schimmel überzogen sein, sondern muß von Zeit zu Zeit mit einer scharfen Bürste sauber ab gewaschen werden; die Poren des Topfes werden hierdurch wieder geöffnet und es kann dann, wie es nothwendig ist, die Luft durch den Topf wieder an die Wurzeln dringen. Auch wenn sich auf der Erde im Topfe Moos gebildet hat, muß dasselbe mit flach geschnitzten Hölzchen entfernt und die Erde hierauf gelockert werden; dasselbe muß auch geschehen, wenn sich obenauf eine harte Erdkruste gebildet hat. Ist aber gar Ungeziefer (Blattläuse und dergl.) auf unsern Pfleglingen zum Vorschein gekommen, so muß man demselben so schnell als mög lich zu Leibe gehen. An allen Warmhauspflanzen zeigen sich häufig verschiedene Schildläuse, es ist aber bei der Empfindlichkeit der einzelnen Pflanzentheile manchmal nicht rathsam, dieselben auch nur mit einem weichen Bürstchen oder einem Läppchen zu entfernen. Professor Dr. Taschenberg empfiehlt hier die Anwendung 35grädigen Alkohols, der das Ungeziefer ohne Schädigung der Pflanze vernichten soll, wenn er mit einem weichen Pinsel auf die vom Ungeziefer befallenen Stellen ausgestrichen wird. Bei hartblätlrigen Gewächsen, wie Myrthen, Magnolien, Lorbeeren, Orangen und Oleander, die auch häufig von Schildläusen befallen werden, ist die Reinigung schon leichter zu be werkstelligen; hierzu wird die Anwendung einer Tabak-Abkochung em pfohlen, man muß aber dann vermittelst einer Bürste die zurückge bliebenen Theile entfernen und mit Wasser ordentlich nachspülen. Die bekanntesten Feinde unserer Zimmerpflanzen sind wohl ohne Zweifel die Blattläuse; wer kennt sie nicht, diese kleinen Blutsauger, welche, kaum in nur einem Exemplar mahrgenommen, sich in kürzester Frist einer so großen Nachkommenschaft zu erfreuen haben, daß wohl schon mancher Blumenliebhaber halb verzweifelt, kaum noch auf einen Sieg gegen diese seine Feinde gehofft hat, da die Vermehrungsfähigkeit dieser Thiere, wie schon bemerkt, unglaublich stark ist. Am besten bedient man sich zur Vertilgung dieser Schädlinge des Seifenwassers, nur sehe man darauf, daß auch alles Ungeziefer mit demselben in Berüh rung kommt. Das Abspülen mit reinem Wasser besorge man dann aber erst einige Stunden später. In gleicher Weise muß aber auch gegen die durch Staub veran laßte Unreinigkeit auf den Blättern und Stengeln mit Ausdauer ge kämpft werden und leisten da regelniäßige Ueberspritzungen mit reinem lauen Wasser die besten Dienste. Hat sich jedoch der Schmutz schon fester gelagert, so muß man eine weiche Bürste oder ein wollenes Läppchen benutzen; es empfiehlt sich aber, solche in trockenem Zustande anzuwenden, da dadurch bei Mangel an Akkuratesse das Verstopft bleiben der Poren in den Blättern verhütet wird. Ein weiterer Feind der Zimmerpflanzen fft auch der Regenwurm, weil er oft den ganzen Pflanzenballen kanalartig durchzieht, sodaß sich das Gießwasser durch die gebildeten Röhren schnell den Weg zum Abzugsloch sucht und den Ballen meistentheils trocken läßt, hierdurch müssen dann die Pflanzen erkranken und gehen ein. Hiergegen empfiehlt sich die Anwendung von Ofenrutz und Salpeter, oder eine Abkochung von Wallnußschalen oder deren Blättern, und von zerschnittenen Roßkastanien. Landes-Musschutz-Sitzung. Unter dem Vorsitz des Herrn Amtshauptmann v. Bosse-Meißen fand am 14. Dezember v. I. im Restaurant Kneift in Dresden unter zahlreicher Betheiligung seitens der Herren Direktorial- und Ausschuß mitglieder die 19. Ausschuß-Versammlung des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen statt. Bei Feststellung des Haushaltplans auf das Jahr 1883 wurden außer den laufenden Verwaltungskosten zur Förderung der Vereins zwecke, nämlich zur Hebung des Obst- und Gartenbaus im Königreich Sachsen, folgende Summen eingestelli: 200 M. für Beschaffung von Edelreisern zur Vertheilung an Vereinsmitglieder, 400 M. Beihilfe an die Bezirksobstbaumschule in Freiberg, 200 M. Beihilfe an die Obst- und Gartenbauschule Bautzen zur Beschaffung von Apparaten zur Obstverwerthung, 500 M. Unterstützungen n 50 M. an die Be- zlrksobstbauvereine zur Ausbildung von Obstbaumwärtern, 50 Mark Beihilfe der Aktienbaumschule in Sebnitz, 6000 M. Beihilfe zur Un- Haltung und Stipendien für Zöglinge an der Gärtnerlehranstalt in Rötha, 600 M. an Stipendien für Zöglinge der Obst- und Garlen- bauschule in Bautzen 200 M. für Lieferung wöchentlicher Mittheilun- gen über Obst- und Gartenbau an die Presfe. Somsi stehen für das Jahr 1883 den Einnahmen von 12 234 M. 50 Pf. 11350 M. — Pf. an Ausgaben gegenüber. Ein Antrag des Bezirks-Obstbauvereins zu Freiberg auf Uebernahme seiner Baumschule in den Besitz desLan- des-Obstbauvereins wurde mit 18 gegen 17 Stimmen abgelehnl und drei Anträge des Bezirks-Obstbauvereins für das obere Elbthal: 1) auf Hinzielung einer von sämmtlichen Obst- und Gartenbauvereinen an den Reichstag zu richtenden Petition behufs Einführung eines Schutzzolles auf Obst und Gemüse, 2) Verwendung an maßgebender Stelle zur Erreichung eines internationalen Vogelschutzgesetzes und 3) Veranlassung einer Verordnung gegen das zu frühzeitige Abnehmer« der Früchte feiten der Obstzüchter an den fiskalischen «Straßen, werden dem Direktorium zur weiteren Behandlung überwiesen. Der Antrag des Bezirks-Obstbauvereins zu Döbeln, ihm im Herbst kommenden Jahres die dem Landes-Obstbanverein gehörige Lucas'sche Obstwander dörre zu leihen und zugleich kostenfreie Vorträge über Obstverwerthung halten zu lassen, fand, soweit es sich um Darleihung der Obstdörre handelt, Annahme, die Gewährung kostenfreier Vorträge mußte Kon sequenzen halber abgelehnt werden. Winke zur richtigen Auswahl der Obstgattungen nach Boten unt Lage. Wenn wir Obstbäume aussetzen und größere Obstpflanzungen in Gärten, aus Feidern und Wiesen anlegen wollen, so ist es von Bedeutung, daß wir die für den Boden und die Lage geeignetste Obstgattung wählen; jede Obstart verlangt zu ihrem Gedeihen einen ihr zusagenden Boden und geeignete Lage, daher müssen wir bei dein Aussetzen von Obstbäumen vorsichtig zu Werke gehen, unsere eigenen Erfahrungen zu Rathe ziehen und wo diese nicht ausreichen, den Rath von Sachverständigen der BezirkS-Obstbauvereine und des Landes-Obstbauvereins einholen, denn ein Mißgriff bei der Wahl der Obstgattungen ist mit Zeit- und Geldverlusten allemal verknüpft. Von unsern Obstbäumen wollen wir mit der Zeit einen Ertrag erhalten; wir setzen auch gut gewachsene, starkstämmige und mir vielen feinen Faserwurzeln versehene Bäume aus, Bäume, die uns sammt den zur Pflanzung nöthigen Vorarbeiten und Baumpsählen auch ein schönes Stück Geld kosten, und nun machen wir oft nach einigen Jahren die unangenehme Erfahrung, daß die hergesetzten Aepfelbäume küm mern, in ihrem Wachsthum nicht recht vorwärts wollen, mit einem Wort, daß sie sür unsere Lage und unsern Boden nicht recht passen. Die Wahl der Obstgattung war eine verfehlte, der Verlust des Anlagekapitals, schlimmer aber noch der Zeitverlust ist die Folge davon, und schnell ist dann dem Obstbau im All gemeinen das Todesurtheil gesprochen: „Der Obstbau taugt einmal nicht für unsere Verhältnisse," während dies nur unsere eigene Schuld ist. Hätten wir statt der Aepfelbäume Kirschen oder eine andere passende Obstart gepflanzt, so wären reiche Einnahmen der Erfolg unserer Arbeit und unseres Fleißes gewesen. Wir wollen unseren Obstzüchtern deshalb einige Winke geben über die Ansprüche, welche vie einzelnen Obstgaltungen an Boden, Lage und Klima machen, wodurch in Verbindung mit selbstgemachten praktischen Erfahrungen es denselben möglich sein wird, im gegebenen Falle eine richtige Wahl der Obstgattung zu treffen. Besitzen wir einen recht tiefgründigen, fruchtbaren, angejchwemmlen humusreichen Boden mit das Wasser durchlassendem Untergrund, oder einen milden Lehm- oder nicht zu strengen kalkhaltigen Thonboden, so werden wir den zu einem Baumriesen Heran wachsenden, daher auch viel Nahrung beanspruchenden Apfelbaum wählen. Ist der Boden mager, arm an Nahrung, so sind meist geringe Erträgnisse die Folge, auch Torsböden sind zu vermeiden, aber selbst aus Sandböden, wenn genügende Feuchtig keit im Untergründe ist, wird der Apfelbaum bei rationeller Düngung noch gut fort kommen. Was di« Lage anbetrifft, so gedeiht er in weiten Thalebenen, wo er einen freien Standort hat, am besten; feuchte, eingeschlossene Lagen mit stauender Nässe nn Boden jagen ihm durchaus zu, da hier das Holz nicht ausreift und durch Frost zu Grunde geht, in solcher Lage erfriert aber für gewöhnlich auch die Blüthe. Ab hänge gegen West, Ost, Nordwest, ja selbst Nord, hier nur direkt geschützt gegen die zu scharfen Nvrdwmoe, sind zum Anbau der Apfelbäume sehr geeignet, weil in letz teren zwei Lagen immer mehr genügende Feuchtigkeit, die selbst im Sommer aushält, vorhanden ist, ebenso well in diesen Lagen die Blüthe durch Frühjahrsfröste infolge der mehr zurückgehaitenen Entwickelung des ganzen Baumes selten zerstört wird und dadurch der Apfelbaum reiche Erträgnisse giebt. Selbst in ziemlich hohen Ge birgslagen von 4—SOO Metern und darüber können Pflanzungen von Apselbäumen gut gedeihen, wenn solche Lagen nur gegen Lie rauhen Winde, welche söwohl die Blüthe ats die jungen Triebe und Blätter beschädigen, durch Höher gelegene Wald ungen und Wlldbaumpflanzungen einigermaßen geschützt sind. Ebenso wie der Apjeldaum verlangt der Birnbaum einen kräftigen, fruchtbaren und tiefgründigen Boden, gedeiht aber nur, wenn im Untergründe genügende Feuch tigkeit vorhanden ist, die großirüchtigen sogenannten Taselbirnen verlangen einen warmen, geschützten Standort, damit die meist schweren, schön gejärbten Früchte nicht vorzeitig vom Sturm abgeschütlelt werden, sondern ihre volle Reife am Baum erlangen können. Birnensorten mit mehr kleinen, weniger schmelzenden Früchten, die wir unter der Kollektivbezeichnung „Wirthschaftssorten" kennen, ebenso die soge nannten Mostbirnen, d. h. solche, die zur Obstweinfabrikation geeignet sind, kommen selbst noch bis zu einer Höhe von 500 Meter über dem Meeresspiegel und darüber, also in den höheren Gebirgslagen, in wenig geschützter offener Lage fort und geben dabei namhafte Erträge. In solchen mehr den Stürmen ausgesetzten Lagen wird es sich empfehlen, soweit es sich »echt um Anpflanzungen an den Straßen handelt, statt hochstämmiger Bäume Halbhochstämme zu Pflanzen. Der Sußtirjchendaum verlangt emen durchaus trockenen Boden, am zusagend sten ist ihn« ein tiefgründiger warmer Lehmboden oder ein mit Mergel und Kalk ge mischter Sandboden, wenn zeitweise durch Düngung nachgeholsen wird. Seine Er trägnisse sind auf Höhen m sonniger Lage gesicherter als in Thälern, da hier die Vegetation der Bäume mehr zurückgehalten wird und so die Spätfröste weniger der Blüthe schaden können. Wassersumpfiger Boden, feuchte, eingeschlossene Lage in engen Thälern ist bei Kirschenpstanzungen immer zu vermeiden. Lie Weichsel- und Sauerkirschen kommen noch auf sehr steinigem Grunde, auf Anhöhen und Berglagen, sowie aber auch auf Sandböden fort und sind daher geeignet zur Bepflanzung un fruchtbarer Hügel- und Berglehnen; auch zur Straßenanpflanzung in den höheren Gebirgslagen eignen sich beide noch sehr gut. Haben wir an Usern von Bächen, auf feuchten, selbst nassen Wiesen, oder in mehr tiefliegenden emgejchlossenen Thälern und Lagen Obstbaumpslanzungen auszu führen, so werden wir am geeignetsten die Hauszwetsche dazu wählen, selbst für diesen, welche im Frühjahr zeitweilig unter Wasser gesetzt werden, gedeiht noch die Zwetsche, da sie recht seuchten Grund liebt. Nur während der Blüthe ist sie sehr empfindlich gegen kalte Nord- und Ostwinde, weshalb ihr ein Schutz gegen diese zu geben ist. Ist eine derartige Lage schon etwas wärmer gelegen und fruchtbarer, tief gründiger Lehmboden vorhanden, so können statt der Zwetsche die Pflaume, Mira belle und Reineclaude gewählt werden. Warm gelegene Anhöhen und Berglehnen, wenn dieselben auch keinen guten Boden haben, eignen sich gut zur Bepflanzung mit Nußbäumen. Daß bei den Anforderungen der zu pflanzenden Obstgattung nicht ent sprechender Bodenbeschassenheit durch Entwässerung von nassem, sumpfigen Boden, sowie bei schlechtem, mageren Boden durch Auswerfung recht großer Baumgruben, Zufuhr von nahrhafter guter Erde und Mischung (nicht vollständige Erneuerung) mit der vorhandenen sehr viel erzielt werden kann, ist selbstverständlich. Es sind aber die großen Erträge von Obstpslanzungen nicht allein von der richtigen Wahl der Obst gattung, enisprechend dem vorhandenen Boden und der Lage, sondern auch von der Auswahl der geeigneten Obstsorten abhängig. Darüber ein anderes mal. Redaction, Druck und Verlag von H. A. Berger m Wllsoruff.