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tienten, den man aufs Land schickt. — Zwei Dinge sind schwer für den Präsidenten Grevy, I) einen Minister des Auswärtigen und 2) einen Kriegsminister zu finden, der weder die Abgeordneten noch das Heer vor die Köpfe stoßt. Thibaudin wird bald abgelöst werden, weil es selbst den Franzosen bedenklich scheint, einen Soldaten zum Minister zu haben, der im Jahr 1870 sein Wort gebrochen hat. Er war von den Deutschen gefangen und auf Ehrenwort entlassen worden und hat unter anderem Namen dennoch wieder gegen die Deutschen gekämpft. Die Minister des Aeußern in Paris Habens deshalb so schlecht, weil sie wegen des ewigen Wechsels keinen langen und halt' baren Faden spinnen und sich nicht das Vertrauen der andern Mächte gewmnen können. Paris, 2. Februar. Das nördliche Frankreich wurde heute von einem heftigen Sturm heimgcsncht, der auch hier viele Verheerungen anrichtete. Mehrere Personen wurden getödtet, andere verwundet. Aus Mailand vom 1. d. telegraphirt man der „Franks. Ztg.": Der große Dampfer „Ausonia" der Linie Rubattino ist bei Tripolis untergegangen und zwar mit dem Kapitän und 19 Mann Besatzung; die Passagiere wurden gerettet. New-Jork, 5. Februar. Eine verheerende Ueberschwemmung hat in Ohio, Indiana und Westpennsilvanien enormen Schaden ange richtet. Viele Orte und Eisenbahnen stehen unter Wasser, Brücken sind fortgespült, mehrere Städte überschwemmt. In Cleveland wird der Schaden auf eine Million Dollar geschätzt. In Bradfort in Penn- silvanien steht fast die Hälfte des Geschäftsviertels unter Wasser, es sind 500 Häuser überschwemmt, die Bewohner müssen aus der zweiten Etage gerettet werden. In Meadville in Pennsilvanien wurden 300 Familien auf Booten gerettet. Die Fabriken in Indianapolis sind sehr beschädigt. Vaterländisches. Wilsdruff. Der Gewerbeverein beging vergangenen Mon tag im goldnen Löwen-Saale sein vierundvierzigstcs Stiftungsfest durch Conzert und Ball. Die Mitglieder und deren Frauen hatten sich sehr zahlreich eingefunden. Das Conzert, ausgeführt von Herrn Stadlmusikdirektor Spüring mit seiner Capelle, wurde mit dem großen „Triumphmarsch" von Schultz-Schwerin eröffnet, dem die Ouvertüre aus „Martha", die „Schmiede im Walde" u. s. w. folgten. Das ganze Programm war ein sorgfältig zusammengestelltes und wurden alle Nummern desselben gefühlvoll zu Gehör gebracht; es konnte da her auch gar nicht anders sein, als daß alle Anwesenden dadurch in die beste Stimmung versetzt wurden und sich dem Direktor mit seinem Chore nach jeder Nummer durch rauschenden Applaus dankbar zeigte. Auch verschiedene Ansprachen wurden gehalten theils von Vorstands mitgliedern, dem Ehrenmitglied des Vereins, Herrn Brgrmstr. Ficker, sowie von Mitgliedern des Vereins, und trugen auch diese zur Er heiterung und Begeisterung für den Abend wesentlich bei. In der elften Stunde begann der Ball, bei welchem sich Alt und Jung bis in die vierte Morgenstunde betheiligte. Es war einmal der Geist der Gemüthlichkeit in Allen rege geworden und immer wieder war es die Musik, welche durch munteres und taktvolles Spiel zu neuem Tanz aufforderte. Wenn Herr Direktor Spüring so fortfährt, gute Conzerte und Ballmusiken zu spielen, dann kann es nicht fehlen, daß er sich ein großes Arbeitsfeld in unserer ganzen Gegend eröffnet, welches zu beherrschen dann gewiß seine größte Aufgabe sein wird. Der Ge werbeverein aber hat auch an diesem Abend wieder Zeugniß von seiner Lebensfähigkeit abgelegt, die er nun schon 44 Jahre lang gezeigt hat; möge daher auch der vom Vorsitzenden ausgesprochene Wunsch: das 50jährige Stiftungsfest in ungetrübter Frische mit dem Verein begehen zu können" in Erfüllung gehen. — Das hohe Landeskonsistorium hat angeordnet, daß der Ein weisung eines Kirchschullehrers in sein Schulamt auch eine Einführ ung in sein Kirchenamt zu folgen habe. Dieselbe ist am Sonntag nach seinem Schulamtsantritt nach der zweiten Vorlesung vor ver sammelter Gemeinde, und zwar unter thunltchster Gegenwart des Kirchen- und Schulvorstandes auf dem Altarplatz vorzunehmen. Vom Altar aus, vor welchem der Einzuführende Stellung nimmt, macht der Ortsgeistliche die Gemeinde mittelst kurzer Ansprache mit dem Namen, dem Bildungsgänge und eventuell der amtlichen Vergangen heit des Neulings bekannt und ermahnt diesen selbst unter Hinweis auf die von ihm übernommene kirchendienstliche Verpflichtung zu deren treuer Erfüllung. Gebet und Segenswunsch schließen die Handlung. — Dresden. In der am Freitag Abend in Nagels Hotel ab gehaltenen Hauptversammlung der „Oekonomischen Gesellschaft für das Königreich Sachsen" sprach Herr R. Kropp in eingehender Weise über „die Bedeutung der Zuckerrübenindustrie für die Gegenwart". Redner bezeichnete die in der neuesten Zeit Platz greifende Erweiterung der Zuckerindustrie durch Vermehrung des Anbaues und der Fabriken, die auch in Sachsen mehrfach in Angriff genommen worden, als eine äußerst zweckmäßige und unter hier obwaltenden Boden- und Klima verhältnisfen nutzbringende, den Nationalwohlstand unbedingt fördernde, wenn die Vorbedingungen, namentlich die geeignete Qualifikation des Bodens und der Düngung, in größter Vollständigkeit berücksichtigt und in Anwendung gebracht werden. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß unserem Vaterlande baldmöglichst die Segnungen der Zuckerrübenindustrie in weitestem Maße zugute kommen möchten. — Der Gutsbesitzer Leuschner in Cossebaude, welcher bekannt lich bei dem am 9. Dezember v. I. erfolgten Brand seiner Scheune so arge Brandwunden davontrug, daß er seitdem dahinsiechte, ist nun auch am 26. Januar gestorben, nachdem sich bereits acht Tage nacb dem Unglück seine Ehefrau aus ihrer Wohnung entfernt und aus Gram über den erlittenen Verlust ohne Zweifel den Tod im Wasser der Elbe gesucht und gefunden hat. Das Dienstmädchen, welches den Brand böswillig veranlaßte und so großes Unheil über diese Familie brachte, büßt jetzt eine mehrjährige Gefängnißstrafe ab. Leuschner hinterläßt sechs zum größten Theil noch unerzogene Kinder. — Grünhain, 5. Februar. Gestern Nachts gegen ^12 Uhr brach auf dem Heuboden des Stallgebäudes der Bezirksarmenanstalt Feuer aus und ist dieses Gebäude, sowie ein noch daran gebautes abgebrannt. Der 60 Jahre alte Häusling Traugott Mittländer aus Schneeberg hat eingestanden, diesen Brand veranlaßt zu haben. Der selbe hat sich am genannten Nachmittag unbemerkt auf den Heuboden geschlichen, sich einschließen lassen und sodann die That vollbracht. Hierauf ist er durch einen Laden herausgesprungen hat sich im abge brannten Gebäude, und zwar in der im Parterre gelegenen Leichen halle versteckt, hat die Nacht daselbst zugebracht und ist heute früh 9 Uhr aus seinem Versteck freiwillig heraus gekommen, worauf seine Festnahme erfolgte. — Niederhermersdorf, 6. Febrnar. Im sogenannten Mühlen gut hat ein Brand stattgefunden und dabei ein Feuerwehrmann, Vater von 2 Kindern, beim Zusawmenbrcchen der Sparren eines brennenden Gebäudes tödtlich getroffen worden. Es wurde ihm der Hals zusammen gedrückt und dadurch der Tod alsbald herbeigeführt. — Wurzen, 6. Febr. Der Mörder des Fabrikwächters Zaspel ist bereits in der Person eines Arbeites namens Raabe aus Merseburg entdeckt und hat derselbe die That eingestanden; auch wurde das ge stohlene Geld in einem Stalle wieder ausgefunden. Vermischtes. * Die Wohlthätigkeit wird oft durch recht sonderbare Mittel an- gefeuert. So trägt ein blinder Bettler in Paris jetzt eine Tafel auf der Brust, auf welcher mit großen Lettern geschrieben steht: „Geniren Sie sich nicht, mir nur einen Sous zu schenken — ich kann ja nicht sehen." Das Publikum liest, lacht und der Mann findet seine Rechnung. * Von den auf so bedauernswerthe Weise mit dem Untergang der Cimbria ums Leben gekommenen „Schwäbischen Singvögelchen", ven Geschwistern Rommer, hat die lithographische Anstalt von Rudolf Küstner in Leipzig, Querstr. 32, eine Lithographie in Folio hergestcllt, welche in den Bureaux des Krystallpalastes und der Centralhalle ver kauft wird. Anknüpfend hieran lassen wir noch einige Notizen folgen. Die bezeichnete Gesellschaft war aus Biberach im Würtembergischen gebürtig und zählte 3 Mitglieder. Georg Rommer, ein 28jähriger, musikalisch gebildeter Mann und tüchtiger Zitherspieler, begleitete seine jüngeren Schwestern Auguste und Kathi auf ihren Kunstreisen. Die sehr hübschen und stimmbegabten Mädchen erfreuten sich nicht nur als Künstlerinnen, sondern auch ihrer bürgerlichen Haltung halber allerorten des besten Rufes. Sie lebten äußerst sparsam und zurück gezogen, sodaß sie von den Ersparnissen ihren in Biberach wohnenden alten Eltern ein Haus ankaufen und ein Wirthsgeschäfl einrichten konnten. Die „letzte Fahrt" der ebenso treuen Geschwister wie zärt lichen und dankbaren Kinder — sie schickten jeden überflüssigen Kreuzer ihren Eltern — galt Amerika, wohin sie sich an Bord der Cimbria einschifften. Nach dieser thatsächlich zur „letzten Fahrt" gewordenen Kunstreise wollten sich die Geschwister in ihrer Vaterstadt „zur Ruhe setzen", um die Früchte ihres Fleißes bei den Eltern zu genießen; allein das unglückliche Schicksal wollte es, daß die „schwäbischen Sing vögelchen" im Meere ein Grab, fern von ihrer lieben Heimat, fanden. * Eis in Neapel. Vom 26. v. M. wird aus Neapel geschrie ben: Hier giebt es eine seltene Erscheinung, wir haben Eis. Inden letzten Nächten hat es so stark gefroren, daß morgens alle Wasserbe hälter im Freien mit fingerdicken Eiskrusten überzogen waren, und selbst die Marmorfiguren am Bassin der Fontana Medina, mitten in der Stadt, schienen erstaunt zu sein, sich einmal in einem Spiegel von Eis besehen zu können. Wir haben Frost, aber leider keine Oefen. Den hier lebenden Nordländern kommt die Lust, Schlittschuh zu laufen. Ja, wenn in ganz Neapel nur ein einziges Paar Schlittschuhe zu fin den wäre! In den paradiesischen Garteugeländen, die das nahe Sor- rento umgeben, ist mehr als die Hälfte aller Orangen- und Zitronen bäume erfroren, ebenso an den Felsen und Klippen die Feigenkaktus und Aleoeu. — Nachschrift am 27. Januar: Heute ist wieder Thau wetter eingetreten. * Erdbeben in Böhmen. In Trautenau verspürte man am 31. Januar 4 Minuten vor ^3 Uhr nachmittags eine heftige stoßartige Erderschütterung, welche von donnerähnlichem Getöse begleitet war und durch 3 Sekunden anhielt. Die Erderschütterung war so heftig, daß Bilder und andere an den Zimmerwänden hängende Gegenstände herabfielen, Lampen, Teller, Gläser u. dgl. umgeworfen wurden. Na mentlich in den älteren und leichter gebauten Häusern machte sich das Phänomen stärker bemerkbar. Viele Leute stürzten erschreckt aus den Wohnungen auf die Straße, einige schwachnervige Damen fielen in Ohnmacht. Da die Erderschütternng sich nicht mehr wiederholte, trat bald wieder Beruhigung ein. — Das Erdbeben ist in Braunau in der Stadt und im Kloster deutlich verspürt worden. Teller und Gläser klirrten, die Leute eilten, um sich mit den Nachbarn über die Stärke und Bedeutung des Ereignisses zu besprechen. Schaden wurde übrigens durch den Erdstoß nicht angerichiet. Auch in Böhm.-Skalitz wurde um 2 Uhr 35 Min. nachmittags eine heftige, 4 Sekunden an dauernde, von Südwest gegen Nordost gerichtete Erd-Erschütterung wahrgenommen. * Die Zahl der Aerzte in Europa Und in den Verein. Staaten beträgt nach den von der medizinischen Akademie in Paris gemachten Berechnungen augenblicklich 189 000. Davon leben in den Verein. Staaten von Amerika 65 000; m Frankreich 26 000; in Deutschland und Oesterreich 32 000; in Italien 10000; in England und seinen Kolonien 35 000 und in Spanien 5000. * Beerdigung eines Scheintodten. Kurz vor Neujahr war der im Kleinbürgeramt in Ssamara (Rußland) angestellte Schreiber Ti- chonoff, welcher während der Feiertage ganz unmäßig dem Trünke ergeben gewesen sein soll, verstorben, wenigstens wurde er für todt gehalten und man schritt mit großer Eile zur Beerdigung, ohne sogar wie die „Rußk. Wjed." berichten, die gesetzlich bestimmte Frist einzu- halten, da man fürchtete, daß durch das Neujahrsfest die Beerdigung gar zu lange hinausgeschoben werden könnte. Während der Todten- messe bemerkte der Geistliche, daß auf der Stirn des Todten Schweiß hervorgetreten sei, man beruhigte seine Befürchtungen jedoch damit, daß dieses möglicherweise einige Schneeflocken gewesen sind, die auf dem Wege zur Kirche aufgethaut waren. So wurde denn der Sarg auf denMrchhof gebracht und ins Grab gelassen. Am nächsten Mor gen hörten die Todtengräber auf dem Kirchhof, als sie neben dem eben zugeworfenen Grabe eine neue Gruft graben wollten, Lärm und berichteten davon dem Geistlichen, nm die Erlaubniß zum Oeffnen des Grabes zu erhalten. Dieser gestattete es aber nicht, da hierzu die Genehmigung der Polizei nachzusuchen sei. Die Polizei wiederum schickte Leute zum Oberpriester und zum Prokurator. So verging viel Zeit und als das Grab endlich geöffnet wurde, war es zu spät. Ein entsetzliches Bild bot sich dar: Im Todeskampfe hatte der lebendig Begrabene sich die Finger zerbissen und zerbrochen, die Haare ausge rauft, alle Kleider zerrissen und die Brust zerkratzt. Die Leiche lag mit dem Gesichte zu Boden gekehrt im Sarge. Die Qualen des Un glücklichen müssen gegen fünf Stunden gedauert haben. Vollblütigen kersonen und denjenigen, velelle an ölutundrang naoll Lopk unä Lrust, Lell cvindelan lalle, Llallungen, Verstopf ung oto. leiden, vsrden ckis rüllmliollst bekannten rlpotbolcor U. Lrandt's Lollveirerpillen raselle unck siollere Hilko bringen, ^uslubrlielrs krospekts mit den Lrrtllebsn Ilrttmilen sind gratis, socvie dis Lebten rlpotbeker lll. Lrandt's LebvemerpiUen per Kebaobtel Nk. 1 —. erbLltlieb in den ^potbelcen ru V/Usdrukk, Hollenstein eto. Kircheunachrichteu aus Wilsdruff. Am Sonntage Jnvocavit pred. Vorm. Herr L. 0r. Wahl.