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denn? Wenn man englischen Beobachtern glauben darf: nach einem „Sabel", der der jetzigen „Herrschaft von Advokaten, Professoren, Medizinern und Zeitungsschreibern" ein Ende bereite. Die Engländer machen sich lustig über diese Zustände und betrachten sie mit Schaden freude; für uns Deutsche ist der Anblick dieser Verwirrung jedoch wenig tröstlich, denn sür uns ist jede Schwächung der Republik eine politische Gefahr. — Nach Meldung des Figaro habe der Untersuchungsrichter dem Justizminister erklärt, er müsse den Prinzen Jerome Napoleon in Freiheit setzen, da ein Vergehen nicht vorhanden sei. — Die fran zösische Kammer-Kommission nahm mit 6 gegen 4 Stimmen (1 Stim- menenthaltung) den Antrag an, welcker allen Mitgliedern früherer französischer Herrschcrfamilien den Aufenthalt in Frankreich, Algier und den Colonien untersagt, dieselben ihrer politischen Rechte beraubt, sie für nicht wählbar erklärt und sie hindert der Armee anzugehören. Die Zuwiderhandelnden werden vor das Zuchtpolizeigericht gewiesen und können zu ein bis fünfjähriger Gefängnißstrafe verurtheilt und nach Verbüßung der Strafe über die Grenze gewiesen werden. Da mit wäre also die parlamentarische und ministerielle Krisis unabwend bar geworden. Aus Newyork, 20. Januar, wird gemeldet: Der gestrige von San Franzisko kommende Expreßzug der Southern Pacifikeisenbahn fuhr infolge eines Bruches der Bremsketten unweit Los Angeles einen steilen Abhang von 4 Meilen mit einer übermäßigen Schnelligkeit herab und stürzte über die Einfriedigung. Die Trümmer des Zuges fingen Feuer. 15 Personen wurden getödtet, mehrere davon waren verbrannt und l4 andere verletzt. 7 Leichname sind aufgefunden, die selben sind aber unkenntlich. Die „Riegaer Zeitung" vom 23. d. meldet aus Mitau: In ver gangener Nacht ist Schrikenhöfers Theater niedergebrannt; das Feuer entstand Abends 11 Uhr, die Entstehungsursache ist nicht bekannt, es hatte gestern keine Vorstellung stattgefunden. Es gelang, das Feuer zu lokalisiren. Das Theatergebäude und das Mobiliar ist bei der Moskauer Feuerversicherung mit 75,000 Rubel versichert. Vaterländische». Wilsdruff. Vom k. Schwurgerichtshofe zu Dresden wurde am 23. Januar der 26 Jahre alte Dienstknecht Eduard Hermann Grimmer aus Röhrsdorf wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu 12 Jahren Zucht haus, 10 Jahren Ehrenrechtsverlust und Stelluug unter Polizeiaufsicht verurtheilt. Der Angeklagte hatte am Abend des 3. Dezember zunächst zwei dem Rittergutspachter Risse zu Klipphausen gehörige Feimen im Werthe von 6100 M. und sodann in unserer Stadt 9 Scheunen mit den darin befindlichen Erntevorräthen im Gesammtwerthe von über 34 000 M. niedergebrannt. — Vom Landeskonsistorium war verordnet worden, daß darüber, ob in den einzelnen Kirchengemeinden Neigung vorhanden sei, das neue Landesgesangbuch bei sich einzuführen, seitens der Jnspektionsbe- hörden bis Ende Juni d. I. Bericht erstattet werden solle. Da aber bekannt geworden, daß sehr viele Gemeinden diese Einführung bereits für das Osterfest in Aussicht genommen haben, so weist das Landes konsistorium die Jnspektionsbehörden neuerdings an, über solche Fälle umgehend zu berichten, damit der Bedarf an Gesangbüchern zur richtigen Zeit beschafft werden könne. — Einen schrecklichen Tod hat dieser Tage die 10jährige Tochter eines Fabrikarbeiters auf der Seidau in Bautzen erleiden müssen. Das Mädchen trug wie gewöhnlich Abends ihrem Vater die Kaffee flasche in die Fabrik, sie hat dabei das Unglück, zu fallen, die Flasche zerschellt und das Kind staucht so unglücklich auf die Erde auf und fällt mit dem Halse in einen von der Flasche abgesprungenen Scherben, daß dieser letztere im Halse stecken bleibt. So kam das Kind nach Hause, einen schrecklichen Anblick bietend. Jedenfalls infolge sehr großen Blutverlustes und auch Verletzung von edleren Theilen ist das Kind sehr bald gestorben. — Bautzen. Der hiesige landwirthschaftliche Verein hatte am 20. Januar Nachmittag eine öffentliche zahlreich besuchte Versammlnng zum Zwecke der Zuckerrübenangelegenheit und Errichtung der schon vielfach besprochenen Zuckerfabrik einberufen. Das Referat hierüber hatten die Rittergutsbesitzer Hänel-Kuppritz und Dölke-Drehsa über nommen. Aus demselben ging hervor, daß in der Löbauer und Gör- litzer Gegend der Rübenbau bedeutend und auch der in der Bautzener Gegend gemachte Anbauversuch günstig gewesen sei. Nach Vorlegung einer Rentabilitätsberechnung und Mittheilung der wichtigsten Be stimmungen des Statutenentwurfs einigte man sich, dem neuen Unter nehmen den Namen „Oberlausitzer Zuckerfabrik-Aktien-Gesellschaft" zu geben. Das Grundkapital soll 1 Mill. M. betragen, eingezahlt werden 50"/«, welche wiederum in Raten L 10"/« einberufen sind. Dölke-Drehsa gab noch ein Bild von der jetzigen Lage und Ausdehn ung der Industrie im rosigen Lichte. Gezeichnet sind bis jetzt 600 Hektar (zur Bebauung von Zuckerrüben), wovon allein 500 auf die Löbauer Gegend kommen. Die heutige Versammlung hatte man zu dem Zwecke einberufen, um die Landwirthe der Bautzener Gegend zur regen Betheiligung an diesem Unternehmen zu veranlassen, damit recht bald der Restbetrag von 400 Hektar erreicht werde. — Allen Theilnehmern an der so überaus gelungenen und ge mütherhebenden Turnfahrt der Sachsen nach Salzburg im Sommer 1882 wird es von Interesse sein, zu erfahren, daß auch in diesem Sommer eine Turnfahrt der sächsischen Turner in die Alpen geplant ist. Das gemeinsame Ziel ist diesmal der herrliche Bodensee, und die Turnvereine Lindau, Constanz und Bregenz haben die Sachsen einge- laden, ihre Gäste zu sein. — Annaberg. Der Homöopath Kreher ist dieser Tage ver haftet worden. Die Veranlassung soll folgende sein: Zwei Kinder des Maurers Bauer in Sehma im Alter von und 1 Jahren hatten den Keuchhusten bekommen und Kreher hatte an Bauer auf dessen Verlangen zur Linderung einige sogenannte Streukügelchen, mit Zuckerpulver vermengt, verabreicht. Nach dem Genuß derselben ver fielen die Kinder jedoch in Krämpfe und starben beide in der Nacht zum Dienstag. Die Amtshauptmannschaft Annaberg untersagte vor läufig die Beerdigung der Kinder, confiscirte den Rest der homöopa thischen Arznei und schritt zur Verhaftung Kreher's. — Chemnitz. Am 24. Januar, Abends gegen Vs? Uhr ent stand in der Eisengießerei und Werkzeugmaschinenfabrck der Firma C. G. Bayer L Comp., äußere Dresdenerstraße 17, dadurch ein Schaden feuer, daß zwei Arbeiter, trotzdem dies verboten ist, eine Pfanne glüh enden Eisens auf dem Hofe ausschütteten. Bei der Berührung des kal ten Bodens durch das Eisen explodirte letzteres und ergriffen die um- hersprühenden Funken das unter dem Dach des Modellschuppens her vorragende, in letzterem aufbewahrte Futter. Im Nu stand der Schup pen in Hellen Flammen. Die herbeigerufene stänvige Feuerwache, welche alsbald unter Führung des Herrn Brandmeisters Kluge anrückte, wurde gkm ka. 0. Gewichte: km m om mm t ^8 8 mz vbm bl l com cmm A. Längenmaaße: Kilometer Meter Centinieter Millimeter k. Flächenmaaße: Quadratkilometer . . . Hektar Ar Quadratmeter .... Quadralcentimeter . . . Quadratmillimeter . . . Tonne . : Kilogramm in ihrer bei der eisigen Kälte um so schwierigeren Löschthäthigkeit durch Arbeiter des Bayrischen Etablissements, sowie solche von anderen Fa briken unterstützt. Nachdem inzwischen von dem Stadtthurm herab gestürmt worden war, rückte in den schnell herbei eilenden freiwilligen Feuerwehren weiterer Beistand an. Die Löscharbeiten, welche sodann von Herrn Branddirrektor Weigend geleitet wurden, waren von dem erfreulichen Erfolg begleitet, daß sich das Feuer auf das begriffene Objekt beschränkte. Leider ist der Besitzer des Etablissements, Herr C. G. Bayer, in Folge des Schreckes über das Feuer vom Schlage gerührt worden und war sofort todt. Alle sogleich und selbst unter ärztlichem Beistand vorgenommenen Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. — Großenhain. In diesen Tagen ist von Wählern hier und in der Umgegend an den Reichstagsabgevrdnetcn des 7. Wahlkreises, Baumeister Kämpffer, z. Z. in Berlin, folgender Protest abgesandt worden: „Ganz Deutschland und auch Mancher von uns, der Unter zeichneten, sendete 1870 seine Söhne nach Frankreich zur Bertheidig- ung deutschen Rechtes und deutscher Ehre. Mit dem Blut unserer Söhne wurden die uns früher in schimpflicher Weise abgenommenen Reichslande, deren Besitz uns zwar Sicherung gegen neue Werfälle nothwendig ist, zurückerobert nud — Sie stimmen für den Antrag der Partei, welche der deutschen Regierung in aller erdenklichen Weise Schwierigkeiten zu machen und die Thüre zu öffnen versucht, durch ) Kubikcentimeter . ^Kubikmillimeter . ^Hektoliter . ) Liter . . Hm s Gramm . . . gom ) Milligramm . . HWM ) welche die Provinzen endlich wieder an Frankreich kommen. Wir em pfinden das geradezu als Hohn dafür, daß es Ihrer Partei gelungen ist, Ihnen das Mandat unseres Bezirks zu verschaffen und können Ihnen versichern, daß außer den ihren Führern willenlos folgenden Anhängern der Sozialdemokratie unter allen stimmberechtigten Män nern kaum Einige zu finden sein würden, welche mit Ihrer Abstim- mung einverstanden sind. Aus dem 7. Wahlkreise, Ende Dezember 1882." (Folgen die Unterschriften.) — Da bezüglich der abgekürzten Bezeichnung der Maaße und Gewichte, und ebenso die Schreibweise größerer Zahlen, Dezimalbrüche rc. noch große Unklarheit im Publikum vorhanden, so bringen wir nachstehend die vom Bundesrath festgesetzten diesbezüg- lichen Bestimmungen in Erinnernng. < 0. Körper maaße: - Kubikmeter 1. den Buchstaben werden Schlußpunkte nicht beigefügt; 2. Die Buch staben werden an das Ende der vollständigen Zahlenausdrücke — nicht über das Decimalkomma derselben — gesetzt, also 5,73 m — nicht 5 m 37 und nicht 5 m 37 om; 3. Zur Trennung der Einer- stellen von den Decimalstellen dient das Komma, — nicht der Punkt. Sonst ist das Komma bei Maaß- und Gewichtszahlen nicht anzuwen den, insbesondere nicht zu Abtheilung mehrstelliger Zahlenausdrücke. Solche Abtheilung ist durck Anordung der Zahlen in Gruppen zu je 3 Ziffern, vom Komma aus gerechnet mit angemessenem Zwischenraum zwischen den Gruppen zu berwirken. — Welch großer Unterschied in dem Gewicht und demzufolge auch der Konstruktion der Betriebsmittel für die normalfpurigen und der Betriebsmittel für die schmalspurigen Linien der sächsischen StaatS- eisenbahnen besteht, geht recht deutlich aus nachstehenden Ziffern her vor: Es beträgt auf den Normalspurbahnen das größte Gewicht einer Lokomotive 41 620 kg, das eines Tenders 26 000 kg, das eines Per sonenwagens 14 350, eines Gepäckwagens 9800, eines bedeckten Güter wagens 11200, eines offenen Güterwagens 11 650 kg. Aus den Schmalspurbahnen dagegen beziffert sich das größte Gewicht einer Lokomotive (an welcher sich zugleich der Tender mit befindet) 15 250 Kg, das eines Personenwagens 2500, eines bedeckten Güterwagens 2100, eines offenen Güterwagens 3170 kg. Der schwerste Personen wagen auf den normalspurigen Bahnen wiegt demnach nahezu sechs Mal so viel, als der schwerste Personenwagen der schmalspurigen Bahnen, der Unterschied in dem Gewicht der bedeckten Güterwagen beträgt 9100 Kg. und die offenen Güterwagen der normalspurigen Bahnen wiegen nahezu vier Mal so viel, als die der schmalspurigen Bahnen. — Mit Rücksicht auf die dem Reichstag zugegangenen Petitionen zahreicher Krankrnunterstützungskassen, die sich gegen die reichsgesehliche Regelung des Krankenversicherungsmesens richteten, hat eS der seit 20 Jahren bestehende, auf rationeller Basis beruhende Dresdner allge meine Krankenkassen- und Lcbensversicherungsverein, welcher gegenwär tig ca. 6000 Miedglieder zählt und denselben allein innerhalb der letzten 10 Jahre ungefähr 200,000 Mark baares Krankengeld, 40,000 Mark Sterbegelder und 55,000 Mark an Beihülfen zur Gesundheitspflege gewährte, für angezeigt erachtet, auf Grund seiner reichen Erfahrungen an den deutschen Reichstag eine eingehend motivirte Zustimmungs adresse zu dem von der Reichsregierung seit vier Jahren verheißenden Reformwerke auf dem Gebiete der Krankenversicherung zu übersenden. — Stolpen. Der landwirthschaftliche Verein für Stolpen und Umgegend wird in hiesiger Stadt in den Tagen vom 4. bis mit 6. März d. I. eine Ausstellung von Saatkartoffeln und Kartoffelbauge- räthen veranstalten. Auch Nichtmitglieder des Vereins werden zuge lassen und haben mindestens 14 Tage vor der Ausstellung Verzeich nisse auszustellender Gegenstände an den Vorsitzenden deS Verein» C. T. Hantsch in Stolpen, die auszustellenden Gegenstände jedoch bis zum 1. März nnter der Addresse des Ausstellungskomitees zu Händen des Stadtraths R. Hörnig in Stolpen einzusenden. Vermischte». Einer der tüchtigsten Turner Deutschlands, der seit einem Jahre von Dresden nach Nordhausen verzogene Maler Carl Reimann, hat am vorigen Mittwoch in der dortigen Turnhalle, als der Männerturn verein sene Uebungen hielt, auf eine schreckliche Weise sein Leben ein gebüßt. Wie er schon oft gethan, führte er die Riesenwelle mit dem sog. „Todtensprung" aus, blieb aber, anstatt beim Abschwung wieder zum Stande zu kommen, infolge eines unglücklichen Umstandes an der Reckstange hängen, stürzte herab und brach das Genick. Ohne auch nur einen Laut von sich gegeben zu haben, war er nach wenigen Mi nuten eine Leiche. So war der Hochzeitstag des erst 27 Jahre alten, allgemein geachteten und beliebten ManneS auch sein Todestag, denn er hatte sich am Dienstag vor einem Jahre glücklich verheirathet. Bei