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Wochenblatt für für für die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff Aweiundvierzigster Jahrgang. Erscheim wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer ksste^N Pf. Zinseratrnannatnir Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 llhr. Erscheinr wöchentlich 2 Mal (Dienstag unl» Freitag Abonnement-Preis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet-10 Pf Wilsdruff, Tharandt, --M Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Nr. 76. Frettag^ den 22. September 1882. Bekunntmuchllng, Durchschnittspreise für Marschfourage betr. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Dresden sind die Durchschnittspreise für Marschfourage in dem Hauptmarktorte des hie- gen Bezirks, der Stadt Meißen, auf den Monat Juli dss. Jrs. folgendermaßen festgestellt worden: 8 Mark 10 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 46 - - 50 - Heu, 2 - 18 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmmmschaft Meißen, i». S-Mmk- iss?. v. Boffe. Bekanntmachung. Donnerstag, den 28. September 1882, Vormittags 9 Uhr findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 19. September 1882. Königliche Amtshauptmannschast. v. Bosse. Bekanntmachung Nachdem Herr Rittergutsbesitzer Karl Hugo Mayser auf Neukirchen als Gutsvorsteher für die Rittergutsbezirke Neukirchen und Steinbach bei Mohorn verpflichtet worden ist, wird dies hiermit veröffentlicht. Meißen, am 16. September 1882. Königliche Amtshauptmannschast. v. Bosse. Ta gesge schichte. Alle politischen Parteien in Preußen rüsten sich für den bevor stehenden Wahlkampf aus Anlaß der Wahlen zum Landtag. Die deutschkonservative sowie freikonservative Partei haben Wahlaufrufe erlassen, die liberale und die nationalliberale Partei erläßt Flugblätter, um das Volk zu beglücken und zu belehren. Aus Elfaß-Lothringen, 17. September. Die Zahl der bei dem Hugstetter Eisenbahnunfall Verunglückten steht nunmehr fest. Es sind sofort getödtet worden und bisher an ihren Verletzungen gestorben im Ganzen 75 Personen; schwer und mittelschwer verletzt sind 95 Per sonen und leichtere Verletzungen haben gegen 100 Personen davon getragen. Die Gesammtzahl aller Verunglückten beläuft sich hiernach auf die furchtbar hohe Ziffer von 270. Von den Schwerverwundeten schweben noch vier in Lebensgefahr, sodaß die Zahl der Todten sich noch vermehren kann. Uebrigens befinden sich auch viele weniger schwer Verletzte nicht außer aller Gefahr, da Mancher innere Ver letzungen davongetragen haben dürfte, wie ein Vorfall in Kolmar be weist. Ein Kolmarer Bürger hatte sich auf dem verunglückten Zuge befunden und war anscheinend mit heiler Haut davon gekommen, ob gleich er eine heftige Erschütterung erhalten hatte. Vor einigen Tagen betheiligte er sich am Tanze, kaum hatte er einige Umdrehungen ge macht, als der bis dahin gesund gewesene Mann todt zusammenstürzte. Die von der kaiserlichen und großherzoglich badischen Familie, sowie aus vielen Theilen Deutschlands den Verunglückten und ihren Ange hörigen zu Theil gewordene warme Theilnahme und kräftige Unter stützung hat manche Wunden geheilt. Die Noth ist freilich auch groß, und wenngleich schließlich die Eisenbahnverwaltung nach Lage der Sache für allen Schaden wird aufkommen müssen, so wird doch bis dahin noch geraume Zeit verfließen. Inzwischen wird aber die öffent liche Mildthätigkeit einzugreisen haben, um die augenblickliche Noth zu lindern. Die Regierung nimmt sich der Beschädigten kräftig an und hat bereits die nöthigen Schritte gethan um den Umfang des Schadenersatzes bei jedem Einzelnen festzustellen. Klagenfurt, 17. Sept. Das obere Draulhal bis Villach ist infolge fortwährender Regengüsse überschwemmt, mehrere Brücken, die über die Drau führten, sind fortgerissen, der Eisenbahnverkehr ist ein gestellt. Innsbruck, 17. September. Infolge heftiger Regengüsse sind Etschthal und das Pulsterthal überschwemmt, der Eisenbahnverkehr ist theilweise eingestellt; die Brücken, Wege und Dämme sind vielfach durchbrochen. Die Stadt Trient steht unter Wasser. In Bruneck sind mehrere Häuser weggeschwemmt. Das Militär und die Landesschützen leisten überall werkthätige Hilfe. Rom, 18. September. Infolge von Wolkenbrüchen sind der Etsch, der Brenta und die Piave, wie andere Flüsse in Lombardo- -Lenetie» ausgetreten. In Verona wurden Brücken weggeschwemmt, A überflutet. Die Wasserhöhe hat die von 1868 um 85 Ctm. überstiegen. Der Po, die Arno und der Tiber haben sich blsher nicht drohend gezeigt. Eine förmliche Hochflut von Gerüchten und Kombinationen in Bezug auf die egyptische Frage ist hereingebrochen. Es wird in den Blättern von allerlei Anträgen, die bald von dieser bald von jener Partei ausgegangen sein sollens gesprochen und von dem unmittelbar bevorstehenden Wiederzusammentritte der Konferenz oder auch von der Einberufung eines Kongresses Meldung gemacht. Allen diesen Angaben muß man ohne Ausnahme mit der größten Vorsicht begegnen. Eng lands Aufgabe wird es fein, Vorfchläge über die weitere diplomatische Behandlung der egyptischen Angelegenheit zu machen. Bisher liegen solche von Seite des Kabinets St. James noch nicht vor, und dies scheint angesichts der Kürze der seit der militärischen Entscheidung in Egypten verflossenen Zeit, andererseits im Hinblick auf die Thatsache, daß der militärischen Entscheidung noch die Herstellung der Ordnung folgen muß, nur natürlich. Was man von Anträgen oder Anregungen anderer Mächte bezüglich Egyptens gemeldet hat, dürfte kaum buch stäblich zu nehmen sein und besten Falls nur auf Vermuthungen oder auch auf bloßen Wünschen beruhen. Vorerst fehlt es überhaupt an einer greifbaren Basis für Anträge fowohl, wie für Verhandlungen, und man wird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß alle Mächte wenigstens eine Weile lang noch ruhig, wenn auch aufmerksam, die weitere Entwickelung der Dinge abwarten werden. Es ist allerdings denkbar, daß die brittische Regierung, die mindestens im Prinzipe mit sich selbst darüber im Klaren sein dürfte, was sie beiläufig bezweckt, alsbald an die anderen Mächte herantreten werde; es ist aber auch möglich, daß England zuerst die vollständige Pazifikation Egyptens durchführen und nur hernach mit Vorschlägen in Betreff der Zukunft sich an die Mächte wenden wird. In letzterem Falle werde natürlich eine längere Zeit verstreichen, bis irgend welche diplomatische Ver handlungen stattfinden. Ob inzwischen hier und da ein vertraulicher Ideenaustausch zwischen einzelnen Kabinetten gepflogen werden wird, muß dahingestellt bleiben; auch dies wäre nur möglich, wenn man erst die Absichten Englands kennen und dadurch eine Basis für einen solchen Ideenaustausch gewinnen würde. Daran, daß man überall die englische Initiative abwartet, ist nicht zu zweifeln, und für eben so gewiß gilt, nach der in auswärtigen Angelegenheiten neuerlich stets gut unterrichteten „Kreuzzeitung", daß man auf ein loyales Vorgehen Englands rechnen darf. Aus Alexandrien vom 14. September schreibt der Korrespon dent der „Times": In den letzten zwei Monaten bot der Palast Ras-el-Tin, die Wohnung des Khedive, den Anblick der Verlassenheit dar. Man konnte sich dahin zurückziehen und ungestört schlafen; höch stens hörte man das Gemurmel einiger Bediensteten die sich arge Mühe gaben, mit Hilfe Ollendorfs das Engliche zu bemeistern. Hier und da unterbrachen Generalkonsuln, Korrespondenten und andere Europäer die Einsamkeit, aber von den eingeborenen Klassen ließ sich Niemand sehen, außer der Mann, dessen Pflicht es war, morgens an den Stufen des Palastes das Gebet zu sprechen. Ein Fremder, der dies sah, mußte fühlen, daß Tewfik Pascha von seinem eigenen Volke gänzlich verlassen und nur von Fremden umgeben sei. Heute Morgen, auch wenn ich die wichtigen Ereignisse von gestern nicht gekannt hätte, der veränderte