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Ld'Zweites Blatt/MM Vochenblall für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Witsdrnss. Zweiundvierzigster Jahrgang. Nr. 8V. 1882. Freitag, den K. Oktober Erschein! wöchentlich 2 Mal <Dienstag unv Freitag Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet_10 Pf Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostest) Pf. Jnseratenannahme Montags «.Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Miltheilungen über Obst- und Gartenbau. Gartenbaukalender für Oktober. Säen kann man außer Spinat, Rabinschen und Kerbelrübeu noch Petersilie in gut gedüngtes Laud, breitwürfig oder in Rinnen, und wird sie dann zeitig im Frühjahr schneiden können. Dem Rosenkohl sind die Gipfel auszubrechen, um den Trieb stärker in die Sprossen übergehen zu lassen. Wintersalat kann noch aus dem Saatbeet ver pflanzt werden, und zwar auf nicht zu sonnige Beete, da er im Winter nicht viel Sonne verträgt, am schädlichsten ist ihm die Morgensonne. Wiuterrettige, rothe Rüben, Kürbisse und Kohlrabi sind vor stärkeren Frösten aus der Erde zu nehmen; dagegen halten Möhren, Petersilien- wurzeln, Pastinaken die ersten leichten Fröste gut aus und wachsen an wärmeren Tagen noch weiter, weshalb man sich mit dem Herausneh men dieser Früchte nicht zu sehr zu beeilen braucht. Das Einernten nehme mau möglichst bei trockener Witterung vor, weil sich alle Früchte dann besser halten. Bohnen- und Schotenbcete sind abzuräumen und, wie alle leer gewordenen Beete, grob zu stürzen. Stangenbohnen werden, wenn sie der Frost gestört hat, am besten erst mit den Wur zeln aus der Erde gerissen, danu die Stangen herausgenommen, die Ranken von unten nach oben abgestreift und die Stangen in Abthei- lungen auf einander gelegt, oben und unten zusammengebunden, und trocken, oder an einen Baum gelehnt, den Winter über aufbewahrt. Die Erdbeerbeete fahre man fort mit kurzem Dünger zu bedecken, oder die einzelnen Stöcke damit zu umgeben; hierzu passenden Pferdedünger fanimeln in der Nähe von Städten arme Kinder für ein Billiges. Die Spargelstengel sind schleunigst (am besten aber schon im August) durch Abstreifeln von ihren Früchten zu säubern, damit die letzteren später nicht reif auf das Beet herabfallen, dort aufgehcn und den alten Stöcken Nahrung und Raum wegnehmen; gegen Ende des Monats werden die Stengel, wenn sie gelb geworden sind, die Beete mit Dün ger (am besten Rindsdünger) leicht bedeckt, oder Dünger um jeden Stock vorsichtig eingegraben, darauf sind die Beete zu ebenen, aber nicht zu rechen. Bei stärkerer Bedeckung finden Mäuse darunter ihre Schlupfwinkel und suchen die Spargelwurzeln heim. Andere zerschnei den die Stengel in kleine Stücke, legen sie nach dem Stürzen des Beetes obenauf, werfen Laub in dünner Lage darauf und begießen das Ganze mit Abvrtsjauche. Winterporree kann im Freiland stehen bleiben, doch ist es zweckmäßig, um auch bei übler Witterung stets solchen bei der Hand zu haben, einen Theil im Keller aufzubewahren. Die den Gar tenfrüchten oft so verderblich werdenden Fahrmäuse werden (besser als durch Phosphor- und Strychninpillen, die sie oft nicht ancühren) am besten vertilgt durch Möhrenstücke, die man mit arseniger Säure be handelt und in die Fahrten so tief legt, daß Katzen nicht dazu kommen. Alle Gartenfrüchte festerer Art sind, wenn man nicht sehr viele hat, sehr bequem und gut im Keller im Sand aufbewahren; man lasse sich einen Holzrahmen machen, so hoch, als man den Sandhaufen wünscht und lege in den dadurch abgeschlossenen Raum auf eine Sandschicht die Früchte neben und über einander, die Sorten getrennt und bedecke sie dann vollständig mit Sand. Blumenzwiebeln kann man noch ins freie Land, ebenso wie in Töpfe legen, nur blühen sie natürlich später als die im September gelegten; die in das Land eingegrabenen Zwie beltöpfe sind Ende des Monats aus demselben herauszunehmen und im Keller aufzubewahren; dort sind sie, ebenso wie die von Anfang an in den Keller gestellten, nach und nach stärker zu gießen, je mehr sich die Keime entwickeln. Wer Hyazinthen auf Gläsern treiben will, kann Ende des Monats damit beginnen; doch lasse man das Wasser nicht die Zwiebeln selbst berühren, da hierdurch die späteren Sorten wenigstens leicht faulen. Die Knöllchen von Anemonen und Ranunkeln sind in Gärten, die wenig von Winlerfeuchtigkcit zu leiden haben, im Oktober oder November zu legen und zwar in guten, reich gedüngten Boden, der etwas schattig liegt, etwa 4 Ctm. tief und 10 Ctm. weit von einander entfernt, ani besten auf eine Sandunterlage. Die hoch stämmigen Rosen kann mau gegen Ende des Monats durch Nieder legen für die Winterruhe vorbereiten, braucht sie aber noch nicht, oder höchstens nur leicht (mit Fichtenreißig) zu bedecken. Lack und Winter- levkoy sind, wo noch nicht geschehen, aus dem freien Lande in Töpfe zu pflanzen. Alle nicht im Freilande überwinternden Knollen, wie Georginen, Gladiolen, Canna hebe mau, nachdem der Frost die Stengel zerstört hat, aus der Erde und halte sie an einem geschützten Orte eine Zeit lang luftig und trocken. Noch nicht zerstörte Blumenstengel von Gladiolen und I^oboliu ourckiuaiis blühen auch in der Stube, iu ein Glas mit Wasser gestellt, lange Zeit weiter. Alle ins Winterquartier gebrachten Zimmerpflanzen reinige man von Unkraut und welken Blät tern, lockere die Erde auf und wo sie durchs Gießen weggeschwemmt ist, fülle man gute Erde oben nach; Regenwürmer, die sich bei dem Stande im Freien fast regelmäßig einnisten, vertreibt man sicher durch Begießen mit Wasser, worin man zerschnittene Roßkastanien gekocht hat. In den Ueberwinterungslokalen gieße man vorsichtig und lüfte, so oft es nur die Witterung erlaubt. Die im Winter blühenden ^iuu- rMm, OaNu aotstiopioa, Alpenveilchen, soweit sie erst jetzt zu treiben unfangen, u. a. setze man jetzt um. Blattpflanzen, ebenso wie Kamelien, bespritze man fleißig mit lauem (aber ja nicht heißem) Wasser, d. h. solchem, in welchem der eingetauchte Finger noch angenehme Wärme fühlt. Kamelien stelle man in Zimmer neben der Wohnstube, welche nicht geheizt werden, aber doch dem Froste nicht ausgesetzt sind, und lasse sie möglichst an einer Stelle; so behandelt, werden sie nur selten ihre Knospen abwerfen. Zum Ankauf und nachfolgender Kultur em pfehlen wir die neue fleischrothe Begonie (Lsgouiu inouruutu) als höchst dankbaren Winterblüher und wegen ihrer effektvollen rothen Beeren, die den Winter über hängen bleiben: ^rckikiu orouulata und den Beißbeernachtschatten (Loluuuin ouxsioustruur Houäsrsonii) mit orangerothen Beeren. Gegen Htckerschneeken. Infolge der nassen Witterung hat sich dieses Ungeziefer, besonders die kleine nackte Erdschnecke, bereits ungeheuer vermehrt und es ist zu befürchten, daß es nicht nur in Gärten, sondern auch an den Stoppel rüben und den Getreidesaaten im Herbst bedeutenden Schaden anrichten wird, wie dies die Erfahrungen früherer Jahre hinlänglich beweisen. Mit kleinen Mitteln ist da, wo das Ungeziefer massenhaft auftritt, natürlich nichts auszurichten, man muß vielmehr, wenn man einen Erfolg erzielen will, auch mit solchen im Großen dagegen vorgehen. Derartige Mittel sind das Bestreuen der Felder mit Gyps, zerfallenem Kalk oder Guano, der mit Steinkohlenasche, Sand oder trockener Erde gemischt ist. Auch Superphosphat und Chilisalpeter, ja selbst bloße Holzasche sind gute Mittel. Das Ausstreuen dieser Stoffe sollte im mer früh, sehr zeitig vor Sonnenaufgang geschehen, weil die Schnecken nur nachts auf den Fraß ausgehen, bei Tage aber sich in die Erde verkriechen. Die Mittel nützen aber nur, wenn das Ungeziefer unmit telbar davon getroffen wird. Sie müssen deshalb auch einige Mal wiederholt werden. Zu den besten Mitteln gegen das Ungeziefer ge hört auch Salz (Viehsalz), da jede Schnecke, die von einem Körnchen getroffen wird, sofort stirbt. Wenn dasselbe aber zu stark aufgestreut wird, kann es leicht den jungen Pflanzen schaden. Man thut deshalb am besten, wenn man es schon bei der Aussaat des Samens aufstreut, ebenso den Guano. Am einfachsten und billigsten bleibt immer die Anwendung des Gypses oder des zerfallenen Kalks, die man ohne Be denken auf die Pflanzen selbst mit streuen kann. Gyps und Kalk können übrigens auch in Gärten angewendet werden. Verwerthung -e» Obstes. In Jahren, wo das Obst nur in geringen Mengen vorhanden ist wie in diesem Jahre, kommt man selten in Verlegenheit darüber, wie man das Obst verwerthen soll; anders dagegen in obstreichen Jahren, wo man durch direkten Verkauf kaum so viel erzielt, um die Ernte kosten damit zu decken. In solchen Jahren muß man den Ueberfluß i» geeigneter Weise zu behandeln wissen, um ihn in eine Form über zuführen, wie er sich längere Zeit aufbewahren läßt. Die Art der Verwerthung des Obstes ist bei uns in Mittel- und Norddeutschland noch viel zu wenig bekannt und darum haben wir bei reichen Ernten stets Schleuderpreise. Die mit der landwirthschaftlichen Schule zu Bautzen verbundene Obst- und Gartenbauschule hat es sich zur Aufgabe gemacht, bessere Kenntniß über Verwerthung des Obstes durch Bereitung von Backobst, Obstmus, Obstwein und Obstbranntwein rc. zu verarbeiten und hält im Spätjahre jeweils besondere Lehrkurse ab, in denen Personen rei feren Alters Gelegenheit geboten wird, sowohl theoretische als praktische Kenntnisse darüber zu erlangen, sowie die neuesten und besten Geräthe und Maschinen hierzu kennen zu lernen. Obgleich es in diesem Jahre nur wenig Obst giebt, wird dennoch ein solcher Kursus vom 26. bis 28. Oktober in Bautzen abgehalten werden, worauf hierdurch auf merksam gemacht wird. Der letzte Moment. Von Eugen Hermann. (Fortsetzung.) M . . ., setzte Horsteck seine Erzählung fort, hatte feinem Vater das Todesurtheil mitgetheilt, welches er über sich gefällt hatte, er schrieb ihm natürlich, als er durch K . . . eine Anstellung erhielt, daß er diesen Entschluß aufgegeben habe, da seine Lage eine andere geworden sei, und beauftragte mich, da ich gleich darauf in meine Garnison reiste, wo der alte M . . . lebte, dies Schreiben an denselben abzugeben. Ich fand den alten Herrn auf dem Krankenbett, wohin ihn der Kummer über seinen Sohn geworfen hatte; man sagte mir, er habe nur noch wenige Tage zu leben, an Rettung sei nicht mehr zu denken. Ich trat hinein und will nicht versuchen, es zu schildern, wie der alte Herr bei jedem Worte, das ich sprach, leichter athmete, wie der Schatten, der auf seinen trüben Augen lagerte, schwand und die Brust sich hob, als athmete sie srisches Leben ein. Der Sohn hat Recht, wenn er um des Vater willen sich dem Leben erhielt; denn so härt und eisern auch sein Wille gegen ihn sich geltend gemacht, das Vater herz schlug doch, und ich hörte es, wie es aufathmete bei der Kunde,