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Wnldeutblößung, Ucberschwemmungcu, Anfforstnilq. Abermals Schreckensberichte von Verheerungen, die durch Ueber- fluthung weiter herrlicher Landstrecken angerichtet wurden! Große Theile Südtirols, Oberitaliens, Kärnthens sind in Wüsten, viele wohl habenden Familien in Bettler verwandelt, eine Anzahl Menschenleben zu Grunde gegangen. Was Fachmänner seit einem halben Jahrhundert predigen, fängt man endlich in weiteren Kreisen an zu begreifen: Dem auf allen Kultur ländern lastenden Fluche der Entwaldung ist nur durch sorgsamste Schonung des vorhandenen Baumbestandes, und noch mehr durch um fassende Aufforstung abzuhelfen. Die Einsicht ist zwar erwacht und breitet sich aus, hier und da sucht man auch alte Sünden wieder gut zu machen, gebietet der Axt Halt, pflanzt an, ist auf Schutzwal dungen bevacht, aber — noch weitaus nicht überall, wo es erforder lich wäre, und fast allenthalben zu langsam. Durchschnitlich fällt jahraus jahrein mehr Holz, als neu hinzuwächst, anstatt daß jedes junge Jahr einen Gewinn an jungen Bäumen bringen follte! Gar nicht oft genug kann es deshalb wiederholt werden: Der Hochwald ist eine wesentliche Grundlage des Naturhaushaltes und der Volks- wirthschaft. Wo es an dieser Grundlage gebricht, ist Gesundheit und Wohlfahrt der Bevöllkerung geschädigt. Da sehen wir zunächst den Fluthen Thor und Thür geöffnet, denn die Baumkronen halten Vs des fallenden Regens zurück und lassen ihn verdunsten; noch kräftiger wirkt die untere Moosfchicht, welche das zwanzigfache des Eigengewichts an Wasser anfnimmt und darin unterstützt wird durch die darauf gelagerte Streudecke. Beide sind wichtige Vermögensstücke des Waldes, denen man ihn nie unge straft beraubt. Fällt der Wald, so verschwinden auch diese beiden großartigen Wasserbehälter, bei Eintritt der Wärme schmelzen die an gehäuften Schneemassen reißend schnell, schwellen das Rinnsal von den Höhen an, mit diesem werden Sand und Steiugeröll hinabge wälzt auf die Fruchtfelder, diese unrettbar verödend. Steigen die Fluthen höher, fo reißen sie Straßen, Wege, Brücken, Dämme nieder, unterwühlen Häuser, begraben Thiere und Menschen. Wahrlich, dies wäre des Unheils schon genug, um zu warnen und zu rüstiger Gegenwehr zu treiben. Und doch ist es noch bei Weitem nicht Alles. Noch ein langes, trauriges Gefolge von Schäden ver schiedener Art hat der Mangel an Wald, an Moospolster und Streu hinter sich. Auf's Bündigste wurde nachgewiesen, daß er die Bewohn barkeit der Länder vermindert, die Bildung von Wolken und Thau mindert, dagegen Sommerhitze und Winterkälte, Mißwachs durch Trockenheit und Fröste steigert, schwere Gewitter und Stürme, deren Gewalt der Hochwald theils bricht, theils einschränkt, mit Wolken brüchen heraufbeschwört, ebenso Versumpfung geneigter Flächen und Quellenversiegung, ferner Verfandung und Verschlammung von Fluß betten, Abbruch der Ufer und schweren Eisgang entweder verschuldet oder fördert, den Wasserstand der Flüsse zum Nachtheil der Schiff fahrt und der auf Wasserkraft angewiesenen Gewerbe herabsetzt, Flug- fandbildung und Sandwehen im Flachlande, Lawinenstürze, Erd- und Bergrutsche im Hochgebirge begünstigt. Endlich bewirkt ein nicht über mäßiger, aber doch hinlänglicher Waldbestand für Menschen die wohl- thäligsten klimatischen Verhältnisse. Bei trockener Aufzählung so gehäufter Behauptungen mag der Unkundige ungläubig lächeln und Uebertreibung argwöhnen; jeder diesen Dingen Näherstehende wird sie aber leider bestätigen müssen, denn „der Wald ragt thatsächlich in alle Lebensinteressen der Menschen hinein". Die für rationelle Behandlung der Forstwirthschaft so wichtige Forststatistik wird in ,einzelnen deutschen Staaten emsig, in anderen lässig oder gar nicht gepflegt, und doch ist kaum ein anderer großer Wirtschaftszweig so leicht der Statistik zugänglich, wie die Wald- wirthschaft, zumal Vz der gesammten Waldfläche Staatseigenthum und Deutschland das Mutterland der Statistik und der Forstkultur ist. Früheren Zeiten war der Blick für alles Das verschlossen, wir haben darum kein Recht, unsere Vorfahren ob ihrer Waldverwüstung anzuklagen. Das heutige Geschlecht ist durch Theorie und Erfahrung belehrt und gewarnt; zögern wir, alte Fehler gut zu machen und neue zu vermeiden, fo haben wir selbst darunter zu leiden und bürden uns vor den Nachkommen eine schwere Gewissensschutd auf. (CH. Tgbl.) Mittheilungell über Obst- und Gartenbau. Etwas über Aufbewahrung des Obstes. Zur Aufbewahrung des Winterobstes dienen kühle Kammern oder trockene Gewölbe und Keller; das Sommer- und frühe Herbstobst wird in kühlen Kammern am besten aufbewahrt; in Kellern nimmt es gern einen schlechten Beigeschmack an. Eine sehr gute Methode der Auf bewahrung des Herbst- und Winterobstes ist folgende: Man nimmt Hürden, wie zum Dörren des Obstes gebräuchlich, überlegt den Boden dünn mit ganz trockenem, vorher abgebrühtem Moos. Hierauf werden die Früchte aus dasselbe gelegt und dann die ganze Hürde mit Papier überdeckt. Diese Hürden werden über einander gestellt und kommen, um das Obst vor Mäusen und Ratten zu schützen, auf ein Gestell, desfen Füße 50 Ztm. hoch vom Boden mit einer einem verkehrt ge stelltem Trichter ähnlichen Blechkappe umgeben sind. Man schützt durch die Papierdecke die Früchte in den Kammern gegen Kälte, wenn diese unvermuthet eintritt; es schützt auch das Papier wesentlich gegen den Kellergeruch, da die Pilzsporen, die oft in der Luft fchwebeu und sich langfam niederfenken, die Früchte nicht treffen können; ist das Pa pier feucht geworden, fo wird es gewechselt. Zwetschen können recht gut in glasirten Töpfen aufbewahrt wer den, welche man mit Schweinsblase fest zubindet und einige Fuß tief in den Boden eingräbt. Allein die so aufzubewahrenden Zwetschen müssen völlig reis und fleckenlos fein und bereits am Stiel etwas welken. Daß man hartes und geringes Obst wohl auch in Erdgruben über Winter aufbewahren kann, ist bekannt, doch nimmt es hier sehr oft einen modrigen ranzigen Gefchmack an; weniger bekannt ist aber, daß in ganz trockenem Birnlaub, Buchenlaub oder in Laub von echten Kastanien eingebettet, die späteren Winterbirnen sich sehr gut und lange halten, sondern auch oft eine höhere Güte und Zartheit des Fleisches erhalten, als bei gewöhnlicher Aufbewahrung. Es können die Früchte in Haufen in solchem Laube im Freien unter einer leichten Bedachung, oder in großen Kisten mit Laub durchschichtet in Kammern aufbewahrt werden. Frost schadet ihnen, wenn die Laubdecke genügend ist, d. h. wenn dieselbe das Obst überall 30 Ztm. umschließt, nicht. Im Allgemeinen mag als Regel dienen, daß alle Winterfrüchte mit Rostabzeichen, zahlreichen Rostpunkten und rostigen Schalen — Aepfel wie Birnen — welche häufig welken, möglichst gleich nach der Ernte in die Keller oder in kühle Obstkammern zn bringen sind, da gegen die meisten Herbstfrüchte und besonders die glattschaligen oder auch die iu der Reife fettig werdenden Aepfel, möglichst lange in trockenen aber kühlen Kammern gehalten werden sollen, ehe sie in den Keller kommen. Daß das Obst mit großer Vorsicht und ohne die Früchte zu drücken alle 2—3 Wochen im Keller durchsucht werden muß, versteht sich von selbst; man erkennt dann die nahende Reife der späten Winterbirnen daran, daß sich das Fleisch in der Nähe des Stieles weich anfühlt; einige Tage darauf ist dann die ganze Frucht völlig für die Tafel reif; die Reife der Aepfel erkennt man sowohl am Anfühlen, wie besonders am Geruch. Durch sorgfältige Aufbewahrung in einem nicht zu warmeu, doch aber auch nicht zu kalten Raume läßt sich die Reifezeit bis auf einen gewissen Grad verzögern und die Dauer der reifen Früchte verlängern. Der Ort der Aufbewahrung sollte in diesem Falle 3-5" R. haben; bei weniger Wärme geht der chemische Prozeß der Zuckerbildung zu langsam, bei mehr als 9" R. zu schnell vor sich; in ersterem Falle erreichen die Früchte ihre wahre Güte nicht, in letzterem verdunstet zu viel von ihrem Wassergehalt, sie schrumpfen ein und werden dann schmacklos oder doch unansehnlich und ihre Dauer wird namhaft ab gekürzt. Je mehr Luft, Wärme und Feuchtigkeit auf eine aufbewahrte Frucht wirken können, um so schneller erreichen sie ihren höchsten Reife punkt und überschreitet ihn dann auch schnell, je mehr dagegen Luft, Wärme und Feuchtigkeit von den Früchten abgehalten werden, um fo später tritt die volle Reife ein und um so länger erhalten sie sich. In Kellern, Gewölben, Kammern, oder wo sonst Obst aufbewahrt wird, müsse« alle angefaulten Früchte möglichst bald entfernt werden, es erfolgt sonst eine Ansteckung der nahe liegenden anderen gesunden Früchte, sowie eine Verschlechterung der Luft in den Aufbewahrungs räumen durch Pilzsporen, besonders von dem kleinen graublauen kon- oiliiuiu gluuoum, welches sich sehr häufig auf faulenden Früchten bildet. Um in einem Obstgewölbe oder Obstkeller einer übermäßigen Feuchtigkeit, die dem Obste sehr schaden würde, vorzubeugen, wird der sehr billig zu erhaltende salzsaure Kalk, der die Eigenschaft hat, die Feuchtigkeit mit großer Begierde anznziehen, angewendet. Dieser Kalk wird auf ein, mit einigen Abflußrinnen versehenes, etwas schief gelegtes Brett (am besten eine alte Tischplatte) ausgebreitet, und an dem Punkte, wo die Abflußrinnen münden, unten ein Gefäß hingestellt. Der mit Feuchtigkeit gesättigte Kalk wird flüssig, sammelt sich in dem Gefäß und kann, wenn getrocknet, wieder zu gleichem Zwecke verwendet werden. Zur «Kultur der Hyazinthen ans Gläsern. Ein Hauptaugenmerk richte man auf die Auswahl geeigneter Zwie beln und Gläser; erstere sollen stark und gut entwickelt sein, auch sind einfach blühende Sorten weit vvrzuziehen. Die käuflichen Gläser Haven meist eine viel zu enge Oeffnung, so daß nur ein Theil des Wurzelkcanzes seine Wurzeln in das Glas hinabzusenden vermag, während andere Wurzeln wieder vertrocknen müssen, was zum minde sten nicht hübsch aussieht. Aus diesem Grunde hat man darauf zu sehen, daß der Wurzelkranz ganz genau auf die Rundung der Glas öffnung zu liegen kommt. Zum Füllen des Glafes verwende man nur weiches Wasser, also Regenwasser, oder wenigstens abgekochtes Brunnenwasser, dem man mit Vortheil ein Minimum Blumendünger zusetzt. Das Wasser soll nicht ganz bis an die Blumenzwiebel, son dern etwa einen Finger breit davon entfernt sein. Ist der Keller (denn in einen kühlen, dunklen Raum hat man bekanntlich zunächst die Zwiebeln der kräftigen Bewurzelung halber zu bringen) feucht, so schimmeln die Zwiebeln oft an und man muß dann dieselben von Zeit zu Zeit sorgsam trocken abwischen. Von dem Wasser pflegt im kühlen Keller nur wenig zu verdunsten, so daß man nur selten nachzufüllen braucht. Wird es dagegen trübe und faulig, dann hat man es durch frisches von derselben Temperatur zu ersetzen, dem man am besten frischgebrannte, feingepulverte Holzkohle zusetzt. Etwaige faule Wur zeln schneidet man ab, und einer fauligen Zersetzung der Zwiebelhaut ! zwischen und um den Wurzelkranz begegnet man ebenfalls durch Auf- streuen von Kohlenpulver. Bringt man die angetriebenen Zwiebel» ins warme Helle Zimmer, so stelle man sie anfangs noch etwas dunkel und erst allmählich immer Heller; vor den Sonnenstrahlen sind sie jedoch unter allen Umständen durch vorgestellte Papierbogen zu schützen. Will sich der Blumenschaft nicht gehörig strecken, so stülpe man eine Papierdüte (womöglich aus schwarzem Papier) darüber. Hilst dies nicht, so bleibt noch als letztes Mittel übrig, die Wurzel bis auf 3 Ztm. von der Zwiebel abzuschneiden. Die blühende Hyazinthe stelle man kühl ins Doppelfenster, da sie im warmen Zimmer in allzukurzer Zeit verblüht. Hoch gestiegen. Erzählung von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Ach, und eines Abends, als wir Beide im Wetteifer, die Köpfe beinahe an der Erde, jeder mit einem Fuße an unserm Seile hingen, kam gerade unsere gute Mutter dazu. Sie war etwas kurzsichtig, und als sie in den beiden herunterhängenden Bündeln ihre beiden Jungen erkannte, schrie sie verzweifelt auf, denn sie glaubte, ihren armen Spröß- lingen sei ein Leid widerfahren. Wir schnellten blitzschnell empor und, wie nun einmal Jungen sind, brachen in ein übermüthiges Gelächter aus. Ach, wie bittre Vorwürfe haben wir uns später, Karl und ich, darüber gemacht, fetzte der alte Herr hinzu und strich mit der Hand das buschige, graue Haar. „Die Mutter begann kurze Zeit darauf zu kränkeln, vielleicht war es nur Zufall, vielleicht wäre sie auch ohne jenen Abend so schwer krank geworden und gestorben, — aber wir bildeten uns ein, daß sie durch den Schreck etwas wegbekommen habe. Wir hatten mit den zärtlichsten Bitten die Mutter bestürmt, daß sie dem Vater unsere heimlichen Kunststücke nicht verrieth, doch das Seil war seitdem verschwunden. Wenn die gute Mutter nun gedacht, daß wir jetzt solche Allotria aufgeben und zu unsern Büchern zurück kehren würden, so hatten sie unsere Kunstbegeisternng sehr unterschätzt. Das Trapez war freilich fort, aber Karl tröstete mich damit, daß es doch nicht mehr lange gehalten hätte, und nun verlegten wir uns auf ein anderes Gebiet. Wir balancirten Stühle, Messer, Alles, was uns nur in die Hände kam. — Anfangs verbreiteten wir überall Schrecken, wohin wir kamen, denn wir ergriffen die zerbrechlichsten Dinge und ließen sie auf unsern Finger- und Nasenspitzen tanzen. Als man aber sah, daß wir wirklich Nichts zertrümmerten, erregte unsere Fertigkeit die ehrlichste Bewunderung, besonders bei den Dienstboten, mit denen