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Vaterländische». — Dresden. Wie die „Nat.-Ztg." schreibt, hält die sächsische Staatsregierung infolge der sich recht günstig anlassenden Staatsein nahmen an der Hoffnung fest, dem im Herbst 1883 zusammentretenden Landtage den Erlaß des während dieser Finanzperiode noch erhobenen außerordentlichen Zuschlags von 20 Proz. znr Einkommensteuer Vor schlägen zu können. — Mit dem 1. Januar 1883 treten die Bestimmungen des Reichs gesetzes vom 24. Februar d. I. betreffend „das gewerbsmäßige Feil halten und Verlaufen von Petroleum" in Kraft. Demnach ist Petro leum, welches unter einem Barometerstände von 760 mm schon bei einer Erwärmung aus weniger als 21 Grade des hunderttheiligen Thermometers entflammbare Dämpfe eintweichen läßt, nur in solchen Gefäßen zu halten gestattet, welche an in die Augen fallender Stelle auf rothem Grunde in deutlichen Buchstaben die nicht verwischbare Inschrift „feuergefährlich" tragen. Wird derartiges Petroleum ge- gewerbsmäßig zur Abgabe in Mengen von 50 feilgehalten ober in solche» geringen Mengen verkauft, so muß die Inschrift in gleicher Weife noch die Worte: „Nur mit besonderen Vorsichtsmaßregeln zu Brennzwecken verwendbar" enthalten. — Wie verlautet, wird für den Betrieb der Hainsberg-Dippol- diswalde-Schwiedeberger Sekundärbahn noch eine dritte Lokomotive beschafft und auf dem Bahnhof zu Dippoldiswalde ein vorläufig pro visorischer Billetverkauf eingerichtet, um aufgetretenen Uebelständen zu begegnen. Der Güterverkehr ist ein solch bedeutender, daß auf der Haltestelle Malter die Errichtung einer Güterhalle sich nöthig macht. — Aus Oschatz kommt die Kunde, daß dortseldst der hochgeachtete Fabrikant Bieger, welcher als Vicevorsteher des Stadtverordneten-Kol- legiums fungirte, am vergangenen Sonnabend ein Opfer der Schwer- muth geworden ist. — Laut Uebersicht über die bei den 180 Sparkassen im König reiche Sachsen im Monat September erfolgten Ein- und Rückzahlungen, betrugen die ersteren 5,630,083 M., die letzteren 6,274,406, M.; zu sammen in den ersten 9 Monaten dieses Jahres wurden eingezahlt 70,348,215 M. und zurückgezahlt 68,632,785 M. Demnach sind gegen denselben Zeitraum des vorigen Jahres 5,430,369 M. mehr eingezahlt und 2,291,342 M. mehr zurückgefordert worden. — Freiberg, 13. November. Gestern Nachmittag in der sechsten Stunde geriethen zwei Insassen des hiesigen Landgerichtsgefängnisses, welche zeither in voller Uebereinstimmung sich ihr Leid geklagt und einträchtig unter einem Dache und in einer Zelle bei einander gewohnt, einen: nur ganz geringfügigen Gegenstände zu Gefallen in Streit. Die Gemüther derfelben wurden in ganz kurzen Zügen derart erhitzt, daß der Eine, nebenbei ein alter Zuchthausbruder, dem andern seinen vollen Suppentopf dermaßen über den Kopf hereinschlug, daß ihm das Blut aus der Nase strömte und die Suppe an allen Wänden herun ter lief. — Oederan. Am Sonnabend, Mittags 0,12 Uhr, schlug in Frankenstein der Blitz in die Thurmspitze und legte den Thurm in Asche, wobei natürlich die Kirche ganz bedeutend gelitten hat. — Gelegentlich der am 9. d. M. in Helbigs Restaurant abge- haltenen Versammlnng der Turnräthe fämmtlicher zum Dresdner Turngau gehörigen Vereine wurde beschlossen, bei den Berathungen deS im nächsten Jahre in Darmstadt zufammentretenden deutschen Turntages, für das 6. große deutsche Turnfest Dresden als Festort in Vorschlag zu bringen und gleichzeitig an die städtischen Behörden das Gesuch zu richten, die zu solchem Unternehmen nöthige Unter stützung gewähren zu wollen. — Leipzig. Hier wird ein Projekt lebhaft diskutirt, welches von großem Jnteresie ist und nicht« Geringeres als die Erhebung Leipzigs zn einem Binnenhafen durch den Bau eines Kanals zur Elbe bezweckt. Zunächst wird dem sächsischen Landtage eine Denkschrift zu gehen, welche die Nothwendigkeit und Ausführbarkeit des Planes dar legen soll. Nimmt sich nun die sächsische Regierung dieses Projektes an, so wird auch die preußische Regierung an dem Unternehmen en- gagirt, da die Mündung des Kanals in jedem Fall auf preußisches Gebiet fallen würde. Es existirt ein älterer Plan, wonach der Kanal von Leipzig nicht die Richtung nach Norden zur Elbe, sondern nach Westen zur Saale, in der Nähe von Halle, erhalten soll, und es hat dieser Vorschlag größere Sympathien in den in Betracht kommenden Regierungskreisen, als das neuere Projekt. Vermischte». * Breslau, 8. November. (Unschuldig verurtheilt.) Der wegen Brandstiftung zu 3 Jahren Zuchthaus verurtheilte Auszügler I. Chwien- darz aus Siegfriedsdorf bei Gleiwitz wurde, nachdem er ein Jahr un schuldig im Gefängniß zugebracht, nach Wiederaufnahme des Verfah rens freigesprochen. * Die Kaiserin von Oesterreich als Lebensretterin. An einem Tage der vorigen Woche fuhr die Kaiserin von Oesterreich von Gö- döllö zur Jagd nach Mogyorod. Der Weg zum Zusammenkunftsorte führte über die untere Mogyoroderstraße, welche an der Seite des Rakosbaches tiefe Unterwaschungen und Uferrisse begrenzen. Plötzlich ließ die Kaiserin den Wagen halten, denn sie erblickte eine alte Frau vor demselben, welche gerade auf die einige Klafter tiefe Kluft zuging. Die Kaiserin ahnte Böses, sprang plötzlich aus dem Wagen und war im Nu an der Seite der Alten, ergriff sie an der Hand und zog sie von dem verhängnißvollen Abgrunde zurück. Es war eine von ihrem Begleiter auf einige Minuten allein gelassene, alte, blinde Frau, die auf dem Wege von Gödöllö nach Foth unbedingt verunglückt wäre, wenn die Kaiserin im entscheidenden Augenblicke nicht erschienen wäre. Die erhabene Frau, von der Lage der armen Bettlerin erschüttert, sprach ungefähr eine Viertelstunde mit ihr, worauf deren Begleiter, ein Kind, erschien. Die Kai erin machte dem Kinde ob dessen Leicht sinns ernste Vorwürfe und beschenkte die Blinde mit einem Dukaten. * Schnee auf Orangenbäumen. In diesem Jahre hat es zum ersten Mal in Australien geschneit. Aus Toowooba wird darüber Folgendes gemeldet! Auf unsere Orangenbäume und Tropengewächfe fiel zu unserem Erstaunen Schnee. Alle Leute waren überrascht, wirk lichen Schnee zu sehen, den sie sonst nur aus Erzählungen und Bildern kannten, denn hier gab es vordem nie Schnee. Von Jahr zu Jahr aber wurde der Winter kälter und vielleicht werden wir eines Tages noch Schlittschuh laufen und Schlitten fahren. * Aus Schlesien, 10. November. Der Winter ist auf dem Riefengebirge mit aller Macht hereingebrochen. Von der Koppe bis zum Hochstein ist der Kamm mit einer weißen Decke eingehüllt. In der Nacht vom 8. zum 9. d. sind große Massen Schnee gefallen bis tief herunter zu den Vorbergen. Die Kirche Wang ist bereits einge- fchneit, und bis zur alten und neuen schlesischen Baude liegt ebenfalls Schnee. * Düffeldorf. Ein Sekretär hatte sich, wie die „Weser-Ztg." berichtet, vor etwa drei Jahnen mit einer Stahlfeder in die linke Hand gestochen, in die Wunde war Tinte gekommen, und sie wollte trotz aller Pflaster nicht heilen, wurde immer größer nnd gefährlicher. In voriger Woche mußte dem Mann die linke Hand abgenommen werden. * Vier Kinder lebendig verbrannt. Aus Italien wird ein Brandunglück gemeldet, bei dem vier halberwachsene Kinder umgekvm- men sind. Die gräßliche Katastrophe ereignete sich in Erose bei Monte- bruno. Bei dem herrschenden Sturm hatten sich die vier Kinder schutz suchend iu eine einsame Strohhütte geflüchtet. Dabei scheint dem einen ein brennendes Zündholz entfallen zu fein. Sofort stand die Hütte in Flammen. Als endlich Hülfe zur Stelle gelangte, da fand man inmitten des Aschenhaufens nur noch vier geröstete Leichname. * Ein fozialdemokratischer Heißsporn, der Tischler Otto Henze, stand wegen eines thörichten Exzesses vor dem Berliner Schöffengericht. Der wegen sozialdemokratischer Umtriebe bereits vorbestrafte Angeklagte, welcher mit Pathos erklärt, keine Autorität über sich anzuerkennen, weder Gott, noch den Kaiser, noch einen Beamten, begegnete am 7. Juli d. I. auf der Straße einem mit der badischen Auszeichnung de- korirteu Militärinvaliden, höhnte ihn durch das Wort „Fürstenknecht!" und suchte ihm die Medaille gewaltsam von der Brust zu reißen. Ein Schutzmann kam dem bedrängten Invaliden zu Hilfe und arretirte den Exzedenten, den der Gerichtshof nunmehr zu 4 Wochen Gefäng niß verurtheilte. * Wildergiebigkeit Oesterreichs. Außer in Dalmatien, wo vollständige Jagdfreiheit besteht, kann nur in den Ländern Oesterreichs der Jagdabfchluß mit ziemlicher Genauigkeit ermittelt werden. Um einen Begriff deZ WildreichthnmS Oesterreichs zu geben, theilen wir aus einer statistischen Zusammenstellung nachstehende Daten über das im Jahre 1880 in den Kronländern Cisleithaniens erlegte Wild mit: 940,805 Hasen, 717,922 Rebhühner, 84,487 Wachteln, 80,994 Habichte, Falken und Sperber, 78,759 Fasanen, 43,516 Wildenten, 32,014 Rehe, 27,463 Kaninchen, 25,070 Waldschnepfen, 21,679 Füchse, 17,773 Moos- schnepsen, 12,205 Iltisse, 8298 Stück Haselwild, 7460 St. Birkwild, 6242 Marder, 6091 Gemsen, 6048 Sl. Rothwild, 3664 St. Auerwild, 3086 Steinhühner, 2333 St. Damwild, 230 Dachse, 2121 St. Schwarz wild, 1722 Schneehühner, 1219 Wildgänse, 1222 Uhns, 776 Fisch ottern, 362 Adler, 215 Murmelthiere, 165 Wölfe, 65 Luchse und Bären. Das Raubwild scheint sehr abzunehmen; 1879 wurden noch 54 Bären und 189 Wölfe erlegt. * Familientragödie. In Macsa Pester Komitat hat am 26. v. M. der Wagner Manko seine schöne junge Frau mittelst einer Axt, seine Mutter mittelst eines großen Bohrers und hieranf sein drei Wochen altes Kind mittelst der Axt erschlagen. Wie man dem „Bud. Hirl." meldet, hätte Manko die Schreckensthat in einem Anfall von Eifersucht verübt. Derselbe lebte bis zum Abend des 25. v. M. mit seiner Gattin im besten Einvernehmen. Erst am Morgen des 26. schien er den entsetzlichen Gedanken gefaßt zu haben. Er ergriff eine Axt und erschlug seine Gattin mit einigen wuchtigen Hieben. Dann stieß er seiner Mutter einen Bohrer in die Schläfe, worauf er sein Kind ermordete. Nach Verübung der That begab er sich auf den Boden, brachte sich selbst mehrere Stiche bei und zündete das Dach an. Al das Haus in Hellen Flammen stand, stürzte er sich, mit Brandwunden bedeckt, auf die Gasse hinab. Man nimmt an, daß Manko das Ver brechen in unzurechnungsfähigem Zustande verübt habe. * Ein hübsches Geschichtchen aus dem Thierleben wird aus Lieg nitz mitgetheilt. Ein dortiger Barbier befaß im vorigen Winter ein allerliebstes Rothkelchen, welches im Zimmer frei umherflog. Das Thierchen war ganz zahm und zutraulich, Fenster und Thüren konnten offen stehen, es flog nicht fort. Erst im Frühjahr, als schönes war mes Wetter eintrat, war es plötzlich verschwunden, zum lebhaften Be dauern seines Herrn, der das Thierchen wirklich lieb gewonnen hatte. Jetzt aber ist das Rothkehlchen, an das man kaum mehr gedacht hatte, Plötzlich wieder in fein Winterquartier zurückgekehrt, wo cs na türlich mit größter Freude begrüßt wurde. Es hat jetzt sein nächtliches Ruheplätzchen genau auf derselben Stelle aufgefchlagen, wie voriges Jahr. Kircheilnachrichten aus Wilsdruff. Am 24. Trin.-Sonntag Vorm, predigt Herr k. vr. Wadi. -JE" Auctiliils-AlWgt. "DV Sonnabend, den 25. November, von früh 8 V, Uhr an sollen umzugshalber iu der Wohnung des Spediteur k'. Herrmann hier, Dresdnerstraße 94, eine Anzahl überzählige Wagen «nd Schlitten, als: 3 Stück Omnibusse zu 10, 8 und 6 Personen ohne Bocksitze, eine Halbchaise, ein gut schließbares Doktor-Coupo, ein- und zweispännig, 4 Stück Lastschlitten, ein guter 4sitziger Tafelschlitten, ein Rollwagen, ein neues Einspänner-Englischgeschirr, ein Paar dergl. gebrauchte, viele Kummete und Arbeitsgeschirre, Ketten, Sänger, Schellengeläute und Eisketten, ein Paar neue Kuischlaternen mit Ver goldung und geschliffnem Glas, Wagen- und Kummetlaternen, 5 Stück gefütterte Lederdecken zum Aufschnallen, Zäume und Zügel, starke Reserve-Räder, ein Untergestelle mit 2 neuen starken Achsen und Federn, eine Häckselmaschine, ein eisernes Kohlenviertel und Metze, ein werth- volles Instrument mit Metallplatte, ein schöner Pfeiler-Spiegel, ein Stehschreibepult, eine Servietten-Presse, ein großer Kleiderschrank, Wandschränkchen, Kutscher-Livree, eine große Partie Anzeiger-Papier und anderes mehr gegen Baarzohlung versteigert werden. Wilsdruff, im November 1882. Louls Niiller, Auctionator. 88. Die Sachen können vorher in Augenschein genommen werden. sind gegen mündelmäßige Sicherheit zu «IvW 40z Prozent auszuleihen. Näheres in der Expedition d. Bl.' Von nachstehendem Buche besitze noch Exemplare und verkaufe dieselben zu beigesetztem Preise: Da» sechste und siebente Buch MofiS, das ist Mosis magische Geisterkunst, das Geheimniß aller Geheimnisse. Wort- und bildgelreu nach einer alten Handschrift. 4 Mark 50 Pfennig. Lr Buchhandlung in Magdeburg. Gesunde Schlachtpferde werden zu höchsten Preisen gekauft in der Notzschlächterei von Lrugt Hartmann in Alotschappel.