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Dienst leisten werden. Das Bremsen der Wagen erfolgt durch die sogenannte Heberlein-Bremse, welche von der Maschine aus in Thä- tigkeit gesetzt werden kann. Die in Hainsberg geschaffenen Anlagen zur Ausstellung der Wagen nnd Umladung der Güter bestehen aus einem Hauptgleis und 6 Nebengleisen, an welchen letzteren wiederum 3 kleine Abzweigungen vorgesehen sind. Die Umladung größerer Stückgüter erfolgt im Güterboden und zwar dadurch, daß an der Westseite derselben ein Stück Gleis in der Länge von ca. 5 Metern in den Güterboden eingelegt worden ist. Außerdem ist in Hainsberg ein Maschinenhaus und ein Kohlenschuppen für die Lokomotiven der Secundärbahn errichtet worden. Der Billetverkauf erfolgt außer in Hainsberg durch den Zugführer im Packmeisterwagen. Das Reisege päck ist in Hainsberg in der Gülerexpedition, auf allen übrigen Sta tionen und Haltepunkten aber direct an den Packwagen des Zugfüh rers aufzugeben. — Ueber das regnerische Wetter dieses Jahres spricht sich der Leip ziger Professor Reclam in einem Briefe an einen mecklenburgischen Gutsbesitzer folgendermaßen aus. „Was die Ursachen des heurigen schlechten Sommerwetters vermuthlich gewesen sind, werden Sie in ein bis anderthalb Jahren aus meteorlogischen Mittheilungen erfahren Und sehr gelehrt bewiesen erhalten. Es liegt in der Natur der Ver hältnisse, daß man erst nach Ablauf einer längeren Zeit Einblick in die Ursache und deren Tragweite gewinnen kann. Daß die Kometen nnd die Sonnenflecken, sowie der zu erwartende Vorübergang der Venus völlig schuldlos an unseren Wetterzuständen sind, kann ich Ihnen bestimmt versichern. Es handelt sich vielmehr um den Kampf der Winde, d. h. um die (obere) Aequatorialströmung aus Südwest, die gewöhnlich im Sommer herrscht und uns warmes Wetter bringt. Die selbe läßt aber ihre im Meere aufgesogene Feuchtigkeit fallen, wenn sie in kalte Luft kommt. Dieses Jahr aber wären die hochnordischen Meere im Winter stark gefroren, und noch jetzt schwimmen mächtige Eisberge mit der Meeresströmung von Nord nach Süd. Die (untere) Polarwindströmung durchkältet sich an diesen Eismasfen, dringt uns so viele Kälte, daß wir im August den Ofen Heizen müssen und läßt uns aus der feuchten Luft der Aequatorialströmung den Regen fallen. So ist wenigstens die Kälte und der häufige Regen dieses Sommers ouS den nächsten Ursachen erklärt." So ganz unwesentlich für die irdische Witterung wie Professor Reclam behauptet, scheinen die Son nenflecken doch nicht zu sein; daß ihre Periodizität in gewissen meteo rologischen Vorgängen der Erde (Zahl der Gewitter, Nordlichter sowie auch nasser und trockener Jahre) ein Spiegelbild findet, ist wohl mit ziemlicher Sicherheit erwiesen. Kometen oder gar den Vorübergang der Venus hat doch kein Mensch in Beziehung zu unserer heurigen Witterung gebracht. — Die Tischler-Innung zu Meißen erläßt folgende Bekannt machung: Seit längerer Zeit werden aus dem Publikum Klagen laut wegen Aufdringlichkeit gewisser Tischler und Sarghändler, wenn kaum ein liebes Angehöriges die Augen geschlossen, oder, wie es schon mehr fach vorgekommen ist, bei Lebzeiten Schwerkranker. Es ist dies eine Gaunerei, die auf den Scbmerz und die Bestürzung der Hinterbliebe nen speculirt und auch meist ihre Rechnung findet. Die hiesige Tisch ler-Innung ist mit Recht entrüstet über ein derartiges Gebühren und wendet sich vertrauend an das geehrte Publikum von Stadt und Land mit der Bitte, derartige unbekannte Aufdringliche gebührend abzuweisen. Vorkommenden Falls wolle man sich gefälligst an seinen Haustischler wenden, der für alle Fälle zu Diensten sein kann. Die Tischler-Innung besitzt Vorräthe vom einfachsten bis zum reichsten Metall- und Holz sarg. Sollte wider Erwarten das aufdringliche Gebühren nochmals Vorkommen, so wird das geehrte Publikum gebeten, derartige Fälle der hiesigen Tischler-Innung mit Namensnennung des Betreffenden anzu zeigen, welche das Weitere veranlassen wird. — Döbeln. Am 26. Oktober fand hier eine fehr zahlreiche be suchte Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins statt, in welcher Gutsbesitzers Gersch in Zschackwitz einen interessanten Vortrag über Zuckerrübenbau hielt, an welchen sich eine Debatte anschloß. Guts besitzer Landtagsabgeordneter Uhlemann in Görlitz machteMittheil ungen über die Gründung der in Aussicht genommenen Zuckerrüben- säbrik, für welche auf Kleinbauchlitzer Flur ein Areal von 10 Acker angekauft worden ist. Gezeichnet ist von einigen 40 Grundbesitzern der Döbelner, Leisniger und Mügelner Umgebung ein Kapital von 630,000 M., das in 150 Aktien, a 6000 M-, zerlegt ist. Beide Vor tragende wiesen auf den reichen Ertrag hin, den der Anbau der Zucker rübe auch für hiesige Gegend verspricht und forderd der letzte Sprecher auch die Gutsbesitzer, welche der Aktiengesellschaft nicht als Aktionäre angehören, zum Rübenbau auf. Vorläufig ist eine tägliche Verarbeitung von 4000 Centner Rüben in Aussicht genommen, die Fabrik selbst aber wird für einen täglichen Bedarf bis zu 9000 Centner eingerich tet werden. — Döbeln. Zu der erschreckend großen Zahl der neuerdings vorgekommenen Angriffe auf die Sittlichkeit ist leider auch von hier ein Beitrag zu melden, indem in den Nachmittagsstunden des 26. Oktober ein 17jähriger Gärtnerlehrling in der Nähe des sogenannten Burgstadels ein Kind schändlich mißbraucht hat. Der Bube wurde festgenommen und dem Gericht überliefert. — Zwickau. Die Folgen des Steinkohlenbergbaues zeigen sich in der südlich der Stadt gelegenen Umgebung durch Bodensenkungen mehr und mehr und treten dieselben insbesondere in der FlurBockwa so augenfällig zu Tage, daß man versucht ist, in eine Gegend voll ausgebrannter Vulkane sich versetzt zu sehen. In den letzten Jahren hat sich nun auch im Dorfe Schedewitz eine bedeutende Senkung des Bodens bemerklich gemacht, so daß bei ledem Anschwellen der Mulde dieser Ort gefährdet ist und die Chaussee, wie auch ein großer Theil des Dorfes, mittels der vorhandenen Entwässerungsanlagen nicht mehr entwässert werden kann. Man ist deswegen im Begriffi mittels einer tiefgelegten Schleuße das Terrain direct nach der Mulde zu entwässern. Vermischtes. * Ein wackerer Mann. Auf der Insel Spiekeroog au der han- noperschen Küste lebt ein Schiffer Remmer Janssen, 69 Jahre alt, test von Gicht und Rheumatismus, als Obmann der Rettungsstation, »er bereits 53 Menschen das Leben gerettet hat. Im Oktober v. I. trandete in der Nähe von Wangeroog ein Schiff. Die dortige Station telrgraphirte dies Ereigniß nach Karolinensiel und Spiekeroog mit dem Bemerken: „Es fei des fürchterlichen Sturmes wegen ganz unmöglich, daß sie auslaufen könne. Karolinensiel kann auch nicht!" Alle bis auf Janssen erklärten, es sei ganz unmöglich, auszulaufen. Seiner dringenden Ueberredung gelang es endlich, daß sie den Versuch wagten. Das Boot lief aus und rettete in finsterer Nacht elf Personen. * Heldenthat eines Lokomotivführers. Ein Lokomotivführer der Pennsylvania-Eisenbahn rettete durch eine außerordentliche Heldenthat das Leben von 600 Passagieren. Während der Zug 35 englische Meilen per Stunde zurücklegte, wurde die Ofenthüre der Lokomotive von dem Heizer geöffnet, um frische Kohlen aufzulegeu. Der Luftzug trieb in solcher Weise heraus, daß der Tender in Brand gericth. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden gezwungen, sich in den nächsten Passaaierwaggon zu retten und die Maschine ohne Kontrole zu lassen. Die Geschwindigkeit vergrößerte sich und mit derselben die Flammen- masse. Es war die drohende Gefahr vorhanden, daß sämmtliche Waggons in Brand gcrathen und der ganze Zug ein Raub der Flammen werde. Die Reisenden wurden von einer Panik ergriffen. Aus den Waggons zu springen war sicherer Tod; in denselben zu bleiben, bedeutete die Gefahr lebendig zu verbrennen. Der Lokomotivführer sah, daß der einzige Weg die Passagiere zu retten der sei, nach der Lokomotive zn- rückzukehren und den Zug zum Stehen zu bringen. Er stürzte sich in die Flammen, erreichte die Lokomotive und brachte den Zug zum Siehe», Man fand ihn später in dem Wasserbehälter mit verbrannten Kleidern, entstelltem Antlitze, gräßlich verbrannten Händen und seinen ganzen Körper mit Brandwunden bedeckt. Schwach und halb bewußtlos wurde er nach dem Hospital gebracht, wo seine Verletzungen als ernst, von geringer Aussicht auf Wiedergenesung, bezeichnet wurden. Sobald der Zug anhielt, wurden die Flammen leicht gelöscht. Das einstimmige Zengniß der Passagiere ist, daß der Lokomotivenführer ihr Leben rei tete. Sein Name ist Joseph A. Sieg, ein Deutscher. Der Lokomotiv führer Sieg ist seinen Brandwunden erlegen. * Bei einem Zweckessen »erstieg sich neulich ein amerikanischer Journalist in Erwiederung eines auf die Presse ausgebrachten Toastes zu folgendem Vergleich: Die Presse nimmt im öffentlichen Leben die selbe Stellung ein wie im Familienleben die Schwiegermutter. Alle fürchten, aber Niemand liebt sie. So lange sie Alles billigt, ist sie geehrt, sowie sie aber zu tadeln anfängt, vereinigen sich die getrennten Parteien zu dein einen Wunsche: „Der T hole die Schwie germutter." * Ein Landwirth, der seine Leute gewöhnlich sehr grob behandelte, hatte mehrere fette Ochsen zu verkaufe«. Ein Fleischer erschien und fragte, ob er nicht den größten Ochsen sehen könnte. Der Landwirth betrieb den Kauf stets selbst, um seine Waare gehörig anpreisen zu können. Er sah soeben aus dem Fenster und sein Knecht, den der Fleischer gefragt, rief: Lieber Herr, kommen Sie doch heraus: Der Mann hier will den größten Ochsen sehen! * „Ich komme zu Ihnen, Frau Nachbarin, um über Ihr früheres Dienstmädchen Sophie Schulze Erkundigungen einzuziehen. Sie will in meine Dienste treten; ist sie ehrlich, fleißig und zuverlässig?" — „Ehrlich und fleißig ist sie, aber zuverlässig durchaus nicht; denken Sie sich nur, liebe Frau Nachbarin, ich habe das Mädchen, als es noch bei mir im Dienste stand, wohl 20 Mal zu Ihnen mit dem Auf trage geschickt, es solle die 20 Mark, die ich Ihnen im vorigen Jahre borgte, wiederholen, aber nicht einen Pfennig hat es mir jemals ge bracht!" Man denke sich das Gesicht der Frau Nachbarin. * Ein praktischer Bettler. In der Rue Saint Lazare in Paris fand man vor einigen Tagen unter dem Thorweg eines Hauses einen Stuhl, auf dem Stuhle einen Hut, in dem Hute einen Zettel, auf welchem geschrieben stand: „Ein hochverehrtes, mildthätiges Publikum wird gebeteten, einen armen Blinden nicht zu vergessen, der eben früh stücken gegangen ist." * Unter dem Titel „karis Uorrible" (Pariser Elend) hat Herr- Georges Grison, der im „Figoro" seit Jahren an der Spitze der Lo kalberichterstattung steht, soeben ein Buch veröffentlicht, welches von dein in gewissen Stadttheilen der glänzenden französischen Metropole und besonders in den Arbeiterquartieren herrschenden Elend wahrhast grauenhafte Schilderungen entwirft. Da giebt es Miethkasernen wie die Cito de Jeanne d'Ärc z. B., in denen 1500 Familien, alfo min- bestens 4000 menfchliche Wefen auf dem engsten Raum zusammenge pfercht, in verpesteter Luft geboren werden, leben und sterben. Der Mangel an Raum hat alle Unterschiede der Familien, der Altersklassen und der Geschlechler beseitigt, und wenn das Elend in diesen Höhlen der Armuth groß ist, so ist das schamlose Laster daselbst vielleicht noch größer. Hr. Grison erzählt von zahlreichen menschlichen Wohn stätten, die nicht einmal eine Oeffnung zum Einlaß von Licht und Luft haben. In der Straße Ramduteau existiren Schlafstellen, deren Zu gang jeden Morgen von 4—5 Uhr von Hunderten Obdachloser um lagert wird, welche auf den Moment warten, wo die dort beherbergten Maurer an die Arbeit gehen, um sodann gegen ei» paar Sous in deren noch durchwärmte Lagerstätten zu schlüpfen. Einem Polizeikommissär in der Rue St. Honorä wurde jüngst angezeigt, daß der Bewobner einer Dachstube im Nebeuhause sich das Leben genommen. Um den Thatbestand zu Protokoll zu nehmen, begab sich der Beamte an Ort und Stelle. Er fand den Leichnam des Selbstmörders in einem Bo denverschlag, zu dem man nur auf Händen und Füßen kriechend, Zu tritt erlangen konnte. Der Kommissär war genöthigt, die Dachluke zu öffnen, Kopf und Schultern hindurchzustecken und sein Protokoll auf dem Dache zu redigiren, während der Selbstmörder zu seinen Füßen lag. Angesichts solchen Elends darf man sich freilich nicht wundern, wenn der zügellose Luxus der Reichen die Habgier der Be sitzlosen entflammt, wenn zwischen Arbeitern und Bourgeois die Kluft immer tiefer wird und wenn die unteren Volksklassen nur eine Ver besserung ihrer Lage von einer sozialen Umwälzung und von einer Wiedererweckung der Kommune erwarten. Kirchcuuachrichtcn aus Wilsdruff. Am 22. Trinitatis - Sonntage predigt Vormittags Herr k. VVintvr aus Röhrsdorf. Nach dem 2. Einlauten Beichte und nach der Predigt Communion. Nachmittags Katechismusunterredung mit der konfirmirten Jugend. IMVach Vorschrift ä«s Universität« -kro/sssor» vr. Lsrl«», Lömxl. Ovkoiinvr Hofrath iu kann, gefertigt«: 8toÜEelc8ciiö 3cust 3onbon8 »eit 40 4«I»ren , nehmen nnter allen ähnlichen Hausmitteln äen ersten Kang ein. t-lesen Husten an«i Heiserkeit sldt e» nilekt» Ite«»ere». Vorräthig k 50 kkg. iu versiegelten kecksten in äen meisten guten kolonial vaarsn-, Ornguen - kcscliaften uoä Konditoreien »»uä« Lxotkeken, durch vöpötsckilder kenntlich.