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Wochenblatt für für Erscheint wöchentlich 2 Ma! Dienstag und Freitag. Abonnementspreis erteljährlich 1 Mark. Eine einielne Nummer kaste^O Ps. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstag« bi« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. AbonnememSpreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnsrratenannahm r Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Ubr. für die Königl. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Köniffl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiun-vierzigfier Jahrgang. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 59. Dienstag, den 24. Juli 1883. Donnerstag, den SO. Juli -. I., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Sta-tgemein-erathSfitzung. Wilsdruff, am 23. Juli 1883. Der Stadtgemeinderath. Ficker^Brgmstr. Nächsten Sonntag den 28 Juli nach dem Vormittagsgottesdienst bis 1l Uhr sollen in hiesiger Sacristei an Stelle der aus scheidenden Herren Amtsrichter Di. tüanFloll' u. Gutsbesitzer Ollmann in Grumbach, welche jedoch beide wieder wählbar sind, zwei Kirchen vorsteher gewählt werden. Stimmberechtigt sind bei vorerwähnter Wahl Diejenigen, welche sich in die Wahllisten eingezeichnet haben; wählbar alle stimmberechtigten Gemeindeglieder, die das 30. Lebensjahr vollendet haben, von gutem Rufe, bewährtem kirchlichen Sinne, kirchlicher Ein sicht und Erfahrung sind. Gewählt wird durch Stimmzettel, auf welche die Wilsdruffer die Namen ihres Kandidaten, die Grumbacher den deS ihrigen zu schreiben haben. Wilsdruff, den 23. Juli 1883. Dr . Wlll.I, I». Tagesgeschlchte. Nachrichten aus Gastein besagen, daß der Kuraufenthalt des seit dem?17. d. M. in Wildbad Gastein anwesenden Kaisers Wilhelm wie gewöhnlich und vom besten Erfolge begleitet von statten geht. Ueber die Zusammenkunft, welche der Kaiser Wilhelm mit dem Kaiser Franz Josef in Gastein haben wird, sind authentische Mittheilungen noch nicht bekannt geworden. Wahrscheinlich wird der zur Zeit in Ischl residirende Kaiser Franz Josef kurz vor der für Anfang August pro- jektirten Abreise Kaiser Wilhelms nach Gastein kommen und den kai serlichen Gast des österreichischen Gebirgslandes besuchen. Es wird dies vorwiegend ein Akt der Freundschaft und Kourtoisie sein, denn das ans sicherer Grundlage ruhende politische Einvernehmen Deutsch lands und Oesterreichs bedarf einer besonderen Bestätigung durch eine Begegnung der beiden Herrscher nicht. Wie man einem süddeutschen Blatte aus Berlin schreibtist es wahrscheinlich, daß Fürst Bismarck in diesem^Jahre Kissingen über haupt nicht besucht, sondern den ganzen Sommer in Friedrichsruhe verlebt. Möglich ist, wie es heißt, ein Abstecher nach Gastein, doch hängt dies ganz von dem Befinden des Leidenden ab, der nicht im Leisesten verräthen läßt, durch welche Kur er wieder gesund zu werden hofft. Die medizinischen Autoritäten haben es längst anfgegeben, dem Reichskanzler rathend zur Seite zu stehen, da er ihnen Mißtrauen entgegenbringt. Er geht wie in wirthschaftlichen, so jetzt in medizini schen Dingen seinen eignen Weg und hält sich sest überzeugt, es sei mit der wissenschaftlichen Theorie der Medizin gerade so weit her, wie mindern Freihandelsprinzip auf dem GebieteZdmVolkswirthschaft. Vom Niederwald. Wie der „Rh. Kur." berichtet, ist am 16. Juli Vormittag das größte und schwerste'GußstückZder Germaniastatne auf das Postament gehoben worden. Der Probeaufzug Tags vorher mit 220 Centnern Eisenbahnschienen hatte vollständig die Tragfähigkeit des 7 Etagen hohen Gerüstes und der beiden Flaschenzüge bestätigt. Nachdem das 8500 Kilo wiegende Gußstück der Statue mittelst der Flaschenzüge ünd des Hebewerks von dem Wagen gehoben und in die richtige Stellung gebracht war, begann nnter der persönlichen Leitung des Ingenieurs Holzmann und des Seilfabrikanten Reutlinger aus Frankfurt der eigentlichesAufzug um 10 Uhr. Leider war das Wetter ungünstig; es regnete fortwährend und ein starker Wind sauste durch den Wald; dennoch stieg der Fuß der Germaniastatue langsam, aber sicher und ohne den geringsten Unfall zu der Höhe empör, Schon um 2 Uhr nachmittags stand er fest, zur großen Freude des anwesen den Publikums, auf der Plattform des Postaments und Böllerschüsse verkündeten weit in die Umgegend den glücklich vollendeten Aufzug. Aus Dresden'-waren Professor Weißbach und der Erzgießereibesitzer Bierling zugegen. Wieder ist ein Beamter wegen Annahme von Geschenken in harte Strafe Versalien. Der früher in Leipzig angestellte und dann als Branddirektor nach Frankfurt a. M. berufene Fried. Aßmann wurde wegen Annahme von Geschenken und Bestechung zu 8 Monaten Ge- fängniß und Herausgabe der empfangenen 3290 M. verurtheilt. Zwei Jahre unschuldig im Zuchthause. Eine freudige Nachricht wurde soeben einem Insassen der Strafanstalt in Werden zu Theil. Derselbe war wegen Todtschlags zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt und hat davon 2 Jahre abgebüßt. Jetzt hat ein Anderer auf dem Sterbebette das reumüthige Bekenntniß abgelegt, daß der Verurtheilte unschuldig, er aber der Schuldige sei. Nachdem eine neue Gerichtsverhandlung bei dem zuständigen Gerichte eingeleitet, wobei die Unschuld des Äerurtheilten festgestellt wurde, traf bei der Zucht haus-Direktion die Weisung ein, falls nicht sonst über den Betreffenden noch Freiheitsstrafen verhängt wären, denselben sofort zu entlassen. In Danzig sind in der Nacht vom 19. zum 20. Juli die An lagen der Schiffswerft und Kesselschmiede-Gesellschaft mit 30 Maschinen fast total niedergebrannt. Die Vorstadt Strohdeich entging durch die Windrichtung der Gefahr. Die Feuerwehr war fast machtlos. Von der kaiserlichen Werft aus konnte man nicht helfen, da diese selbst in Gefahr war. Die Entstehung des Feuers ist unbekannt. Die Zahl der in Egypten an der Cholera Verstorbenen be läuft sich jetzt auf etwa 2000, davon kommen auf Damiette allein 1500. Die meisten Todesfälle, nämlich 194, fielen auf den 5. d. M. Kairo scheint die Rolle mit Damiette wechseln zu sollen, denn dort starben am 17. ds. 61 Personen (Tags zuvor 12), in Damiette 17. Kairo ist von jeher als ein Herd von Epidemien berüchtigt gewesen. In früheren Zeiten brach hier sogar oft die Pest aus. Petersburg, 20. Juli. Heute Morgen 9 Uhr fand in der hiesigen Pulverfabrik eine Explosion statt. Es gab 9 Todte und 2 Schwerverletzte. Die Anreibekammer wurde gänzlich zerstört. Die 1883er Ernte in den Verein. Staaten von Nordamerika ist nach den neuesten Ermittelungen eine Mittelernte. Nach der Auf stellung des Ackerbaudepartements wird die Ernte an Winterweizen 310 Mill. Bush ls gegen 384 Mill, im Jahre 1882, die Ernte an Frühjahrsweizen 130 gegen 120 Mill. Bushels, die Gesammternte an Weizen also 440 gegen 504 Mill. Bushels betragen. Die stärkste Ab nahme an Winterweizen wird voraussichtlich in den Staaten Ohio, Indiana und Jllionis eintreten, nämlich von 141 auf 91 M. Bushels. In' den Pacificstaaten wird eine Steigerung von 48 auf 65 Millionen Bushels erwartet. Der Sklavenhandel soll in Marokko einmal wieder in leidiger Blüthe stehen. So wird aus Tanger berichtet, daß dort neuerdings Verkäufe von Sklaven stattgefunden haben. Eine junge Negerin brachte 45 Dollars und ein Negermädchen 28 Dollars. Wenige Tage später wurden abermals zwei weibliche Sklaven verkauft, eine 15jährige für 35 Dollars und eine 30jährige für 28 Dollars. Der peinlichste Fall war der einer jungen, wahrscheinlich ihrem Gatten geraubten Fran, welche Eigenthum eines wohlhabenden und bekannten Mauren war. Während der Zeit, wo sie feilgeboten wurde, gab sie in leb hafter Weise ihre Entrüstung über die Behandlung kund, welcher sie von Käufern unterzogen wurde. Einem Berichte von Sir John Hoy dem brittiscbeu Gesandten in Marokko zufolge werden jährlich 30—40 Sklaven in Tanger verkauft. Vaterländisches. — Von dem kgl. Ministerien der Justiz, des Innern und der Finanzen ist nnterm I9. d. unter Hinweis auf den dieser Tage beim königl. Amtsgericht Dresden vorgekommenen Fall der Verletzung des Dienstgeheimnisses in der Untersuchungssache gegen den polnischen Schriftsteller Kraszewski, welcher bekanntlich die sofortige Entlassung des betreffenden Beamten zur Folge hatte, an alle Behörden ihrer Ressorts ein Normativ-Reskript ergangen, in welchem angeordnet wird, sämmtlichen Beamte» wiederholt auf das Strengste einzuschärfen, daß sie sich aller und jeder Mittheilungen über die zu ihrer Kenntniß ge langenden dienstlichen Angelegenheiten gegen Dritte bei sofortiger Dienst- entlassnng zu enthalten haben. — Das Resultat der am 10. Januar vorgenommenen Viehzählung im Königreiche Sachsen ist, wie nunmehr definitiv festgestellt wurde, folgendes: Ans 176,720 Viehbesitzer kommen 76,462 landwirthschaft- liche Arbeitspferde, 128,836 Pferde überhaupt, 18 Maulthiere, 26 Esel, 174,691 Kälber und Jungvieh bis 2 Jahre alt, 29,685 sonstige Stiere n. Ochsen, 442,950 Kühe, 651,329 Rinder überhaupt, 149,037 Schafe, 355,550 Schweine, 116,517 Ziegen und 53,756 Bienenstöcke. — Ein ehrendes Zengniß für unsere sächsische Industrie enthält die Bestellung auf Röhren, welche die Rohrgießerei der Marienhütte in Cainsdorf bei Zwickau von der an der Westküste von Afrika ge legene», »»gefähr 14,OM Einwohner enthaltenden portugiesischen Be sitzung „Loanta" erhalten hat. Man beabsichtigt in dieser fernen Ge gend sich die Wohlthat einer Wasserleitung zu verschaffen und hat sich deshalb nach Cainsdorf gewendet, woselbst Röhren vom größten bis zum geringsten Kaliber, vom riesigsten Wasserleitungsrohre bis zum dünnsten Gasrohre herab gefertigt werden. — Wie bedeutend Sachsens Militärvereinsbund seit der Zeit seines Bestehens gewachsen ist, dürfte aus Folgendem sich ergeben. Gegründet wurde derselbe Sonntag, 13. Juli 1873, durch die von 237 Vertretern sächsischer Militärvereine im Saale des Kadettenhauses in Dresden abgehaltene Delegirtenversammlung. Der Bund umfaßt gegenwärtig, mii Ausnahme von 7 Vereinen, welche noch außerhalb stehen, sämmtliche Militärvereine Sachsens, an der Zahl 865 mit über 90,000 Mitgliedern. — Den, Landesverein für innere Mission ist von einem hochherzigen ungenannten Freunde am 22. Juni ein Geschenk von 30,000 M. in vierpr. Staatspapieren nebst den am 1. Juli fälligen