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für Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnememspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseiatenannahmr Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Ubr. ilsdruff, Tharandt, Siebenlehn und die Umgegenden Erschein» wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet-10 Pf. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstags bis Mittag 12 Ubr. Rossen, fiir die König!. Auitshauptmamlschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Wilsdruff. Dreiundvierzigster Jahrgang. Nr. 61 Dienstag, den 31. Juli 1883. Bekanntmachung. Sonnabend, den 4. August dss. Zs., Vormittags 9 Uhr, findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 27. Juli 1883. Königliche Amtsbauptmannschast. V^Bosse. Tagesgeschichte. Nach einem Telegramm der „N. Fr. Pr." findet die Kaiserzu- sammenkunft nicht in Salzburg, sondern am 7. August in Ischl statt. Der Minister des Aeußern, Graf Kalnvkh, hat dem Kaiser Wilhelm am 25. ds. in Gastein seine Aufwartung gemacht und ihm die Ein ladung seines kaiserlichen Herrn überbracht. Diejenigen, welche die plötzlich aufgetauchte „Frage" der Ver wirklichung des Reichseisenbahnprojektes eher für ein Börsenmanöver als für einen ernsthaften offiziösen Fühler hielten, scheinen Recht zu behalten. Die „N. Allg. Ztg." bringt das folgende vermuthlich aus dem Eisenbahn-Ministerium stammende Entrefilet: In einigen öffent lichen Blättern ist neuerdings viel von einer angeblichen Wiederauf nahme der Frage wegen Uebertragung der preußischen Eisenbahnen auf das Reich die Rede. Weshalb? ist uns nicht klar. Wir erinnern uns dabei, daß der Minister der öffentlichen Arbeiten seinerzeit bei den Verhandlungen über die erste Verstaatlichungsvorlage am 10. Dez. 1879 im Abgeordnetenhause auf mehrfache Bemerkungen oppositioneller Redner wörtlich erwiderte: „Ich finde aus allen den Reden, die hier von den Gegnern des Reichseisenbahnprojektes gehalten worden sind, eine gewisse Besorgniß heraus, daß sich eines Tages der Gedanke rasch verwirklichen könnte. Ich weiß nicht, ob die Herren besser un terrichtet sind; ich wenigstens habe bisher noch nicht wahrgenommen, daß die Ausführung des Gedanken bei den übrigen verbündeten Re gierungen großen Anklang gefunden hätte." Sind wir recht unter richtet, so würde der Minister auf gleiche Anfrage heute noch dieselbe Antwort ertheilen. Aus der Provinz Posen wird gemeldet, daß dorthin zahlreichel Auswanderer vor Kurzem aus Amerika zurückgekehrt sind, um ihre alte Beschäftigung aufzunehmen. Sie klagen über bittere Erfahrungen und Enttäuschungen und warnen namentlich Mittellose vor der Aus wanderung, da solche Auswanderer unbarmherzig ausgebeulet würden. Hamburg, 28. Juli. Fürst Bismarck ist mit der Frau Fürstin Bismarck, dem Grafen Wilhelm Bismarck und dem Or. Schwenniuger heute Vormittag von Friedrichsruh mittelst Extrazuges nach Kissingen abgereist. Eifenach, 25. Juli. Der hier tagende deutsche Turntag faßte in der Hauptsache folgende Beschlüsse: Das nächste sechste allgemeine deutsche Turnfest findet im Jnli 1885 in Dresden statt. Für die Renovirung des Jahn-Denkmals in Freiburg wurden 1000 Mark be willigt. Anden deutschen Reichstag und an den österreichischen Reichs- rath sind Petitionen einzubringen, daß ausgebildete Turner nur einer zweijährigen Militärpräsenzpflicht zn genügen haben. Einjahrig-Frei willige müssen ein Zeugniß über Turnerfertigkeit beibringen. Der Antrag, daß jeder Turnverein einem Gaue angehören müsse, wurde abgelehnt. Der nächste Turntag wird in Wiesbaden abgehalten. Nachdem noch der alte Ausschuß wiedergewählt worden, beschloß der deutsche Turntag unter großem Beifalle, den deutschen Turnbrüdern in Prag ein Sympathietelegramm abzusenden. Die Deutschösterreicher erfreuen sich hier besonderer Aufmerksamkeit. Wie aus Wiesbaden berichtet wird, läßt der Stand der Wein berge in den hervorragenden Gemarkungen des Rhein-Gaues die Hoff nungen hoch gehen. In Rauenthal und Rüdesheim sind die Trauben vollständig ausgewachsen und hängen sehr schwer und voll. Der Mar garethentag (13. Juli) ist in Hattenheim ein Feiertag. An demselben wurden in diesem Jahre mehrere vollständig reife eßbare Weintrauben in Hattenheim an den Altar gebracht. Dieses ist seit Decennien nur 1862 und 1865 vorgekommen und gilt als ein sicheres Anzeichen eines Hauptweinjahres. Rom. Eine Schülerin der 4. Bürgerschule sendete der Königin Margherita zu ihrem vor einigen Tagen stattgehabten Geburtsfeste ein Paar selbst verfertigte Strümpfe. Die Königin erwiederte diese Gabe, indem sie der Kleinen ebenfalls ein Paar Strümpfe schickte, wovon der eine mit Silberstücken, der andere mit Bonbons angefüllt war. Daneben lag die Bitte, die Kleine möge sich äußern, welche Füllung ihr größere Freude gemacht, da ihre Majestät gesonnen wäre, gelegentlich die Sendung zu wiederholen. Die Kleine antwortete auf vielfach liniirtem Papiere: Liebe Königin! Beide Strümpfe machten mir nur Verdruß, denn das Geld hat der Vater genommen, die Bon bons die Geschwister. Neapel. Am Sonnabend Abend hat auf der Insel Ischia ein heftiges Erdbeben stattgefunden, dessen Folgen noch verheerender sind als desjenigeil von 1881. Besonders schwer getroffen sind die Orte Cafamiciola, Forio und Lacco Ameno, woselbst viele Häuser eingestürzt und zahlreiche Personen unter den Trümmern begraben sind. Von hier wurden Dampfschiffe mit Chirurgen und Militär ent- fendet, um Hilfe zu leisten und die Verwundeten hierher zu transpor- tiren. Bis Sonntag Mittag sind gegen 100 Verwundete hier ange kommen; die Zahl der Todten ist noch nicht festzustellen. — Einem Telegramm der „Dr. N." aus Neapel zufolge wird die Zahl der Todten in Ischia über tausend geschätzt. Die Spitäler Neapels sind überfüllt und die Kirchen in Spitäler verwandelt. Unter den Ver unglückten ist der Präfekt von Cagliari, Bischof Casamicciola. Aus Kairo wird der „N. Fr. Pr." vom 24. d. M. berichtet: Die Ankunft des Khedive scheint den gewünschten Erfolg, wenigstens in einer Richtung, erreicht zu haben, denn seit heute Morgen hat sich der hier konstituirte Sanitätsrath, welcher früher nur mit Erlaubniß des vizeköniglichen Sanitätskonseils Anordnungen treffen konnte, inso weit emanzipirt, daß er in besonders dringenden Fällen selbständig schalten nnd walten kann, ohne eine spezielle Erlaubniß hierfür ein holen zu müssen. Die zweite höchst erfreuliche Folge der Anwesenheit des Khedive ist die mit allem Eifer begonnene Desinfizirung der Häu ser, Straßen und Kanüle und die Wegräumung aller gesundheitschäd lichen Stoffe, zu welchem Behufe in den früheren Tagen nach Angabe des Ministers des Innern die Geldmittel fehlten. Der Khedive war über diese Aeußerung höchst empört, und die unmittelbare Folge davon war Entfernung des in dieser Richtung höchst störend eingreifenden Polizeipräfekten. Gegenwärtig sind mehr als 3000 Arbeiter damit beschäftigt, um die bereits früher von dem Sanitätskomitee dringend angerathene Maßregel durchzuführen. Auch hat der Khedive angeordnet, daß man den aus den insizirten Vorstädten Kairos entfernten Bewoh nern, welche sich jetzt außerhalb der Stadt im Freien befinden, wo nöthig, auf seine Kosten die nöthigen Hülfs- resp. Nahrungsmittel zu wenden soll; es wird soeben daran gearbeitet, um mit Beginn des morgigen Tages den ersten Transport an Viktualien an die kampiren- deu arabischen Familien zu versenden. Nichtsdestoweniger greift die Seuche immer verheerender um sich, nnd die leider zu spät kommenden Hülfsmittel reichen bei Weitem nicht aus. Der heutige Tag war nicht minder traurig, wie die früheren; 475 Todte wurden beerdigt, und in der Vorstadt Abassia sand man in den verödeten Häusern Menschen, verlassen, mit dem Tode ringend, die, aus Mangel einer jeden Hülfe, in einem Zustande angetroffen wurden, welcher jedes ärztliche Einschreiten als verspätet erscheinen ließ. Die innere Stadt sieht womöglich noch trauriger aus. In der Nähe des griechischen Patriarchates ist das ganze arabische Viertel insizirt, und die schmalen Straßen haben ost keinen Raum für die fortwährenden Kranken- und Leichentransporte. In den Häusern findet man Kranke, von deren Existenz Niemand wußte, weil man die Erkrankung verheimlichte. Zwar kann man dem Sanitätsrathe eine außergewöhnliche Thätigkeit nicht absprechen, aber angesichts des zn großen Terrains und des durch die schnell um sich greifende Epidemie demoralisirten Volkes, welches jeder Mithülfe gänz lich unfähig geworden ist, wäre die zehnfache Anzahl der Polizeimann- schnft nicht genügend, um überall rechtzeitigeinzugreifen. Die Sicher heit der englischen Truppen im Lager bei Heluan scheint dem Komman danten nicht genügend, denn nur ein kleiner Theil derselben bleibt dort, die übrigen werden in die epidemiefreien Distrikte verlegt; auch soll die Besatzung der Citadelle abziehen, so daß binnen Kurzem kein englischer Soldat in Kairo sein wird. New-Uork. Zur Zeit des Ausbruchs des Bürgerkrieges gab es in den Vereinigten Staaten nur 30 000 Farbige, welche lesen und schreiben konnten, und diese lebten mit sehr wenigen Ausnahmen in den Nordstaaten. Nach dem letzten Census können 500 000 Farbige lesen und schreiben, und von den farbigen Kindern im schulpflichtigen Alter nehmen 48 Proz. am Schulunterricht theil. Die Zahl der Zei tungen, welche von Negern redigirt werden und den Interessen der farbigen Rasse gewidmet sind, beträgt ungefähr 100. Von 1857 bis 1861 produzirten die Südstaaten mit Sklavenarbeit jährlich durch schnittlich 18 230 000 Ballen Baumwolle, von 1878 bis 1882 brachten sie durch Arbeit sreier Neger jährlich durchschnittlich 27 667 000 Bll. hervor. Diese Zahlen liefern wohl einen genügenden Beweis dafür, daß die farbige Rasse seit ihrer Befreiung Fortschritte gemacht hat. Aus Afrika kommt die Nachricht vom Tode des Zulukönigs Cetewayo. Er lag mit den Basutos im Streit und wurde von seinem Gegner überfallen. Auch seine Frauen wurden niedergemacht. Vaterländisches. — Nach einer Verordnung des k. sächsischen Ministeriums des Innern ist Bestimmung getroffen worden, daß diejenigen landwirth- fchaftlichen Vereine, welche sich den landwirthschaftlichen Kreis vereinen aus Grund der vom k, Ministerium genehmigten Organisation