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Wochenblatt für für für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiundvierzigffler Jahrgang. Erscheint wöchentlich S Mal i Dienstag und Freit«,.) Abonncmemsprei« vierteljährlich 1 M«rk Eine ein-elne Rümmer kostet^O Ps. Jnseratrnannahmr Montag« u. Donnerst«,« bi« Mittag » Ubr Erscheint wöchentlich S Mal vienstag und Freitag.) Abonnemcntspreik vierteljährlich 1 Mark. Line einzelne Nummer kostet-w Pj. Znseratenannahmc viontags u. Donnerstags bi« Mittag 12 Nhr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 51. Dienstag, den 26. Juni 1883. agitationen, wie wir sie in den letzten Jahren durchgemacht, und wie unglückt. — Man erwartet hier allgemein, daß der Staat sowohl,"als die Privatwvhlthätigkeit helfend einschreiten. Auch das böhmische Riesengebirge ist am20.Juni von einem großen Unglück heimgesucht worden wie im Vorjahre. In Folge an- Tagesgeschichte. Die wiederholten Prophezeiungen, daß wir vor einer neuen Reichs tagsauflösung ständen, haben sich nicht bewahrheitet. Der Reichstag wird im Herbst zu seiner voraussichtlich letzten Session wieder zusam mentreten, und es liegt vorläufig kein Grund vor, anzunehmen, daß sein Mandat anders, als auf dem natürlichen Wege des Erlöschens ablaufen werde. Auf alle Fälle habe» wir einen Herbst ohne Wahlen und einen Sommer ohne Wahlagitationen vor uns, soweit nicht schon für das nächste Jahr uud auf etwaige unvorhergesehene Ereignisse hin die Vorbereitungen getroffen werden. Eine Ruhepause wird den im politischen Kampf stehenden Personen, den Parteien, unserem ganzen öffentlichen Leben und unserem Volkscharakter wohlthun. Die Wahl Rächfien Donnerstag, den 28. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, öffentliche StadtgemeinderathSfitzung. Wilsdruff, am 25. Juni 1883. Der Stadtgemeinderath. Ficker^Brgmstr. unseres Volkes und unseres öffentlichen Lebens bemächtigen. Eine Ruhepause, so kurz sie auch ist, muß daher auf allen Seiten als Wohl- that empfunden werden. Der leidenschaftliche uud gehässige Charakter, den die Parteikämpfe in leider steigendem Maße angenommen, ist der wesentlichste Grund, der zahlreiche tüchtige Kräfte von der Betheili- guug am Politischen Leben abschreckt, dieselbe ihnen, zum Schaden des Ganzen, als unersprießliche, aufreibende, undankbare Last erscheinen läßt. ES mögen schon Manchem ernste Besorgnisse ausgestiegen sein, was für Elemente bei Fortdauer und weiterer Steigerung unserer Parteileidenschasten sich schließlich noch zur Theilnahme am parlamen- torischen Leben bereitfinden lassen werden. Diese Gedanken tauchen jetzt, da wieder einmal der Abschluß einer langen, erregten politischen Saison erfolgt ist und wir vor einer Zeit der Stille und Sammlung stehen, wieder auf. In einem Theile von Schlesien sind in voriger Woche Wolkenbrüche niedergegangen, wodurch vielfach Ueberschwemmuugen verursacht worden sind. Der Bober, die wüthende Neiße, die Wiestritz, das Stiegauer Wasser und andere Flüsse uud Bäche sind ausgetreten und haben theilweise recht beträchtlichen Schaden angerichtet, auch sind leider Menschenleben den Fluthen zum Opfer gefallen. Der Verkehr in den überschwemmte» Gebieten ist überall unterbrochen. Aus Neiße, 21. Juni wird gemeldet, daß das Hochwasser den höchsten Stand seit 1829 erreichte. Die Garnison ist seit Mitternacht an der Arbeit, ebenso die Feuerwehr. Das Wasser fällt langsam. Die Noth in den Dörfern ist groß. Aus Breslau: Der südliche Theil der Stadt Reichenbach, sowie die Dörfer ErnSdorf, Neudorf und Faulbruck stehen unter Wasser. Im Dorfe Bromberg sind 2 Personen ertrunken. Langsam beginnen die Flüsse in Schlesien zn fallen, so daß man den ungeheure» Schaden erkennen kann, den das Plötzlich hereinbrechende Hochwasser angestiftet hat. Bei der großen territorialen Ausdehnung, die das Unwetter gehabt — sind doch zehn an die Sudeten grenzende Kreise betroffen worden — ist die Zahl der eingestürzten Häuser, Manern und Brücken Legion. Noch immer treiben Balken, Pfosten, Zäune, Thore, Dachstühle u. dergl. die Flüsse hinunter. — Enorm ist der Schaden, den die Landwirthschaft erlitten hat. Tausende von Centner» Heu, die auf den Flußwiesen lagen, sind spurlos verschwun den, Aecker, Wiesen und Felder sind entweder zerrissen oder versandet, die Gärten sind berwüstet; die Ernte, auf die man sich so sehr gefreut hatte, ist zum großen Theil verloren. Doppelt schlimm ist das Unglück dadurch geworden, daß viele Leute davon betroffen wurden, die bereits im vorigen Jahre bei dem Wolkenbruch unersetzlichen Schaden gelitten hatten und noch gar nicht mit den Reparaturarbeiten fertig waren. Menschenleben sind, so viel mau weiß, sieben zu beklagen. In Herms dorf unten» Kynast ist der Schuhmachermcister Liebig, der Bruder des bekannten Gebirgsführers, ein alter Mann, bei dem Einsturz seines Hauses in den Fluthen umgekommen. In Baumgarten bei Bolken- hain ist der Gutsbesitzer Hamann, als er mit seinem Gefährt noch rasch durch eine Furth fahren wollte, ertrunken, und in Jauer ist der Unteroffizier von Frankenberg bei der Rettung anderer Personen ver Kirchliche Bekanntmachung. Da die Herren Amtsrichter vr. zur. und Gutsbesitzer Oümauu in Grumbach nach Ablauf der Zeit, für welche sie ge ¬ wählt wurden, aus hiesigem Kirchenvorstand ausscheiden, jedoch wieder gewählt werden können, so ist eine Neuwahl nöthig. Die Listen, in welche sich jeder sebstständige Hausvater, der das 25. Lebensjahr erfüllt hat, er sei verheirathet oder nicht, einzeichnen muß, wenn er bei der bevorstehenden Wahl sein Wahlrecht ausübe» will, liegen bis mit ll. Juli ». o. für die Wilsdruffer Parochiauer in der Stadtkämmerei und bei Herrn Kaufmann Engelmann, für die Grumbacher bei Herrn Gutsbesitzer Ohmann aus. Wilsdruff, am 24. Juni 1883. Der Kirchenvorstand das. vr. Uadk, Vorsitzender. Interessantes ans Luthers Leben, m (Luther als Kind.) Wie Luthers Eltern streng gegen sich selbst waren, so waren sie es auch gegen ihre Kinder. Luther erzählt, er sei eininal so sehr von seinem Vater „gestäupet" worden, daß er ihn geflohen habe und ihm gram geworden sei, bis derselbe ihn wieder an sich gewöhnt habe, iind seine Mutter habe ihn einmal um einer geringen Nuß Wille», die er genommen habe, geschlagen bis Blut geflossen sei. Aber die Eltern meintens nur gut, denn sie wollten, daß aus ihren Kindern etwas Tüchtiges werden sollte und beim Tod seines Vaters hat Luther mit rührenden Worten dessen wohlthuende Liebe gegen ihn gerühmt. In die Schule wurde er geschickt, als er noch in sehr zartem Alter stand. Hat ers doch als alter Mann einem Freunde, Namens Oemler in die Bibel geschrieben, daß er ihn in der Schulzeit manchmal den Berg hinauf getragen habe ins hochgelegene Mansfelder Schulhaus. Dort war die Zucht allerdings nicht bloß streng, wie im Elterhaus, sondern geradezu hart. Luther erzählt, er habe einst an einen, Vor mittag fünfzehnmal Schläge bekommen, ohne seine Schuld, indem er hätte aufsagen sollen, was man ihm nicht gelehrt hatte. Und gelernt hat er dort auch nicht viel, trotzdem er bis zum 14. Jahr aushaltcn mußte. Es waren eben noch andere Zeiten, als jetzt. Luther sagt selbst, zu jener Zeit seien die Schulmeister Tyrannen und Henker und die Schulen Kerker und Höllen gewesen, und trotz Schlägen, Zittern, Angst und Jammer habe man Nichts gelernt. Durch die Reforma toren wurde es dann allerdings ganz anders. — Von Mansfeld kam Luther nach Magdeburg in die Schule zu den Null- oder Noll- brüdern, einem weitverzweigten Verein frommer Geistlicher und Laien, die durch Predigt, Seelsorge und Unterricht das sittliche und religiöse Wohl des Volkes zu fördern suchten. Wie es ihm dort ergangen, ist unbekannt. Nur Eins erzählt der Arzt Ratzeberger, was allerdings bemerkenSwerth ist. Luther bekam dort einmal einen heftigen Fieber anfall, und aus Fürsorge ließ man ihn, der vor Durst verschmachten wollte, kein Wasser trinken. Aber als an einem Freitag Alles in der Kirche war, kroch er, der Kranke, auf Händen und Füße» die Treppe hinab in die Küche und trank gierig ein Gefäß mit frischem Wasser aus. Kaum konnte er seine Kammer wieder erreichen, aber als er wieder auf seinem Bett lag, schlief er ein und als er erwachte, war das Fieber verschwunden. si: fortwährend, jede ruhige sachliche Geschäftsbehandlung störend, noch haltender Regengüsse traten die Elbe und Aupa aus ihren Ufern. Die in den parlamentarischen Verhandlungen nachklangen, schüren immer Uferbauten wurden zerstört, Straßenstrecken weggerisse», viele Häuser aufs Neue die Aufregung und Verbitterung, die Leidenschaft, den stehen unter Wasser. Die Fluthen bringen Balken, Einrichtungsstücke Fanatismus der Gegensätze, wie sie sich in immer wachsendem Maße und Häuserbestandtheile mit. Bekanntmachung. Am 30. dieses Monats ist der 2 Dermin Landrente und LandeSknlturrente, vom 1. bis spätestens den 14. nächsten Monats das 2. Quartal Schulgeld und vom 16. bis spätestens den 30. nächsten Monats der 2. Dermin Einkommensteuer (20'7« Zuschlag) bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadkämmerei zu entrichten. Wilsdruff, am 23. Juni 1883. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr.