Volltext Seite (XML)
— Ein trauriges Ende fand am 4. d. Morgens die 67jährige Ehefrau des Schmiedemeisters R. in Freiberg. Dieselbe erlag erlitte nen Brandwunden, welche sie sich beim Stürzen in ein mit heißem Wasser gefülltes Loch zugezogen hatte. Das Wasser wird zu Fabrik zwecken benutzt, doch ist es Nachbarn gestattet, ihren Bedarf an heißem Wasser an jenem Orte zu entnehmen, was die Unglückliche an diesem Tage auch hatte thun wollen. — Zwickau. Am 4. d. M. nachmittags wurde in der Scheune des Gemeindevorstandes Franke in Cainsdorf ein auffälliger Verwe sungsgeruch wahrgenommen und bei sorgfältiger Nachforschung in derselben die Leiche des Sohnes des Besitzers, einen Revolver in der Hand haltend, vorgefunden. Der Entseelte, welcher zuletzt in Leipzig in Stelle war, wurde bereits seit 8 Wochen vermißt und ist, wie der Befund zeigt, heimlich in das Elternhaus zurückgekehrt, um sich daselbst zu entleiben. Ueber die Beweggründe dieser That ist bis jetzt nichts bekannt geworden. — Der am 5. März 1848 zu Nürnberg geborne Kaufmann G. Wehefritz, sowie dessen Ehefrau erschienen vor der IV. Strafkammer zu Dresden, um sich wegen Diebstahls und gewerbsmäßiger Hehlerei zu verantworten. Beide haben ein bewegtes Leben hinter sich; der Angeklagte hat schon wiederholt Vorstrafen erlitte», wurde zuletzt in Gemeinschaft mit seiner Frau vom Landgericht zu Stendal wegen einer großen Anzahl in Gasthäusern ausgeführter Diebstähle je zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt und wird der Angeklagte außerdem noch vom Landgericht zu München wegen Betrugs und Urkundenfälschung steck brieflich verfolgt. Den Gegenstand der Hauptverhandlung bildet aber mals eine Anzahl Diebstähle, welche von dem Ehepaar in den Gast höfen zu Dresden und Umgegend ausgeführt worden sind. Am 30. März ließ sich Wehefritz in einem Gasthof in Deuben ein Zimmer geben, verschwand daselbst unter Mitnahme von Betttüchern im Werthe von 6 Mark, miethete sich am 2. April im Bahnhofshotel zu Kötzschen- broda ein, eignete sich daselbst Wäsche auf diebische Weise au und stahl ferner am darauf folgenden Tage im Gasthofe „Zum goldenen Löwen" in Meißen für 24 Mark Betttücher und Ueberzüge. Am 7. April tauchte der Dieb in Dresden auf, logirte sich im „Hotel zu den drei Palmenzweigen" ein, entfernte sich dort ebenfalls unter Mitnahme von Sachen, erschien kurz darauf im Gasthofe „Zum Hirsch" in Tha randt, wo er für 22 Mark 50 Pf. Wäsche mitnahm, sowie ferner im Gasthof zur „Stadt Dresden in Radeburg, im Gasthof zum „weißen Adler" in Wilsdruff und zuletzt am 17. April im „Blauen Stern" zu Königstein, wo der Langfinger jedoch noch rechtzeitig festgenommen wurde, als er mit gestohlenen Sachen im Werthe von 40 Mark ab gehen wollte. Auf diesen „Geschäftsreisen" führte der Angeklagte, welcher sich in den betreffenden Gasthäusern stets ein Zimmer mit 2 Betten geben ließ, da angeblich seine Frau nachkäme, eine vollgefüllte Reisetasche bei sich, deren Inhalt aus Ziegelsteinen und einem Zeug fetzen bestand. Die verehel. Wehefritz wohnte, während ihr Mann diese Diebstähle ausführte, auf der Badergasse in Dresden, erhielt von diesem die gestohlene Wäsche und verkaufte beziehentlich versetzte die selbe, nachdem die Buchstaben herausgetrennt waren, den Erlös zu ihrem und ihres Ehemanns Unterhalte verwendend. Die Verhaftung der verehel. Wehefritz erfolgte bei einem Trödler, als sie bei diesem einen Theil der gestohlenen Sachen verkaufen wollte und fanden sich bei einer in ihrer Wohnung stattgefundenen Aussuchung nur noch zwei Handtücher und ein Kopfkissenüberzug vor. Der Gerichtshof verur- theilte Wehefritz wegen acht Diebstählen zu 3 Jahren Gefängniß, dessen Ehefrau wegen zwei Diebstählen und gewerbsmäßiger Hehlerei zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus. (Eingesandt.) Wilsdruff. Am vergangenen Sonntage fand endlich im Saale des goldenen Löwen ein längst in Aussicht genommenes öffentliches Vokalkonzert statt, gegeben von unserm hiesigen Gesangvereine „Lie dertafel". Eigentlich sollte es bereits am Himmelfahrtstage stattge sunden haben; aber leider hatte es nolon8 voIsQ8 unangenehmer Zwi schenfälle halber auf einen späteren Termin verlegt werden müssen. Gegen 8 Uhr abends hatte sich ein nicht nur zahlreiches, sondern auch feines, kunstsinniges Publikum in dem erwähnten Saale zu dem bevorstehenden Ohrenschmause eingefunden. Das gut gewählte Pro gramm mit Text versprach einen genußreichen Abend. Und wirklich haben auch die aktiven Mitglieder der Ressource mit ihrem, ihnen zu nächst stehendem Oberhaupte, dem Liedermeister Herrn Direktor Ger hardt, die Erwartungen des Publikums keineswegs getäuscht, sondern im höchsten Grade zufriedengestellt. Wenngleich einige Piecen bereits bekannt waren, so machte doch die Ausführung des Programms einen durchaus günstigen Eindruck. — Die Einnahme belief sich auf eine Höhe von circa 90Mark, welcher Betrag dem Pianofortefonds zufäüt. Ein deutliches Zeugnis von dem Fleiße und den Opfern der Aktiven legten die Chorsätze au den Tag: sämtliche wurden mit ihren feinen und schwierigen Nüancen den Zuhörern zu Ohren ge bracht, — ein Beweis, daß mit größter, an Pedanterie grenzender Genauigkeit geübt worden ist, — ein Lob für Sänger und Dirigenten. Die Alpenstimmen, der Frohsinn-Walzer, die Bauernhochzeit in Kärnthen, die Schnellpolka „Rrrrraus" wurden mit ganz besonderem Applaus ausgenommen. Nicht minder verdienen auch die Solis, sowie die beiden Duette Beachtung: auch sie weckten in den Zuhörern das Ge fühl der Befriedigung, sodaß sämtliche Anwesende der betreffenden Damen und Herren in freudiger Erinnerung gedenken werden. Be dauerlich war nur, daß der Flügel nicht die reine Stimmung hatte, welche doch zu derartigen musikalischen Aufführungen unbedingt nöthig ist. Somit hat denn die Liedertafel abermals ein öffentliches Zeugnis abgelegt von ihren edlen Bestrebungen: Die Gesellschaft nennt sich Liedertafel und hat sich den Zweck gestellt, das Leben durch die Pflege der Lieder des Gesanges zu verschönern; denn Gesang verschönt das Leben; Gesang erfreut das Herz. Ihn hat uns Gott gegeben, Zu lindern Sorg' und Schmerz. Hieran schloß sich Ballmusik, welche das tanzlustige Publikum bis nach Mitternacht zusammenhielt. So möge denn die Gesellschaft fortwährend bemüht sein, in ihrem Fleiße fortzusahren und trotz mancher Mißgönner und Anfeindungen immermehr gedeihen. — Ich schließe mit dem Wunsche, daß der Ver ein ob kurz oder lang einen ähnlichen Kunstgenuß bieten möge; denn das Reich der Töne veredelt Sitten und Geschmack. — Looiotao oroooat, viroat, tlorsat. Ein Anonymus. Vermischtes. * Explosion. Aus Bochum, 3. Juni, wird telegraphirt: Nach einer Meldung der „Volkszeitung" fand gestern Nachmittag auf der Zeche „Präsident" eine Explosion durch schlagende Wetter statt, die 8 Mann tödtete und 3 schwer verwundete. * Gewitterschaden. Am 2. Juni ging über Nordtirol ein erstes Hochgewitter nieder, welches zur Folge hatte, daß der seit 1. d. M. verkehrsmäßig gestaltete Schienenweg von Innsbruck bis Landeck (Arlbergbahn) bei Jnzing durch einen Wildbach, „reißender Rangen" geheißen, zerstört wurde. Der sehr hoch angeschwollene Jnustrom fordert derzeit Opfer auch an Menschenleben. * Drei Menschenleben wegen Rettung eines Hundes geopfert! Diese unglaublich erscheinende Thatsache ist am 23. Mai in Asnieres einem Vororte von Paris, vorgekommen. Eine Dame mit Sohn u. Toch ter badete ihren kleinen Schooßhund in der Seine. Das Hündchen gerieth etwas zu weit ab vom Ufer und verschwand unter den Wellen. Der junge Mann trat ins Wasser und hielt sich an den Kleidern der Mutter fest, als er sofort den Boden unter den Füßen verlor; die Mutter faßte unwillkürlich nach den Kleidern ihrer Tochter und alle drei Per sonen verschwanden unter dem Wasser. Der ganze Vorgang hatte nur wenige Sekunden gedauert. Die Zuschauer eilten herbei, sprangen in die nächsten Kähne, dieselben waren aber ohne Ruder. Man mußte weiter nach anderen Fahrzeugen suchen. Trotzdem gelang es ziemlich schnell, den jungen Manu und seine Schwester aus dem Wasser zu ziehen, aber alle Wiederbelebungsversuche waren vergeblich. * Berlin. Die Chronik der Morde, Selbstmorde und Unfälle aller Art hat hier im Monat Mai eine Höhe erreicht, wie seit langer Zeit nicht. In diesem einen Monat sind laut amtlichem Polizeibe- bericht nicht weniger als 81 Leichen in das Obduktionshaus resp. in die Morgue eingeliefert wolden. * Das englische Schulschiff „Mars", welches bei Dundee verankert lag, ist am Sonnabend verbrannt. Das Feuer brach in den ver schlossenen Gemächern des Kapitäns aus und die Flammen griffen so rasch um sich, daß in kurzer Zeit das Hintertheil des Schiffes lichterloh brannte. Die an Bord befindlichen 400 Knaben wurden auf Deck befohlen und beobachteten eine ausgezeichnete Disziplin; nur ein kleiner Junge wurde von der Angst übermannt und sprang in's Wasser, wurde jedoch gerettet. Die Löschgerälhe an Bord waren unzureichend das Feuer zu bewältigen, und erst nach dem Eintreffen mehrerer Dampfer mit Spritzen von Dundee gelang es, der Flammen Herr zu werden. Das Schiff ist fast ganz zerstört. Man vermuthet, daß das Feuer in böswilliger Weise angelegt wurde. * Ein gutes Geschäft. Zwei Wallachen treten in einen Tröd lerladen. „Guten Morgen!" sagt der eine; „ich brauche 5 Gulden, leihe mir sie und ich will Dir 5 Gulden Interessen zahlen, überdies meinen Rock hier zum Pfände lassen. Jst's gefällig?" Simon besinnt sich ein wenig, endlich antwotet er, indem er eine Fünfguldennote aus der Tasche zieht: „Gut, Bojar, Du sollst Dein Verlangen haben, ziehe Deinen Rock aus." Der Bojar thut es; der Trödler nimmt den Rock. „Sieh", fängt nun Simon an, „ich borge Dir auf diesen Rock 5 Gulden für ebensoviel Gulden Interessen. Da es nun Sitte ist, die Interessen gleich abzuziehen, so behalte ich die 5 Gulden und den Rock und Du schuldest mir noch 5 Gulden, worüber Dn mir einen Wechsel ausstellen wirst." Verblüfft schaut der Wallache drein und, sich an seinen Begleiter wendend, sagt er: „Jetzt habe ich keinen Rock, kein Geld, und der Kerl hat doch Recht." * Ein Berliner Schutzmann trifft zwei Vagabunden im Thier garten nächtigend. „Wo wohnen Sie?" fragt er den Einen. — „Ick wohne jar nicht!" — „Und Sie?" fragt er den Zweiten. — „IS 'ne Treppe tiefer." Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 3. Sonntage nach Trinitatis predigt Vorm. Herr k. I)r. Wadi. Nächsten Sonntag Nachm. 1 Uhr «KindergotteSdienst. Lr8ta,unliob 8inä äis Uoilorsolgo, rvalolls dorrte unck krivato mit äon Lpotlmkor U. Lranät'o Lolivomorpillon bei mauZoUiaktor Vsrclauung unä Lroällruvg äss Uörpcr's, Verstoxkung, Uämorrboi- cksn, Hautkrankheiten eto. erhielten, ^uetukrliobe Orospecte mit äen ärztlichen UrttmUen 8inä gratis 80lvie 6is Lohten Apotheker u. Uranclt's Scllvsi^erxillen xsr Schachtel blk. 1. — erhältlich in cken Apotheken su Wileckrutk, UokenZtsin eto. Meine diesjährige «Kirschen - Nutzung ist zu verpachten und die Angebote sind dis zum 13. Juni dieses Jahres einzureichen. Auswahl unter den Lizitanten Vorbehalten. Zu erfahren in der Expedition d. Bl. Kirschen-Berpachtung. Die diesjährige «Kirsch-Nutzung des Rittergute» BraunS- -ors soll nächsten Sonntag, den 10. Juni a. o. Nachmittag 3 Uhr, im Seysertschen Gasthos daselbst bei sofortiger Baarzahlung meistbietend verpachtet werden. Die WirtschastSverwaltuug daselbst. SV Raimmtr. geschältes Eichenholz verkauft für die Taxe den Raummtr. von 2,50 M. an Revier Klipphausen. k. Wrrssmsk>. Hein«, Msäruff, Insl^umknlen- L Zailkn-ttankllung. Vrosses LlaroroiüLL-IiLser. kspuruturva aller In8trumente gut uml Hillig. Tanz L Anstands-Kursus. Den hochgeehrten Familien von WilSdrusf und Umgegend zeige ich hierdurch ergebenst an, daß ich Dienstag, den 12. Juni, Abends 8 Uhr im Saale des RathSkeller» einen Sommer- «KursuS eröffnen werde. Honorar 10 Mark. Geehrte Theilnehmer, Damen und Herren, können sich recht zahlreich daselbst gefälligst ein finden. Hochachtend k. kuälvig Uvnlrsvh, Lehrer der Tanzkunst aus Dresden. bestehend in zwei Stuben, Kammer, Küche und Zubehör, steht zu vermiethen uud zu beziehen bei Oswald Bogel. Auch hat der Obige V» Theil seiner Scheune zu verpachte«.