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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und D«rs »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austrag er u. L Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent. Wochenblatt für Wllsdrufs u. Umaeaend gegen. Im Falle höherer Gewalt.Krieg od. sonstiger - !— " Betriebsstörungen besteht kLür Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweifungs-Gebührr 20 Rpfg. — Dorgeschriebeme Eischcinungsiage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeil berücksichtigt. Anzeigen . Annahme bis vormittags 10 Uhr. 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Eine lange Reihe ist's: Cle menceau und Poincarö, Briand und Bar- thou, Dou m er und Painlcvö, Joffre und Foch, — sie alle mußten binnen wenigen Jahren dem Menschenschicksal den Tribut zollen. Und zwei von ihnen, Doumer und Barthou, riß ein gewaltsamer Tod mitten heraus aus der Macht. Ihnen allen hat ihr Vaterland das Staatsbegräbnis bewilligt, mit Recht; denn sie alle haben sich um ihr Vaterland Frankreich verdien: gemacht. Hinter ihnen allen aber lag bei ihrem Tode mehr als ein Menschenalter des Machtbesitzes. Mit ihnen war der Erfolg gewesen, solange sie im Vollbesitz der Macht waren. Mit ihnen ging der Weg Frankreichs empor und — zu Ende, der Frankreich wieder hinaus- gesührt zu haben schien auf die Höhe der napoleonischen Vorherrschaft Uber Europa. Diese Idee aber, so waren sie alle innerlichst überzeugt, soll die Idee der „Sittlichkeit und der Humanität" im Geiste des „Rationalismus und der allbeglückendcn Demokratie" sein. Nebenbei auch die Idee des „Friedens für Europa"! „Logik und Vernunft", „Zivilisation und Demo kratie", — diese Worte, die aber doch für sie alle wirkliche Begriffe waren, hörte die Welt immer wieder aus ihrem Munde, namentlich dann, wenn diese Ideen ganz „zu fälligerweise" übereinstimmlen mit den machtpoli tischen Interessen Frankreichs. Sie aber glaubien nicht an einen Zufall in dieser Beziehung, sondern sie hielten jene Ideen und diese Interessen ein fach für identisch! Greisenhaft schaltete diese altgewordene Generation oder gebrauchte die brutalen Mittel der in ilnen Händen liegenden Gewalt, wenn wicderstrebende Kräfte sich gegen jenes „der Vernunft und Logik ent sprechende" Dogma regten. Auch darin liegt einer der Gründe dafür, daß sie so scharf und unerbittlich, so un bedingt und unversöhnlich den deutschen National sozialismus bekämpfen. In Poincarö und Barthou fand dieser, in ihren Augen „moralische" Kampf vielleicht feine ausgesprochensten Vertreter. Ihnen allen fehlte — und zwar nicht bloß gegenüber Deutschland — ganz einfach jede Empfindung dafür, daß, primitiv gesprochen, die Welt sich dreht. Daß sich die Dinge ändern und die Menschen mit ihnen! Sie wollten einfach nicht, daß sich die Dinge ändern, nachdem sie selbst es gewesen waren, die alles, „der Vernunft und Logik, der Menschlichkeit und Zivilisation entsprechend", in den Pariser Vorortdiktateu festgesetzt hatten. Wer an dieses Dogma nicht glauben wollte oder gar dagegen handelte, der war — ein unmoralischer Übeltäter! Und man braucht dabei, wie gesagt, keineswegs nur an den Ton zu denken, den sie in solchen Fällen Deutschland gegen über anwandten, sondern diesen greisenhaften Schul meisterton bekam auch Polen zu hören, als dort die jüngere Generation sich entschloß, vor allem nicht mehr an die „all beglückenden Ideen" der Demokratie und deren franzö sische Gralshüter zu glauben, sondern eben nur — pol nische Politik zu treiben begann. Damit fiel auch die Ge folgschaft Polens hinter der französischen Überzeugung, daß der „Hitlerismus", also der deutsche Nationalsozialis mus, ein — moralischer Übeltäter kei! Nun ist mit Poincarö die vielleicht schärfste Aus prägung dieser Gedanken und Taten dahingegangen. Ist nun aber hinter dieser aussterbenden oder schon aus gestorbenen Generation eine jüngere, andersge artete, anders wollende, andersempfin- dende in Frankreich hochgekommen? Erfolgt dort nun ein Wechsel der Generationen, der mehr ist als nur ein Wechsel der Altersstufen? In Deutschland ging ein solcher Umschwung nach langem Kampfe am 30. Januar 1933 vor sich; in Italien und Polen hatte dieser äußere und innere Bruch mit einer schwer belasteten Vergangenheit noch früher stattgefunden. In Frankreich aber — sieht man kaum Anzeichen für Ähnliches. Jene Männer, die nun am Steuer der französischen Politik stehen, sind mehr als nur äußere Schüler jener abgestorbenen Generation. Zu tief babcn diese Jüngeren das Empfinden, Denken und Wollen jener Älteren in sich ausgenommen, weil bei dieser älteren Generation das für die meisten Menschen schlecht hin Entscheidende war: der Erfolg. Was die Jüngeren ganz erfüllt, ist darum der Geist jener anderen, die das Ziel einer Vorherrschaft Frankreichs und der „franzö sischen Ideen" nicht bloß erreicht, sondern die alles auch siegreich erhalten haben. Darin ging auch das vielleicht doch anders gewordene Empfinden und Denken der meisten von der Front Heimgekchrtcn wieder unter, und da'um ist äußerlich wie innerlich auch jene Generation mit dem „französischen Geist" durchtränkt, die dort jetzt die Macht in ihren Händen hält. Vielleicht vermeiden diese Jüngeren, d-e nicht mehr in der Erinnerung an die deutschen Siege 1ü7O/7l ausgewachsen sind, manche Schärfen und Schroff- Amer m ZWslmiM toten König. Belgrad vor der Beisetzung des Königs. Bereits am Tage vor der Beisetzung des Königs Alexander sind große Menschenmassen teils mit der Bahn, teils zu Schiss nach Belgrad geströmt. Be sonders stark sind die Bauern in ihren verschieden artigen Nationaltrachten vertreten. Man sieht Montenegriner in ihren türkisblauen, reich verzierten Trachten, Dalmatiner mit schwarzroten Kappen, Kroaten mit breiten, Weißen Leinenhosen, Türken mit rotem Fez, muselmanische Priester und Mekka-Pilger mit weißen Tüchern um ihre Kopfbedeckung und Bosniaken mir blut rotem Turban sowie Südserben mit breiten, reich ge stickten Schärpen. Trotz des feinen Regens stehen die Menschen in langer Schlange, die kilometerweit bis in die Vorstadt reicht, um an der Bahre des Königs vorbeiziehen zu können. Im alten Königspalast, wo Alexander auf gebahrt ist, häufen sich die Kränze, von denen bis zum Mittag schon über 2000 niedergelegt worden waren. Nur wenige Räume des alten Schlosses sind für den Präsidenten der französischen Republik freigehalten wor den. Die übrigen Gemächer sind mit Blumenspenden an- gesüllt. Man sieht unter ihnen die prächtigsten Gebinde aus dem Auslande und einfachste Laubgeflechte kleiner und kleinster Dörfer des Landes. Besonders auffallend ist die große Zahl der Dornenkränze, die vom Landvolk ihrem toten König als letzte Grüße gesandt worden sind. Sie sollen den heldenhaften Leidensweg versinnbildlichen, den der Herrscher gegangen ist. Auf dem Hauptpostamt von Belgrad sind bisher über 30 000 telegraphische Beileidskund gebungen aus dem In- und Auslande eingetroffen. Gintreffen -er Trauergäste in Belgrad. In der südslawischen Hauptstadt trafen Prinz Georg von England, König Carol von Rumänien und Prinz Nicola ein. Mit König Carol kamen auch Titulescu sowie der rumänische Kriegs- und Ver kehrsminister. Im Sonderzug traf ferner der französische Staatspräsident Lebrun ein. In seiner Begleitung befanden sich Marschall Pötain und die Kammer abordnung mit Le Trocquer und Paul-Boncour. Eben falls im Sonderznge kamen die griechische und die türkische Abordnung unter Führung der Außen minister Rütschi Bev und Maximos und die italienische Abordnung mit dem Herzog von Spoleto an der Spitze sowie Prinz Cyrill von Bulgarien und der tschechoslowakische Generalstabschef Sirovy. Ministerpräsident Göring fährt als Vertreter der deutschen Wehrmacht zur Trauerfeier nach Belgrad. Unser Bild von der Abfahrt auf dem Berliner Flughafen Tempelhof zeigt (von links) Kapitän zur See Freiherr von Harsdorf, Ministerpräsident Göring und Generalleutnant Blaskowitz. heilen ihrer politischen Väter; aber deren Erbe haben sie angetreten, und werden es im Geist der dahingeschwun- dencn Generation zu wahren entschlossen sein. Und doch können auch sie nichts daran ändern, daß — die Welt sich dreht, sich die Dinge ändern, weil sich die Menschen ändern! Dr. Pr. Stadt und Land trauert um den toten König. Unser Bild vor dem Königsschloß in Belgrad berichtet von der herzlichen Anteilnahme, die der Tod des jugo slawischen Herrschers in allen Schichten seines'Volkes her- vorgerusen hat: Menschen aus Stadt und Land stehen Schlange, um von dem König Abschied zu nehmen. ...... - * Görings Empfang in Belgrad Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen in Semlin wurde der preußische Ministerpräsident General Göring von dem südslawischen Handelsminister Demetrowitsch, dem Pressechef des Außenamtes Schiwotitsch, dem Kom mandanten der südslawischen Luftstreikkräfte, General Neditsch, dem gesamten Fliegeroffizierkorps des Flug hafens, dem nach Belgrad in außerordentlicher Mission entsandten Botschafter von Keller, dem deutschen Gesand ten von Heeren, dem Militärattachö bei der deutschen Ge sandtschaft, Oberst von Falkenhorst, dem Landesvertrauens mann der NSDAP, Neuhausen, dem Personal der deut schen Gesandtschaft und einer größeren Menschenmenge begrüßt. In Begleitung des Ministerpräsidenten General Gö ring befinden sich als weitere Vertreter der Wehrmacht der Generalleutnant Blaskowitz und der Kapitän zur See Frhr. von Harsdorf. General Göring und seine Begleiter begaben sich vom Flughafen ans auf zwei Motorboote, die ihnen von der südslawischen Donauflotte zur Verfügung gestellt worden waren. Im Hafen von Semlin wurden sie vom Admiral der Donauflotte erwartet. Auf den Schiffen der Flotte war die Mannschaft zur Begrüßung angetreten. Bei der Ankunft General Görings im Belgrader Hafen erwies ihm eine Matrosenkompagnie die Ehrenbezeugung; hier hieß ihn auch der Kriegsminister im Namen des südslawischen Heeres willkommen. General Göring begab sich vom Hafen aus in das Hofmarschallamt, wo er sich in das Hofbuch eintrug. Am Abend legte General Göring an der Bahre des Königs zwei Kränze nieder, einen im Namen der deut schen Wehrmacht und einen in seinem Namen. Die Kranz schleife der Wehrmacht hat folgende Inschrift: „Ihrem einstigen heroischen Gegner in schmerzlicher Ergriffenheil — Die deutsche Wehrmacht." Nach der Kranzniederlegung besuchte General Göring den Präsidenten der Skupschtina. Im Präsidium hatte sich auch eine große Anzahl von Abgeordneten eingefunden, die den Ministerpräsidenten auf das herzlichste begrüßte. In der ganzen südslawischen Oeffentlichkeit wurde die Ankunft Generals Göring mit außerordentlicher Befrie digung ausgenommen. Bei der Ankunft im Savehafen hörte man aus den Reihen der Menschenmenge viele Rufe „Heil Göring." * Sie Selgra-er Trauerseier im Rundfunk. Von den Beisetzungsfeierlichkeiten für den südslawischen König Alexander sendet der D e u t s ch l a n d s e n d e r am 18. Oktoberftn der Zeit von 21.30 bis 22 Uhr einen Hör bericht. Der deutsche Nundiunk hat für diesen Hörbericht nach Belgrad einen eigenen Sprecher Wtsandt.